Popeye
Durchspielbedingung: Kurs C beenden
Popeye der Seeeeeemann!
Popeye war zusammen mit den Donkey Kong Spielen eines der NES-Launch-Titel in Japan. Aus irgendeinem Grund ist der Osten ganz verrückt nach dem einäugigen Spinat-Junkie.
Doch hierbei handelt es sich weder um den für NES umgesetzten Arcade-Klassiker, noch hatte Nintendo auch nur irgendwie ihre Finger im Spiel. Es ist ein eigenständiger Popeye-Titel, der nur in Japan für den Game Boy veröffentlicht wurde.
Aus gutem Grund, wie sich mal wieder zeigen sollte. Das hier ist astreine Shovelware, wie es im Buche steht, und verdient eigentlich nicht viel Beachtung.
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Ein uninspiriertes Labyrinth-Spiel, bei dem wir von Popeyes Nemesis Brutus gejagt werden. Jedes Level ist im Grunde immer wieder das Gleiche.
Ziel ist es, Olivia Öl einzusammeln, die sich irgendwo im Level herumtreibt, zusammen mit mehreren Herzen, bis dann zufällig irgendwo im Level das Baby spawnt.
Das alles unter einem sehr knappen Zeitlimit, unter dem sich eine Konfrontation mit Brutus in keinem Fall lohnt, selbst wenn wir Spinat gefressen haben, was zu zufälligen Zeitpunkten, in zufälliger Frequenz an einem zufälligen Teil des Bildschirms runterfällt.
Der Grund ist leicht erklärt. Stellt euch mal vor, ihr würdet in Pacman, sobald ihr einem Geist begegnet (und es reicht, in der Nähe zu sein, man muss sich nicht mal berühren), jedes Mal in ein Button-Mash-„Kampfsystem“ verfällt, bei dem ihr definitiv verliert, wenn ihr nicht vorher die Pille geschluckt habt.
Nun, dann könnt ihr euch ausmalen, wie es in Popeye abläuft: Anstatt dass Brutus mich einfach erledigt, muss man sich eine circa 20 Sekunden lange Szene ansehen, bei der es völlig egal ist, wie oft man draufhaut. Statt also einfach zum Ergebnis vorzuspulen und einem die Zeit zu ersparen, die man nicht hat, muss man sich jedes Mal die Schose reinziehen. Daher verliert man selbst dann 20 Sekunden, wenn man Brutus dank dem Einfluss des Steroiden-Spinats erledigt, zum Preis von … ungefähr 5 Sekunden, in denen man selbst oder Brutus benommen ist. Wow!
Ja, verlieren kann man hier nur, wenn die Zeit abgelaufen ist.
Aber was heißt „nur“? Das wird einem ziemlich häufig passieren, schlichtweg weil das Design der Level so fürchterlich ist, dass man gezwungen ist, an sehr vielen Stellen Glück zu haben.
Da wäre Brutus' Laufroute, die, sofern er nicht nah an einem dran ist, zufällig ist und man nicht manipulieren kann. Gäbe es mehrere Möglichkeiten, auszuweichen, wäre das sicherlich nicht so tragisch, aber die Labyrinthe haben selten mal mehr als 2 Ausgänge, die nicht nur einfach in eine Sackgasse führen. Abseits der Abzweigung hat man fast immer nur Einbahnstraßen, weswegen man nur hoffen kann, dass Brutus sich am anderen Teil des Bildschirms befindet, denn selbst Spinat bringt ja nichts, wie oben bereits erwähnt.
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(Selbst die Screenshots sind fucking langweilig)
Ein vielleicht noch viel größeres Problem und der Grund, warum man trotzdem den Spinat einsammeln sollte (neben einem Geschwindigkeitsvorteil), sind Steine, die man eben nur unter dessen Einfluss zerstören kann. Jetzt ist es leider völlig abhängig von Fortuna, wann und wo die nächste Dose herunterfällt. Da wäre es ja nur zu dumm, wenn man Olivia oder die einzusammelnden Herzen hinter so einem Stein platziert und es keinen Weg drumherum gibt, richtig?
Richtig – dumm genug, um es von einem Shovelware-Spiel wie diesem hier zu erwarten, und so wartet man, aber nicht zu lange, denn wenn es in den späteren Leveln nicht gerade bequem kommt mit der eisenhaltigen Kost, dann sind 20 Sekunden Leerlauf schon das Todesurteil und dann kann man den Game Boy einfach weglegen und die Zeit verstreichen lassen. Gerne braucht man auch gleich mehrere Dosen, weil der Effekt nur 10 Sekunden anhält und noch eine weitere Figur auf dem Spielfeld, Wellington Wimpy, die Steine (zufällig natürlich) wieder aufstellt oder neue platziert. Es gibt nichts, was man dagegen tun kann, und ich dachte, Wimpy wäre immer auf Popeyes Seite … so eine Enttäuschung!
Dadurch besteht der ganze Gameplay-Loop vor allem aus eins „hoffen“. Hoffen, dass die Dosen runterfallen, hoffen, dass Brutus einen in Ruhe lässt, hoffen, dass man schnell das vermaledeite Baby findet.
Sonst aber interagiert man nicht so wirklich mit irgendwas.
Klar, Brutus stellt in späteren Leveln auch Kanonen auf oder hetzt Fasane und boxende Kängurus auf uns, aber das ist mir lieber, als ihm direkt zu begegnen, weil die kurze Zeit die wir betäubt sind bei Treffern sich noch verschmerzen lässt. Das meiste, was sich längs der Pfade in den Labyrinthen fortbewegt, kann man eh nicht ausweichen.
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(Der Kampf wurde trotz trennende Wand gestartet -.-)
Bei Spielstart entscheiden wir uns für einen von 3 Kursen mit 5 Leveln pro Kurs, wobei wir nur „Kurs C“ abschließen müssen, um das Ende zu sehen. (ich habe trotzdem alle gespielt, weil ich mich selbst hasse.)
Alternativ wählt man den 2-Spieler-Modus aus. In diesem spielt dann einer Brutus und der andere Popeye die dann auch schon wie in der Serie versuchen das gleiche Ziel zu erreichen. (wie auch schon im Singleplayer)
Gütigerweise gibt es unendlich Continues, sonst wüsste ich nicht, ob der Titel ebenfalls unter der Glücksspiel-Regel hätte landen können. Einmal Glück in einem Level zu haben, ist wahrscheinlicher als 5x Glück in 5 Leveln hintereinander zu erhalten.
Ich bin jedenfalls sehr froh, dass es nur so wenig Level sind. Damit ist der Spuk schnell vorbei.
Die Wände wechseln hier und da mal ihre Sprites, die Musik ändert sich ab und zu, aber sonst wirkt jedes Level gleich. Man stelle sich mal vor, man hätte das auf über 100 immergleiche Welten ausgeweitet.
Gott sei Dank ist das nicht der Fall.
Das heißt aber auch, dass Kinder hier einen unfassbar kurzen Titel erhalten, der obendrein noch keinen Spaß macht.
Reinste Geldverschwendung! Und damit immerhin ein fürchterliches Spiel weniger, was es zu uns in den Westen geschafft hat.
Wertung: E
Schwierigkeitsgrad: 41%
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