Aus irgendeinem Grund hatte ich gestern Abend das Bedürfnis, etwas aufzuschreiben.
Herausgekommen ist diese Kürzestgeschichte. Da das mein erster Post hier ist (und weil die Geschichte nicht besonders toll ist) zerreißt mich bitte nicht gleich in der Luft
Hier die Geschichte:
Nachts
Wenn ein Junge wie er vor dem Spiegel stand, dann sagte er sich, dass alle Mädchen, die ihn interessierten bereits einen Freund hatten. Dann fiel ihm auf, dass nichtmal die Mädchen beachteten, die er für uninteressant befunden hatte. Zwar könnte ihm das egal sein, doch wollte man nicht wenigstens ein bisschen Beachtung beim anderen Geschlecht finden?
Er jedenfalls wollte es. Aber das half ja auch nichts…
Überhaupt war es schwer mit einem Leben wie dem Seinen zurechtzukommen. Täglich wurden einem in Comics und im Fernsehen Charaktere präsentiert, die einfach cool waren. Echte Helden. Man selbst aber war völlig normal. Wenn man sich mit den Altersgenossen verglich war man sogar weniger als das, man war abnormal, denn man war nicht einmal im alltäglichen Sinne cool…
Vielleicht würde Musik ihm ein wenig über die Depression hinweghelfen.
Er drückte den „Play“ – Knopf und wartete, bis der CD-Player unter etlichem Gesurre ein Lied ausgewählt hatte.
Cid`s Theme aus Final Fantasy VII.
Die Musik wahrer Helden. Er verspürte den Drang aufzustehen, zu salutieren.
Wenn er nur mit solch großartigen Charakteren mutig in den Kampf ziehen könnte…
Ihm kamen die Tränen.
Nächstes Lied: Aerith`s Theme, ebenfalls Final Fantasy.
Das war nun wirklich zuviel für ihn. Er beschloss ins Bett zu gehen.
Am Morgen, wenn man noch etwas vor sich hatte und nicht vor dem Scherbenhaufen eines vergangenen Tages stand sahen viele Dinge anders aus.
Doch bis dahin wartete noch die Einsamkeit der Nacht auf ihn.
In der Dunkelheit war man allein mit sich und seinen Gedanken.
Wie gern wäre man jetzt einer dieser Comic-Helden. Die erlebten noch, was echte Freundschaft war, denn in der Not würde ihnen immer ein Freund zu Hilfe kommen, sie retten.
Ihn würde keiner retten.
Er betete.
An sich war er kein religiöser Mensch, ging nie in die Kirche.
In der Dunkelheit, in der Einsamkeit konnte er es jedoch nicht vermeiden religiös zu werden.
Wenn man mit seinen Depressionen allein ist, muss man sich an etwas klammern.
Freunde und Familie konnten es nicht sein. In solchen Momenten konnten die ebenso gut in Alaska sein, es machte keinen Unterschied.
Nachts geht die Hoffnung verloren. Worauf konnte er auch hoffen?
Darauf, dass die Dinge besser würden?
Nein, da hatte ihn die Vergangenheit eines Besseren belehrt. Die Dinge wurden nie besser für ihn, nur anders.
Früher verspottete man ihn wegen seiner Schuhe. Dann begann er alle Spötter in der Schule bei weitem zu übertreffen. Respekt hatte ihm das nicht gebracht. Sie spotteten jetzt über seine Uncoolness und machten sich darüber lustig, dass ihm nie eine schlagfertige Antwort einfiel.
Nichts änderte sich, er blieb ein Außenseiter.
Konnte er auf seine Freunde hoffen?
Vielleicht.
Doch auch die schienen es lustig zu finden, ihn ab und an zu verspotten…
Ein Scherbenhaufen. So endete jeder Tag. Anfangs dachte man noch, es könnte etwas nettes geben, oder auch nur etwas, das nicht gemein war, doch nach und nach zerbrach jede Hoffnung.
Am Ende blieb nur noch ein Berg von Enttäuschung, Trauer und Wut.
Wenn man jetzt Superkräfte bekäme, oder wenn sich ein wunderschönes Mädchen in einen verlieben würde… aber das ging nur in Comics.
Das Leben hielt Anderes für ihn bereit – und das wusste er.
Er dachte abends oft an Selbstmord…
Dann schlief er ein.
„Aufstehen!“ schallte es ihm entgegen, als seine Mutter ihm am nächsten Morgen die Decke wegzog.
Ein neuer Tag begann.
Vielleicht würde es heute anders sein…