Ergebnis 1 bis 20 von 175

Thema: Klunkys Game Boy Challenge - ALLE Gameboyspiele die jemals existierten (2025 - 2035) - Aktuell: Soccer Mania

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #11


    Soccer Mania

    Jetzt kam hier schon seit längerem kein Bericht mehr. Zu gerne hätte ich gesagt, dass ich heimlich am cooken war, doch tatsächlich waren die letzten 2 Wochen für mich einfach nur anstrengend gewesen.
    Der Hitzkoller hat dabei sein Übriges getan.
    Wenn ich dann auch noch so ein Spiel wie dieses hier spielen muss, ist die Lethargie komplett...

    Durchspielbedingung: Den schwarzen Pokal gewinnen



    Soccer Mania … „Sucker Mania“ trifft's wohl eher - haha. 2 Sportspiele hintereinander, 2 schlechte wohlgemerkt – von Football zu Fußball.

    Tja, ein Vorteil ist wohl, dass ich hierfür nicht erst mal groß und breit die Regeln auswendig lernen musste.
    Überhaupt hat dieses Spiel kaum Regeln. Ähnlich wie Nintendo World Cup handelt es sich hierbei um das reinste Foul-Fest, ohne Schiedsrichter, Anarchie auf dem Spielfeld sozusagen.

    Doch anders als in Nintendo World Cup (was lustigerweise nur ein paar Tage vor diesem Spiel erschienen ist) ist die Steuerung alles andere als intuitiv.



    Um Spieler zu selektieren, muss die A-Taste verwendet werden. Gekennzeichnet wird das durch fallende Schweißperlen über der Figur, doch statt die nächststehende Figur zu wählen oder eine Auswahl mit dem Zusatz des Steuerkreuzes zu erlauben, schaltet das Spiel zufällig zu irgendeiner anderen Spielfigur, die sich gerade auf dem Bildschirm befindet. In vielen Spielen dieser Art schaltet das Spiel automatisch auf den Spieler, der gerade im Ballbesitz sein sollte, doch selbst hier muss man noch manuell selektieren, was wertvolle Sekunden kostet, gerade wenn der Cursor nicht dahin springt, wo er sollte und das in Bewegung setzen eines ausgewählten Spielers ebenfalls von einem kurzen Delay nach Auswahl unterbrochen wird. Das ist so ziemlich der größte Faupax bei der Steuerung des Teams, was häufig dazu führt, dass einem der Ball nach Angabe gleich wieder weggefouled wird.

    Pässe erfolgen ähnlich konfus, es ist mir absolut schleierhaft, bei welchem Spieler der Ball landet, nachdem ich ihn gekickt habe. Teilweise wird er einfach wieder zurückgepasst, obwohl ich in die andere Richtung geschaut habe, manchmal fliegt er aber auch über das komplette Spielfeld jenseits des Bildschirms. Teilweise habe ich beim CPU-Kontrahenten ebenfalls das Gefühl, dass er nicht so richtig weiß, was passiert, wenn dieser regelmäßig den Einwurf verkackt. Am besten ist es einfach den Gegner häufiger mal den Ball zu überlassen, nur um ihn danach zu foulen, was nämlich mit Ballbesitz nicht geht.

    Das einzige worin die CPU wirklich gut ist, ist, einen unfairen Vorteil zu haben.
    Die meisten Mannschaften sind schlichtweg schneller, stärker, robuster und ausdauernder als die des Spielers, der USA.
    Japan, Brasilien, UK, Westdeutschland (ganz wichtig, es war noch vor dem Mauerfall) und Frankreich stehen als Kontrahenten zur Auswahl.
    Besiegt man eine Mannschaft, verschwindet der Name aus der Liste der auszuwählenden Gegner. Besiegt man alle Mannschaften, gewinnt man den Pokal.

    Doch wer glaubt, damit wäre es das, den muss ich leider enttäuschen.



    Zum Abschluss wartet noch ein letzter Gegner: das „Mystery All-Star Team“. Ein Team, welches vom Sankt Nikolaus aus dem Struwelpeter komplett in schwarze Tinte getunkt wurde. Das ist vielleicht noch das Beste hieran, denn so kann man sie besser von den eigenen Spielern unterscheiden. Doch wenn man vorher schon mit Teams wie Brasilien oder Frankreich zu kämpfen hatte, werden diese schemenhaften Gesellen einen komplett überrumpeln.

    Beizeiten fühlte ich mich in den ersten Folgen der „Kickers“ hineinversetzt, im Spiel gegen die Teufel, wenn ich es schon begrüßt hätte, überhaupt nur ein einziges Tor zu schießen, während der Gegner schon im zweistelligen Punktestand liegt.

    Das All-Star Team ist einfach extrem schnell. Ausgeknockte Spieler stehen nach 1½ Sekunden sofort wieder auf und es ist nahezu unmöglich, Spieler zu tacklen, die nicht im Ballbesitz sind (das geht nämlich sonst auch), und selbst die dribbelnden Spieler walzen teilweise einfach durch die Reihen wie ein Juggernaut.
    Einen Spieler zu verfolgen, ist undenkbar, also drückt man panisch den A-Knopf, um Spieler zu wechseln, und hofft, zufällig einen zu erhalten, der gerade im Weg des feindlichen Dribblers liegt.

    Vergesst Positionen wie Stürmer, Mittelfeldspieler und Verteidiger, die Figuren wuseln hier durch die Gegend wie im Sportunterricht in der Schule. Das wäre ja nicht mal tragisch, wenn man denn überhaupt eine Möglichkeit hätte, zu sehen, was vor einem liegt. Der Bildschirmausschnitt aus der Vogelperspektive ist viiiiiiiel zu klein, dass es den Namen Unrecht straft, das ist kein Vogel der drauf schaut, sondern eine Mücke. Noch dazu ist die Ausrichtung eigenwillig hochkant, obwohl jedes Fußballmatch sonst normalerweise quer dargestellt wird.
    Am schlimmsten, es gibt keinerlei Radar, der einem etwas über die Position der eigenen oder gegnerischen Spieler verraten würde. Man rennt gelinde gesagt einfach ins Blaue.
    Bei jedem realen Fußballspiel könnte ich mit meiner Ego-Sicht einen besseren Überblick über das Feld behalten als auf diesem Schnipsel Rollrasen.

    Das macht jegliche Ansätze der Vorausplanung zunichte. Sicher, im Vergleich zu NFL Football habe ich immer noch weitaus mehr Eigeninitiative, da man mehr oder minder theoretisch jeden Spieler steuern kann. Die fummelige Handhabung gestaltet jedoch den Prozess ungemein träger, als dass es für die stärkeren Teams ausreicht.



    Träge, auch nicht zuletzt, weil die Spieler tatsächlich zu allem Überfluss auch noch eine Art unsichtbare Ausdaueranzeige besitzen, ist man zu lange im Ballbesitz (was nur ein paar Sekunden bei der eigenen Mannschaft sind), wird man langsamer. Der Ball muss zwangsläufig weitergepasst werden, nur dann erholt sich der Spieler wieder sofort. Das war dann auch meist der Punkt, wo Invasionen auf das Tor schief liefen. Man kann nur hoffen - über den Spielverlauf hinweg, durch diverse Geschehnisse, wie einen Wurf des eigenen Torwarts, zu vielen Aus-Schießern oder weil man den Ball des Gegners noch in seiner eigenen Spielfeldhälfte irgendwie zurückerobern konnte - möglichst nah am Strafraum zu sein. Wenn dann nicht zu viele Deppen in der Nähe sind, kann man zum Torschuss ansetzen, indem man die „Spieler wechseln“-Taste drückt, während man im Ballbesitz ist. Steht man diagonal zum Tor, sitzt der Treffer fast immer. Der gegnerische Torwart ist nicht das Problem, erst mal in die Nähe des Tors zu kommen schon viel eher, bei 'nem Match, wo es sich anfühlt, als würden Kindergartenkinder gegen die Nationalelf antreten.

    Dafür ist sehr wohl der eigene Torwart ein großes Problem. Dieser bewegt sich nämlich automatisch mit, während man die eigenen Spieler bewegt, so lange er sich im Bildschirm befindet. Das heißt, es kann passieren, dass man diesen versehentlich aus dem Tor rausbuchsiert und dieses folglich ungeschützt dasteht, so eine Ratte aber auch!
    Erst wenn man gegen einen schier unbesiegbaren Gegner spielt, fängt man an, über „Übungsmatches“ das interne Spielverhalten zu studieren. Glücklicherweise erlaubt Soccer Mania unendlich Continues. Alles andere wäre auch pure Folter gewesen.

    Dennoch, wenn man schon in den ersten paar Sekunden des Spiels mehrere Tore reingeschossen bekommt, kann man den Sieg quasi schon in die Tonne kloppen. Dann gilt es, die ausweglosen 12 Minuten, die ein Spiel dauert (6 pro Halbzeit), trotzdem noch zu spielen. Denn einfach so den Gameboy ausmachen kommt nicht in Frage. Man muss das Spiel letztlich trotzdem noch in einer Session durchschaffen, was Unmengen an Geduld und so manchen Wutausbruch kostet.



    Die beste Möglichkeit, die ich also sah, um gegen das Mystery-All-Star-Team vorzugehen, nach zig Versuchen, war es, die ultimative Defensive zu spielen, mit der einzigen Koordinate, die ich 100%ig vorhersehen kann: der Position des Torwarts. Wann immer der Bildschirm so weit scrollt, dass dieser sichtbar wird, spawnt er automatisch in der Nähe des Spielerwinkels am Tor. Rechts, links oder mittig. Vorausgesetzt, man bewegt einige Sekunden, bevor er erscheint, NICHT das Steuerkreuz. Wenn sich also abzeichnet, dass der Gegner durch den Strafraum durchbrechen wird, mache ich einfach nichts. Ich lasse es drauf ankommen, dass ich mit meinem Torwart den Ball schnappe. Jeder zurückgeworfene Ball bedeutet wertvolle Sekunden Spielzeit, die verstreichen können.

    Das Fangen des Balls ist zum Glück das einzig nicht unnötig fummelige am Spiel. Entweder positioniert man sich oder springt in eine Richtung, unmöglich ist jedoch kein Winkel für den Torwart, da der Ball relativ kulant zur Hand gesogen wird, wenn nur das Timing stimmt.
    Es mag zwar riskant erscheinen, aber besser als durch vergebliche Versuche den Spieler noch im letzten Moment wegzfoulen die Position des Torwarts zu verschieben.

    Ist man ein einigermaßen guter Torwart, heißt es nur noch, hoffen, dass sich eine Gelegenheit für den Torschuss ergibt. Am besten gleich mehrere.

    Letztendlich konnte ich mit einem Endstand von 3:2 nach einer gefühlten Odyssee gegen einen wahnsinnig unfairen Gegner das Spiel für mich entscheiden und den „Schwarzen Pokal“ erlangen. Damit ist das Spiel nun wirklich beendet und lässt sich nur noch ausschalten.



    Daneben gibt es nur noch den obligatorischen 2-Spieler-Modus, wo man eine weniger gehandicappte Mannschaft auswählen kann. Nein, wirklich, gleiche Voraussetzungen für beide Spieler scheinen unmöglich, weil jede Mannschaft andere Werte hat. Japan ist am schwächsten, gefolgt von USA, Westdeutschland, Großbritannien, Brasilien und letztlich Frankreich.

    Ich schätze, was man dem Spiel zugutehalten kann, ist die durchaus graphisch aufwändige Präsentation, auch wenn man auf dem Spielfeld damit die Übersicht geopfert hat, aber es sind die vielen kleinen Szenen dazwischen, die Kinder entzücken können.
    Man merkt dem Spiel schon Mühe an und keinen Versuch eines Cashgrabs. Leider macht der Mangel an Selbstverständlichkeiten, der jegliche Struktur und Übersicht verhindert, sowie die wenig durchdachte Ansteuerung der Spieler sehr viel Potenzial zunichte.

    Es ist bei weitem nicht das schlechteste Sportspiel auf dem Game Boy, aber keinesfalls ein gutes Fußballspiel.

    Wertung: D

    Schwierigkeitsgrad: 88 %



    —------------

    NEXT UP: Mercenary Force

    Geändert von Klunky (Heute um 00:19 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •