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Drachentöter
Demenz ist eine schwere, die Persönlichkeit verändernde Krankheit. Ich hab seit Juli und seit da auch immer öfter mit demenzkranken Menschen zu tun. Ebenso sind Krebs und Sterben mehrmals in der Woche Schlagworte.
Meine Großeltern välterlicherseits (die einzigen, die ich kennengelernt habe) sind um zwei Jahre versetzt jeweils kurz vor Weihnachten verstorben, um hier noch eine weitere Verbundenheit zur Thematik deutlich zu machen.
Wichtig ist, das ist dir sicher selbst sehr bewusst, dass ihr die verbliebene Zeit nutzt, auch wenn es schwierig sein sollte. Letztendlich kann jeder einzelne auch nur dadurch für sich selbst klären, wie er oder sie dem Tod gegenübersteht, inwieweit Erlösung (ich nehme diesen Begriff an dieser Stelle mal mit aller Vermessenheit heran und hoffe, du verzeihst mir diese Anmaßung) von Schmerzen und Demenz dem Verlust gegenüberstehen.
Eins noch: Demenz verstärkt die Empfindlichkeit, damit die Schmerzspirale. Demenzkranke sind deutlich orientierter, wenn sie ausreichend Nährstoffe und Flüssigkeit aufgenommen haben und annähernd schmerzfrei sind. Es hilft auch, ihnen eine Form von Beständigkeit zu geben (beispielsweise in ihre Realität einzutreten oder Handlungen mit ihnen zu ritualisieren). Auf diese Weise könnte deine Oma mehr klare oder klarere Momente erleben, was ihr einerseits selbst hilft, dieses Erlebnis zu verarbeiten - ein dementer, oder kindlicher Verstand, wie du es beschreibst, ist dazu weniger in der Lage, das Nachfragen ist ein Indiz dafür, als eine betagte Dame, die sich zumindest ihres Alters bewusst ist. Durch diese klaren Momente werden für sie auch die Schmerzen verständlicher und nicht verstärkt oder weiterprojeziert (Wahnvorstellungen oder dergleichen).
Ich spreche da jetzt sehr allgemein, weil ja letztendlich jede Demenz ihre eigenen Facetten hat, gerade aber Schmerzfreiheit, Hydrierung und Ernährung sind wie gesagt unheimlich essentiell. Ich vermute, sie befindet sich aufgrund ihres Zustandes jetzt in Palliativbehandlung? Achtet darauf, dass die Medikation ausreichend ist, Demenzkranke können Schmerzen nur schlecht einschätzen, zumindest viele Krankenhausärzte sind da aber oft wenig von zu beeindrucken.
Letztendlich wünsche ich euch, dass sie die Festtage übersteht und das alles mit nicht allzu viel Leiden für sie oder euch verbunden ist. Sollte sie es aber nicht mehr schaffen, dann ist es gerade hier auch das Beste, loszulassen, und das Ganze über die freien Tage hinweg zur Ruhe kommen zu lassen.
Man wird übrigens gerade um die Weihnachtstage oft mit verstorbenen Familienmitgliedern konfrontiert, wenn es dann so allgegenwärtig ist: Nutzt doch vielleicht die Zeit, um als Familie auch über deine Oma zu sprechen. Sie war ja mehr als die alte krebskranke Frau, die geistig zunehmend abbaute. Solche Gedanken lindern Schmerz - weihnachtliche Atmosphäre ist da nur zuträglich - und helfen euch sicher, den nahen Verlust zu überwinden.
Geändert von Mordechaj (17.12.2009 um 21:38 Uhr)
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