Ishido: The Way of Stones
Durchspielbedingung: Alle Steine in einer Solitär-Runde aufs Brett legen / Mindestens einmal die CPU besiegen
„Welches altehrwürdige japanische Spiel ist denn da schon wieder unter meiner Weltkenntnis geflogen?"
Diesen Eindruck macht Ishido jedenfalls nach außen, dass es so „antik" wie Shogi oder Renju ist.
Doch dabei handelt es sich bei genauerer Recherche bloß um eine Aufmachung.
Ishido ist ein völlig neues Brettspiel, extra für die Versoftung entworfen, um mit einem einfachen Brettspiel die potenzielle Seniorenzielgruppe neugierig zu machen und von den üblichen Brettspielen wegzuholen. Dies ist nur eine von unzähligen Portierungen des Spiels, wie es sie auf Mac-, Amiga- und Atari-Systemen gab. Natürlich darf der Game Boy für unterwegs hierbei auch nicht fehlen.
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Regeln:
- Ishido kann alleine oder zu zweit gegeneinander gespielt werden.
- Gespielt wird mit einem Sack, in dem sich 72 Spielsteine befinden. Dabei handelt es sich um Paare von 6 verschiedenen Formen in 6 verschiedenen Farben bzw. Mustern (wegen Farb-Limitation), also insgesamt 2x36 unterschiedliche Spielsteine.
- Ziel ist es, sämtliche Steine des Sacks auf ein 12x8-Kachel-Spielfeld zu legen. Also sind von 96 Kacheln 72 zu belegen.
- Gezogen werden die Steine blind aus dem Sack. (sprich: Im Spiel werden sie einfach zufällig zugeteilt.)
- Ein gezogener Stein muss gesetzt werden, bevor der nächste gezogen werden kann.
- Das Spielfeld startet mit 6 bereits gesetzten Steinen jeder Form und Farbe/Muster und sieht so aus:
- Steine lassen sich nur neben anderen Steinen platzieren.
- Steine lassen sich nur neben anderen Steinen platzieren, wenn die Form oder Farbe/Muster miteinander übereinstimmen.
- Ein Stein kann zwischen mehreren Steinen mit unterschiedlicher Form UND Muster nur platziert werden, wenn eines der Attribute aller benachbarten Steine übereinstimmt.
- Wenn alle Steine gesetzt sind oder weitere Steine nicht mehr gesetzt werden können, ist das Spiel vorbei.
- Es werden Punkte vergeben, je nachdem, wie die Steine gesetzt wurden.
- Steine, die auf schwarzen Kacheln an den Rändern platziert werden, geben keine Punkte.
- Steine, die auf weißen Kacheln neben einem anderen Stein platziert werden, geben einen Punkt, zwischen 2 Steinen 2 Punkte, zwischen 3 Steinen 4 Punkte und zwischen 4 Steinen 16 Punkte – das nennt man einen 4-Way.
- Jeder weitere 4-Way gibt die doppelte Punktzahl des vorherigen.
- In einem 2-Spieler-Duell ziehen beide Spieler abwechselnd aus dem gleichen Sack. Wer nach Spielende mehr Punkte hat, gewinnt.
Klingt doch eigentlich ziemlich simpel und das ist es auch. Eine Runde in Ishido zu gewinnen, ist nicht allzu schwer.
Die beste Taktik ist es, die schwarzen Felder mit unterschiedlichsten Mustern zu füllen, geordnet nach irgendeinem Kriterium. Passende Steine werden dabei immer erst horizontal gelegt, bevor man sie vertikal auslegt, so dass man nie mehr als 2 angrenzende Steine hat.
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Doch natürlich, wenn man so verfährt, wird man niemals viele Punkte erhalten. So kann man sicherlich mal eine Runde Ishido für sich selbst spielen, doch danach wird es schnell langweilig. Das Spiel ändert sich nur in der Reihenfolge der Steine, die man zieht. Der eigentliche Reiz ist es, riskantes Spielen und Taktik auszutarieren, um möglichst viele 4-Ways zu kreieren. Das ist besonders schwer, denn ein 4-Way ist nur möglich, wenn 2x2 identische Paare um ein leeres Feld liegen. Hat man 3 unterschiedliche Formen und/oder Muster angrenzend, ist dieses leere Feld quasi „verbrannt", es lässt sich dann nichts mehr platzieren.
Daher muss man sich schon im Vorfeld eine gute Vorgehensweise überlegen, wie man das Feld mit Steinen wachsen lässt, und dann auf sein Glück hoffen; dem „Weg der Steine" vertrauen oder so.
Logisch, je mehr Steine auf dem Feld sind, desto häufiger grenzen leere Felder aneinander, was den Spielraum an möglichen Zügen mehr und mehr einschränkt.
Punkte werden auch dann gezählt, wenn man sich von weiteren Zügen softlocked hat und somit das Spiel manuell über ein Menü beendet. Daher muss man nicht zwingend darauf aus sein, alle Steine zu setzen, wenn man fett Punkte machen will.
Dann kriegt man aber auch kein hübsches Bild von Stonehenge bei Nacht, was ich als Teil der Durchspielbedingung festgelegt habe.
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Wenn man Ishido im Solitär spielt, ist es möglich, maximal einen Zug zurückzunehmen. Das zählt dann auch nicht als Strafe, sondern ist wohl einfach Teil des Spiels. Auch kann man sich die möglichen freien Stellen zum Platzieren der Steine kurz anzeigen lassen, falls man mal einen Hänger hat.
Beides ist im 2-Spieler-Duell gegen die KI oder einen menschlichen Mitspieler nicht möglich, denn dort zieht man auch nicht 2x hintereinander.
Auch die Anzahl, Art und Reihenfolge der verbleibenden Spielsteine im Sack lassen sich anzeigen. Das ist schon ein weitaus größerer Vorteil, mit dem sich langfristig planen lässt. Besser wäre es gewesen, wenn der beigelegte „Turnier“-Spielmodus für Solitär (wo man einfach nur mehrere Runden mit anderen Mitspielern zum Vergleich teilen kann) eine derartige Funktion deaktiviert hätte.
Auch lustig: Im Versus-Spielmodus kann man das Spiel einfach von jetzt auf gleich beenden und dann gewinnt einfach der Spieler, der zu dem Zeitpunkt mehr Punkte hatte.
Führt man gerade zufällig? Einfach das Spiel beenden! Beste Strategie.
Entsprechend ist es ein Leichtes, ein Spiel zu gewinnen, wenn man nur will. Da es ohnehin im Versus-Modus viel zu chaotisch ist und Glück eine noch größere Rolle spielt, halte ich Solitär für das eigentliche Herzstück des Spiels und den Versus nur für eine Dreingabe. Gewiss machen auch Spiele gegen menschliche Mitspieler schnell keinen Spaß mehr, man kann einfach keine 4-Ways vorbereiten, ohne damit zu rechnen, dass ein anderer Spieler den dann einfach wegschnappt, weil er den richtigen Stein bekommen hat. Man bereit quasi, ohne es im Vorfeld zu wissen, vielleicht gerade seine Niederlage vor.
Nein, Ishido ist nicht für Mehrspieler geeignet und verliert durch die gegenseitige Sabtoage mit zufälligen Steinen aus der selben Börse an taktische Tiefe.
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Das umfasst auch bereits das komplette Spiel. Es gibt keine „Kampagne“, man spielt einfach nur eine Runde nach der anderen, ein richtiges Altherren-Spiel sozusagen.
Es lassen sich lediglich noch Skins der Steine ändern sowie andere Musikstücke anhören, die tatsächlich ziemlich ansprechend klingen und sich als Hintergrund-Gedudel eignen, zumindest für mich persönlich.
Fazit:
Ishido ist ein neuartiges Brettspiel, das sich wohl über den digitalen Raum hinweg nicht durchsetzen konnte, auch wenn es sich theoretisch leicht analog spielen ließe.
Ich vermute, die Jagd nach höheren Highscores ist eher für digitale Gefilde ausgelegt. Wem das nicht anspricht, der wird nach 1-2 erfolgreichen Runden schnell genug haben, besonders wenn man den hohen Zufallsfaktor nicht abkann.
Der beiliegende Versus-Modus ist allenfalls „nice to have", aber nur noch eine schlechtere Variante, das Spiel zu spielen.
Das Prinzip ist schon durchdacht, doch der Appeal wird sich je nach Person stark unterscheiden.
Für mich ist es mehr eine okaye Freizeitbeschäftigung, schätze ich mal. Wie … puzzeln. Einmal reicht es dann aber auch … für ein paar Wochen.
Wertung: D+
Schwierigkeitsgrad: 48 %
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NEXT UP: Puzznic oder Kowabunga!













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