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Ehrengarde
Kapitel 5: Vandell
Als Squall wieder wagte aufzustehen, lagen alle Monster tot oder sterbend am Boden. Staunend sah Squall sich um.
Die Geister der anderen Hexenritter verblassten, als sie nicht mehr gebraucht wurden. Vandell hob die Hände zum Himmel und rief mit lauter Stimme: „Dank euch allen, die ihr bereit wart, eurem Bruder zu helfen.“ Er ließ die Hände wieder sinken und sah Squall noch einmal an.
„Und du, kümmere dich um deine Hexe. Sie ist verletzt!“, sagte er. Squall fuhr erschrocken herum und rannte zu Rinoa, die aus einem hässlichen Kratzer am Arm blutete. Sie winkte ab, als er ihr helfen wollte. Dann legte sie ihre gesunde Hand auf die Wunde und heilte sie.
Squall spürte, dass Vandell hinter ihn getreten war. Er drehte sich um.
Vandell hatte die Kapuze noch immer ins Gesicht gezogen. „Ich wünsche dir, dass du deine Hexe besser beschützen kannst als ich meine. Ich habe sie verloren. Dieses Schicksal wünsche ich dir nicht.“, sagte er leise. Squall nahm seinen ganzen Mut zusammen und sprach den schwarzgekleideten Ritter an.
„Ihr habt eure Hexe nicht verloren. Hyne lebt!“, widersprach er Vandell. Dieser zuckte heftig zusammen, als er den Namen seiner Herrin hörte. Er strich die Kapuze zurück, sodass Squall nun endlich sein Gesicht sehen konnte. Vandell sah Squall wirklich so ähnlich, wie in den Visionen, die ihm Hyne in der Stadt gezeigt hatte. Seine Augen glühten rot, wie die von Hyne. Sein langes dunkelbraunes Haar wurde von einem schmalen silbernen Band aus dem Gesicht gehalten und war im Nacken mit einem Lederband zusammengefasst, und seine Haut war etwas blass. Kein Wunder, nach 2000 Jahren ‚Gefängnis’. Nur eines stimmte nicht: Eine lange, hässliche Narbe zog sich über sein Gesicht. Sie begann auf der Stirn, verfehlte knapp sein Auge, verlief über seine Wange und verschwand im Kragen seines Hemdes.
Seine elfenhaften Züge verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. „Was weißt du denn davon? Und woher kennst du Hyne?“, fragte er bitter.
In diesem Moment hörte Squall Hynes Stimme hinter sich. „Vandell?“, fragte sie kaum hörbar. Ihrer Stimme nach stand sie kurz vor einem Zusammenbruch.
Vandell starrte sie an. Sein Gesichtsausdruck war aber weniger überrascht, wie Squall erwartet hatte, sondern eher entsetzt. Er taumelte einige Schritte nach hinten, ohne seinen Blick von Hyne abzuwenden. Er verzerrte gequält das Gesicht, presste die Hände gegen die Schläfen und schüttelte heftig den Kopf.
„Nein!“, kreischte er verzweifelt. „Was willst du noch von mir? Was soll ich noch tun, um endlich Frieden zu finden?“ Er wirbelte herum und rief etwas. Plötzlich tauchte aus dem nichts ein schwarzes Pferd hinter ihm auf. Mit einer kräftigen Bewegung schwang er sich in den Sattel und ließ das Tier auf den Strand zugaloppieren. Die Hufe des Pferdes berührten das Wasser nicht, als es über das Meer in südlicher Richtung davonjagte.
Squall starrte ihm nach. Von allen möglichen Versionen hätte er diesen Gefühlsausbruch am wenigsten erwartet. Er drehte sich zu Hyne um. Sie stand noch immer hinter ihm, eine Hand ausgestreckt, als wollte sie Vandell zurückhalten. Sie wirkte verwirrt.
„Aber was...“, begann sie, aber weiter kam sie nicht. Sie brach zusammen und begann zu weinen. „Warum läuft er vor mir davon?“, schluchzte sie.
Squall wusste nicht, was er tun sollte. Aber Rinoa ging auf die weinende Hexe zu und nahm sie in die Arme.
„Wie kann er denn glauben, dass Ihr noch lebt, Milady? Ihr wart lange fort!“, sagte sie leise.
Hyne hob den Kopf ein wenig.
„Er hat Angst, dass er Euch ein zweites Mal verlieren könnte, weil Ihr für ihn nur eine Wahnvorstellung seid. Er kann nicht glauben, dass Ihr ins Leben zurückgekehrt seid.“, fuhr Rinoa fort. Verstehen leuchtete in Hynes Augen auf. Sie stand auf. Rinoa erhob sich ebenfalls.
„Und was sollte ich deiner Meinung nach tun?“, fragte Hyne kaum hörbar. Rinoa lächelte sie aufmunternd an. „Ihr müsst ihm folgen! Ihr müsst ihm seine Ängste nehmen. “
Hyne lächelte ebenfalls. Sie sah Squall an. „Pass gut auf deine Hexe auf. Sie ist etwas Besonderes!“ Squall küsste Rinoa sanft. „Das weiß ich doch!“, sagte er lächelnd.
Vandell irrte ziellos in der untermeerischen Stadt umher, die er seit so langer Zeit nicht mehr betreten hatte. Die einst so vertrauten Straßen schienen plötzlich so fremd zu sein. Wo früher Menschen gelebt und gelacht hatten, empfing ihn nun eisige Stille.
Beinahe unbewusst richtete Vandell seine Schritte zum ‚Platz des Ritters’, wo die Menschen ihm zu Ehren einen Palast errichtet hatten. Seit 3 000 Jahren hatte er sein Heim nicht mehr betreten. Vandell stieß das Tor viel heftiger auf, als er beabsichtigt hatte, und rannte halb verrückt vor Schmerz und Trauer durch die leeren Gänge. In seinem alten Schlafgemach blieb er keuchend stehen. Hunderte Kerzen flammten auf, als er das große, dunkle Zimmer betrat.
Vandell ließ sich auf die Knie sinken. Tränen brannten in seinen Augen, aber er verbot sich selbst, wie ein kleines Kind zu weinen. Sein ganzes Leben hatte er nicht geweint! Bis auf... dieses eine Mal...
Erinnerungen brachen über ihn herein wie eine Flutwelle. Vandell schloss gequält die Augen.
Damals... als sie ihn zum ersten und letzten Mal geküsst hatte... als er vor ihr davon gelaufen war...
Vandell sah noch einmal zurück, bevor er sich über das Geländer des Balkons schwang und drei Stockwerke tief fiel. Er rollte sich geschickt ab und blieb einen Moment so auf dem kalten Pflaster des Platzes knien. Er hörte, wie Hyne über ihm seinen Namen rief und stand auf. Langsam sah er noch einmal nach oben. Wieso tust du mir das bloß an? , dachte er.
Er drehte sich um und ging langsam auf die Menge zu, die sich auf dem Platz versammelt hatte. Die Menschen wichen ihm ängstlich aus. Seine Augen blitzten und er hatte die Hände zu Fäusten geballt. Vor ihm bildete sich eine Gasse in der Menschenmenge. Vandell begann zu laufen. Er wollte nur noch hinaus. Hinaus aus dieser verfluchten Stadt. Weg von Hyne, die ihm von ihrem Balkon nachsah.
Wenig später erreichte er die Oberfläche. Nur wenige Menschen kannten den geheimen Aufstieg zu dieser kleinen Insel, auf der er sich gerade aufhielt. Vandell atmete tief durch und genoss das Gefühl des Windes auf seiner Haut. Er liebte diesen Platz. Hier konnte er in Ruhe meditieren, ohne dauernd von irgendwelchen Bittstellern belästigt zu werden. Normalerweise.
Heute jedoch war ihm so gar nicht nach Ruhe und Frieden. Er brauchte irgend etwas, um sich abzureagieren. Er war wütend. Wütend auf sich selbst und auf Hyne. Auf sich selbst, weil er davongelaufen war, als Hyne versucht hatte, ihn zu verführen. Und auf Hyne, weil sie einen solch unfairen Trick benutzt hatte, um ihn herumzukriegen. Wenn sie weinte, konnte Vandell sie einfach nicht alleine lassen. Und dieses Mal hatte sie das eiskalt ausgenutzt.
Vandell wusste nicht einmal, warum er weggelaufen war. Er hatte sich schon oft gewünscht, das sie Interesse an ihm zeigte, aber irgendwie...
Er ballte zornig eine Hand zur Faust und schlug mit aller Kraft nach einem großen Stein. Der Felsen explodierte regelrecht. Was sie versucht hatte kam ihm so... billig vor! Er wollte nicht einer ihrer zigtausend Liebhaber sein, sosehr er sie auch begehrte. Er liebte sie von ganzem Herzen, und er wollte, dass sie diese Liebe erwiderte. Vandell wusste, dass die Chancen dafür nicht gut standen, aber...
Er ließ sich auf die Knie sinken und starrte auf einen Punkt hinter dem Horizont. Wahrscheinlich vergnügt sie sich gerade mit einem anderen... , dachte er bitter. Er spürte ein seltsames Brennen in seinen Augen und blinzelte ein paar Mal, um das Gefühl zu vertreiben. Er konnte aber dennoch nicht verhindern, dass ihm die Tränen über die Wangen liefen. Er stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab und ließ den Kopf hängen. Er weinte, ohne den wirklichen Grund dafür zu kennen. Aber schließlich versiegten seine Tränen. Der Wind zerrte an seinem Haar und an seiner Kleidung, als er aufstand und zu den Klippen ging. Der salzige Geruch des Meeres beruhigte ihn ein wenig. Er schloss die Augen und genoss das Gefühl der wärmenden Sonne auf seiner Haut und der Gischt, die seine Kleidung wie ein feiner Sprühnebel durchnässte.
Plötzlich schlugen alle seine Instinkte Alarm. Er war nicht mehr allein hier. Er öffnete langsam die Augen und lauschte, um die Anzahl der Eindringlinge festzustellen. Er hörte zwei gedämpfte Stimmen, die sich zu streiten schienen. Zwei Männer. Wahrscheinlich stritten sie sich darum, wer ihn als erster angreifen durfte. Vandell gestattete sich ein dünnes Lächeln. Er entspannte seine Muskeln und legte eine Hand an die Hüfte. Dann runzelte er die Stirn. Sein Schwert...?
Er atmete zischend aus, als er sich erinnerte, dass es noch in Hynes Schlafgemach liegen musste. Er hatte es bei seinem übereilten Aufbruch vergessen. Er biss sich auf die Unterlippe. Nun, die zwei würden auch so kein Problem sein.
Plötzlich hörte er weitere Geräusche. Er konzentrierte sich und machte zu seiner Überraschung acht verschiedene Schrittmuster aus. Acht? Wo kamen die anderen sechs her? Egal. Acht würden auch kein Problem sein. Jetzt blieben sie stehen. Eine Frau begann aufgeregt auf die anderen einzureden, ohne ihre Stimme sonderlich zu heben. Vandell verstand die Worte nicht, aber sie schien ihre Gefährten von ihrem Vorhaben abhalten zu wollen. Vandell blieb äußerlich völlig entspannt an den Klippen stehen und tat, als hätte er die Gruppe von Oberflächenbewohnern nicht bemerkt. Innerlich wappnete er sich gegen einen Angriff der Männer. Er hörte, wie sich einer von ihnen an ihn heranschleichen wollte. Er machte das außerordentlich geschickt! Wäre Vandell ein normaler Mensch gewesen, hätte er ihn bestimmt nicht bemerkt. Ehe der Mann ihn erreicht hatte, war ein leises Schaben zu hören, als würde... eine Waffe gezogen? Vandell seufzte. Wenigstens war dieser Kampf etwas, worauf er sich völlig konzentrieren musste. Das lenkte etwas von seiner depressiven Stimmung ab.
Der Mann hinter ihm stieß plötzlich einen heiseren Schrei aus und griff an. Vandell wirbelte herum und duckte sich unter einem Schwerthieb seines Gegners weg. Er drehte sich einmal um die eigene Achse und trat aus der Drehung heraus nach dem Kopf des Mannes. Der Mann duckte sich schnell und versuchte wieder, Vandell mit dem Schwert zu treffen. Vandell machte einen Handstandüberschlag und starrte den Mann an. Er ist gut! , dachte er überrascht. Er blinzelte, als er seinen Gegner genauer musterte. Und er ist so jung! Er war eigentlich noch ein Junge!
Der Kleine griff Vandell noch einmal an und schrie überrascht auf, als Vandell ihm das Schwert aus der Hand trat. Gleich darauf ging er durch einen Tritt zwischen die Schultern zu Boden. Vandell kickte das Schwert weg, dass der junge Mann fallen gelassen hatte. Er schüttelte den Kopf. Der Kleine war sicher nicht älter als achtzehn.
Vandell sah den Jungen gelassen an. Der Kleine schnappte nach Luft, als er Vandells rote Augen sah. Das machte ihm nichts aus; er war daran gewöhnt, dass die Leute seine Augen etwas beunruhigend fanden. Der Junge hielt sich für einen von der Oberfläche erstaunlich gut.
Nach einer Weile fragte Vandell: „Willst du den ganzen Tag hier sitzen bleiben, mein Junge?“ Der Angesprochene schrie auf und krabbelte von Vandell weg. „Er spricht! Der Dämon... er spricht! Götter...“, kreischte er. Das überraschte Vandell ein wenig. Anscheinend hielten sie ihn seiner Augen und seiner blassen Haut wegen für einen Dämon. Das war etwas Neues. In der Stadt hielt man ihn für einen Halbgott. Na ja, so groß war der Unterschied gar nicht.
Er seufzte und ging vor dem Jungen in die Hocke. „Ich bin kein Dämon, du Dummkopf. Und jetzt sag deinen Gefährten, dass sie herauskommen sollen.“ Der Junge schob trotzig das Kinn vor. „Niemals!“, meinte er. „Ihr könnt mich töten, aber ich werde meine Familie nicht verraten!“ Vandell grinste. Das schien dem Jungen mehr Angst einzujagen als Vandells Aussehen. Unter der Sonnenbräune wurde er plötzlich blass. „Hör mal, ich weiß, dass sich deine Leute dort hinter den Felsen verstecken. Also sei ein braver Junge und sag ihnen, dass sie rauskommen sollen, okay?“, meinte Vandell lächelnd. Der Kleine war mutig, das musste man ihm lassen.
„Aber wer sagt mir, dass Ihr sie nicht tötet?“, fragte der Junge stur. Vandell erhob sich und beugte sich ein wenig vor. „Überleg mal: Wenn ich ein Dämon oder so wäre, dann könnte ich sie auch gleich töten, ohne sie erst herauszuholen.“ Er hielt dem Jungen eine Hand hin. Der ignorierte ihn und stand auf. Er klopfte sich den Staub von den Kleidern und beäugte Vandell misstrauisch. Der verschränkte die Arme vor der Brust und wartete. Der Junge gab sich einen Ruck und lief zu seiner Familie zurück. Vandell konnte einige Gesprächsfetzen auffangen. Der Kleine wurde anscheinend gerade von den älteren Männern gerügt. Vandell schüttelte den Kopf und ging auf die Menschen zu. Er blieb in einigen Metern Entfernung stehen und lehnte sich gegen einen Felsen. Ein alter Mann schimpfte gerade den Jungen, der zu Boden sah. Neben ihm stand ein weiterer Mann, der vermutlich der Vater des Jungen war, und starrte den alten Mann an. Einige Meter entfernt kümmerten sich zwei Frauen um zwei kleine Kinder und ein vielleicht sechzehn Jahre altes Mädchen. Das Mädchen warf dem alten Mann immer wieder böse Blicke zu.
Alle in der Gruppe hatten eine von der Sonne gebräunte Haut und dunkles Haar. Sie trugen Kleidung in den verschiedensten Grüntönen. Nur der Alte trug eine rote Robe und einen quietschbunten Umhang. Die anderen Männer trugen grüne Hosen und eine kurze Tunika darüber. Der Vater des Jungen hatte sich ähnlich wie Vandell die Haare mit einem Stirnband zurückgebunden. Die Frauen trugen einfache Kleider aus grünem Stoff. Die Kinder, zwei Jungen, liefen in kurzen Hosen herum und spielten miteinander.
Plötzlich bemerkte der Mann mit dem Stirnband Vandell, der die Menschen interessiert beobachtete. Nachdem er ihn eine Weile angestarrt hatte, ging er zu ihm hinüber und blieb einen Schritt vor ihm stehen. Sehr zu Vandells Missfallen sank der Mann vor ihm auf die Knie.
„Ich... ich möchte Euch danken, dass Ihr meinen... meinen Sohn verschont habt, mein Lord.“, flüsterte er kaum hörbar. Vandell verzog das Gesicht. „Sag das noch mal und ich überlege es mir noch einmal.“, brummte er. „Und steh gefälligst wieder auf.“ Der Mann gehorchte. Auf seinem Gesicht machte sich ein zögerndes Grinsen breit. Plötzlich schob der alte Mann ihn weg und kreischte mit schriller Stimme: „Bist du von Sinnen, Jerkin? Wie kannst du es wagen, mit diesem Dämonen zu sprechen?“ Vandell verdrehte genervt die Augen. „Ich. Bin. Kein. Dämon.“, meinte er betont langsam. Der Mann machte eine komplizierte Geste und kreischte: „Fahr zur Hölle! Dort gehörst du auch hin! Ich werde mich nicht beflecken wie Jerkin und Ryoga! Ich höre deine Lügen nicht!“ Jerkin starrte ihn an. Der Junge, Ryoga, stellte sich neben seinen Vater. „Ich glaube aber nicht, dass er ein Dämon ist, Shoun.“, meinte er. Jerkin nickte.
„Na, herzlichen Dank!“, knurrte Vandell. Er bekam langsam Kopfschmerzen.
Shoun ließ sich jedoch nicht beirren. „Seht doch seine Augen! Seine Haut! Er kann nicht menschlich sein!“ Vandell starrte den alten Mann beleidigt an. Er packte Shoun am Kragen seiner Robe und zischte: „Hör mir jetzt gut zu! Ich habe heute nicht unbedingt gute Laune, klar? Ich habe vor vier Tagen zweihundert Männer getötet. Wenn du noch einmal das Wort ‚Dämon’ erwähnst, erhöhe ich die Zahl auf zweihundert und eins. Verstehen wir uns?“ Er ließ Shoun wieder los. Der alte Mann wurde blass und machte wieder Anstalten, etwas zu erwidern, aber eine der Frauen kam ihm zuvor. „Shoun, du Idiot! Lass den Ärmsten doch in Ruhe!“ Sie lächelte Vandell an. „Ihr müsst ihm verzeihen, mein Lord, er ist nicht mehr ganz bei Sinnen.“ Vandell verdrehte wieder die Augen. „Verzeiht, aber ich weiß nicht, wie ich Euch sonst ansprechen soll, mein Lord!“, entschuldigte sich die Frau schnell. Vandell unterdrückte ein resigniertes Seufzen. „Vandell.“, meinte er etwas sanfter. Die Frau nickte. „Ich bin Verena. Dies ist meine Tochter Akari...“ Sie deutete auf die jüngere Frau. „... mein Schwiegersohn Jerkin, meine Enkel Ryoga, Hiko und Arras...“ Sie deutete nach der Reihe auf die entsprechenden Personen. „... und meine zukünftige Enkelin Mikarai.“ Das Mädchen nahm vorsichtig Ryogas Hand und lächelte schüchtern. Vandells Gesicht verdüsterte sich, als Ryoga Mikarai sacht küsste. Er sah wieder zum Meer. Unwillkürlich dachte er an Hynes Kuss und senkte den Blick. Seine Augen wurden feucht, aber er blinzelte die Tränen schnell weg. Verena schien das zu bemerken. Sie drehte sich um und rief ihren Leuten zu: „Steht hier nicht herum. Bereitet das Abendessen vor. Wir werden hier bleiben.“ Die Männer und Frauen gehorchten. Verena drehte sich wieder zu Vandell um. „Ich sehe viel Schmerz in Eurer Aura, Vandell. Möchtet Ihr mir sagen, was Euch so bedrückt?“, fragte sie. Vandell schüttelte den Kopf. „Ich will dich nicht mit meinen Problemen belasten.“, meinte er traurig lächelnd. Verena legte ihre Hand auf seinen Arm. „Es belastet mich nicht. Ich möchte Euch nur helfen.“, sagte sie.
Vandell streifte ihre Hand ab und ging zu den Klippen. Er wollte einer völlig fremden Frau nicht seine Probleme anvertrauen. Verena gab aber nicht auf. „Es ist wegen einer Frau, nicht wahr?“, fragte sie leise. Vandell starrte auf das Meer und nickte langsam. „Die Schöpferin?“, forschte Verena weiter. Vandell sah überrascht auf. „Woher weißt du von ihr?“, wollte er wissen. Verena lächelte. „Eine Sage bei uns berichtet von ihr und ihrem tapferen Ritter. Ich dachte es mir, als ich Euch von weitem gesehen habe. Eure Aura ist so rein wie keine andere, die ich bisher gesehen habe.“ Vandell sah wieder auf das Meer hinaus. Die Sonne war bereits im Begriff unterzugehen.
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