FFIX der Abgrund der Serie!

[Enkidu]

ich fand FF9 auch gut. eigentlich gibt es kein FF welches ich irgendwie schlecht finden würde.
jedoch kann ich die kritikpunkte nachvollziehen: als rückblick auf die wurzeln der serie (was stellenweise nicht ganz so originalgetreu gelungen ist, aber was solls) konnte man kaum innovation im spiel vorfinden. weder in der story, noch im gameplay oder auch nur im design. alles schonmal dagewesen. so läuft es schon manchmal gefahr, langweilig zu werden, speziell bei spielern, die sich schon lange mit RPGs beschäftigen, andererseits fühlt man sich ganz einfach wohl mit dem spiel und in dem spiel. auch wenn die story eher simpel und klischeehaft gehalten ist, verleitet einen die unheimlich dichte atmosphäre immer wieder dazu, doch noch weiterzuspielen. die musik trägt ihr übriges dazu bei. außerdem wurden die charaktere ungewöhnlich gut ausgearbeitet (was aber nichts an deren klischees und der teils extrem schwachen einbindung in die handlung ändert).
wenn ich in eine neue location kam, bin ich dort so lange verweilt, bis ich mit jedem NPC mindestens einmal gesprochen und nach möglichkeit alle ATEs und jede noch so kleine hintere gasse gesehen hatte. das schaffen nur wenige spiele, bei den meisten gibt es ja auch gar nicht die möglichkeiten dazu.
FF9 bekommt für diese ... nunja, "schwer definierbare" spielwelt ein großes plus. "schwer definierbar", weil ich eigentlich "einzigartig" sagen wollte, aber das wäre nicht korrekt. die besonderheit liegt eben darin, dass es viele klassische elemente in sich vereint.
einer meiner größten kritikpunkte ist die verteilung der locations auf der weltkarte. das wurde in FF1 bis 7 weit zufriedenstellender gelöst, eventuell sogar besser in FF8, wo es generell wenige orte gab, diese aber wenigstens halbwegs anständig gesetzt wurden. warum das für mich in FF9 ein so großes problem war ? betrachtet mal den kontinent des nebels mit all seinen riesigen städten, dungeons usw.. irgendwann bekommt man dann die weltkarte (oder kannte sie schon zuvor) und denkt sich nur noch "woah ! das war erst einer, da sind aber noch ganze drei andere !!", geht davon aus, dass einem dort ähnlich viel geboten wird wie bisher. in wirklichkeit aber sind alle übrigen kontinente fast menschenleere wüsten mit ein paar storyrelevanten dungeons ... diese art von enttäuschung war recht neu für mich, denn in einem FF6 oder 7, wo immer wieder neue städte aus dem nichts auftauchten und man sich ausmalen konnte, wann noch wieviel ungefähr kommen würde, hätte so etwas niemals passieren können. in FF9 hat man sich da zu früh gefreut. aber FFX hat in dieser hinsicht bewiesen, dass es noch viel schlimmer kommen kann ^^
tja, was gibt es sonst noch zu sagen ? die story hat mir weniger gefallen, weil sie so simpel gestrickt war. die "großen" überraschungen waren schnell verbraucht, vieles vorausschaubar oder schlichtweg belanglos. einerseits fehlte mir die innovation, irgend ein element, das noch nicht unzählige male durchgekaut wurde oder ein solches, das zumindest aus einem anderen blickwinkel betrachtet wird, andererseits konnte ich kitase & co dann auch nicht mehr abkaufen, dass der letzte boss plötzlich einen rein symbolischen bezug zum rest des spiels hat. überhaupt halte ich das gewäsch, das im letzten dungeon von sich gegeben wird, für unnötig ... aber wie gesagt machen charas, musik und die daraus resultierende atmosphäre vieles wieder wett.
das gameplay hingegen hat mir im großen und ganzen doch zugesagt. schon, der ATB war lahm, aber die vielen bestandteile des inventars und die unzähligen klassischen feinheiten des gameplays wussten mich zu überzeugen. die festgelegten charajobs ließen mich oft an FF4 denken, das ich noch in guter erinnerung habe. die minispielchen waren gut, da es so viele, teils versteckte bzw. übersehbare sachen waren (seilchenspringen, wettrennen in alexandria) und mit dem aktionsbutton über dem kopf des protagonisten gab es überall etwas zu entdecken. auch konnte ich das spiel von anfang bis ende durchspielen, ohne dass sich der schwierigkeitsgrad veränderte. er war mal leicht angehoben, die meiste zeit eher seicht aber nie zu schwer oder wirklich zu einfach.
der humor war schön. die vielen anspielungen ließen kenner der serie schon ins schmunzeln kommen, besonders, wenn man weiß, dass man einer der schätzungsweise 1,5% aller spieler ist, die rahmus 1:1 aus FF2 übernommene geschichte verstanden haben (und diese auch genau in den eigentlichen kontext einordnen können). ich glaube es gibt kein einziges FF, welches nicht irgendetwas in FF9 abbekommen hat. selbst der name der "invincible" aus FF3, garland aus FF1 oder die enterprise und namingway aus FF4 wurden eingebaut. meiner meinung nach machte diese art von humor eine wirklich ernste geschichte zwar unmöglich, dennoch bin ich inzwischen froh darüber, dass es auch ein FF gibt, dass sich selbst nicht so ernst nimmt und für viele lacher zu haben ist. quina hat im wesentlichen dazu beigetragen. was so viele leute gegen er/sie haben, kann ich mir nicht erklären. imho hat er/sie das spiel überhaupt erst gut gemacht ^_^ jedenfalls ist er/sie eine/r meiner lieblingscharaktere der gesamten serie. im übrigen hat er/sie sehr wohl etwas mit der story zu tun und ist ansonsten einfach ein funcharakter, der in den unmöglichsten momenten immer wieder auftaucht und sich mit seiner durchgeknallten lebensphilosophie deutlich als einzige nicht klischeehafte figur des spiels von dem rest der party abhebt.

ich würde an dieser stelle ja gerne auf den RPGH zum spiel verweisen, aber aus irgendeinem grund geht das gerade nicht -_-°

was auch immer, FF9 ist bestimmt kein abgrund der serie. geschmäcker sind natürlich verschieden, aber wenn das spiel wirklich so schwach wäre, dann müssten wohl ein paar mehr leute so negativ darauf reagieren. man sollte sich immer vor augen führen, dass es so etwas wie das ultimative spiel niemals geben kann und es immer etwas zu meckern gibt. doch was dem einen in FF9 nicht gefällt, das sagt womöglich dem anderen zu. das macht den aspekt jedoch nicht gleich schlecht. man sollte also vorsichtig mit seinen ausführungen über die qualität von videospielen im allgemeinen und RPGs im besonderen sein.