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Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Dordogne habe ich letztes Jahr durchgespielt und fand es wirklich ganz nett, zumal ich Spiele, die einen eher künstlerischen Anspruch haben, sowieso gut finde.
    Ich fand es letztendlich weder spielerisch noch von der Handlung her richtig überragend (beides bleibt leider hinter seinen Möglichkeiten zurück), würde es aber trotzdem empfehlen, wenn man solche Spiele mag. Schön gemacht ist es auf jeden Fall.
    Wer braucht Photobucket? Kein Schwein!
    Libenter homies id, quod volunt, credunt.
    Alle GF-Aktionen auf einen Blick

  2. #2
    Firewatch (2016)


    Vorbemerkung: Ich bin schon ein bisschen erschrocken, als ich realisiert habe, dass Firewatch fast 10 Jahre alt ist!
    Dieserer Text ging anfangs in eine etwas andere Richtung. Ich habe, wie ich das so mache, assoziativ gearbeitet und einfach drauflos geschrieben. Ich bin dann aber irgendwann bei Erfahrungen mit Sommer-Aushilfsjobs, Ghiblifilmen und Country Roads von John Denver gelandet (wegen Stimme des Herzens – Whisper of the Heart) Und das war mir definitiv zu weit weg von Firewatch. Deswegen jetzt ein etwas einfacherer und vielleicht auch etwas "langweiligerer" Text. Aber so ist das nunmal! Ich bin zeitlich eh schon viel zu weit hinterher mit der Challenge! Zeit für meinen Sommerjob.

    Shoshone National Forest, Wyoming, USA 1989


    Firewatch erschien 2016, entwickelt von Campo Santo und ist bisher immernoch das einzige Spiel der Entwickler! Die Switch-Version ist 2018 herausgekommen, ich habe es aber über Steam gespielt.

    In Firewatch spielt man Henry, der sich im Shoshone National Forest in Wyoming als Feuerwache gemeldet hat, um vor seinen Problemen zuhause zu flüchten. Es geht dabei um die traurige Vorgeschichte mit seiner Frau, die mit Anfang 40 Alzheimer gekriegt hat. In Textform wird die Geschichte ihres Kennenlernens und darüber hinaus erzählt. Man hat dabei ein paar Auswahlmöglichkeiten, die - davon ist auszugehen - wenig Auswirkungen auf die weitere Handlung haben.

    Jedenfalls findet sich Henry alleine auf einem Feuerwachposten wieder und hat nur Delilah, seine Chefin, zur Gesellschaft. Diese aber auch nur in Form eines Funkkontakts über Walkie-Talkies.

    Noch bevor Delilha einem den Osborne Fire Finder erklären kann (welcher leider nie zur Anwendung kommt…!), wird man von Raketenfeuerwerk in der Nähe unterbrochen. In einem Naturschutzgebiet offensichtlich verboten. Also macht man sich auf den Weg und darf leere Bierdosen aufschnappen (wenn man will), Feuerwerkskörper konfiszieren oder Alkoholreste einstecken. Und die Unterwäsche der Übeltäter findet man auch. Die lasse ich aber lieber liegen...

    Die Teenagermädchen, die das Feuerwerk gezündet haben, findet man dann im See badend vor (nackt!). Aus der Ferne schreit man ihnen zu, dass sie das mit dem Feuerwerk lassen sollen. Sie halten uns aber wohl nur für einen alten Perversling und verschwinden direkt.

    Naja, ich mache mich anschließend auf den Rückweg, aber meine ersten Gedanken waren, dass es ja alleine schon interessant ist, in einem Videospiel Menschen um die 40 zu spielen. Gibt es ja selten genug! Und Henrys mitgebrachte Schreibmaschine (eine „Plemington“) auf dem Tisch im Turm hat mich irgendwie direkt an Shining denken lassen. Ein netter Twist eigentlich, Shining, aber im Sommer. Ich hab extra noch nachgeguckt auf was für einer Schreibmaschine Jack Nicholson in Shining schreibt. Ich war doch damals auf dieser Kubrick-Ausstellung mit allen möglichen Requisiten aus seinen Filmen? Und ja, ich hab das Foto noch:


    Es ist eine Adler. Und Plemington gibt es so übrigens nicht. Das ist dann wohl eine rechtlich unverbindliche Anlehnung an Remington.

    Auf dem Nachhauseweg (es wird schon dunkel) passieren aber noch zwei wichtige Dinge: Man begegnet einer Person, die einen kurz mit der Taschenlampe blendet und verschwindet. Und kurz darauf findet man den Turm aufgebrochen und verwüstet vor, geklaut wurde aber anscheinend nichts.

    Die ersten Fährten für mysteriöse Vorkommnisse sind also gelegt und der Arbeitsalltag als Feuerwache kann beginnen.

    There is no GPS in Wyoming – Zum Gameplay

    Ansonsten besteht das Spiel überwiegend aus den Dialogen zwischen Henry und Delilah und eben dem Umherlaufen mit Karte und Kompass. Sich seinen Weg mit Karte und Kompass zu suchen, macht tatsächlich Spaß! OHNE Positionsanzeige à la GPS (die gibt es aber, glaube ich, optional in den… Optionen).

    Sonderlich kompliziert ist die Map sowieso nicht, man wird eigentlich die ganze Zeit ziemlich gut geleitet, ohne dass es sich wie auf Schienen anfühlt. Firewatch ist aber sowieso kein Open-World-Spiel. Und wenn man sich die Karte anguckt, nachdem man das Spiel beendet hat, wirkt sie plötzlich so klein und banal. Wie man im Laufe der Handlung Stück für Stück neue Gebiete „freischaltet“, wirkt dann im Nachhinein quasi mechanisch und vorhersehbar. Nicht anders als man es bei Dragon Quest (1!) vorfindet oder Resident Evil (1!).

    Aber entscheidend ist ja, dass es sich währendessen und vorallem beim Herumlaufen im Spiel (und nicht auf der Karte) komplett organisch anfühlt.

    Ich habe bisher wenig Walking Simulatoren gespielt (eigentlich nur Dear Esther, was ich super fand), aber ich kann mich mit dem Gameplay anfreunden. Durch das quasi freie Herumlaufen, aber vorallem dem freiem UmherSCHAUEN, ist der interaktive Fokus eben genau da: Ich laufe in meinem Tempo umher, schaue mich um, fokussiere meine Aufmerksamkeit auf das, was ich will. Sei es die Landschaft, Delilahs Turm in der Ferne oder die Bücher, die ich im Laufe des Sommers so aufsammle. In gewisser Weise ist das genug für ein Spiel.

    Ich liebe es Dinge aufzuheben und in der Hand zu drehen und in Ruhe zu betrachten! Keine Ahnung warum, aber es macht einfach Spaß. Es trägt auf jeden Fall auch zur Immersion und dem, nennen wir es mal „World-Building“ bei, mit seinen fiktiven Büchern (und einer ganzen Polit-Thriller-Reihe!).



    Die Geschichte wird größtenteils durch die Unterhaltungen zwischen Henry und Delilah erzählt, aber zum Teil auch durch environmental story-telling mit Nachrichten, die sich vorherige Fire Watcher hinterlassen haben.

    Nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass etwas nicht stimmt. Zum einen natürlich der Einbruch in Henrys Turm. Und schon am Tag darauf stellt man fest, dass das Telefonkabel offensichtlich mit Absicht gekappt wurde. Die zwei Teenagermädchen?

    Man findet nebenbei noch so ein großes abgesperrtes Gebiet vor, mit dem Hinweis auf 18 U.S. Code § 1863. Ein echter Paragraph übrigens: „Trespass on national forest lands. Whoever, without lawful authority or permission, goes upon any national-forest land while it is closed to the public pursuant to lawful regulation of the Secretary of Agriculture, shall be fined under this title or imprisoned not more than six months, or both.“

    Ich will hier nicht einfach nur die ganze Geschichte des Spiels nacherzählen (auch wenn das logischerweise zur Nacherzählung der Spielerfahrung gehören würde), aber ich packe den Rest mal ins nächste, spoilerwarnisierte Kapitel.

    Das Feuer in mir ist Teil meines Ökosystems!

    SPOILER? Naja, ein wenig.



    All work and no play make Henry a terrible Firewatch.

    Ich bin in der Regel nicht gut darin falsche Fährten in Filmen und Büchern zu erkennen oder überhaupt zu erraten, was am Ende passiert. Höchstens wenn ich mich langweile bin ich gut darin, aber eben deswegen, weil die Geschichte mich nicht gut genug hineinzieht und von solchen Gedanken ablenkt. Hier hab ich – wie meistens – gar nicht erst groß versucht der Geschichte zuvorzukommen.

    Man kann zwar im Grunde von Anfang darauf kommen, dass es hier nicht um eine große Regierungsverschwörung oder so gehen kann (und Gottseidank!), aber so 100 % sicher war ich mir eben doch nicht. Spätestens bei den abgehörten Gesprächen und den seltsamen Geräten im Sperrgebiet, wusste ich auch nicht mehr so ganz, was ich denken soll. Nur an eine große Verschwörung konnte ich nicht glauben.

    Ich habe keine Zeit für eine genaue Analyse des Zaubertricks, den Firewatch abzieht mit seiner interaktiven Erzählung mit falschen Fährten, roten Heringen, MacGuffins und anderen Tropen (und vielleicht auch nicht ganz die Lust darauf), ABER ich wette das wäre interessant und aufschlussreich! Auch wenn das Ganze wohl eher zum Standard Werkzeugkasten eines jeden Thrillerautoren zählen dürfte.

    Was ich aber an Firewatch so mag, ist, dass am Ende nichts vom Thriller, der aufgebaut wird, eingelöst wird. Meine Befürchtung war noch, neben der großen Verschwörung, dass Henry in irgendeine Form von Wahnsinn abdriftet, aber auch das passiert dankenswerterweise nicht. Stattdessen haben wir unbefriedigte, angedeutete romantische Gefühle zwischen ihm und Delilah, einen Waldbrand, der sich immer nur weiter ausbreitet und die Tatsache, dass Henry vor den Problemen zuhause nicht davonlaufen kann.


    Wie man am Ende vor dem äußerst nahen Feuer zu Delilahs Turm flüchtet und alles in Rauch gehüllt ist (ich hab zwischendurch tatsächlich den Weg nicht mehr gefunden!) und man sie dann am Ende nicht wenigstens mal zu Gesicht bekommt, ist auch nur konsequent. Man sieht im ganzen Spiel nicht einen einzigen anderen Menschen! Also nicht so richtig, die zwei Mädchen sieht man nur in der Ferne und Ned nur einmal als schemenhafte Gestalt im Dunklen.

    Nein, Henrys Sommer in Firewatch ist kein „spannendes Sommerabenteuer“, kein Sommerthriller, sowieso kein Nostalgietrip und auch kein Neuanfang. Es war von Anfang an nur ein Fluchtversuch der scheitern musste. So wie die Erwartung des Spielers an Thriller, Spannung, etc. aufgebaut und dann enttäuscht werden mussten, wird auch Henrys Erwartung an Aufbruch, neue Liebe und Neuanfang enttäuscht. Wir können vor uns selbst nicht davonlaufen. Ned, im Gegensatz zu Henry, versucht ja genau das.



    Ich schreibe zwar, dass es um keinen Neuanfang geht, aber dann bin ich auf den Wikipedia-Artikel zur Rolle des Feuers als Teil des Ökosystems Wald gestoßen. Das sollte man zwar auch nicht überbewerten – Waldbrände, wie man sie viel zu oft in den Nachrichten findet, sind definitiv nicht mehr Teil eines gesunden Ökosystems – aber vielleicht passt es ja metaphorisch zu Henry im Sinne einer Tabula Rasa. Einmal die Gefühle ordentlich durchbrennen lassen (hoho) und dann zurückkehren und zumindest ein Stück weit neu anfangen. Klingt vielleicht gar nicht so ungesund.

    Fazit


    Also, die große Frage dieser Challenge: Ist Firewatch ein Sommerspiel? Ja, ist es.

    Aber ich gebe Firewatch nur 2 von 5 Strohhüten.

    Warum? Weil halt. Ich mache die Regeln. Ich will zwar nicht sagen, dass ein Sommerspiel zwingend Strand, Meer, etc. beinhalten muss, aber irgendwie fehlt Firewatch dann doch etwas von einer richtigen Sommerstimmung.
    Es gibt jede Menge Stimmung in Firewatch! Sehr gute sogar! Aber „Sommervibes“ sind das nicht. Und es sind ja immer noch 2 von 5. Nicht Null.

    Insgesamt 4 von 5 Daumen.
    Als Spiel an sich habe ich bei Firewatch nichts zu meckern. Ich mag das Herumlaufen und die Tatsache, dass sich alles irgendwie interaktiv anfühlt, als hätte man Einfluss auf irgendetwas (was aber tatsächlich kaum zutrifft, glaube ich, oder halt nur minimal). Es ist gut geschrieben, gut gespielt, das 'Worldbuilding' ist nett und die Geschichte selbst und der Fokus aufs Wesentliche tut dem Ganzen letztlich auch gut.

    Danke fürs Lesen und als nächstes gibt es dann SEASON: A LETTER TO THE FUTURE
    Auf der Suche nach dem wahren Sommerspiel: Meine „Summer Video Game Challenge 2025“

    1. Platz 1-Map Contest 2021: Das Super Mega Mini RPG: Island Quest v1.1

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