Zitat
Was sind denn Freiheit und Schönheit anderes als Ideale?Zitat
Ausserdem verstehst du mich in manchen Punkten falsch: Ich sage nicht, Hobbies seien grundsätzlich eine Flucht vor der Wahrheit. Doch wenn ich mich um andere Hobbies bemühen würde um glücklicher zu werden, so würde ich dies als eine Flucht vor der Wahrheit empfinden.
In diesem Ideal ist auch enthalten, dass ich vieles hinterfrage. Und sobald ein Ding einmal hinterfragt ist, so ist es fast unmöglich damit gleich unzugehen wie davor. So meinte ich das eigentlich mit dem Ideal, denn oft verschliesse ich mir durchs hinterfragen selbst die Türen.Zitat
Damit du das ein wenig besser verstehst mal eine Geschichte, die mir vorhin unabhängig von dem Thread eingefallen ist (bei dem verzweifelten Versuch einzupennen).
Ein Mann hatte alles zum Leben und lebte alleine. Sein Alter liess es nicht zu, dass er körperlich arbeitete verrichtete und so widmete er sich Schriften und Büchern. Alles hinterfragte er, sein Leben, die Welt und noch vieles mehr. Es gab kaum noch Freuden in seinem Leben, ausser wenn er nachdachte oder träumte. Ihn nährten Erkenntnis und Brot und Wasser. Das Essen machte ihm unheimlich viel Freude. Jeden Bissen den er zu sich nahm beschehrte ihm einen kleinen Moment des Glücks. Über das Essen wusste er alles. Woher es kam, wie es verarbeitet wurde - erst auf Höfen, Metzgereien und Bäckereien, dann in seinem Mund, Magen und Darm. Aus seinen Studien kannte er sogar die Geschmäcker der einzelnen Stoffe und wie diese Eindrücke im Gehirn verarbeitet wurden. Doch eines hatte er in seinem Leben noch nie überlegt: weshalb hatte er dermassen Freude am Essen?
Kaum war diese Frage gestellt begann er zu grübeln. Nach langem Nachdenken und Forschen kam er zum Schluss, dass das Essen ihm deshalb Glück brachte, weil es in seinem Leben, in dem alles peinlich hinterfragt und durchdacht war, das etwas war, etwas simples und einfaches war. Nicht so abstrakt und kompliziert wie die Texte die er las oder selbst verfasste und noch viel weniger komplex als die Gedankengänge, die er überhaupt nicht in Worte zu fassen wusste. Er konnte nun nicht mehr Essen, ohne sich dieses neu gewonnene Bewusstsein vor Augen zu führen.
So hat er auch das Letzte verloren, dass ihm ausserhalb seiner geistigen Welt Freude bereitete und ihm wurde das bewusst gerade in dem Augenblick, als sich jenes Bewusstsein manifestierte. Er wünschte sich nun ein Trinker zu sein, denn wenn er am nächsten Tag mit einem Kater aufgewacht wäre, hätte er sich nicht mehr an jenen verhängnisvollen Schluss erinnert und somit hätte ihm das Essen weiterhin Freude bereitet. Doch das war nicht möglich, denn hätte er sich heute betrunken, so hätte er morgen nach dem Grund gefragt, was ein Trinker nicht tun würde, und dabei wäre die Frage wieder an die Oberfläche gelangt und hätte ihm erneut das letzte zerstört, was ihn and er Welt hielt.
Es ist also eine einzige Frage, die dem Mann den Spass am Essen verdirbt und diese Frage kann er nicht mehr zurücknehmen, nicht mehr aus seinem Bewusstsein löschen. Ein Mann, der sich dermassen viele Gedanken macht über die Welt wird sich auch nicht selbst täuschen um wieder Spass am Essen zu bekommen, da ihm das einfach nicht gelingen würde. Für ihn gibt es keine Möglichkeit mehr wieder einer jener Menschen zu werden, die eben nicht "depri" sind. Und in letzter Zeit merkte ich einige Male, dass es mir geht wie diesem Menschen und was soll ich tun? Wenn ich mich besaufe, so werde ich mich fragen weshalb ich mich besoffen habe und ich bin wieder gleich weit. Wenn ich neue Hobbies suche werde ich immer wissen wollen weshalb und dies würde mir den Spass an den Hobbies verderben.
Was ich tun kann ist hoffen, beten und glauben. Das tu ich auch und ich glaube das bringt mir um einiges mehr als wenn ich in das Leben eines Durschnittsmenschen schlüpfen würde.
@Ancient: Ich kann dir nicht ganz zustimmen, dass einem düstere Umgebung depressiv stimmt. Mich überströmen regelmässig Wellen des Glücks, wenn ich mit trauriger, nachdenklicher, melancholischer Musik nachts durch die umliegenden Felder streife. Wenn ich in meinem Zimmer Kerzen anzünde, so ändert das eigentlich gar nichts an meiner Stimmung, ausser dass ich mich vielleicht ein wenig geborgener oder heimischer fühle.