NFL Football
Durchspielbedingung: Mindestens 1 Match gewinnen
Seht euch nur die ganzen Helme an! Die Patriots, die Saints, die Dolphins … EVERYONE IS HERE!
Als Name auf einer Liste, die alles und nichts bedeuten könnten.
Mehr als die Lizenzen hat Konami wahrlich nicht aufzufahren, in einem Spiel so primitiv wie sein Titel.
Man hat hier jegliche Kosten und Mühen gescheut, nur das Mindeste anzubieten, was man erwarten kann – zum Glück, denn das bedeutet, dass ich nicht mehr als ein Spiel gewinnen muss.
Vielleicht ist das unfair von mir, das zu behaupten, denn man kann tatsächlich die Länge der Quarters auf 10 statt 15 Minuten verkürzen, damit der Spuk schneller ein Ende hat. Da sag ich doch nicht nein.
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Prompt wird man vor die Wahl gestellt, welches der 28 Teams man auswählen möchte und gegen welches man von ihnen spielt. Ich weiß nicht, wie jemand Sportbegeistertes auf dieses Spiel schaut. Vielleicht reicht das Kopfkino schon, seine Lieblingsmannschaft zu wählen, rein vom Namen. Denn praktisch gibt es keine Unterschiede zwischen den Mannschaften. Aufgrund der limitierten Darstellungsmöglichkeiten des Game Boys sehen alle Figuren gleich aus. Selbst die Helme in den Zwischen- und Endständen sehen generisch aus. Auch spielerisch ändert sich nichts am Tempo der Figuren oder irgendwelchen anderen Werten, man sieht nicht mal die Namen der einzelnen Spieler. Also obliegt es der eigenen Fantasie, sich seine Traummatches vorzustellen, wahlweise gegen einen anderen Mitspieler.
Jetzt heißt es nur noch gewinnen. Dummerweise habe ich absolut keine Ahnung von American Football. Ich habe noch nie den Super Bowl gesehen oder mich sonst für diesen Sport interessiert.
Also ab geht's: „School of Sports“ bei YouTube reingezogen und ich muss sagen, Hut ab, super Tutorial, nach etwa 20 Minuten (weil ich ja auch pausiere) habe ich die Grundregeln begriffen.
Prinzipiell ist American Football kein komplizierter Sport, er ist allerdings koordinatorisch einer der aufwändigsten, mit um die 53 Spieler je Mannschaft, unterteilt in mehrere Teams je Abwehr und Verteidigung. Unglaublich anstrengend und körperintensiv, weswegen man den Spielerverschleiß größtmöglich substituieren muss. Aber was erzählt ein Anfänger wie ich euch das?
Ich kann den Reiz darin nachvollziehen, gerade wenn es um eine Versoftung geht. Ein Football-Match hat ein bisschen was von Krieg spielen. Würde mich nicht wundern, wenn das irgendwo als Vorlage für die Idee des Sports gedient hat.
Passend dazu, mit der Vogelperspektive im Spiel selbst, haben wir einen super Überblick und können entsprechend Runde für Runde unsere Züge planen.
Abhängig davon, ob man angreift oder verteidigt, entscheidet man sich für eine Formation. Wenn man verteidigt, kann man in den ersten paar Sekunden über einen Pfeil entscheiden, von welchem Spieler wir Besitz ergreifen. Der Rest der Spieler agiert autonom, nicht immer zu unserem Vorteil, aber deren Rolle ist durch die Formation bereits bestimmt. Jeder weiß also, was er zu tun hat, außer wir selbst … schätze ich?
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Wie erfolgreich Versuche sind, den Quarterback oder die Receiver aufs Feld zu pinnen bzw. Bälle abzufangen, hängt da schon ziemlich vom Zufall ab. Wichtig ist, einzuschätzen, ob der Gegner versuchen wird, zu laufen, ob er eben den Ball weiterzuspielen, was glücklicherweise durch den Quarterback zuwinkende Spieler signalisiert wird.
Wenn wir angreifen, gilt das Gleiche für uns. Mit A und B kann man einen von 2 Receivern bespielen oder sich entscheiden, loszurennen, in der Hoffnung, innerhalb der 4 Versuche die 10 Yards zu überschreiten für einen Down. Dann kriegen wir 4 weitere Versuche für die nächsten 10 Yards und immer so weiter, in der Hoffnung, die Endzone zu erreichen, noch bevor das Quarter endet.
Den Ball dem Receiver zuzuwerfen, kommt immer mit dem Risiko, dass er abgefangen wird, und dann wechseln die Teams sofort wieder die Rollen. Leider ist ständig zu rennen auch keine Option auf lange Sicht, habe ich gemerkt. Das gegnerische Team ist wahnsinnig gut darin, irgendwann doch durch die Lücken der Verteidigung zu preschen. Ehrlich gesagt habe ich hier kein Muster erkannt. Woher soll ich wissen, welche Formation ich wählen soll, wenn der Gegner unberechenbar ist? Der Verzweiflungszug, den auch das gegnerische Team anwenden wird, ist, den Ball zu kicken, wenn klar ist, dass das 4. Down unweigerlich eintreffen wird.
In dem Fall nimmt man noch so viel Fläche mit, wie geht, aber „schenkt“ sozusagen dem gegnerischen Team den Ball. Außer man ist über 50 Yards, dann kann man direkt versuchen, den Football durchs Tor zu schießen. Der Flugwinkel wird dann im Spiel durch nen erratisch nach links und rechts automatisch rotierenden Pfeil gesteuert, quasi ebenfalls ein Glücksspiel.
Tja, und da Touchdowns mehr Punkte bringen, versucht man natürlich lieber, den Ball in die Endzone zu kriegen. Bevor es dann eh weigerlich zu einem Torschuss-Versuch kommt.
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Leichter gesagt als getan. Ich hab's ums Verrecken nicht hinbekommen, den Ball zu meinen Receivern zu spielen, bevor er abgefangen wurde, während mir das bei den Gegnern freilich fast nie gelang. Erst nach vielen Malen Herumprobieren ist mir vor allem die „Shotgun“-Formation als erfolgversprechend aufgefallen. Ich habe nicht das Gefühl, dass das wiederholte Anwenden der gleichen Angriffsstrategie irgendwie dazu führt, dass der Gegner diese durchschaut, aber es kommt doch immer mal vor, dass die Verteidiger einen Gegner durchlassen und das Spiel ist programmiert, dass ein Runner mit dem Ball immer langsamer ist als jemand, der ihn verfolgt.
Jedenfalls gibt es nen ganz einfachen Trick mit der Shotgun-Formation, wie man es immer schafft, den Football zum „B“-Receiver zu spielen: Dafür rennt man einfach waagerecht nach rechts, parallel zum B Receiver, und wirft dann einen langen Pass, quasi am Rand des Feld. Das Werfen klappt nicht immer, wenn jemand durchprischt, aber zumindest in gefühlt 90 % der Fälle. Der Receiver wird dann mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit direkt gepinnt, aber das ist egal, wir haben genug Entfernung wett. Normalerweise klappt es, in 2–3 Downs die 10 Yards zu überqueren. Wenn nur noch wenig Abstand fehlt, kann man den Rest noch irgendwie mit dem Quarterback zurücklegen.
Und das ist eigentlich alles. Immer die gleiche Shotgun-Taktik spielen, weil nichts irgendwie erfolgversprechend scheint. Das Problem beim Spiel ist ähnlich wie bei dem Nintendo Baseballspiel. Man hat schlichtweg zu wenig Kontrolle. Außer irgendwelche Formationen auszuwählen, auf die der Gegner eh nicht anders reagiert, außer den Ball jemandem zuzuspielen oder zu rennen, kann man eh nichts machen. Man kann immer nur eine Figur steuern und häufig hat das nicht mal Einfluss auf den Ausgang der Runde so extrem langsam läuft man.
Und das lässt sich aufs ganze Spiel übertragen, die Geschwindigkeit ist einfach krebsig.
NFL-Football fühlt sich teilweise wie ein „Turn-Based-Strategy-Game“ an, aber vielleicht liegt das auch in der Natur des Sports.
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Bei einer Versoftung würde ich aber erwarten, dass man mehr micromanagen kann. So reduziert sich das Ganze darauf, dass man eigentlich nur versucht, Schwachstellen in der Logik der "KI" zu finden, anstatt dass man das Gefühl hat, einem reaktiven Gegner gegenüberzustehen. Im 2-Spieler-Modus wird das vielleicht kompensiert, aber auch da agiert der Rest des Teams immer noch automatisch.
Bedenkt man noch, wie lächerlich gering der Umfang ausfällt (ernsthaft, es gibt nicht mal einen Ending-Screen), wie sehr das Spiel mit den offiziellen Mannschaften protzt, die alle keinen Unterschied machen. Erschließt sich mir nicht, wem das länger als ein einziges Spiel Spaß bereiten könnte
Wenn man nicht frustriert wird, ist spätestens nach dem ersten Sieg die Luft komplett raus. Ich glaube, NFL-Spiele hatten anno April 1990 noch einen weiten Weg zu gehen.
Wertung: E
Schwierigkeitsgrad: 75%
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