Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
Stellt euch vor, irgendwann könnte eine KI ein komplettes Computerspiel entwickeln. Und zwar genau so, wie man es haben will, und so, dass jeder es gut finden würde. Mit einem Fingerschnips hätte man den nächsten Hit. Ich fände das furchtbar langweilig. Gerade weil man Zeit, Herzblut und Arbeit in ein Spiel stecken muss und man auch scheitern kann, macht es so viel Spaß. Es ist nicht schlimm, dass man nicht alles haben kann (es sei denn, man ist ein Universalgenie oder hat ein sehr hohes Budget).
Aber natürlich werden sich die KIs durchsetzen, denn die Gier ist allgegenwärtig. Man möchte das haben, was die anderen haben und vor allem immer mehr. Und die Unternehmer haben als allererstes erkannt, wie viel Geld sich damit machen lässt.
Ist das nicht das Geilste was sich der Konsument vorstellen könnte? Es geht noch viel besser, stell dir vor mit AI wird es irgendwann möglich den Source Code eines Spiels zu reverse engineeren, wenn man ihn nicht eh schon vor sich hat, und tätigt dann gewünschte Änderungen über einen Prompt. Nie wieder müssen einen diese lästigen Entwickler ihre "Vision aufzwingen". Silent Hill ohne Tank Controls? Kein Problem das Modell regelt.

So kann man kann alles für sich genau so adjustieren bis es ideal ist, da brauch es kein Modding mehr, keine drölfzig Content Patches, keine Remastereds alle 5 Jahre, das ist der nächste Schritt, die Singularität auf die wir zusteuern.
So lebt jeder in seiner eigenen kleinen Blase, ungestört, jeder für sich, aber für alle im Geiste.

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Aber jetzt mal im Ernst.
Ich glaube an dem Punkt sind wir noch ein gutes Stück entfernt, fraglich ist ob gemessen an dem Energieaufwand wir irgendwann diesem überhaupt kommen werden. Auch bezweifle ich dass AI in der Lage ist etwas konsistent- und kohärent Großartiges zu erstellen, wenn man von einer KI übertrumpft wird, sollte man sich ernsthaft Gedanken um seine kreative Schaffenskraft machen.

Ich befürworte das Nutzen generativer KI vor allen in großen und aufwändigen Projekten, dann aber bitte mit eigenen oder lizenzfreien Trainingsdaten, die gerne mit synthetischen Trainingsdaten angereichert werden können.
Ich glaube es ist ein riesiges Problem in der Spieleindustrie was die Größenordnung von Projekten betrifft. Welten mit modernen Ansprüchen zu erschaffen, mag bestimmt 200x aufwändiger sein, als mit dem damaligen Stand der Technik.
Dazwischen gibt es Unmengen an undankbaren Aufgaben die man niemand machen will, aber getätigt werden müssen.
Speedtree hast du ja beispielsweise schon aufgeführt.

Wenn du eine Großstadt simulierst, möchtest du ein möglichst authentisches Stadtbild, selbst 100 unterschiedliche NPC Modelle, wären bei weitem nicht genug die notwendige Vielfalt zu bieten um die Illusion glaubhaft werden zu machen. Müssen da wirklich eine handvoll Dödel eingestellt oder hergenommen werden, die sowieso schon alle Nase lang zu tun haben, um ein dröges Asset nach dem anderen herzustellen. Muss jede Hausfassade in ihrer Geometrie von Hand gemacht werden? Muss jede Straßennetzwerk von lange Hand geplant werden? Die Standards sind mittlerweile lächerlich.

Zudem sehe ich hier auch das Potenzial für Innovation, als ich vor einiger Zeit Watch Dogs Legion gespielt habe, war das wie ein Blick auf eine mögliche Zukunft. Dieses Spiel erstellt zufällige feste NPC's mit eigenen Lebens- und Tagesablauf, jeder der Charaktere lässt sich rekutrieren und damit seine eigene Rollenspielerfahrung ausleben.

Das Ganze ist vergleichweise immer noch recht primitiv umgesetzt und die Voice Lines wiederholen sich schon nach kurzer Zeit bei gerade mal 6 möglichen Stimmen. Doch gemessen am Aufwand ist klar dass hier das Bestmögliche gegeben wurde. Aber bei Projekten dieser Größenordnung potenziert sich entsprechender Aufwand immer weiter. Wenn die Voice Lines nun dynamisch von einem LLM generiert werden mit einzigartigen Texten, würde man dieser Repetition von vornerein vorbeugen. Dafür fallen keine Schreiber und keine Voice Actors weg, es wäre Arbeit die man sich sonst nicht gemacht hätte.
In Zeiten von massiven Crunch und unsicheren Arbeitsplätzen sehe ich hier eine Chance Arbeit zu entlasten, natürlich erfordert das einen sinnvollen und verantwortungsvollen Umgang, auch mit dem Wissen der Limitationen von generativer KI.
Daher sehe ich hier in erster Linie diese Technologie als entwicklungsunterstützendes Werkzeug und keinen wirklichen Ersatz für Kunst. Das gilt auch im Indie Bereich. Niemand ersthaft kreativ-Schaffendes würde je in Erwägung ziehen die Arbeit an die er oder sie Spaß hat, die erfüllend ist, von einem Automaten erledigen zu lassen. Es wird wegen Missbrauch natürlich immer mehr Slop geben, aber das Handwerk wird nicht aussterben.

Demnach sehe ich die Lage ziemlich entspannt, am Ende ist es einfach nur eine weitere eine neue Technologie an der wir uns langsam werden anpassen müssen.