Ergebnis 1 bis 20 von 149

Thema: Klunkys Game Boy Challenge - ALLE Gameboyspiele die jemals existierten (2025 - 2035) - Aktuell: Trump Boi

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #34


    Trump Boy

    Durchspielbedingung: Mindestens einmal in jedem Spielmodus gewinnen



    Eine Sammlung aus 3 Kartenspielen, die mit einem gewöhnlichen Pokerkarten-Set gespielt werden. Nicht gerade der interessanteste Titel.

    Zu den 3 Spielen gehören:

    Memory

    Selbsterklärend.

    Für jede Sequenz aus 52 Karten (Joker liegen nicht mit bei) gibt es 2 Paare, macht insgesamt 26 zu erzielende Punkte, die man versucht, vor dem Kontrahenten, der CPU oder einem anderen Spieler, abwechselnd, rundenweise aufzudecken.
    Für jedes aufgedeckte Paar ist man noch mal am Zug.

    Sollte man gegen die CPU spielen, gibt es 5 mögliche Schwierigkeitsstufen.
    Die KI bleibt fair, selbst die höchste Stufe hat keine hellseherischen Fähigkeiten, wird sich aber an jede aufgedeckte Karte sofort erinnern.




    Speed

    Dieses Spiel kenne ich aus meiner Jugend. Es ist eine Art Echtzeit-"Mau-Mau" ohne "Spezialeffekte".

    4 Kartenstapel werden aufgestellt. 2 mit den Karten verdeckt und 2 mit den Karten offen sichtbar. Jeder Spieler bekommt einen der verdeckten Stapel zugewiesen.
    Man darf bis zu 4 Karten ziehen. Ziel ist es, den Stapel aus verdeckten Karten aufzubrauchen, indem diese auf die offenen Decks geworfen werden. Nur Karten, die von der Sequenz höher oder niedriger sind als eine der aufgedeckten Zahlen, dürfen abgelegt werden.

    Beispiel 1: 3 → 4 oder 4 → 3
    Beispiel 2: König → Ass oder Ass → König

    Schmeißt man eine ungültige Karte auf die offenen Decks, darf man für 5 Sekunden lang keine Karten mehr schmeißen.
    Können beide Spieler keine Karten schmeißen, wird die unterste Karte eines Stapels nach oben gelegt.
    Auch hier kann man entweder gegen einen menschlichen Kontrahenten oder eine KI in 5 Schwierigkeitsstufen antreten.

    Speed ist also mehr Reaktionsvermögen- als Taktik mit Glück gepaart, was es zu einem einzigartigen und kreativen Kartenspiel macht, wenn diese sonst in aller Regel rundenbasiert sind.




    Daifugō

    Ein Spiel zwischen 4 und 6 Spielern. Je nach Teilnehmeranzahl werden 8–13 Karten gleichmäßig auf die Hand eines jeden Spielers verteilt. Ziel ist es, die eigene Hand durch das Ausspielen der Karten zu leeren.

    Es wird in der ersten Runde zufällig entschieden, welcher Spieler anfängt. Der erste Spieler darf eine beliebige Karte oder auch Kombinationen aus Paaren, Drillingen und Vierlingen ausspielen, jeder nachfolgende Spieler kann dann eine Karte spielen, die von der Wertigkeit höher ist.
    Die Wertigkeit der Karten von niedrigstem zu höchstem Wert lautet wie folgt:

    3>4>5>6>7>8>9>10>Junker>Dame>König>Ass>2>Joker

    Hat man keine Karte, die von der Wertigkeit höher ist, passt man, man kann aber auch passen, wenn man keine Karte ausspielen möchte.
    Wenn sämtliche Spieler nacheinander passen, darf der Spieler, der die letzte Karte/Kartenkombination ausgespielt hat, sich für die nächste Karte/Kartenkombination entscheiden und immer so weiter.
    Wenn eine Kombination gespielt wird, können Spieler nur mit einer Kombination der gleichen Anzahl aus Karten mit einer höheren Wertigkeit reagieren, ansonsten müssen diese passen.

    Alle Spieler spielen, bis nur noch einer mit Karten auf der Hand übrig bleibt. Demnach entscheidet sich dann eine Hierarchie, die je nach Kultur anders bezeichnet wird. In den USA ist das Spiel als „President" bekannt. Daher ist der Gewinner der Runde der Präsident. (10+ Punkte), dann kommt der Vizepräsident (5+ Punkte), dann der „Reiche" (+– 0 Punkte), der „gewöhnliche Bürger" (+– 0 Punkte), der „arme Schlucker" (–5 Punkte) und der „Bettler", gerne aber auch in gehässigen Kreisen „Ar***loch" genannt.

    Und damit breche ich mal kurz aus meinem Regeltext aus, um zu erklären, was das eigentlich bedeutet. Man hätte jetzt erwarten können: „Na ja gut, und dann spielt man so lange weiter, bis jemand keine Punkte mehr hat oder aussteigt.“
    Ich empfehle, falls Eltern es mit ihren Kindern zu spielen, dies genauso handzuhaben, denn alles andere, besonders wenn man den letzten Spieler als „A****loch“ betitelt, grenzt an Mobbing.

    In der nächsten Runde übergibt das A****loch seine 2 höchstwertigsten Karten an den Präsidenten, im Austausch für 2 Karten des Präsidenten, welche dieser selbst auswählen darf.
    Zusätzlich übergibt der arme Spieler seine wertvollste Karte an den Vizepräsidenten im Austausch für eine Karte des Vizepräsidenten, die ebenfalls selbiger entscheiden darf.
    Das A****loch beginnt dann mit dem Zug.

    Und exakt jener Umstand führt zu einer „Die Fetten werden immer fetter und die Armen immer ärmer“-Situation. Wenn man selbst als armer Spieler endlich mal von Fortuna geküsst wird und ’nen Joker zieht, kommt erst mal Präsident Trump vorbei und sagt: „Ah, ah, ah, so nicht, mein Freundchen“, und tritt dich erst mal ganz fett mit dem Stiefel, so dass du unten bleibst. Und so ist es nicht unüblich, dass der Spieler, der Präsident ist, auch für viele Runden Präsident bleibt. Höchstens wird dieser vom Vizepräsidenten usurpiert und wieder zurück. Auch das erinnert an so manch autokratische Struktur, bei der zwei Machtanwärter Karussell fahren.

    Die einzige Chance, aus diesem Teufelskreis auszubrechen, ist es, mehrmals die gleichen niedrigen Karten zu ziehen, so dass man bestenfalls 3 oder 4 Karten auf einmal ausspielt. So etwas ist bei Runden mit 6 Spielern eher unüblich, aber entsprechend auch unwahrscheinlich für das A****loch.

    Daifugō/President/Grand Millionaire/A**hole/WasAuchImmer ist ein unglaublich zynisches Spiel, bei dem Ungleichheit integraler Bestandteil ist. Jeder wittert nur darauf, Präsident werden zu können, nur um dann der nächste Stiefel zu werden, welcher die widerwärtigen „Peasants" in den Staub tritt.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass man ein derartiges Spiel jemals mit Geldeinsatz spielen würde, weil es nur zu Toxizität und Frust führt, was die strategische Tiefe schon wieder unterminiert, wenn hier irgendjemand ständig die „Fun Police" mit deiner Kartenhand spielt.
    Eigentlich ist die Betitelung falsch, der Präsident müsste das Arschloch sein, zusammen mit dem Vize-Arschloch.




    Abschließend

    Wie eingangs erwähnt ist das hier nichts Berauschendes. Drei analoge Spiele auf einem Modul, die alle mit demselben Pokerset gespielt werden können.
    Da stellt sich die Frage, wofür Geld für ein teures Modul ausgeben, wenn die Karten deutlich günstiger zu kriegen sind und vermutlich sowieso schon in vielen Haushalten zu finden sind.
    „Memory" könnte man sogar physisch komplett alleine spielen.

    Dabei sind die Spiele alle handwerklich einwandfrei produziert, keine Bugs, sie gehen intuitiv von der Hand, die KI verschwendet keine Zeit, schlichte, aber gut leserliche Präsentation.
    Musikalisch gibt es hier nur MIDI-Gedudel bewährter klassischer Musik. Dennoch stellt sich mir hier die Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis.
    Sammlungen von klassischen Spielen wird es immer geben und sie haben auch ihre Daseinsberechtigung, auch heutzutage lebt das Konzept in Form von 51 Clubhouse Games z.B. weiter.
    Dort ist es jedoch eine große Anzahl verschiedenster Spiele, die in ihrer Quantität so vermutlich nur bei Liebhabern und in Bibliotheken zu finden sind. Für Trump Boy jedoch, braucht es schlichtweg nur ein Kartendeck.

    Ich kann daher dieses Spiel nur danach beurteilen, wie viel Spaß ich damit hatte.
    Speed ist kurzweilig, allerdings ist die KI selbst auf der niedrigsten Stufe knapp an der menschlichen Reaktionszeit dran, die höchste Stufe halte ich für unschlagbar, sofern man nicht die Pausentaste malträtiert (was eigenartig ist, dass es überhaupt möglich ist).
    Weswegen dort schnell die Luft raus ist, ohne einen menschlichen Widersacher.

    Zu Daifugō habe ich mich schon zu Genüge ausgelassen, hier lehne ich das Kartenspiel als Konzept ab. Davon ab war es hier am nervigsten, die Durchspielbedingungen zu erfüllen.
    Ganze 69 (!) Runden hat es gedauert, bis endlich der dritte und letzte Spieler draußen war. Hätte es hier mehr Anpassungsmöglichkeiten für die Regeln gegeben, würde ich dem noch etwas wohlgesonnener gegenüberstehen.
    Immerhin kriegt man nicht so schnell mal eben eine Runde aus 6 Leuten zusammen.
    Doch anders als analog lassen sich hier keinerlei Spielregeln modifizieren.

    Damit bleibt eine hochwertige und dennoch uninspirierte, recht unflexible Sammlung aus Kartenspielen zurück, die zweifelsfrei Kurzweile beim Daddeln bescheren kann, aber deren Daseinszweck in puncto Umfang erhebliche Fragezeichen aufwirft.

    Wertung: D-

    Schwierigkeitsgrad: 50%


    (Ich bin der unterste Spieler, ja wirklich!)

    ---------

    NEXT UP: Vermutlich „Penguin Wars", auch als „King of the Zoo" im Westen bekannt.

    Geändert von Klunky (Gestern um 19:32 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •