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Drachentöter
Ich hab ehrlich gesagt keinen Namen für das, was du da empfindest, ich nenn's immer gern Erotomanie, weils so toll danach klingt, was aber rein technisch was anderes beschreibt.
Ich vermute mal, sie ist dir in vielerlei Hinsicht (meint: in einigen bestimmten Dingen) überlegen und kann dich auch gar nicht mal schlecht leiden.
Das Anerkennungsstreben, dass du dadurch natürlicherweise entwickelst, wird in ihrer Gegenwart vermutlich dadurch befriedigt, dass sie dir Aufmerksamkeit schenkt, bzw. du in etwa deuten kannst, was sie gerade denkt, denn genau das Wissen beruhigt. Auf der Basis entsteht für dich dann eine gewisse Normalität, dein Bedürfnis nach Beachtung (das klingt jetzt gemein, ich weiß, aber letztendlich strebt jeder Mensch danach
) wird befriedigt und ein gewisser Nullzustand hergestellt.
Ich kann wieder nur Vermutungen anstellen, aber sicherlich hast du auch teilweise Probleme mit deinem Selbstwertgefühl, die du aber ganz gut übertünschen kannst (wenn ich falsch liege, ist das auch nicht schlimm
); die Illusion, die du damit deiner Umwelt gibst, musst du für dich selber ebenso aufrecht erhalten, vertraust dabei aber unterbewusst auf die Anerkennung, die du für dein Wesen erhältst.
Wenn sie nun geht, reißt das ein kleines Loch in deine Sicherheit und du bleibst auf deinen Selbstzweifeln sitzen - das kann sehr bedrückend sein.
Nach und nach baut sich das aber ab, ich vermute, wenn du ein/zwei Tage, nachdem du sie das letzte Mal gesehen hast, an sie denkst, fühlst du dich entweder stärker zu ihr hingezogen, als wenn sie gerade da wäre, oder eher auf eine Weise im Stich gelassen (ich meine sogar, dass zweiteres eher der Fall ist, wenn sie sich nicht verabschiedet hat).
Diomedes hat denke ich auch recht mit der Abhängigkeit. Sie füllt bei dir ein Bedürfnis aus, das du rein psychisch zum Leben brauchst, aber nur, wenn sie in deiner Gegenwart ist. Dadurch, dass sie (wie oben nur vermutet) in deinen Augen über dir steht und es, wie du sagst, keine reellen Chancen gibt, ist es schwierig, dieses Problem so einfach zu lösen.
An der Stelle kommt jetzt normalerweise mein Vorschlag "redet doch mal miteinander", aber das ist hier natürlich keine Option. Möglichkeiten hast du dreierlei:
Einerseits könntest du so weitermachen wie bisher. Du scheinst damit aber selber nicht zufrieden zu sein und ich denke auch, dass dich das ein bisschen kaputt macht.
Andererseits könntest du einige Zeit Abstand von ihr nehmen, wobei ich dazu sagen muss, dass das vermutlich nicht klappen wird, wenn du die Anerkennung nicht von anderer, gleichwertiger Seite bekommst.
Dritterseits gäbe es die Möglichkeit, sie stärker an dich zu binden. Ich weiß, das klingt jetzt erstmal doof und nicht problemlösend, allerdings gibt das durchaus Vorteile. Ich kann dir jetzt leider keine konkrete Handlungsmethode vorschlagen, wie du das anstellst, weil das wirklich sehr persönlichkeitsabhängig ist und du selbst einen Weg finden musst. Je mehr du es allerdings schaffst, dich ihrer Aufmerksamkeit zu bemächtigen und sie dich auch dementsprechend ernst nimmt, sollte dein Bedürfnis nach Anerkennung über deine Erwartungen (die Erwartungshaltung ist hier ein wichtiger Faktor) hinaus befriedigt werden und du solltest diese Abhängigkeit nach und nach eindämmen können. ...im Übrigen wäre die Alternative zu diesem Punkt - wenn man davon ausgeht, dass es tatsächlich keine reellen Chancen gibt -, dass du sie vollends von dir abschreckst, das wäre allerdings sicher nicht in deinem Sinne und würde deiner Psyche auch nicht so wirklich gut tun.
Letztlich das jetzt alles auf meinen Vermutungen über dich auf und ich kann damit auch schwer falschliegen, zumal ich nun wirklich kein Experte bin. Das, was du beschreibst hängt aber meiner bescheidenen Meinung nach deutlich mit diesem Selbstwertdefizit zusammen und dem wiederum ist leider sehr schwer entgegenzuwirken. Ich denke, es ist auch klar, dass hier nicht vom typischen Gefühl der Liebe zu sprechen ist, allerdings nimmt es derartige Züge an.
Ich kann dir leider nicht mehr raten, als bisher, aber vielleicht fällt dir selber dadurch noch etwas auf oder gar ein; wenn ich mit meinen ganzen Vermutungen total danebengegriffen habe, hat das vielleicht sogar einen ganz anderen Hintergrund...
Dass sich allerdings jetzt nach zwei Jahren in dir die Frage nach dem wie und wodurch regt, ist schon fast ein bisschen ein Anzeichen dafür, dass du ziemlich arg in dem Strudel sitzt.
Geändert von Mordechaj (06.04.2008 um 17:41 Uhr)
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