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Ehrengarde
Währendessen war Squall damit beschäftigt, Hyne von ihrem Vorhaben abzubringen.
„Das ist doch nicht Euer Ernst?“, meinte er ungläubig. Hyne sah ihn milde an. „Ich habe dir meinen Standpunkt erklärt. Ich werde für kurze Zeit wieder vollständig in diese Ebene zurückkehren. Aber sobald Vanessa verbannt ist, werde ich für immer gehen.“
Hyne hatte es ihm tatsächlich erklärt. Aber Squall konnte sich schwer vorstellen, das Vanessa als Geist zurückkehren könnte, nachdem er selbst ihren Körper so sorgfältig zerstückelt hatte. Und jetzt eröffnete ihm Hyne, dass sie kurz wieder lebendig werden würde, um Vanessa zu besiegen und anschließend freiwillig wieder zu sterben. Diesmal allerdings für immer.
Squall schüttelte den Kopf. „Mit Verlaub, Ihr seid noch dickköpfiger als ich. Was ist, wenn Ihr Vanessa nicht verbannen könnt? Oder wenn sie nur alle hundert Jahre auftaucht, oder so ähnlich?“
Hyne lachte. „Mir scheint, dir liegt etwas daran, dass ich bleibe.“ Squall wurde rot. „Kann sein.“, murmelte er. Er sah sie nicht direkt an, als er leise sagte: „Aber was ist, wenn Vandell nicht tot ist?“
Hyne wurde wieder ernst. „Hör auf, Squall. Du wirst mich nicht umstimmen. Und außerdem könnte ich nicht bleiben, selbst wenn ich wollte. Sobald ich Vanessa verbannt habe, wird mein Vater kommen um mich zu bestrafen. Und diese Genugtuung gönne ich ihm nicht.“ Sie warf ihr langes Haar über die Schulter zurück. Sie schien mit jeder Minute mehr an Substanz zu gewinnen. Inzwischen sah sie schon beinahe... lebendig aus. Nur ihr feines Haar war noch halb durchsichtig.
„Doch nun lass mich dir etwas zeigen.“ Sie bewegte die Hand blitzschnell, und plötzlich hielt sie eine Sonnenbrille mit blau getönten Gläsern in der Hand. Squall nahm sie von ihr entgegen.
„Hübsch.“, meinte er. „Aber was soll ich damit?“
Hyne lächelte. „Sobald du sie trägst, wird dich niemand erkennen.“, sagte sie. Squall drehte die Brille unschlüssig in der Hand. „Und wozu soll das gut sein?“, fragte er verständnislos.
Hyne sah ihn ernst an. „Vanessa darf noch nicht wissen, wo du bist. Du bist durch diese Brille geschützt, aber sie wird die Gedanken deiner Freunde lesen, sobald ihr Geist hier ist. Deine Freunde waren im Wirkungsbereich ihrer Zauber. Es wird für Vanessa ein leichtes sein, sie zu finden.“ Squall dachte darüber nach. „Ich darf also mit allen sprechen, die nicht mit mir hier unten waren?“, fragte er leise. Hyne nickte. „Auch deine Hexe darf nicht erfahren, wer du bist. Wenn Vanessa von dir erfährt, bevor ich dir helfen kann...“ Sie musste nicht weitersprechen.
Resigniert meinte Squall: „Also gut. Aber was...“ Hyne lächelte. „Deine Kleidung ist auch ein Problem, ich weiß. Aber dem kann ich Abhilfe schaffen.“ Sie schloss die Augen und faltete die Hände vor der Brust. Als sie die Augen wieder öffnete, fiel ein Stapel Kleidung vor Squall zu Boden. „Das müsste dir eigentlich passen.“, meinte sie, während er die Sachen aufhob.
Staunend betrachtete Squall die Kleidung. Es handelte sich um ein weißes Hemd aus Seide, eine dazu passende schwarze Hose samt Gürtel, schwarze Schuhe aus feinem Leder und mit Schnallen aus Silber und eine schwarze, leicht taillierte Jacke. So teure Kleidung hatte er noch nie getragen. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass diese Sachen eigentlich Vandell gehörten. Hyne schien seine Gedanken gelesen zu haben, denn ihre Augen wurden plötzlich wieder traurig.
„Er war ein bisschen größer als du, aber ich habe die Sachen entsprechend umgestaltet. Probier sie doch!“ Squall wurde rot.
„Äh... würde es Euch etwas ausmachen, wenn Ihr einen Augenblick...“ Jetzt wurde Hyne rot. „Oh, natürlich.“ Sie begutachtete ihn von oben bis unten. „Obwohl ich nicht glaube, dass du etwas verstecken müsstest!“ Sie grinste ihn frech an. Dann war sie verschwunden.
Während Squall sich umzog, dachte er daran, was Hyne gesagt hatte. Er würde zwar mit den Anderen reden dürfen, aber er durfte ihnen nicht sagen, wer er war. Angestrengt überlegte er, wie er am besten in den Garden gelangen konnte. Er konnte nicht einfach hineinspazieren. Dann fiel ihm etwas ein. Laguna! Wenn ihm gemeldet würde, dass Squall tot war, würden er und Ellione sofort zum Garden fliegen. Squall könnte ihn auch in den Plan einweihen, weil er nie in der Stadt gewesen war.
„Ein guter Plan.“, meinte Hyne hinter ihm. Squall knöpfte das Hemd zu und drehte sich langsam um.
„Wie lange steht Ihr schon da?“, fragte er ruhig, während er sich die Jacke anzog.
„Keine Sorge. Ich habe dich nicht beobachtet.“, meinte sie beschwichtigend. Sie verstummte, als sie ihn genauer ansah. „Du siehst genau aus wie er.“, sagte sie leise. Dann gab sie sich einen Ruck und meinte: „Ich wollte dir nur sagen, dass du wegen deiner Waffe Probleme bekommen könntest.“
Squall sah die Löwenherz an. Nun, es gab nicht viele Leute, die solch eine Waffe besaßen.
Eigentlich war er der Einzige.
„Da ist was dran.“, gab er zu. Hyne lächelte. „Nun, Gott sei dank hast du ja mich.“ Sie berührte die Waffe und bedeutete ihm, sie in die Hand zu nehmen. Squall kam der Aufforderung nach.
Als er sie jedoch am Gürtel befestigte, verschwand sie. Das heißt, Squall spürte das vertraute Gewicht am Gürtel noch deutlich, aber sehen konnte er sie nicht.
„Wow!“, brachte er hervor. Hyne hielt ihm die Brille hin.
„Es wird Zeit.“, sagte sie. Squall setzte die Brille langsam auf. Jetzt konnte er die Löwenherz seltsamerweise wieder sehen. Er sah Hyne an, und erschrak so heftig, dass er beinahe hingefallen wäre. Sie war in eine Aura eingehüllt, die, obwohl sie sehr hell war, ihn nicht blendete. Sie sah wunderschön aus.
„Ich vergaß; Du wirst auch Zauberei erkennen können.“, meinte sie und bedeutete ihm, das Gebäude zu verlassen. Und hielt ihn sofort darauf wieder zurück.
„Woher hast du das?“, fragte sie mit einem hysterischen Unterton in der Stimme. Sie griff nach der Kette, die um seinen Hals hing. Squall zuckte zusammen. Ihre Hand war eiskalt!
„Keine Ahnung.“, antwortete er. „Die Kette habe ich schon, seit ich denken kann.“ Hyne starrte auf den Anhänger. Eine Träne lief über ihre Wange. „Das... das ist Griever!“, flüsterte sie. Squall sah sie überrascht an. „Woher wisst Ihr...“, begann er, aber er verstummte sofort, als er in ihre Augen sah. „Vandell hatte auch solch eine Kette.“, erklärte sie mit zitternder Stimme. Plötzlich, ohne Vorwarnung, brach sie zusammen. Sie kauerte auf dem kalten Boden und weinte. Sie legte ihre Hände vor das Gesicht, um ihre Tränen zu verbergen.
Squall kniete sich langsam neben ihr hin und streckte zögernd eine Hand aus. Er wusste nicht so recht, wie er sich verhalten sollte. Hyne nahm ihm diese Entscheidung ab. Sie packte seine Hand und umklammerte sie so fest, dass er beinahe aufschrie. Er spürte, wie sie versuchte, ihm ihre Erinnerungen aufzudrängen, und wehrte sich verbissen dagegen. Er hasste es, wenn sie in seinen Gedanken herumpfuschte.
Aber seine Gegenwehr brach zusammen, als er den Schmerz und die Einsamkeit in ihren Augen sah. Seufzend schloss er die Augen und sah...
... einen langen Korridor, der sich vor ihr erstreckte. Hyne wusste nicht, wohin er führte, aber das war in diesem Moment egal. Sie wollte nur weg von den Männern, die in ihren Palast eingedrungen waren. Sie lief ziellos durch die Dunkelheit. Jeder Schritt, den sie machte, war eine Qual und ließ den Schmerz zwischen ihren Beinen wieder auflodern. Aber das spürte sie gar nicht mehr. Nicht, seit sie gesehen hatte, was diese Bastarde mit Myriel und Aruke gemacht hatten.
Der Korridor endete abrupt an einer massiv aussehenden Tür. Verzweifelt versuchte Hyne, die Tür zu öffnen, bis sie aus lauter Angst kurzerhand die Tür mittels Magie zertrümmerte. Ungeschickt stolperte sie in ein dunkles Zimmer. Sie stieß mit der Hüfte gegen ein Hindernis und ließ sich schluchzend zu Boden sinken. Sie konnte nicht weiter laufen. Weinend saß sie auf dem Boden und wartete darauf, dass diese widerlichen Kerle sie fanden.
Sie blinzelte erschrocken, als plötzlich einige Kerzen zu brennen begannen. Sie konnte nun erkennen, wo sie sich befand. Offenbar handelte es sich um ein Schlafzimmer. Jemand erhob sich verschlafen aus dem Bett und bewegte sich mit leisen Schritten in ihre Richtung. Hyne duckte sich ängstlich hinter die Kommode, an der sie sich gestoßen hatte, und versuchte, möglichst leise zu sein. Es nutzte nichts. Durch einen Tränenschleier konnte sie den Mann erkennen, der sich gerade über sie beugte. „Vandell?“, entfuhr es ihr.
Vandell starrte sie überrascht an. „Milady? Was... was macht Ihr hier?“, fragte er verblüfft. Hyne konnte nicht antworten. Ihr Körper wurde von Weinkrämpfen geschüttelt. Sie spürte, wie Vandell sie sanft hochhob und zum Bett trug. Behutsam legte er sie auf das zerwühlte Laken und setzte sich neben sie. Hyne rollte sich zu einer Kugel zusammen und weinte leise. Vandell strich zaghaft eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und zog erschrocken die Hand wieder weg, als sie zusammenzuckte. „Milady? Was ist passiert?“, fragte er besorgt. Hyne spürte, wie ihre Tränen langsam versiegten. Sie atmete ein paar Mal tief ein und setzte sich dann umständlich auf. Sie sah sich um. Offenbar war sie wirklich in Vandells Schlafzimmer gelandet und hatte ihn geweckt. Er trug nur eine schwarze Hose und ein schwarzes Stirnband, und er sah etwas verschlafen aus. Seine Augen waren aber hellwach, als er sie unsicher ansah. Als Hyne an sich heruntersah, stellte sie fest, dass sie selbst nicht viel mehr trug als er. Ihr silberfarbenes, spitzenbesetztes Nachthemd war an der Seite eingerissen und mit Blut bespritzt. Mit Arukes und Myriels Blut... Zitternd schloss sie die Augen und versuchte, die Flut an Bildern zurückzudrängen, die in ihre Gedanken einbrach.
„Milady? Hyne?“, drang Vandells sanfte Stimme in ihre Gedanken. Sie öffnete ihre Augen wieder. Sie bemerkte, dass Vandell offenbar nicht wusste, was er tun sollte. Er hob zögernd eine Hand und wischte sanft eine Träne von ihrer Wange. Hyne warf sich schluchzend an seine Brust und schmiegte sich zitternd an ihn. Vandell war für einen Moment zu überrascht, um zu reagieren, doch dann legte er vorsichtig seine Arme um sie und strich tröstend mit einer Hand über ihr Haar.
„Was ist passiert?“, fragte er wieder. Hyne ließ ihn wieder los und rückte etwas von ihm weg. „Sie... sie sind in meinem Palast...“, flüsterte sie. Sie krallte ihre Hände in das noch warme Laken. „Wer?“, fragte Vandell misstrauisch. „Sie haben... sie haben Myriel und... und Aruke...“, fuhr Hyne fort, doch dann versagte ihre Stimme. Vandells Augen weiteten sich. „Was ist mit den beiden?“, rief er erschrocken. Die beiden Mädchen waren Hynes Dienerinnen gewesen. Hyne atmete tief durch. „Sie haben sie... geschändet und... getötet. Und sie... sie...“ Sie brach wieder ab. Hilflos zog sie die Beine an und umfing ihre Knie mit den Armen. Erst jetzt schien Vandell zu begreifen, was ihr zerrissenes Nachthemd und ihr verschrecktes Verhalten zu bedeuten hatten. Er erbleichte und sprang auf. „Wer? Wer hat es gewagt...“, brüllte er vor Wut zitternd. Er wartete die Antwort gar nicht ab, sondern fuhr herum und schlüpfte in seine Stiefel. Er schnappte sich ein Hemd, das über einem Stuhl hing, und zog es schnell an. Dann nahm er sanft Hynes Hände und zwang sie, ihn anzusehen. Sie erschrak über den Ausdruck in seinen Augen. „Sie sind noch in Eurem Palast?“, fragte er wütend. Hyne nickte benommen.
Vandell wirbelte herum, hob sein Schwert auf, zog es aus der Scheide und warf diese in eine Ecke. Er drehte sich noch einmal um. „Bleibt hier, Milady. Hier seid ihr sicher.“, meinte er, ehe er in dem Gang verschwand, durch den Hyne hierher gekommen war. Hyne blieb noch einen Moment mit aufgerissenen Augen sitzen und sah ihm nach. Dann legte sie sich langsam wieder hin und starrte an die Decke.
Erst jetzt realisierte sie wirklich, dass sie sich in seinem Zimmer befand und in seinem Bett lag. Gedankenverloren ließ sie ihre Hand über das Laken und die zerwühlte Decke gleiten. Hier hatte er noch vor einigen Minuten gelegen und friedlich geschlafen...
Sie vergrub ihr Gesicht in der dünnen Decke und schnupperte daran. Sie musste unwillkürlich an den Traum denken, den sie gehabt hatte, ehe diese Bastarde in ihren Palast eingedrungen waren. In diesem Traum war sie auch hier in diesem Raum gewesen... allerdings hatte sie sich nicht bei Vandell ausgeweint...
Sie seufzte und schloss kurz die Augen. Der Schmerz zwischen ihren Beinen war plötzlich wie weggeblasen und machte einem anderen Gefühl Platz. Sie erinnerte sich daran, wie sanft er sie noch vor einigen Augenblicken in den Armen gehalten hatte. Dann dachte sie wieder an ihren Traum, und was er darin getan hatte... Sie errötete leicht und setzte sich aufrecht hin.
Plötzlich hörte sie Schreie von der anderen Seite des Ganges. Schnell stand sie auf und lief, trotz Vandells Befehl in seinem Zimmer zu bleiben, wieder in ihren Palast zurück. In einer der großen Hallen fand sie ihn. Ihn und ungefähr zweihundert Männer, die den Palast schon für sich beanspruchten. Jetzt allerdings schienen sie nur Angst vor Vandell zu haben, der mit blitzenden Augen zwischen den Überresten eines massiven Tores stand. Sein Haar bewegte sich wie im Wind und er hob sein Schwert etwas. Die meisten der Männer wichen ängstlich zurück. Einer trat jedoch vor und rief grinsend: „Willkommen! Wollt Ihr Euch uns anschließen, edler Ritter?“ Hyne erstarrte. Dieser Mann hatte... sich an ihr vergangen. Vandell machte eine wütende Handbewegung, woraufhin der Mann gegen die nächste Wand krachte. „Schweig!“, brüllte er. „Wie könnt ihr es wagen, hier einzudringen?“ Rund um ihn baute sich ein magisches Kraftfeld auf. Der Mann rappelte sich wieder auf. Entweder war er sehr mutig oder sehr, sehr dumm.
„Willst du uns Angst einjagen, Bastard?“, schleuderte er Vandell ins Gesicht. „Du bist allein. Wir sind über zweihundert Mann. Glaubst du, du hättest eine Chance?“ Vandell richtete seinen brennenden Blick auf den jungen Mann. „Vielleicht sollte ich mir die Augen verbinden, damit ihr eine Chance habt.“, erwiderte er trocken. Der junge Mann machte einen Schritt nach hinten. Plötzlich schien sein Selbstvertrauen weggewischt zu sein. Die anderen Männer versuchten, möglichst unauffällig zu verschwinden. Auf eine lässige Handbewegung Vandells krachten die riesigen Tore der Halle zu. Hyne hatte noch nie gesehen, dass Vandell so viel Magie im Kampf verwendete. Meist verließ er sich voll und ganz auf seine Kraft und Geschicklichkeit.
Er musste wirklich wütend sein.
Betont langsam hob Vandell eine Hand und löste die Kette von seinem Hals. Der Anhänger blitzte und funkelte. Vandell warf die Kette in die Luft, legte den Kopf in den Nacken und rief einige Worte. Hyne bemerkte überrascht, dass es sich dabei um ihre eigene Muttersprache handelte.
„Griever!“, rief Vandell beschwörend, „Höre mich! Demütig erflehe ich deine Hilfe! Strafe diese Unwürdigen, die meiner Herrin Leid zugefügt haben!“ Der Anhänger an der Kette leuchtete grell auf, ehe er wieder in Vandells ausgestreckter Hand landete. Zuerst geschah nichts. Einige der Männer atmeten schon erleichtert auf, und der Sprecher der Gruppe trat schon vor, um Vandell zu verhöhnen, doch dann veränderte sich etwas. Hyne spürte, wie sich hinter den Männern eine sonderbar fremdartige Aura verdichtete.
Vandell hob die Hände und schloss die Augen. „Griever!“, brüllte er wieder. „Räche meine Herrin!“ Hyne schrie überrascht auf, als urplötzlich der Löwe hinter den Männern auftauchte. Vandell wirbelte herum und starrte Hyne entsetzt an. „Ich sagte doch, Ihr sollt in meinem Palast bleiben!“, schrie er mit überschnappender Stimme. Hyne hörte ihn gar nicht. Sie starrte den silbernen Löwen an, den sie bisher nur aus den Märchen ihrer Heimat gekannt hatte.
Der Löwe brüllte so laut, dass die Angstschreie der Männer einfach verschluckt wurden. Vandell stürzte sich auf Hyne und riss sie zu Boden.
Hyne schrie überrascht auf, als er sich schützend über sie beugte und sie so fest an sich presste, dass sie keine Luft mehr bekam. Sie hörte, wie Griever wieder brüllte, spürte, wie eine gewaltige Druckwelle über sie hinwegbrauste und hörte, wie Vandell schmerzerfüllt aufschrie. Sie klammerte sich an ihn und versuchte, seine Schmerzen mit Magie ein wenig zu lindern.
Dann war es vorbei. Hyne registrierte, dass die Schreie der Männer verstummt waren, aber das war im Moment unwichtig. Vandell lag noch immer auf ihr und rührte sich nicht. Sie konnte spüren, dass er atmete, aber er bewegte sich einfach nicht. „Vandell?“, flüsterte sie. Langsam, unendlich langsam, hob er den Kopf und starrte sie an. Seine roten Augen schienen vor Schmerz etwas dunkler zu sein als sonst, auf seiner Stirn glänzte Schweiß. Er atmete schwer. Mit einiger Anstrengung schaffte er es aufzustehen. Er stützte sich an der Wand ab und versuchte, nach Möglichkeit nicht ohnmächtig zu werden. Hyne rappelte sich auf und sah sich um. Gleich darauf musste sie sich wieder setzen. Die Halle war verwüstet. Milde ausgedrückt.
Die Möbel und die komplizierten Geräte waren nur noch Trümmer, die riesigen, bunten Fenster waren geborsten, und die Männer, die sich vorhin noch hier aufgehalten hatten, waren kaum mehr als leblose Fleischklumpen, die teilweise sogar an der Wand klebten. Griever hatte ganze Arbeit geleistet.
Hyne atmete tief durch, um sich nicht übergeben zu müssen. Sie versuchte, wieder aufzustehen, aber sie schaffte es nicht ganz. Ihre Beine weigerten sich, ihr Gewicht zu tragen. Benommen spürte sie, wie Vandell neben sie trat und sanft ihre Schulter berührte. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
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