Sorry für das Necro, aber ich sehe deine beiden Spielethreads als Gesamtwerk.

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Also mit Emotion meine ich, das du eine Bindung zu deinen Monstern aufbaust und sie nicht gerade spielst weil sie stark sind, sondern weil Spaß machen und weil sie cool aussehen. Es geht eher um das Erleben zwar durch Strategie aber auch durch das Kämpfen zwischen 2 Parteien.
Das muss sich mit einem strategischen Spiel nicht widersprechen. Ich sehe da auf BattleTech, ein Tabletop-Strategiespiel.

Bei BattleTech gibt es Kombinationen von Waffen und Ausrüstungen, die offensichtlich besser sind als der meiste andere Kram. Das klassische Beispiel sind Clan-Mechs mit Pulslasern und Zielcomputern. Die Reaktion der Community darauf ist... dass diese Einheiten eher selten gespielt werden, gerade weil sie so stark sind. Das Meta ist zwar bekannt, aber aktiv verpönt.

Das liegt vor Allem daran, dass BattleTech-Spiele zwar regeltechnisch rein strategisch sind, von den Spielern aber meist eher wie Rollenspiel behandelt werden. Anstatt zwei hochgezüchtete Supertrupps aufeinander zu werfen, tragen BattleTech-Spieler lieber "historische" Gefechte aus der Lore des BT-Universums aus, probieren sich als bunt zusammengewürfelte Söldnertruppe oder nehmen einfach mal die skurrilsten Mechs, die sie in die Finger kriegen können. Und Kämpfe sind mehr als nur "bis einer kaputt ist"; es kann auch sein, dass ein Spieler erfolgreich fliehen muss oder etwas aus einem Gebäude stehlen und dann damit vom Spielfeld verschwinden muss. Was auch immer man gerade interessant findet.

Und dementsprechend ist dann auch eine der Lieblingseinheiten der BattleTech-Community nicht eine 100-Tonnen-Mordmaschine sondern der UrbanMech – ein langsamer, mäßig gepanzerter 30tonner, der außerhalb eines sehr spezifischen Missionsprofils im Wesentlichen als mobile Zielübung dient. Er sieht sogar wie eine laufende Mülltonne aus. Wie eine laufende Mülltonne, die alle lieben, weil scheiß aufs Meta; Urbie ist lustig. Er wird vielleicht nicht oft in Kämpfen benutzt, aber trotzdem mögen ihn alle.

Dazu kommt, dass BattleTech immer noch annähernd die gleichen Regeln hat wie in den 80ern, komplett mit Zufallstabellen noch und nöcher. Dadurch wird jedes BT-Spiel stark von bizarren Ereignissen geprägt, die oft spielentscheidend sind und für tolle Geschichten sorgen. Der 100tonner, der in der ersten Runde mit der kleinsten Waffe im Spiel beschossen wird, einen unglücklichen Cockpit-Treffer kassiert und raus ist. Die beiden schwer beschädigten 50tonner, die sich vier Runden lang gegenseitig aufs Maul geben und nicht umkippen, weil der Schaden sich immer auf unkritische Stellen verteilt. Der Mech, der im genau falschen Moment ausrutscht und einen Berg herunter fällt. Solche Aktionen bleiben lange im Gedächtnis und können auch für Bindung sorgen.

Emotionale Bindung geht in einem strategischen System durchaus. Allerdings musst du was dafür tun: Du musst kultivieren, dass die Geschichten wichtiger sind als die Siege. Du musst eine interessante Lore liefern und auch mit der Emotionen aufbauen und Erwartungen setzen. Wenn ein Spieler mit seinem mechanisch unglücklichen Monster zu einer weiteren glorreichen Niederlage ausrückt, weil ihm die Reise wichtiger ist als das Ziel (und er sich loremäßig in einer Fraktion verortet, die lieber ehrenhaft verlieren als von ihren Gegnern zu lernen), dann hast du diese Bindung erreicht.