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Lehrling
Viele Philosophen haben bereits versucht, das Jenseits zu beschreiben. Auch Hollywood und Buchautoren haben es versucht. Die Beschreibungen reichten von Himmel und Hölle bis zu Wartezimmern mit grässlicher Musik. Auch Los Angeles und die Innenstadt eines kleinen Kaffs namens Schwäbisch Gmünd kamen in Frage.
Das Jenseits, in dem Eric wieder zu Bewusstsein kam, glich keiner der eben genannten Ideen.
Er wusste, dass er tot war. Das überraschte Eric. Sein Verstand war klar, klarer als jemals zuvor in seinem nun vergangenen Leben.
Auch merkwürdig war, dass das Jenseits so dunkel war.
Er spürte etwas wie Bewegung, auch wenn er sich fragte, mit was.
Irgendwann spürte er eine Art Widerstand, und bewegte sich nicht mehr. Er geriet in Panik, wusste nicht, wie es nun weitergehen sollte. Er fühlte sich wie lebendig begraben, wollte nur noch raus...
Und der Widerstand gab nach.
Die Sterne umgaben Eric, und er sah zum erstenmal seine Welt von außen.
Seine Welt war klein, das sah er nun- aber größer als einige Welten, die seine Heimat umkreisten.
Es waren die Monde, und er sah, dass auch sie wie seine Welt Ozeane und Grasflächen besaß- das hatte er bisher noch nie bemerkt.
Er sah zur Sonne. Hunderte andere winzige Welten mit noch mehr Monden umgaben sie, und jeder einzelne Himmelskörper schien bewohnt.
Neugierig bewegte er sich weiter.
Tamee brannte lichterloh- kein Wunder, immerhin war ihr einziger Polizist tot.
Bourschis betrachteten Polizisten nicht als aktive Kämpfer für Recht und Ordnung, eher als repräsentative Statussymbole: Solange einer in der Stadt war, wurde kein Verbrechen begangen.
Nun, kein Verbrechen, das man sehen konnte.
Und wenn sie zu sehen waren, dann bereute man es wenigstens später.
Ach, um ehrlich zu sein... Anarchie herrschte auch, wenn ein Polizist in der Stadt war.
Aber die Leute fühlten sich einfach wohler, wenn sie wussten, dass jemand in der Stadt war, der wenigstens versuchte das Gesetz zu vertreten.
Die insgesamt zwanzig Einwohner der ganzen Stadt- immerhin ein Zehntel der Weltbevölkerung-
plünderten sich gegenseitig aus, während John Nooby- stolzer und großartiger Herrscher der Stadt Tamee ( übertrieben)- am Fenster des viel zu großen Regierungspalastes stand und auf die brennenden Gebäude herabsah.
Der Regierungspalast!
Unzählige Bourschis auf der ganzen Welt ( um genau zu sein: 20) sahen in ihm das Zentrum der Macht, ein Symbol für Freiheit, Gleichheit und... Geniertheit, ein anderes Wort mit der Endung –eit fiel ihnen nicht ein auf die Schnelle.
Dass das blöde Mistding dreimal so groß war wie der Rest der Stadt und von nur zwei Leuten- dem Herrscher und dem Gärtner- bewohnt wurde, dass der Mittlere Gang des Palastes in der Mitte entzweigebrochen war durch die Krümmung des Planeten, dass in einigen Zimmern Tiere wohnten... all diese Fakten wurden nicht in dem Sinne verdrängt, eher stolz von der Bevölkerung hingenommen und als "patriotisch" empfunden.
Manchmal, in seinen eher nachdenklichen Momenten, fragte sich John Nooby, wie die Welt überhaupt funktionieren konnte. Zweihundert Bourschis, verteilt auf ein paar winzige Inseln, der Rest ein einziger großer Ozean, welcher allerdings innerhalb eines Tages durchschwommen werden konnte.
Etwas in John sagte ihm, dass eine Zivilisation auf Basis so weniger Wesen einfach nicht existieren konnte. Außerdem- es ist schwer, eine Kultur aufzubauen, wenn jeder jeden kennt. Irgendwie war jedes Bourschi mit jedem verwandt, und so etwas konnte peinlich sein, wenn Tamee mal wieder Krieg führen wollte mit Okkel. Dämliche Okkelianer, sitzen da auf ihrer Insel und sind stolz auf ihr dämliches Gehabe, dachte sich John. Und ihre dämlichen Häuser mit ihren dämlichen Giebeln und den dämlichen Backsteinziegeln...
Wieder legte sich seine kleine Stirn in Falten. Backsteinziegel? Woher denn? Soviel er wusste, gab es auf der ganzen Welt keinen einzigen Ziegelfabrikanten.
Er versuchte sich zu erinnern, seit wann die Welt überhaupt existierte. Es tat weh, so zu denken, also hörte er lieber auf damit und kümmerte sich um die Regierungsgeschäfte.
Er holte den Wasserschlauch aus dem speziellen Anarcho-Kasten, und spülte Stevee und Clara, die beiden ( plündernden) Turteltäubchen, von der Straße.
Ein ganz normaler Tag in Tamee... mal wieder.
TO BE CONTINUED...
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