Statt immer den gerade durchgespielt-Thread zu verwenden, dachte ich, ich widme dem Thema "inkrementelle Spiele" mal einen eigenen Thread. Schon allein, weil ich viele davon überhaupt nicht durchspiele (dieser Thread gibt mir zumindest eine Möglichkeit zu schreiben, warum ich sie nach 5 Minuten abgebrochen und nie fortgesetzt habe), und man bei anderen streiten mag, ob man sie überhaupt durchspielen kann .

Falls ihr euch unter dem Begriff "inkrementelle Spiele (alternativ auch"Incremental Games", "Idle Games" oder auch "Klicker") nichts vorstellen könnt, eine kurze Erläuterung.
Grundsätzlich geht es bei den meisten Vertretern dieses Genres darum, Zahlen beim Wachsen zuzusehen. Das können abstrakte Zahlen sein, Punkte, Gold, Ressourcen, was auch immer einem einfällt. Die beiden Hauptwerkzeuge die man dafür hat sind zum einen Klicks und zum anderen Zeit.
Häufig besteht das Spiel zunächst daraus, dass man auf irgendetwas klickt, um an irgendwelche Punkte zu kommen. Nach einiger Zeit hat man dann genug Punkte, um sie für etwas auszugeben, mit dem man pro Klick noch mehr Punkte erzeugt. Das Spielchen wiederholt sich dann, bis man irgendwann mit jedem Klick Punkte im Fantastilliardenbereich anhäuft, die man dann gegen weitere Upgrades in noch höheren Sphären eintauscht.
In der Regel bekommt man auch noch die Möglichkeit, andere Upgrades zu kaufen, die im Laufe der Zeit selbstständig Punkte generieren, ganz ohne dass man etwas macht. Das Grundprinzip bleibt aber erhalten, man häuft immer mehr Punkte an, um sie gegen die Möglichkeit, noch mehr Punkte anzuhäufen, einzutauschen.

Das man im ersten Moment ziemlich dröge klingen, aber wenn man beispielsweise "Punkte" durch "Erfahrungspunkte" und "Möglichkeit, mehr Punkte zu bekommen" durch "Level Up" ersetzt, ist man plötzlich in einem RPG. Oder Punkte durch "Geld" und "Möglichkeit, mehr Punkte zu bekommen" durch "neue Investitionsmöglichkeit", und schon findet man sich in einer Wirtschaftssimulation wieder. Präsentation ist alles .

Ein sehr bekannter Vertreter des Genres ist Cookie Clicker. Es mag zwar schon etwas in die Jahre gekommen und weit entfernt davon sein, das Maximale aus dem Grundprinzip herauszuholen, aber es zeigt bereits, wie süchtigmachend die Kombination aus einem einfach durchschaubaren Spielprinzip und dem "nur noch ein Meilenstein"-Laufrad sein kann.

Falls sich nun jemand die Frage stellt, wieso man seine kostbare Zeit darauf verwenden sollte, sich auf diese Spiel zu konzentrieren: Oft tut man das gar nicht. Viele Spiele erreichen früher oder später einen Punkt, an dem der meiste Fortschritt allein durch Warten erzielt wird (wenn man Glück hat, muss das Spiel dazu nichtmal laufen). Ist man an diesem angekommen, kann man sich wunderbar anderen Dingen zuwenden (sein Hauptspiel, Arbeit, andere inkrementelle Spiele...) und das Spiel sein eigenes Ding machen lassen, während man nur gelegentlich dazu zurückkommt, um seine angesammelten Punkte umzutauschen oder eine neue Taktik festzulegen. Was sicherlich mit ein Grund ist, warum dieses Genre hauptsächlich am PC (oft im Browser) und auf dem Smartphone stattfindet, auf Konsolen hingegen praktisch nicht existent ist.

Eine Henne-Ei-Frage ergibt sich daraus, ob der weitgehende Verzicht auf Grafiken (abgesehen von Ladebalken) und Musik (die die meisten Spieler ohnehin abschalten, wenn sie vorhanden ist) darauf zurückzuführen ist, dass diese Spiele oft von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen (statt gewaltigen Entwicklerteams) entwickelt werden, oder ob das Fehlen dieser Elemente dafür gesorgt hat, dass die Entwicklung auch für solche Personen attraktiv geworden ist.
Das hat natürlich auch gewisse Nachteile, die einige hier vielleicht schon vom RPG-Maker kennen. So kann es sein, dass ein Spiel, mit dem man eigentlich längst abgeschlossen hat, plötzlich ein Update erhält. In diesem Fall muss man sich dann überlegen, ob es einem das Wert ist, einen alten Spielstand herauszukramen (sofern man diese überhaupt irgendwo aufbewahrt hat) oder gar komplett neu anzufangen, um das veränderte oder erweitere Spiel zu betrachten. Andererseits kann es sein, dass ein Spiel, an dem man seinen Spaß hat, ganz unvermittelt abbricht und niemals fortgesetzt wird, weil der Entwickler keine Lust oder Zeit mehr hat, weiter daran zu arbeiten (wobei es auch Beispiele gibt, wo das ursprüngliche Spiel in einem halbfertigen Zustand verbleibt, woraufhin es dann jemand anderes aufgreift und fortsetzt - nur um es dann in einem ebenfalls halbfertigen Zustand zurückzulassen).

Eine weitere häufig anzutreffende Mechanik in diesen Spielen kann ich direkt hier im Thread demonstrieren: Das Prestige.
Früher oder später erreicht man einen Punkt, an dem der Fortschritt sich deutlich verlangsamt (nur der Fortschritt, der Punktegewinn findet in dieser Phase üblicherweise schon lange in wissenschaftlicher Notation statt). Wenn dieser Punkt erreicht ist, erhält man oft die Möglichkeit, seinen gesamten Fortschritt aufzugeben, um das Spiel quasi von vorne zu beginnen, allerdings mit einem Bonus, der das Erreichen des bisherigen Endpunktes beschleunigt und es ermöglich, daran anknüpfend fortzufahren.
Das praktische Beispiel folgt nun: Ich habe zu einigen Spielen bereits Reviews geschrieben. Diese lasse ich nun in diesem neuen Thread erscheinen, was dank Copy & Paste wesentlich schneller geht, als das ursprüngliche Schreiben .
Vielleicht sind diese für den einen oder anderen auch eine bessere Möglichkeit zum Verständnis des Genres als der eher abstrakte und absichtlich ziemlich allgemein gehaltene Text bis hierher.