*bump*
Sehr schönes RPGH, wie auch die anderen, die ich von dir gelesen habe. Es beleuchtet auch so ziemlich alle Aspekte des Spiels und ist im Großen und Ganzen auch möglichst objektiv gehalten.
Ich stimme dir bei den meisten Punkten zu, besonders was das Spielsystem angeht.
Was ich wirklich schade finde ist, dass sehr viele Spieler die wahre Schönheit des Spiels nicht erkennen. Das trifft besonders auf jüngere Spieler zu. Als ich das Spiel zum ersten Mal vor etwa 3,5 Jahren spielte, fand ich es durchaus sehr gut, aber es kam in meinen Augen auf keinen Fall an Final Fantasy VII und VIII heran, die in meinen Augen (damals) wesentlich überzeugender waren. Auch musikalisch. Ebenfalls fand ich Final Fantasy X eine lange Zeit besser als den neunten Teil.
Irgendwann bekam ich wieder Lust auf das Spiel (vor ca. 2 Jahren) und da mein Freund es nicht mehr hatte, kaufte ich es mir selbst. Es dauerte nicht viel länger als eine Woche, bis ich das Spiel durchgespielt hatte. Diesmal fiel mir besonders die Musik und die schöne Atmosphäre, hinter der sich viel mehr verborg, als man auf den ersten Blick sehen mochte auf. Dennoch hielt ich es nicht für möglich, dass das Spiel in meiner Skala jemals an FFVIII oder VII herankommen würde.
Weil ich wieder Lust darauf hatte, begann ich letztes Jahr das Spiel zum dritten Mal neu. Diesmal aber mit der FFIX-Extreme-Challenge im Hintergrund. Ich brauchte stellenweise viel mehr Zeit (logisch), um weiterzukommen. Am Ende von CD2 beim Baum Iifas verlor ich die Motivation. Diesmal hatte ich aber einige Dinge erkannt, die ich vorher nie bewusst wahrgenommen hatte. Zum einen gefiel mir die Musik besser und besser, zum Anderen entdeckte ich viele Metaphern und symbolische Dinge, aber auch einfache Dialoge und Handlungen, die an Emotionalität durch die Einfachheit kaum übertroffen werden konnten. Ich bereute es, dass ich nicht weiterkam, hatte aber auch keine Lust, die Challenge abzublasen und zu leveln.
Nach langem Überlegen begann ich dann vor wenigen Monaten den vierten Durchgang, weil ich mich nicht mehr so gut an das, was nach CD2 kam, erinnern konnte und weil ich schon beim letzten Mal gemerkt hatte, wie schön das Spiel einfach war.
Diesmal spielte ich komplett spielorientiert, zwar einem möglichst vollständigen (wenn auch nicht perfekten) Spielstand entgegen, aber ebenso storyorientiert. Es liegt mit Sicherheit unter Anderem daran, dass ich mich daran noch sehr gut erinnern kann, aber bei diesem Mal übertraf das Gefühl durch das Spiel alles, was ich zuvor bei Final Fantasy IX empfand.
Ich wage zu behaupten, dass es kein Spiel gibt, dass auf eine so sanfte und schöne, oft hintergründige aber im Grunde genommen offensichtliche Weise das Verhalten und die Entwicklung der verschiedensten Charaktere, das Behandeln der ernstesten Fragen abdeckt. Zum ersten Mal begriff ich, warum Sakaguchi Final Fantasy IX am liebsten mochte.
Die Geschichte ist gut gelungen, aber an sich nichts allzu Besonderes. Aber sie ist der Schlüssel zu den Handlungen der Charaktere, die das Spiel so besonders, so rührend machen. Es gibt unzählige Stellen im Spiel, die Metaphern für die verschiedensten Dinge sind. Die Charaktere haben Leitmotive und -fragen. Sei es nun die persönliche Veränderung, oder der Sinn des Lebens, der Hintergrund der eigenen Existenz oder das, was eigentlich wichtig ist. Und jeder Charakter hat hier seine besonderen Momente. Selbst Mahagon und Quina.
Es gibt Zidane, der wie ein unbeschwerter Frauenheld durchs Leben zu gehen scheint. Erst spät merkt der Spieler (und Zidane selbst?), dass sich dahinter noch viel mehr verbirgt. Als er mit Extremsituationen seiner eigenen Gefühle konfrontiert wirkt, ist Zidane ganz anders als zuvor. Er hinterfragt sein eigenes Verhalten. Ein Beispiel dafür ist der Anfang von CD3 bevor er Alexandria ohne Lili verlässt. Er schafft es nicht, ein Wort des Abschieds herauszubringen. Er hat sich die Worte vorher zurechtgelegt, doch als es so weit war, bemerkt er, dass diese Worte gar nicht seinem Selbst entsprechen.
Dann gibt es noch die Zeit in Terra, in der sich Zidane allein fühlt. Weil er anders ist, weil er ein Genom ist. Er hasst Garlant und denkt, er muss diese Sache allein erledigen – eine Distanziertheit zwischen ihm und den Anderen hat sich gebildet. Letztendlich sind seine Freunde aber da und stehen ihm zur Seite. Er will sie nicht mit hineinziehen, merkt jetzt aber erst, dass er alleine schwach ist und dass nicht die Unterschiede bedeutend sind, sondern die Gemeinsamkeiten. Diese Szene ist gerade deshalb so schön, weil Zidane vorher sozusagen der Lehrer war. Auch wenn er nicht so erscheinen mag, ist Zidane sehr einfühlsam. Auf CD2 im Dorf der Schwarzmagier merkt man das, als ihr Lili seine Geschichte erzählt. Ein Junge auf der Suche nach der Heimat, von der er nichts weiß und nur ein blaues Leuten im Kopf hat. Er zieht aus, um nach ihr zu suchen. Als er wieder heimkehrt, wird er von der Person, die ihn aufgenommen hatte, verprügelt. Dann fängt diese Person an zu lachen. Und dann begreift der Junge, dass er einen Ort hat, an den er zurückkehren kann. So einen Ort braucht jeder und Vivi war zu diesem Zeitpunkt im Begriff, einen solchen Ort zu finden.
Und damit wären wir bei Vivi. Ein anscheinend kleiner Junge schließt sich der Gruppe an, man erfährt zu Beginn kaum etwas über ihn. Sehr früh erfährt er, dass er erschaffen wurde. Er trifft andere seiner Art, scheinbar Marionetten, hinterfragt seine eigene Existenz, wird sehr nachdenklich. In einer extremen Situation merkt er, dass diese Marionetten auch Gefühle haben, nämlich als sie ihn beschützen. Nun weiß Vivi, dass er nicht aufgeben darf. Im Dorf der Schwarzmagier erfährt er dann mehr über sich und das tragische Schicksal seiner Art. Zum ersten Mal wird er auch mit dem Thema Tod konfrontiert. Wie viel Zeit bleibt ihm noch?
Im Laufe des Spiels kommen noch andere Fragen hinzu, doch wichtig ist, dass Vivi nicht aufgibt, er sucht weiter, auch wenn er nicht weiß, was danach kommt oder ob es Antworten gibt. Schließlich merkt er, was eigentlich wichtig ist. Er merkt, dass es unwichtig ist, woher man kommt (dieses Wissen gibt er auch an Zidane weiter, nachdem dieser erfährt, dass er von Garlant erschaffen wurde) und wie man aussieht. Er findet Antworten auf die Fragen und zeigt trotz seines jungen Alters eine gewisse Weisheit.
Als ein Kind, das mit solch einer Tragik und so schweren Existenzfragen konfrontiert wird, ist Vivi einfach nur bewundernswert und zeigt auf eine einfache und deshalb so schöne, so sanfte und einfühlsame Weise, wie er fühlt, wie er sich verändert und warum das so ist.
Dann wäre da Eiko, ein sechsjähriges Mädchen mit der Bürde des Alleinseins und der Verpflichtung. Sie scheint die letzte überlebende Esper zu sein und lebt allein mit Mogrys in einem zerstörten Ruinendorf. Sie zeigt sich unbeschwert, frech, mag teilweise als nervig angesehen werden und will erwachsen erscheinen. Was sie aber sucht, ist ein Mittel gegen ihre Einsamkeit und Personen, die ihr Zuneigung entgegenbringen, sich als mütter- oder väterlich erweisen. Gerade die offensichtlichen Lügen über ihre Gefühle oder im krassen Gegensatz die Direktheit beim Reden über ihre Gefühle lassen einen wunderbar nachvollziehbaren, teilweise bemitleidenswerten Charakter entstehen, der aber viel schlauer handelt, als ältere, erfahrene Menschen, die ihre Gefühle verstecken und versuchen, alleine mit allem klarzukommen. Eiko versucht das auch, merkt aber, dass sie es nicht schafft. Und keiner schafft das und ist dabei glücklich. So verkörpert sie die Einsamkeit, die ihr Leitmotiv ist. Und nicht nur, das, sondern auch die Antwort darauf. Was man gegen das Alleinsein tun kann, wie wichtig es ist, nicht allein zu sein und Personen zu haben, denen man vertraut.
Steiner ist ein sturer Ritter mit engstirnigen Ansichten, Vorurteilen und eine unerschütterlichen Loyalität zum Königreich Alexandria und Prinzessin Garnet. Ständig im Streit mit Zidane, merkt er jedoch auch, dass diese oft sehr weise handelt. Dies steht im starken Gegensatz zu Steiners festgefahrenen Ansichten zu diesem „elenden Räuber“. Schließlich sorgt auch eine simple Anschuldigung einer Person, die er als Gesindel bezeichnet, dazu, dass er selbst nach dem Sinn seiner Existenz fragt. Warum handelt er so, wie er handelt? Und noch wichtiger: Hat er einen eigenen Willen? Bark hat diese Fragen aufgewühlt und nun muss Steiner damit kämpfen. Er bleibt weiterhin loyal zu Prinzessin Garnet, kämpft aber mit sich selbst. Vielleicht ist Zidane ja gar nicht so ein schlechter Kerl, vielleicht sind Räuber nicht gleich Gesindel, vielleicht ist Königin Brane nicht unfehlbar, vielleicht war ich die ganze Zeit auf der Suche nach mir selbst. Und so verändert sich Steiner. Für mich steht er für jemanden, dessen Welt ins Wanken gerät, jemand, der sich eine Weltanschauung aufgebaut hat und letztendlich erfährt, dass diese Anschauung nicht die Richtige ist. Steiner symbolisiert die Suche nach der Einigkeit mit sich selbst. Sein Leitmotiv ist das Dilemma, die mit Schmerz verbundene Selbsterkenntnis und das Infragestellen der Dinge, die er zuvor mit seinem ganzen Selbst verteidigt hat. Und Steiner ist kein Kind, er ist ein 35-Jähriger Ritter mit viel Lebenserfahrung. Dass dieses Thema gerade ihm zugedacht ist, zeigt, dass es niemals zu spät ist, sich zu verändern und dass auch (und vielleicht besonders) Erwachsene das Problem haben, mit sich selbst nicht klarzukommen. Steiner verdrängt dies, wird aber schließlich so direkt damit konfrontiert, dass er darüber nachdenken muss. Nachher ist er viel glücklicher. Dies zeigt auch seine Liebe zu Beatrix. Diese Liebe hat er zuvor unterdrückt, hinter seinen Ansichten versteckt. Als er sich jedoch öffnet, strömt ebendiese Liebe aus ihm heraus und zeigt, dass er ein Selbst hat.
Freia ist das Opfer einer vergeblichen Liebe. Ihr Geliebter brauch zu einer Reise auf und kam nicht wieder zurück. Gerüchte gingen um, dass er tot sei, doch sie weigert sich, das zu glauben, bis sie ihn selbst sah. Noch immer liebt sie ihn, erinnert sich an die Vergangenheit, kann Fratleys Tod nicht akzeptieren und schafft es nicht, weiterzugehen. Schließlich taucht Fratley wieder auf – und kann sich an nichts erinnern. Die unendliche Erleichterung darüber, dass er lebt, wird gleich wieder dadurch erschüttert, dass er nicht der ist, den sie kannte. Dass er sie nicht kannte.
So ist Freia von ständiger Trauer und Zweifel geplagt. Zuerst muss sie mit ansehen, wie viele ihres Volkes sterben, ihr Heimatland angegriffen wird und schließlich untergeht. Sie kämpft für ihr Land und als der Kampf vorbei ist, geht es ihr noch schlechter – wegen ihrer Liebe. Sie weint und lacht über sich selbst. Lacht darüber, dass sie sich tatsächlich Hoffnungen gemacht hatte. Ein Lachen der Verzweiflung. Was kann eine Person tun, wenn alles, was ihr wichtig war, mit einem Mal verschwindet und nichts zurücklässt als eine kalte, leere, trostlose Welt? Einmal verlassen zu werden war nicht genug, und beim zweiten Mal ist es entgültig.
Doch Freia hört nicht auf zu kämpfen. Selbst nachdem sie alles verloren hat, geht sie weiter. Was hat sie denn auch sonst für Alternativen? Und etwas geschieht, das sie nicht erwartet hatte. Sie beginnt, sich wieder lebendiger zu fühlen, denn sie weiß, dass sie Freunde hat, dass sie nicht allein ist. Freia ist eine Person, die für andere Menschen kämpft, was sich auch sehr deutlich zeigt. Aber auch sie braucht eine Stütze, Personen, denen sie vertraut. Und schließlich kämpft sie an der Seite einer alten Feindin und eines ehemals sturen Ritters dafür, dass ihre Freunde überleben. Sie sieht, dass die anderen auch kämpfen und das treibt sie an. Sie hat Angst, zurückgelassen zu werden und diese Angst führt letztendlich dazu, dass sie es schafft, weiterzugehen. Freia findet zwar Antworten, schafft es aber dennoch nicht, wirklich glücklich zu sein. Zuverlässig, stark, fürsorglich, treu, selbstlos – das sind Eigenschaften von Freia, die sehr deutlich werden. Es ist wichtig für sie, für andere da zu sein und auch, dass andere für sie da sind. Aber sie ist niemals vollkommen glücklich. Erst, als sie Fratley am Ende dann doch wieder hat, als er merkt, dass die beiden etwas sehr Starkes verbindet.
Freia ist das Symbol für Stärke, langandauernde Stärke. Sie zeigt diese Stärke nach außen, indem sie für ihre Freunde kämpft, doch diese Stärke zeugt besonders daher, dass Schwäche sie zerstören würde. Freia zeigt, dass man an dem zugrundegehen kann, was man verliert, wenn man nicht imstande ist, es zu ignorieren. Doch das ist auch kein Ausweg. Freia hätte vermutlich eine durch und durch glückliche Existenz fristen können, wenn Fratley nicht wieder zu sich gefunden hätte.
Dann gibt es noch Lili bzw. Prinzessin Garnet. Sie rennt weg vor dem was sie ist, versucht, eine andere Identität anzunehmen. Sie will jemand anderes sein, weil sie sich selbst nicht in ihrer Zukunft sieht. So bricht sie mit Zidane zu einer Reise auf, die sie zu Antworten und Gefühlen führt, die letztendlich für ihre Veränderung sorgen. Anders als die Leute am Hof ist Garnets Einstellung gegenüber anderen ein unbeschriebenes Blatt. Sie lässt sich leiten und das führt dazu, dass sie sich anpasst. Als sie dann schließlich erfährt, dass ihre eigene Mutter einen Krieg gegen Unschuldige beginnt, will sie das nicht wahrhaben. Die anderen wollen sie zurücklassen, damit sie sicher ist. Aber Lili muss kämpfen und mit ihrer Mutter reden. Sie fühlt Verantwortung und geht dieser Verantwortung nach; dem entgegen, vor dem sie so verzweifelt fliehen wollte.
Doch sie ist naiv. Sie glaubt, dass sie imstande ist, für große Veränderungen zu sorgen. Letztendlich schafft sie es weder, den Krieg zu verhindern, noch ihre Mutter zu überzeugen, noch den Tod ihrer Mutter zu verhindern. Dann kommt eine große Herausforderung: Sie selbst soll Königin werden. Aber sie ist eine Gefangene ihrer eigenen Gefühle. Sie kommt nicht weiter, kann sich selbst nicht finden und wird von Schuldgefühlen und Zweifel an ihrer Einstellung geplagt. Sie kann keine Königin sein, noch nicht. Aber sie muss, und deshalb versucht sie es. Ein weiteres Mal muss sie sehen, wie hilflos sie ist. Ihr eigenes Königreich wird vor ihren Augen zerstört. Das ist zu viel für Königen Garnet. Sie verliert ihre Sprache und ertrinkt in ihren Gefühlen.
Letztendlich schafft sie es aber, ihre Naivität hinter sich zu lassen. Sie findet sich selbst und beginnt neu. Bis sie bereit ist, Königin zu sein, will sie das Amt hinter sich lassen und mit ihren Freunden ziehen.
Im Spiel steht sie dafür, dass man nicht mehr tun darf, als man tun kann. Sonst verliert man sich selbst (was bei Lili auch passiert ist). Es ist nicht möglich, alles zu schaffen, was man schaffen will. Aber man darf deshalb nicht aufgeben und den Mut verlieren. Man muss sich selbst finden und sich damit zufriedengeben, dass man nicht immer das Ziel erreicht. Man muss lernen, damit zu leben und daraus zu lernen.
Bei Mahagon ist es meiner Meinung nach am schwersten, die Botschaft zu entschlüsseln, weil sie viel weniger deutlich vorhanden ist. Man erfährt zu wenig über ihn. Mahagon ist von Stolz geleitet. Er lebt für den Kampf, für den Sieg und wenn er nicht siegen kann, will er sterben.
Er kämpft gegen Zidane, verliert und versteht nicht, wieso dieser ihn nicht töten will. Er begreift dies nicht und Zidane bietet ihm an, dass Mahagon die Gruppe begleiten soll, um das zu verstehen. Doch Mahagon versteht nicht. Er beobachtet Zidane, hält ihn für schwach, weil er von anderen abhängig ist. Das ist es, was Mahagon vermeiden will.
Es ist zweifelhaft für ihn, wie er gegen Zidane verlieren konnte. So fordert er ihn erneut heraus, um zu beweisen, dass er Recht hat. Er gelangt vorher ans Ziel, spricht seine Abschiedsworte zu Zidane und verlässt den Ort. Als Zidane wieder draußen ist, ist Mahagon noch nicht wieder aufgetaucht und so geht Zidane wieder herein – allein, und das ganz bewusst. Er rettet Mahagon und schließlich bemerkt dieser auch, dass Zidane nicht schwach war, sondern stark, weil er nicht allein ist. Von dort an folgt er Zidane und den Anderen aus Überzeugung.
Man erfährt fast nichts über ihn. In einem ATE sagt er etwas über eine Person, die er beschützen wollte. Anscheinend hat er es nicht geschafft und ist deshalb zu dem Schluss gekommen, dass er alleine besser leben kann. Die genaue Bedeutung seines Verhaltens ist mir noch etwas schleierhaft.
Anders ist es bei Quina. Viele sehen ihn als Witzfigur an, vielleicht zurecht. Quina sieht bescheuert aus, hat anscheinend nur das Essen als Lebensziel und bemerkt die Ernsthaftigkeit der Reise nicht. Doch dies alles sind Metaphern. Er selbst beschreitet einen Weg, den er Weg des Essens nennt. In einer optionalen Szene wird aber der wahre Hintergrund klar. Wenn man mit Vivi und Quina in Quans Höhle geht, kommt es zu folgendem Dialog.
Daraus geht hervor, dass es der wahre Sinn von Quinas Reise (Weg des Essens) ist, die Vorstellungskraft zu vergrößern, bis diese die Wirklichkeit imitieren kann. Quehl meint, es wäre ein billiger Trick, denn seiner Auffassung nach geht es bei dem Weg des Essens um das Erlebnis des Essens. Quan ist da schon weiter (und Quina offenbar auch). Sie wissen, dass das Erlebnis nur von kurzer Dauer ist und dass man nicht alles erleben kann. Deshalb ist es wichtig, Fantasie zu haben. Denn ohne Fantasie kann man nicht richtig erleben. Man braucht Fantasie, damit sich ein Erlebnis entfalten kann, damit man es später wieder rekonstruieren kann und damit man Dinge empfinden kann, die sonst nicht möglich wären. Durch die Erlebnisse zu wachsen, seine Vorstellungskraft zu vergrößern, das ist die Quintessenz von Quehls Leben. Er sagt, dass ihm dies durch Vivi möglich war. Er lehrte Vivi über die Welt, und dabei wuchs seine eigene Vorstellungskraft. Letztendlich hörte er dann auf zu essen, weil er sich das Essen vorstellen konnte, und in seiner Fantasie genauso wie real essen konnte.
Quina hat sein Ziel erreicht, er hat durch die Reise mit seinen Freunden, nicht nur durch den Weg des Essens, diese Fantasie erlangt. Quehl hat diesen Weg nie beschritten und ist deshalb neidisch, sieht Quan sogar als Verräter an.
Quina zeigt in Final Fantasy IX, wie wichtig die Fantasie ist. Er zeigt, dass es nicht nur wichtig ist, was man sieht und dass man lebt, sondern auch, dass man seine Erfahrungen und Gefühle mit anderen teilt, dass man denkt und redet. Das Leben endet wenn man stirbt, aber die Vorstellungskraft, Gedanken und Gefühle, sie leben für immer weiter. Denn wenn man seine Gedanken mit anderen geteilt hat, leben sie in diesen Personen auch nach dem eigenen Tod weiter. „Vivi, as long as you imagine, I by your side.“
All diese Dinge (und es ist nur das, was mir jetzt eingefallen ist, beim Spielen fällt einem noch weitaus mehr auf) verdeutlichen und beweisen mir, wie schön Final Fantasy IX ist. Man wird auf eine andere Art emotional berührt. Und deshalb ist es für mich jedes Mal aufs Neue eine wunderbare Erfahrung, Final Fantasy IX zu spielen. Das Spiel ist so offen und zugleich tiefgründig, so sanft und liebevoll und setzt sich dabei mit sehr ernsten Themen auseinander. Er birgt Botschaften (mehr oder weniger deutlich und ich behaupte nicht, alles richtig verstanden oder gut interpretiert zu haben), die sich auf das Leben anwenden lassen. Und genau dadurch wirken die Charaktere so lebendig, so einfühlsam.
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Ich bezweifle, dass jemand sich das alles wirklich durchgelesen hat (jedem, der es getan hat, bin ich wirklich dankbar) und es ist auch wesentlich mehr geworden, als ich eigentlich beabsichtigt hatte. Aber letztendlich habe ich das getan, was ich schon lange tun wollte: Versuchen, das (oder einen wichtigen Teil davon) zum Ausdruck zu bringen, was ich für Final Fantasy IX empfinde und das zu zeigen, was viele übersehen.