Ergebnis 1 bis 5 von 5

Thema: Outer Wilds

  1. #1

    Outer Wilds

    Ich wollte schon ewig was zu Outer Wilds schreiben. Erstmal weil ich es so unglaublich finde, dass ich hier nie wirklich was über das Spiel gelesen habe, obwohl es für mich persönlich wohl eines der Highlights der letzten Jahre überhaupt ist. Vermutlich ist es für mich das beste Spiel der gesamten 2010er und dabei auch sehr innovativ und etwas, was wir so zumindest lange Zeit nicht hatten, vielleicht auch noch nie überhaupt. Da ist es für mich eine riesige Überraschung hier nie von dem Spiel gelesen zu haben. Insgesamt ist die größte Motivation für mich aber etwas zu dem Spiel zu schreiben, dass es mich verändert hat, so schnulzig und komisch das klingen mag. Und das haben bisher nicht sehr viele Spiele geschafft. Silent Hill 2 war für mich das erste Spiel, bei dem ich mir sehr bewusst im Nachhinein gedacht habe "Oh, Videospiele sind mehr als nur Knöpfe drücken und es macht Spaß und es ist ein guter Zeitvertreib und ein Hobby. Videospiele sind Kunst.". Und ab dem Zeitpunkt habe ich Videospiele wie Kunst wahr genommen und auch so behandelt. Ich habe mir Zeit für Spiele genommen, mein bestes getan um mir ein immersives Erlebnis zu gestalten, statt einfach nur so viel Zeit wie möglich in ein Spiel zu stecken, um es endlich durchzuspielen. Ich habe angefangen mich häufiger einfach irgendwohin zu stellen und einfach die schöne Szenerie gemeinsam mit der Musik des Spiels zu genießen. Das mag insgesamt sehr prätentiös klingen, aber insgesamt hat es mir eine neue Facette von Spielen gezeigt, die ich davor nie gesehen habe.
    Mit Pokémon aufzuwachsen und es auch heute noch trotz all der Fehler zu lieben, hat mir beigebracht, wie sehr gemeinsames Spielen verbinden und die Erfahrung eines Spiels auch deutlich erweitern kann. Items und Kreaturen tauschen zu können, weil man etwas hat, dass das Gegenüber deutlich besser nutzen kann und vice versa, das hat mich irgendwie geprägt und mir Multiplayer Erfahrungen schon von Beginn an positiv näher gebracht. Es gibt eigentlich kaum Spiele, in denen man Items und Kreaturen so mit anderen Spielern tauschen kann, dass es die Progression auch wirklich beeinflusst und nicht nur der Interaktion wegen genutzt wird. Ich kann es mir nicht vorstellen, wie ich Multiplayer als Feature sehen würde, wenn ich heute meine ersten Multiplayer Erfahrungen machen würde in einem Onlinespiel und das Prägendste, was passiert ist, dass mich fremde Menschen auf irgendwelchen Sprachen anschreien und beleidigen, weil ich etwas falsch gemacht habe, wenn sie mich nicht schon vorher für meine Person beleidigt haben. Es gibt für mich wenig schönere Dinge als mich auf einen Spieleabend mit meinen Freunden zu freuen, sei es eine Partie Mario Kart oder eben noch mit jenen Freunden auf meinem Pokémon Smaragd einen Statistiktausch zu machen, damit ich ihre Geheimbasen besuchen kann oder auch ganz analog mit Brettspielen. Gemeinsames Spielen mit Freunden wurde so für mich eine Art Ritual, das ich nicht missen will.



    Auf sehr ähnliche Weise hat mich Outer Wilds geprägt als ich es 2022 gespielt habe. Es hat mir sehr viel über mich selbst beigebracht, wie ich Orte erkunde, wie ich an Erfahrungen ran gehe, wie ich Probleme löse und vor allem, dass ich auch heute noch Spiele genießen kann und eben 90% dieser Spiele sich für mich im Indie- und Retrobereich befinden. Lange Zeit vorher hatte ich nicht mehr wirklich viel Spaß an neuen Spielen, ich habe gemerkt wie ich vermehrt Spiele abbreche und Neue kaufe, in der Hoffnung, dass sie das gewisse Etwas haben, das mich anzieht, nur um zu merken, dass ich das Spiel doch nur wieder abbreche und irgendein älteres Spiel zum 10. Mal durchspiele, weil mir dieses halt deutlich mehr das Gefühl gibt, nachdem ich suche. Ich hatte auch schon vor Outer Wilds Indie Spiele gespielt und sehr viel Spaß mit denen gehabt. Meine 2 Spiele, in denen ich am meisten Zeit verbracht habe, sind Slay the Spire und Stardew Valley. Aber irgendwie hat das gewisse Etwas trotzdem immer gefehlt, etwas, das noch mehr ist als "nur" eine gute Zeit und viel Spaß mit dem Spiel zu haben. Ist es falsch mit einem Hobby nur Spaß zu haben? Nein, auf keinen Fall und das will ich auch nicht sagen. Aber mir hat einfach seit langer Zeit dieses bestimmte Gefühl gefehlt, eine Art Passion, die eben über Spaß und eine gute Zeit hinausgeht. Und dann kam Outer Wilds und hat mir gezeigt, dass es das doch noch gibt. Einmal eine kleine Bemerkung als Warnung: Ich werde versuchen so wenig wie möglich zu spoilern, da gerade Outer Wilds davon profitiert am besten gar nichts über das Spiel zu wissen. Sobald man auch nur einen Hinweis, eine Vorahnung auf eine der Mysterien des Spiels hat, kann es sein, dass man ganz anders mit dem Spiel interagiert, vielleicht Sachen verpasst und das gesamte Entdecken der Spielwelt fällt deutlich flacher. Neue Sachen über die Spielwelt herauszufinden ist quasi der große Reiz des Spiels und dementsprechend kann es schon sein, dass ich hier und da etwas verrate. Ich werde nichts über die große übergreifende Narrative des Spiels sagen, aber ich werde ein paar Sachen anreißen und das könnte etwas verraten, wenn man wirklich komplett blind rein gehen will und ich werde auch keine Spoilertags hier nutzen, weil ich alles nur sehr oberflächlich anreiße. Meiner Meinung nach ist es aber die beste Erfahrung, wenn man komplett blind ins Spiel rein geht, also weiterlesen auf eigene Gefahr!

    Outer Wilds und ich hatten keinen guten Start. Als es raus kam hab ich es zumindest nicht mit Outer Worlds vertauscht, aber ich dachte, es sei ein Spiel in der Machart wie No Man's Sky und das ist einfach nicht meine Art Spiel. Ich persönlich tue mich extrem schwer mit Sandbox Spielen und habe auch nicht wirklich viel Spaß an Survival und Crafting Mechaniken. Ich verliere mich zu schnell in solchen Spielen, weil mir einfach der Anreiz fehlt was zu machen. Ich habe keine Narrative, die mich anleitet und mir eine Zielsetzung gibt oder zumindest einen roten Faden, welcher mich neugierig auf die sich entfaltende Geschichte macht. Ich werde auch nicht direkt in eine Gameplayschleife geworfen, die mir direkt Spaß macht, die mich herausfordert und mich neugierig darauf macht sie zu lernen und dann irgendwann vielleicht zu meistern und mir dabei immer eine gewisse Art von Progression vermittelt. Vielleicht sagt es mehr über mich aus als über Sandboxspiele, da man sich in diesen Spielen eben den Spaß selbst macht, aber ich bin einfach nie in solche Spiele rein gekommen, auch nicht mit Freunden, und habe Outer Wilds deswegen abgeschrieben. Am Rande habe ich immer gehört, dass es eines der besten Indiespiele überhaupt ist. Nicht mit so einer Furore wie ein Hollow Knight oder ein Hades daherkommt, aber ich habe immer mal wieder Gutes drüber gehört, ohne genauere Details. Also habe ich es irgendwann mal angefangen und nach 10 Minuten abgebrochen, weil der Start sehr langsam ist, die Optik mich nicht wirklich angesprochen hat und irgendwie gab es einfach nichts was mich wirklich im Spiel halten konnte. Und dann Ende 2022 habe ich dem Spiel endlich mal eine faire Chance gegeben.



    Um ehrlich zu sein war der Start trotzdem ziemlich holprig. Die Prämisse ein Raumschiff zu fliegen klang für mich nicht wirklich spannend. Ich bin ein riesiger SciFi-Fan, aber mich reizen Raumschiffe und Astronauten nicht sehr, ich mag an SciFi eher die Geschichten über eine ferne Zukunft, welche Probleme mit eben dieser einhergehen, unbekannte Orte und andere Welten und die Vorstellung, dass es noch andere Zivilisationen gibt und deren Geschichten und Kulturen und all dies. Auch der wissenschaftliche Aspekt des Weltraums gefällt mir sehr, andere Lebensarten auf anderen Himmelskörpern und seien es nur Pflanzen oder Einzeller. Die Kräfte des Weltraums selbst erleben und dort umherreisen, reizt mich nicht sonderlich. Und da hat mir das Spiel schon direkt einen anderen Aspekt über mich gezeigt: Ich finde die Reise durch den Weltraum und das Erleben der Anziehungskräfte verschiedener Planeten extrem unangenehm, zu einem extremen Punkt an dem ich sagen würde, dass ich diese ersten paar Stunden im Spiel gruseliger empfand als jedes Horrorspiel, welches ich je gespielt habe. Und das sind ziemlich viele. Der Moment als ich das erste Mal zu nah an einen Planeten ran flog und direkt von diesem angezogen wurde, nur um extrem auf eben jenem Planeten in tiefem Wasser zu stürzen war furchtbar und ich habe mich nahezu panisch gefühlt. Und das war in den ersten 30 Minuten des Spiels. Zugegeben hilft es nicht, dass ich ziemliche Angst unter Wasser und vor allem vor Unterwassertieren habe, aber es war schrecklich. Es hat dazu geführt, dass ich tatsächlich online gesucht habe, wie sicher wir uns sind, dass das Spiel kein Horrorspiel ist und ich habe hilfreiche Antworten gefunden, die mich nicht gespoilert haben, sondern einfach erklärt haben, dass das Universum echte physikalische Kräfte simuliert und dadurch, dass das Universum eben klein genug ist, damit man alles in einer angemessenen Zeit erkunden und gut umherreisen kann ohne dass es ein Schnellreisesystem geben muss, passiert es natürlich deutlich schneller, dass man in die Umlaufbahn eines Planeten gerät und damit die Anziehungskräfte dessen eben direkt ausgesetzt ist. Die Entwickler haben viele echte physikalische Phänomene und Theorien in ihr Spiel gebaut und einfach klein genug runter skaliert, damit man das alles sehen und erleben kann, wodurch man diese Kräfte und Phänomene eben viel schneller und extremer wahr nimmt. Generell empfinde ich das auch als sehr großen Pluspunkt des Spiels: Echte physikalische Theorien und Phänomene hier zu erleben, die auch in unserem echten Weltraum zu beobachten sind, hat mich diesen echt noch viel näher gebracht und nochmal eine gewisse Faszination für diese ausgelöst. Natürlich kann man sich den ganzen Unfällen entziehen, die Rakete, die man hat, ist stark genug um nicht immer von jedem Himmelskörper extrem angezogen zu werden, sonst könnte man ja nicht vernünftig reisen. Aber da die Steuerung sehr gewöhnungsbedürftig ist (ich empfehle schon mal direkt für alle ein Gamepad zu nutzen, die Tastatursteuerung ist wohl noch schlimmer!), wird es gerade in den ersten Stunden des Spiel genug Momente geben, in denen man aus Versehen eine Bruchlandung hinlegt. Es hat mir definitiv immer mal wieder Angst gemacht und für Adrenalinkicks in meinem Blut gesorgt, aber irgendwie war das auch spaßig. Und schnell habe ich den Reiz des Spiels gefunden: Outer Wilds ist ein Detektivspiel.

    Es gibt keinen Mord, den man aufklären muss. Es gibt auch keinen Täter, den man unbedingt finden will. Aber das Spiel hat etwas, was vielen Spielen heutzutage fehlt: Ein großes, spielfüllendes Mysterium. Und ich meine damit nicht nur ein bestimmtes Mysterium, viel mehr hat das Spiel sehr viele kleine Mysterien, manche dazu tragen zu wieder Größeren bei, andere davon stehen für sich. An so vielen Ecken des Spiels sieht man was Interessantes und denkt sich "Was ist das?" und oftmals muss man erstmal herausfinden, wie man dort hinkommt oder erstmal wo anders weiter machen, weil erstmal sieht es nur wie das aus, was es auf den ersten Blick ist: Eine Struktur oder ein glänzendes Licht, ohne weitere Bedeutung, vielleicht einfach nur Setdressing. Aber eigentlich liegt fast allem in Outer Wilds etwas Tiefgreifenderes zugrunde, was man erstmal finden muss. Und dieses Gefühl vermisse ich so. Wie oft ich mir in Pokémon Gelb gedacht habe, dass dieser dämliche Truck doch wirklich was bedeuten muss, sei es ein Mew, das dahinter steckt, oder was Anderes. Wie oft ich mich in Ocarina of Time gefragt habe "Was ist das da vorne? Wie komme ich dahin?" und die meisten Spiele haben sowas heute nicht mehr. Outer Wilds hat in mir wirklich dieses Gefühl wie damals in mir ausgelöst als alle möglichen Gerüchte über Spiele die Runde gemacht haben, was man dort und an jenem Ort in Spiel X machen kann und wenn man das und das so oft macht, dann passiert was! Outer Wilds hat in mir zum ersten Mal seit Langem etwas geweckt, was viele Spiele nicht schafften: den sogenannten "Sense of Wonder". Dieses großartige Entdeckergefühl, dass man etwas komplett alleine gefunden hat, was wirklich Konsequenzen für die Spielwelt oder für einen selbst im Kontext der Spielwelt hat. Als Breath of the Wild das in mir nicht auslösen konnte, selbst nach 30 Stunden Spielzeit nicht, habe ich mich ernsthaft gefragt, was mit mir nicht stimmt. So Viele in meinem unmittelbaren Umfeld, aber auch online haben darüber berichtet wie großartig das Spiel diesen umsetzt und dieses Gefühl in ihnen auslöst. Ich persönlich habe den Reiz nicht gesehen. Ja, manche Szenerien sind wunderschön und ich habe mich gefreut diese zu entdecken. Aber die meisten Belohnungen waren wieder irgendeine Waffe von denen ich schon x hatte oder irgendein Metall, irgendein Edelstein, Sachen, die mich nicht direkt gereizt haben. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich nach und nach Puzzleteile eines größeren Bildes finde und diese endlich zusammen fügen kann. Und ich bin ewig langer Fan der Zeldareihe. Ich weiß nicht welches mein erstes Spiel war, aber ich kann mich daran erinnern mit 5 oder 6 Jahren Link's Awakening, Oracle of Ages und Ocarina of Time gespielt zu haben. Ich weiß nicht in welcher Reihenfolge, aber ich weiß, dass ich diese Spiele jahrelang immer mal wieder angeschmissen habe, um zu sehen, was ich noch so neues Erkunden kann oder manchmal auch nur, um die Hauptgeschichte noch einmal durchzuspielen. Selbst Skyward Sword habe ich direkt gekauft und an einem Wochenende durchgespielt und auch wenn es mich mit sehr gemischten Gefühlen zurück gelassen hat, war es eine coole Erfahrung, es hat viel Spaß gemacht und retrospektiv betrachtet gefällt mir auch heute einiges mehr als damals als es raus kam. Nicht alles, nicht mal der Großteil der Sachen, aber ich kann es für einige Dinge wertschätzen. Warum also lässt mich Breath of the Wild so kalt?



    Und so sehr ich es hasse zwei Dinge direkt miteinander zu vergleichen, nur um eines höher zu werten und das Andere dafür runter zu machen, Outer Wilds hat das erreicht, was glaube ich jeder außer mir in Breath of the Wild gefühlt hat. Ich hatte das Gefühl etwas richtig Großem auf der Spur zu sein, irgendein riesiges, spielumgreifendes Mysterium befindet sich hier vor mir. Ich weiß nicht mal genau wonach ich suche, aber ich habe ein Puzzleteil vor mir und weiß nichts damit anzufangen, aber ich muss wissen zu welchem Bild es gehört. Was hat es hiermit auf sich, zu welchem großen Ganzen gehört das hier dazu? Nach der ersten Spielstunde war meine Neugier vollends geweckt und ich konnte wirklich nicht mehr aufhören. Es passiert nicht häufig, dass ich ein Spiel ohne größere Pausen wirklich wegatme, aber hier war es genau so, dass ich jeden Tag auf den Abend hingefiebert habe, um mich wieder einmal in das Universum von Outer Wilds zu stürzen, weil ich einfach nicht abwarten kann mehr zu entdecken. Die gesamte Zeit, die ich nicht mit Spielen verbringen konnte, habe ich trotzdem noch weiter über das Spiel nachgedacht. Hm, das fühlt sich fast so an wie früher in der Schule. Da habe ich auch den ganzen Tag nebenbei über meine Spiele Zuhause nachgedacht und mich drüber gefreut wieder nach Hause zu kommen und Zeit für das Spiel zu haben! Und genau dieses Gefühl hatte ich viel zu lange nicht mehr und hat mich so am Spiel begeistert.

    So, aber genug damit, kann Outer Wilds denn auch spielerisch was? Ich persönlich würde sagen absolut. Ja, Erkundung, Rätseln und das Reisen stehen im Vordergrund. Ihr werdet hier keine Kämpfe, keine RPG Elemente oder sonstiges dergleichen finden. Und selbst Rätsel sind eigentlich selten kleine Rätsel, die sich vor euch befinden und die ihr nun lösen müsst, sondern immer größere Angelegenheiten, die die gesamte Spielwelt umfassen. Sprich man sucht mal mehr, mal weniger gezielt nach Hinweisen, wie man ein Hindernis überwinden kann, irgendwann weiß man das und kann das dann durch das gefundene Wissen machen. Zyniker würden vielleicht sagen, dass es ein erweiterter Walking Simulator ist, weil es nicht sehr viele Mechaniken gibt. Es gibt hier und da Apparaturen, die man bedienen kann, aber die Mechaniken an sich sind nichts Weltbewegendes. Wenn das also zu langweilig, zu "low-octane" klingt, dann ist das Spiel wahrscheinlich nichts für einen. Es gibt aber eine übergreifende Narrative. Die steht nicht extrem im Vordergrund und spielt sich vor allem über Schriftstücke und ein paar Dialoge ab und den Rest reimt man sich durch Beobachten und Erkunden zusammen, aber man kann schon eine übergreifende Erzählung erkennen, die durchaus ihre Aussagen und auch ihre Stakes mit sich bringt. Das Spiel kommt also nicht komplett ohne Geschichte daher. Man sollte sich aber schon darauf gefasst machen einige Schriftstücke zu lesen, da diese oft auch wichtige Hinweise auf die Mysterien des Universums enthalten oder Anhaltspunkte haben, auf Orte, die man sich vielleicht als nächstes anschauen will. Man muss dabei keine Angst haben was zu verpassen, die Entwickler haben daran gedacht, dass es immer mehrere Hinweise auf wichtige Orte gibt, sprich man muss nicht die gesamte Welt durchpforsten, nur um dann am Ende den letzten Hinweis zu finden, um das Spiel zu beenden. Ich war weit davon entfernt 100% gesehen zu haben, als ich nach 20 Stunden das Ende erreicht habe. Das Spannendste ist, dass jeder Planet seine eigenen Mechaniken hat, um die Erkundung zu erweitern. Ich kann das ohne zu spoilern nicht ausführlich erklären, einige Features muss man erst selbst entdecken auf dem entsprechenden Planeten. Aber ja, jeder Planet hat eigene Mechaniken, wodurch sich die Erkundung etwas verändert, was für mich persönlich sehr spannend war und das Spiel auch sehr frisch gehalten hat. Es hat sehr viel Spaß und Abwechslung gebracht die Eigenheiten jedes Planeten langsam zu entdecken und sich daran anzupassen und diese auch für sich zu nutzen. Außerdem hat man einige Ressourcen, die man etwas managen muss, einmal Sauerstoff und den Treibstoff für das eigene Jetpack. Manchmal gibt es schon brenzliche Situationen, in denen man von Sauerstoff zu Sauerstoff läuft, um nicht zu sterben. Manchmal ist das auch sehr bewusst vom Spiel eingesetzt, um ein paar Passagen zu haben, die doch etwas Herausforderung mit sich bringen. Eigentlich war das aber nie wirklich schwierig und wenn man gut haushalten kann, wird man da selten in Schwierigkeiten kommen. Das Raumschiff hat auch verschiedene Teile, die kaputt gehen können. Sollte man das ganze also nach einer Bruchlandung noch weiter nutzen wollen, muss man es reparieren, das geht aber ganz einfach. Man hat in seinem Raumschiff auch einen Bordcomputer und ich empfehle es sehr diesen zu nutzen, da es dort eine Mindmap gibt, welche alle Sachen, die man gefunden hat und die irgendwie von Relevanz sind notiert und miteinander verknüpft. Ich glaube das ist der Gerüchtemodus oder so. Jedenfalls kann ich nur sehr empfehlen den zu nutzen, es hilft sehr und erspart einem die Arbeit selbst Notizen machen zu müssen. Generell konnte ich mir die wichtigsten Punkte auch eh immer merken, aber ich habe die Mindmap manchmal genutzt, um trotzdem einfach eine Visualisierung meiner Gedanken zu haben. Und das Spiel wird dadurch auch nicht wirklich zu einfach. Ich hatte trotzdem etliche Punkte im Spiel, an denen ich viel nachdenken musste, wo es denn weiter geht. Insgesamt habe ich 22 Stunden für das Hauptspiel und 5-7 Stunden für den DLC gebraucht (ich weiß es nicht mehr so genau wie sich meine Spielzeit aufgeteilt hat). Ich glaube es ist am besten den DLC nach dem Hauptspiel zu spielen, da einem mehr Verbindungen auffallen, wenn man das Ende bereits kennt, theoretisch kann man aber den DLC auch als Teil des Hauptspiels spielen. Es gibt ein sehr cooles neues Gebiet mit neuen Mysterien und es nutzt interessante Features, die ich so noch nie wirklich gesehen habe, insgesamt ein super interessanter DLC.



    Wenn es jetzt irgendwen gibt, der neugierig geworden ist und dem Spiel eine Chance geben will, wünsche ich sehr viel Spaß. Ich persönlich höre gefühlt nie auf von dem Spiel zu reden und empfehle es echt jedem meiner Freunde und Bekannten immer weiter. Outer Wilds ist für mich das Spiel, von dem ich mir jede Erinnerung löschen würde, wenn ich könnte, nur um es nochmal zu erleben, weil das Spiel sehr wissensbasiert ist. Es gibt keine richtige Progression im Spiel, die gesamt Progression befindet sich im Kopf des Spielers. Wenn du alles über das Spiel weißt, kannst du auf einem neuen Spielstand in 15 Minuten zum Spielende kommen, dementsprechend niedrig ist der Wiederspielwert. Und es kann natürlich sein, dass jemand das hier liest und sich denkt "Ach du kacke, ich fand das Spiel total scheiße. Wie kann man das so hochhypen?" und das ist auch absolut valide. Man muss glaube ich schon einen sehr bestimmten Geschmack für diese Art von Spiel haben, um den Reiz dahinter zu verstehen und wie bei eigentlich Allem gibt es da kein objektives "Was ist gut". Für mich ist dieses Spiel ein Geniestreich und hat mir die Augen für sehr Vieles geöffnet, es ist definitiv ein Spiel, über das ich noch lange und viel nachdenke, selbst Jahre nachdem ich es gespielt habe. Ich denke wirklich noch nahezu täglich an das Spiel und die Erfahrung, die es mir gegeben hat, und das schaffen nicht so viele Spiele. Ich glaube auch, dass Outer Wilds insgesamt mehr eine Erfahrung für sich ist. Viele Andere werden sich langweilen und es eben als glorifizierten Walking Simulator sehen. Ich wollte einfach nur einmal meine persönlichen Gefühle über ein Spiel hier niederschreiben, welches mich immer noch sehr beschäftigt und noch immer sehr viele verschiedenen Gefühle in mir weckt, vor allem weil ich gerade hier im Forum selten Leute drüber schreiben sehe. Ich hoffe das Ganze war mindestens interessant zu lesen, für Jeden der es so weit geschafft hat und falls das Spiel nach dem Text tatsächlich Jemanden packt, lasst mich das gerne wissen und wir können darüber schreiben.

    Geändert von poetBLUE (17.10.2025 um 16:31 Uhr)

  2. #2
    So viele Worte und du hast die Musik nur am Rande erwähnt obwohl sie einiges zur Atmosphäre des Spiels beiträgt. Mysteriös, abenteuerlich, ein bisschen unheimlich, emotional, spannend und gegen Ende hin einfach nur fantastisch!

    Schon das Main Theme ist richtig gut und könnte ich mir immer wieder anhören.



    Sollte mal meine Sammlung an Cover Songs erweitern. Hab viel zu wenige davon

    Zitat Zitat
    Ich glaube es ist am besten den DLC nach dem Hauptspiel zu spielen, da einem mehr Verbindungen auffallen, wenn man das Ende bereits kennt, theoretisch kann man aber den DLC auch als Teil des Hauptspiels spielen.
    Wenn man optimal da rangehen will sollte man den DLC abschließen bevor man ins Finale aufbricht, weil das Finale dann ein klein wenig erweitert wird. Aber man versteht die Story auf jeden Fall besser wenn man all die großen Geheimnisse der Hauptstory verstanden hat.

    Zitat Zitat
    Outer Wilds ist für mich das Spiel, von dem ich mir jede Erinnerung löschen würde, wenn ich könnte, nur um es nochmal zu erleben, weil das Spiel sehr wissensbasiert ist.
    Es gibt storybasierte Mods mit denen man noch ein bisschen mehr Zeit in diesem Universum verbringen könnte, aber all die Mods die richtig gut sein sollen fand ich vom Rätseldesign her nicht so gut wie das Hauptspiel. Ich hab da auch nur Astral Codec beendet, was sich um den Interloper dreht, aber vom Gameplay her sehr anstrengend ist. Ansonsten habe ich noch The Outsider gespielt, wo ich das Writing so mangelhaft fand dass ich keine Lust hatte die Mod überhaupt zu beenden.

  3. #3
    Zitat Zitat von ~Jack~ Beitrag anzeigen
    So viele Worte und du hast die Musik nur am Rande erwähnt obwohl sie einiges zur Atmosphäre des Spiels beiträgt. Mysteriös, abenteuerlich, ein bisschen unheimlich, emotional, spannend und gegen Ende hin einfach nur fantastisch!

    Schon das Main Theme ist richtig gut und könnte ich mir immer wieder anhören.
    Das stimmt schon, ich hätte noch etliche Seiten schreiben können an Sachen die mir alle gefallen. Die Musik gefällt mir insgesamt so gut, dass ich auch die Vinyl gekauft habe und sie auch immer wieder mal auflege. Und auch unterwegs und generell zu allen möglichen Gelegenheiten, packe ich mir die Musik immer mal wieder auf die Ohren, weil es einfach alles so stimmig ist. Die Musik trägt insgesamt zum Mysterium dazu, weil sie eben diese Gefühle von etwas Rätselhaftem mit sich bringt und dabei aber auch immer sehr melancholisch. Ich glaube "Wanderlust" und "Melancholie" sind insgesamt die zwei großen Themen des Soundtracks und ergänzen die Erfahrung von Outer Wilds perfekt.

    Zitat Zitat von ~Jack~ Beitrag anzeigen
    Wenn man optimal da rangehen will sollte man den DLC abschließen bevor man ins Finale aufbricht, weil das Finale dann ein klein wenig erweitert wird. Aber man versteht die Story auf jeden Fall besser wenn man all die großen Geheimnisse der Hauptstory verstanden hat.
    Das weiß ich auch, ich habe das Finale nach dem DLC dann einfach erneut gespielt. Ich glaube aber die eigene Geschichte des neuen Orts vom DLC ist unglaublich gut, wenn man schon weiß, was insgesamt so passiert ist in der Welt. Man findet so viele kleine Sachen und Details, das hat bei mir einfach nochmal besonders Klick gemacht danach und war ein sehr schönes Erlebnis.

  4. #4
    Okay Garmin, Thread Speichern.

    Es ist ein Spiel was ich schon seit langem in meinem "Roulette" befindet. (ich lose meine Indiespiele einfach aus, weil ich zu viele auf der Wunschliste habe)
    Aus Angst vor Spoilern, habe ich nicht mehr als die Einleitung gelesen. Alles was ich darüber weiß, dass es wohl eines dieser Spiele ist, wo man aufgrund von Erkenntnissen Spielfortschritt gewinnt, den man dann in einem weiteren Versuch anwenden kann. Statt wie in anderen Spielen Fähigkeiten zu finden mit denen man im Spiel voranschreitet oder aufzuleveln, ist hier Wissen die Währung. Von dem ich grundsätzlich sehr angetan bin. Egal ob in nem Animal Well, einem The Witness oder Chants of Senaar. Ich finde das Konzept generell intriguing und kann es kaum erwarten es irgendwann mal zu ziehen.

    Dann werde ich sicherlich noch mal zum Thread zurückfinden und mir alles durchlesen, wo du dir beim Schreiben sichtlich viel Mühe gegeben hast und der man deine Passion schon im Eröffnungssatz anmerkt.

  5. #5
    Schöner Post! Ich habe das Spiel samt DLC Anfang des Jahres durchgespielt aber anscheinend hier gar nichts drüber geschrieben.

    Insgesamt muss ich sagen, dass mich das Spiel auch sehr geflasht hat was Erkundung und Rätseldesign angeht. Ich kenne auch kein anderes Spiel, was auch qualitativ nur annähernd in die Nähe kommt, wenn es um diese "wissensbasierten" Rätsel geht, also dass man neue Informationen über die Spielwelt lernt und dann neue Wege gehen kann, ohne dass es klassische Fähigkeiten oder Mechaniken gibt. Und es gibt da einige tolle Aha-Erlebnisse, wenn man z.B. einen shortcut freischaltet oder "versteht".

    Aber obwohl ich glaube, dass diese Erfahrungen wohl jeden Freund von Rätseladventures oder Puzzlespielen begeistern sollte, tue ich mich doch schwer damit das Spiel uneingeschränkt für Solche zu empfehlen. Ein Knackpunkt sind hier die Geschicklichkeitspassagen, von denen es zwar nicht so viele gibt, aber doch ein paar die etwas länger oder schwieriger sind - und für Spieler ohne Erfahrung mit Action-Spielen sicherlich zu anspruchsvoll oder frustrierend. Gerade weil ein Fehler oft dazu führen kann, dass man es nochmal komplett von Neuem versuchen muss.

    Der zweite Punkt ist dann teilweise der Zeitdruck - dann hat man es vielleicht gerade in ein neues Gebiet geschafft, aber gar nicht die Zeit es in Ruhe zu erkunden. Und wenn man dann aber durchrusht, übersieht man vielleicht gerade ein wichtiges Detail, weswegen man dann später noch einmal hingehen muss.

    Insgesamt haben mir diese beiden Punkte weniger Spaß gemacht - ich glaube das Platforming hätte ich einfach etwas einfacher gemacht (damit es mehr um das Wissen der richtigen Lösung geht, und weniger um die Ausführung). Für das Problem mit dem Zeitdruck hätte vielleicht in einigen Gebieten (z.B. southern observatory) noch ein versteckter Shortcut geholfen.

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •