Eine wahrlich schwierige Frage *grübel*

Ich habe mal ein Buch gelesen, in dem es um dieses Gedanken-Lesen ging. Und wenn man es so bednkt, ist es eigentlich nur eine neue Form der Kommunikation. In dem Buch (Stephen King - Dreamcatcher) gab es dabei die Möglichkeit, den anderen durch "Störgedanken" abzulenken, also an ein konkretes Bild zu denken, um den anderen zu täuschen. Das ginge ja auch, weil man ja mehrere Gedanken gleichzeitig hat und auch parallel verfolgen kann. Und naja, wenn alle Menschen mit dieser Fähigkeit gesegnet wären, so gäbe es sicherlich eine neue Gesellschaftsordnung, zwangsläufig.

Nur ist es dann fraglich, ob es überhaupt noch eine Gesellschaft gäbe. Unser ganzes System basiert ja auch Sprache und in diese Richtung hat sich der Mensch wohl auch entwickelt. Und Sprache ist ja mehr als bloßer Austausch von Lauten, Wörtern, Sätzen.
Die Sprachmelodie, der Tonfall, all das drückt so viel aus, vielleicht ginge es verloren, wenn man einfach so schweigend kommunizieren könnte.

Ich vergleiche das mal mit dem Internet, genauergesagt einem Chat. Eigentlich ist dieser ja wie eine Unterhaltung, man reagiert unmittelbar, schreibt so wie man spricht, also meistens ist die Tastatur nur so ein eingeschobener Zwischenschritt.
Aber es funktioniert eben doch nicht so wie ein Gespräch, weil ganz wesentliche Dinge fehlen, die Betonung, die Laustärke und all diese Feinheiten, die man gar nicht mehr bewusst beim anderen registriert und auch nicht mehr bewusst in seine eigenen Worte hineinlegt.

Und so hat sich eine neue Form der Kommunikation entwickelt, mit Smilies, Abkürzungen, bestimmten Begrifflichkeiten und Spracheigenschaften, die ganz typisch für einen Chat sind. (Zu gewissen Teilen sieht man das ja auch hier im Forum, nur halt nicht so extrem, weil das Forum ja mehr so einen Zwischending zwischen mündli. Sprache und geschriebener Sprache ist.)

Den Chat könnte man also als unpersönliche mündl. Sprache betiteln. Die Sprache ist relativ persönlich, weil man unbewusst und bewusst mehr von sich preisgibt. Und die Kommunikation per Gedanken wäre eigentlich ja noch viel intimer, da diese bisher das einzig wirklich persönliche waren. Ich finde es schwer zu sagen, wohin es sich entwickeln würde.

Aber das nur dazu, wenn man generell per Gedanken kommunizieren könnte. Interessant ist ja auch die Frage:
Zitat Zitat
von -[IoI]-Ins@ne
Bestimmt war ihr schon in Situationen, in denen ihr alles gegeben hättet, zu wissen, was in der jeweiligen Person vorgeht.
Ganz sicher, schon sehr oft. Ich frage mich, was ich wirklich weiß, dass andere Leute über mich denken.

Theoretisch könnte es ja sein, dass ich total dumm bin. Und gerade weil ich so dumm bin, bekomme ich nicht mit, dass ich es bin und wie die anderen Leute sich darüber lustig machen. Dass alles was sie so sagen nicht ernst gemeint ist und sie mich für den größten Deppen halten. Und ich würde es niemals erfahren. (Wobei dazu ja eigentlich wieder zu sagen ist, dass es mir so gesehen auch egal sein könnte, weil ich es ja nicht gemerkt habe, und da der Mensch ja ein egozentrisches Wesen ist, wäre es somit unwesentlich für mein Leben.)

Aber auch harmlosere Sachen, ich weiß nie, ob jemand wirklich ehrlich zu mir ist, oder mir die Wahrheit einfach nicht sagt, weil er meint, es sei zu hart für mich. Denn das würde ich ja auch machen. Wenn mich jemand fragt, ob er etwas gut gemacht hat, dann sage ich kaum, dass ich es total furchtbar finde, sondern rede herum oder lüge gar. Ich denke, das macht jeder. Nur, wenn ich mir vorstelle, dass mein Umfeld das auch mit mir macht, dann hätte ich es lieber, dass man immer ehrlich zu mir ist. Und da das offensichtlich nicht durch die Sprache möglich ist herauszufinden, fände ich es sehr hilfreich, mal einen kleinen Blick in die Leute hinein zu werfen.
Zitat Zitat
von -[IoI]-Ins@ne
Wäre es gut, (manchmal/immer?) zu wissen, was in einer Person vorgeht? Würdet ihr dies überhaupt wissen wollen, oder ist es euch herzlich egal?
Es würde mich auf jeden Fall interessieren und es wäre in bestimmten Situationen sicher auch hilfreich.
Aber wenn ich mir vorstelle, jemand könne das auch bei mir machen, da bin ich absolut dagegen. Ich habe meine Geheimnisse und das ist auch gut so. Die Gefahr des Missbrauchs wäre zu groß.

Aber mal etwas anderes, man kann seinen eigenen kleinen Teil dazu beitragen, dass man das Gedankenlesen gar nicht braucht. Wenn man grundsätzlich offener und ehrlicher mit seinen Mitmenschen umgeht, nicht immer den bequemeneren Weg geht, sondern öfter mal das sagt, was man wirklich meint, dann wäre das sicherlich ein ähnlicher Effekt.

Dadurch, dass niemand meine Gedanken lesen kann, wissen die Menschen nur das über mich, was ich will - und umgekehrt. Und deshlab kann ich auch anfangen, die Menschen mehr an meinen Gedanken teilhaben zu lassen, so dass sie nicht das Bedürfnis haben, meine wirklichen Gedanken zu kennen. Sicherlich funktioniert das nicht immer und es gibt ganz einfach Dinge, die man nicht aussprechen sollte, aber grundsätzlich könnte die Welt IMO offener miteinander umgehen.