(Ich bevorzuge US/EU Cover, aber gespielt habe ich in dem Fall die japanische Fassung.)
Baseball Kids / Bases Loaded
Durchspielbedingung: Das Turnier gewinnen.
„Bases Loaded" ist eine Serie von Baseballspielen, entwickelt und vertrieben von Jaleco. In Japan ist die Serie als „Moero!!" bekannt.
Der Name „Baseball Kids" ist laut meiner Recherche wohl eigen für das Game-Boy-Spiel, zumindest habe ich einen derartigen Namen für die NES-Fassungen nicht finden können, wodurch man es wohl als eine Art Spin-off betrachten kann.
Es gibt keine Nachfolger, worüber ich auch ehrlich gesagt froh bin, weil… na ja, es ist Baseball.
Da Baseball praktisch Nationalsport in Japan ist, sollte es mich wohl nicht überraschen, dass das zweite sich wiederholende Sportspiel dieser Challenge nur jene Knüppel-Keilerei sein kann. :rolleyes
Wer Anekdoten dazu lesen möchte, wie sehr ich nicht nur mit dem gleichnamigen Launchtitel, sondern auch mit dem Verständnis des Sports an sich zu kämpfen hätte, dem sei entsprechender Bericht empfohlen.
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Ich falle mal direkt mit der Tür ins Haus: Baseball Kids ist deutlich besser als „Baseball“, wenn auch immer noch kein ausgeklügeltes Sportspiel.
Noch nicht ganz vom Trauma des letzten Baseballspiels erholt, hatte ich schlimmste Befürchtungen. Im Launch-Titel hatte man praktisch keine Kontrolle darüber, wo und wie der Ball landet, noch darüber, wie man diesen mit den Fieldern abfängt. In diesem Spiel ist deutlich mehr möglich, mit dem man Einfluss auf den Spielausgang nehmen kann, was es nicht nur zu einem motivierenderen-, sondern auch tiefgründigeren Spiel macht.
Auf den ersten Blick ist nicht so viel anders als in „Baseball“. Die Menüs kommen mir vertraut vor. Wieder einmal wählt man zwischen Japan und den USA (oder „East“ und „West“, wie es in „Bases Loaded" heißt), man entscheidet sich für einen Start-Pitcher usw.
Was neu dazugekommen ist: Mit „inoffiziellen" Matches kann man auch weniger als 9 Innings spielen, wenn einem danach ist. Ich kann jedoch nicht sagen, ob es auch im Multiplayer möglich ist.
Bei Spielstart fällt dann auf. „Wow, also so schnell hatte ich Baseball nicht in Erinnerung." Bei dem Nintendo-hauseigenen Produkt hat sich alles immer ewig gezogen, zwischen einzelnen Schlägen, zwischen dem Wechsel der Spielphasen, es war einfach zermürbend, bedenkt man, dass Baseball-Matches generell schon ausufernd sein können, da diese kein klar zeitlich definiertes Ende haben wie andere Sportarten.
In Baseball Kids wird keine Zeit vergeudet, nach dem Strike kommt gleich der nächste Ball geflogen und der Spieler kann bzw. braucht nicht erst das Gerät aus der Hand legen, um eine performative Gähn-Geste zu tätigen. Die Geschwindigkeit der Bälle ist deutlich krasser, was ebenfalls ein besseres Gefühl der Schläge vermittelt, wenn man den Ball trifft.
Grundsätzlich: Das Schlagen fühlt sich besser an und ist anspruchsvoller geworden.
Im Game-Boy-Spiel war es ein No-Brainer, den Ball zu treffen, aber egal, wie man den Ball getroffen hat, ob es ’n Flyball wird, lag nicht in der eigenen Hand. In Baseball Kids gibt es nicht nur niedrige, sondern auch hohe Flyballs, die nicht ganz zu einem Homerun reichen, aber hoch genug sind, dass sie im äußeren Feld landen und man damit eine Base vorrücken kann.
Steuern lassen sich die Schläge, indem man vor dem Wurf kurz Select gedrückt hält und dann eine der Richtungstasten drückt. Doch man muss sich ranhalten, denn die Pitcher warten nicht!
Steuerkreuz unten sind Flyballs, hoch sind Fastballs, die anderen Richtungen bestimmen die Ballrichtung. Wenn man nichts drückt, kann alles Mögliche passieren. Wenn man den Ball nicht mittig erwischt, kann ebenfalls eine andere Richtung als geplant hervorkommen.
Die gegnerischen Pitcher werden die Würfe variieren. Jeder Spieler hat unterschiedliche Werte bezüglich ihres Wurf- und Schlagarms. Diese Werte werden unter den Namen jedes Spielers angezeigt. Ich habe beim Gegner nicht so sehr darauf geachtet, aber es gab auf jeden Fall Pitcher, welche die Bälle grundsätzlich anders geworfen haben, und das gilt auch fürs eigene Team.
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Wenn man dann so weit ist und selbst in der Rolle des Pitchers steht, kann man auf ähnliche Weise seine Würfe variieren. Man entscheidet sich für eine Position und ob man Straight- oder Curveballs spielt. Wenn man hochdrückt, wird’s ein Fastball, oder man drückt nach unten für einen Sinker.
Es gab bereits im Game-Boy-Baseballspiel Alterationen, aber durch die schlechte Kommunikation der Spielmechaniken merkt man nicht wirklich, wann man einen Ball wie variiert, weil man dort einfach den Ball wirft und dann das Spiel entsprechend der Steuerkreuz-Bewegung etwas daraus macht. Das System in Baseball Kids ist da weitaus transparenter.
Jetzt ist es natürlich nicht wirklich leicht vorherzusehen, wie man den Ball überhaupt zu werfen hat, damit der Gegner diesen nicht trifft. Das ist eine Spielmechanik, bei der ich mich frage, wie es zukünftige Baseballspiele handlen wollen, wenn man gegen die KI spielt. Es ist cool, die Auswahl zu haben, doch wie viel Einfluss habe ich überhaupt und kann zu viel Einfluss ein Spiel zu einseitig gestalten?
Naja, das ist das Problem von Baseball-Kids, was sich erst nach mehreren Spielstunden herauskristallisiert hat. Die Pitching-Phasen sind einseitig. Jeder Pitcher wirft den Ball etwas anders, doch wenn man weiß, wo man zu stehen hat und wie man den Ball wirft, kann man den gegnerischen Hitter zu 100 % immer ins Aus befördern, weil diese nicht in der Lage sind, den Ball zu erwischen. Mit dem ersten Pitcher „Rand" hat es immer gereicht, möglichst nah am linken Feld zu stehen und dann, unabhängig von der Pitcher-Position, immer ’nen Curveball nach rechts zu werfen. Klappt jedes Mal.
Möglicherweise war sich Jaleco dessen bewusst, so gibt es noch eine weitere versteckte Spielmechanik – Pitcher können irgendwann „müde" werden, ihre Bälle werden langsamer, und so muss man nach maximal 6 Innings seinen Pitcher austauschen, wodurch das Schema F nicht länger wirksam ist.
Aber hey, es hat ein bisschen gedauert, doch ich habe irgendwann eine weitere „Lücke" mit einem anderen Pitcher gefunden. Sinkbälle nach links vorne auf Position, wo das linke Quadrat anfängt.
Dieser Spieler macht bereits nach 2,5 Innings schlapp. Aber im Prinzip reicht das schon, dass der Gegner im Idealfall nie zum Zug kommt, vor lauter Strikes. Und selbst wenn man sich mal etwas falsch positioniert, man hat mindestens 3 Versuche, bevor der Gegner einen Punkt erzielt. Dank der deutlich besseren Steuerung der Fielder, wo es auch nicht länger einen lästigen Automatismus gibt (der nur noch mehr Initiative des Spielers wegnimmt), kann man nun wirklich durch Reaktionsvermögen Bälle abfangen und entsprechend auf die Bases spielen, bevor die Runner diese erreichen.
Ehrlich gesagt hat mir dieser Teil am meisten Spaß gemacht, weswegen es schade ist, dass ich irgendwann so stark in der „Verteidigung" war, dass dieser Aspekt des Spiels kaum noch zum Zug kam.
Doch ich hatte einen guten Grund dazu, dem Gegner nicht den Hauch einer Initiative zuzugestehen...
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In „Baseball" hat es gereicht, ein Spiel zu gewinnen. Mehr gab es nicht. Es gab keine Enden jenseits des Sieges über ein Match. In Baseball Kids spielt man jedoch ein komplettes Turnier gegen 5 Kontrahenten. Gewinnt man anfangs gegen die Rookies, geht’s gegen Team A1–A3 und zum Schluss gegen das „Major Team". Verliert man auch nur einmal ein Match, ist das Spiel vorbei und man muss komplett von vorne beginnen. (Bei Unentschieden spielt man das gleiche Match noch mal.)
Zwar ist Baseball Kids ein schnelleres Spiel, dennoch dauert so ein Match gerne 25–30 Minuten. Hochgerechnet sitzt man also 2 1/2 Stunden an einer Session, wo man sich keine Niederlage erlauben darf. Puh!
Anfangs habe ich das für ein monumentales Unterfangen gehalten, da ich selbst bei den Rookies schon nicht weiterkam. Bei „Baseball" damals war ich froh, als ich auf Biegen und Brechen ein Match gewonnen habe und ich mich nicht länger mit dem Spiel beschäftigen musste, doch gleich FÜNF AM STÜCK!?
Naja, wie ihr bereits lesen konntet, habe ich so langsam die Quirks des Spiels herausgefunden. Ehrlich gesagt hatte ich nicht das Gefühl, dass die Mannschaften härter wurden. Sie alle fielen immer wieder auf die gleichen Tricks herein. Wenn man also einmal verstanden hat, wie das Spiel funktioniert, hat man mit dem Sieg über die Rookies alles gelernt, was es zu lernen gibt.
Ich meine, schaut euch mal den Punkteabstand an, gegen die letzte und angeblich schwerste Mannschaft. Das sah bei meinem ersten Sieg noch deutlich knapper aus.
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Damit ist Baseball Kids ein unglaublich bestrafendes, aber nicht zwingend schweres Spiel. Es ist vielmehr eine riesige Verständnisbarriere, die zunächst überwunden werden muss, die es erfordert, dass man sich reinkniet.
Was ich also noch lernen musste, ist, wie ich effektiv Punkte erziele, wenn ich schon in der Lage bin, in aller Regel zu verhindern, dass der Spieler Punkte erzielt. (zumindest so zu 90 % der Zeit)
Und da hilft es, einen Blick in die Anleitung zu werfen, um zu prüfen, wer die stärksten Hitter sind:
„Aha!" Spieler 1,3,4 und 9 haben die höchste Homerun-Wertung und das mit Abstand. Heißt wenn ich beim Aufschlag zu einem Flyball ansetze, ist es sehr wahrscheinlich, so lange ich den Ball nur treffe, dass ich einen Home-Run erziele. Etwas, was bei den anderen Spielern keinen Sinn macht.
Heißt wann immer ich die anderen Spieler habe, versuche ich den Ball niedrig über das Feld zu schlagen und mit den Runnern möglichst weit zu kommen, um dann bei einem der 4 Spieler zum Homerun anzusetzen.
Doch es gibt noch ein weiteres Verhalten was sich ausnutzen ließ. Mit dem voreiligen Drücken der Schlagtaste kann man Bälle "parieren" also einen "bunt" spielen. Mir ist aufgefallen, dass die KI dazu tendiert bei einem bunt den Ball immer zur ersten Base zu spielen, um den neu hereinkommenden Runner ins Aus zu befördern. Wenn man also auf der zweiten Base ohne Outs, oder auf der Dritten mit einem- oder ohne Outs ist, kann man den Ball einfach parieren lassen und der Runner wird es garantiert ins Ziel schaffen. Das Prozedere nennt sich im professionellen Baseball "Sacrifice bunt", ist aber in Baseball Kids durch die dumme KI noch leichter zu erzielen, bestenfalls ohne weitere Outs, wenn man den Ball links abprallen lässt.
Mit all diesen Tricks, die ich akkumuliert über die Dauer der Sessions mir angeeignet habe, war mir der Sieg gewiss, kein Gegner zu schwer, das Spiel nahezu vorhersehbar und damit Baseball gemeistert. Nun - die Frage die sich damit stellt, was bleibt dann noch?
Die Unfähigkeit der KI, ihre Taktik an die des Spielers zu adaptieren, führt zu einem sehr geringen Skill Ceiling, was auf Dauer den Wiederspielwert drückt wenn man sich nicht einschränkt.
Ein ähnliches Problem besitzt zwar auch Tennis, aber das Potenzial für Alterationen ist hier noch geringer und Baseball von seiner Art auch einfach statischer als Sportart.
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Ich würde sagen der Multiplayer bleibt, wo man mit einem menschlichen Kontrahenten entsprechende Probleme nicht haben dürfte.
Und so ist Baseball Kids ein Vorstoß, der damit vorerst das „definitive“ Baseballspiel auf dem Game Boy sein dürfte, was bei der grottigen Konkurrenz wohl keine Überraschung darstellen dürfte. Es ist ein ganzes Stück mehr Spieltiefe hinzugekommen, die jedoch im Singleplayer aufgrund einer zu simplistischen KI nicht ganz zur Geltung kommen kann. Im Rahmen dieser Challenge ist es gut für mich, 5 Spiele in Folge zu gewinnen, ist unter anderen Umständen eine extrem zeitintensive Herausforderung. Doch holistisch betrachtet bin ich jetzt langsam neugierig geworden, wie man dieses Genre im Laufe der Zeit facettenreicher gestaltet. Das Trauma, das mir vor einigen Monaten „Baseball" beschert hat, ist damit überwunden.
Wertung: C
Schwierigkeitsgrad: 58%
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