Absolut kann man es lassen, spätestens durch die Explosion im Indie-Bereich ist die Zeit der großen "Must Plays" endgültig vorbei! ^^

Es ist auf jeden Fall voll spannend, wie so ein Spiel eine DERMASSEN komplexe Erwartungslage bei vielen potenziellen Spielenden hervorruft!
Ich persönlich hatte tatsächlich etwas narrativer Fokussierteres, Tieferes erwartet, á la Kotor II, Torment, Disco Elysium ... aber wahrscheinlich auch nur, weil im Internet alle so sehr von inhaltlichen Sachen geschwärmt haben! Denn Baldur's Gate war ehrlicherweise noch nie die ALLERnarrativste Reihe (wenn auch deutlich narrativer als Icewind Dale ). Und als die Erwartungshaltung dann überwunden war, konnte ich es auch voll genießen, was aber sicherlich die Hälfte die Spielzeit gedauert hat. Schon ulkig. ^^

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Und was macht überhaupt ein BG-Spiel aus, damit es ein echtes BG ist?
Das ist eine berechtigte Frage, und tatsächlich habe ich genau deshalb auch gar nicht erwartet, dass BG3 irgendwie groß anschließen würde. In der Praxis ist es dann aber wie mit Pornos: "I know it when I see it!" Und während es in den ersten beiden Akten immer mal Momente gibt, die mich vor allem an BG2 erinnert haben, ist Akt III ein RICHTIG harter Callback gewesen! Und natürlich auch viel mehr eine inhaltliche Fortsetzung als erwartet, mit überraschend vielen Anspielungen, Charakteren und Lore-Momenten. (Auch wenn das Weiterschreiben definitiv nicht IMMER einwandfrei funktioniert.) Dass der Akt in Baldurs Tor spielt, hilft natürlich auch. Und tatsächlich finde ich gar nicht schlecht, dass sie damit bis Akt III gewartet haben, denn so können sich die neuen Hauptfiguren richtig etablieren.

Allerdings ist es schon ulkig, wie ... großformatig alles ist, gerade auch mit den neuen Hauptcharakteren, wie Klunky schon sagte. Ich meine, da hat praktisch JEDER irgendeine massiv persönliche Verbindung zu einer höheren Macht des Multiversums! XD Hat sich für mich deshalb auch erstmal mehr nach Planescape angefühlt, mit Illithiden, Gith, Teufeln, Göttern, anderen Ebenen überall ... ^^ Dass die Hauptfigur ein großes Nix ist, finde ich in dem Sinne aber eher positiv. Drumherum passiert genug Kram. xD

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Jetzt haben sie tatsächlich diesen "Honor Mode" rausgebracht und neben nem Permadeath gibts aber scheinbar noch irgendne Zusatzoption wo das Spiel ohne permadeath nur beim Verlassen des Spiels speichert. Wenn man im Kampf stirbt, würde man den letzten Speicherpunkt laden. Das wäre ein weitaus anstrengenderer auszunutzender Speichermechanismus und hat mein Interesse etwas neu entfacht, wenn ich aber jetzt von dir lese, dass das Spiel nicht darauf ausgelegt ist mit seinen Entscheidungen zu leben, macht mich das etwas unentschlossener, zumal ich mit dem albernen Humor und der Erzählerstimme in Divinity Original Sin 2 damals nicht wirklich etwas anfangen konnte.
Hm. Sagen wir mal so:
Ich hatte durchaus ein paar borderline-buggy WEIRDE Wege durch den Entscheidungsbaum, die ich dann in Kauf genommen habe, und das hat durchaus zu einer interessanten Erfahrung geführt!
Aber es ist halt ganz eindeutig nicht so ein Spiel, wo man ein paar große, schwerwiegende Entscheidungen hat, und jede zu einem maßgeschneiderten Ende führt (das man dann cool finden kann oder nicht), sondern stattdessen ein gewaltiger Clusterfuck an hunderten kleinen und großen Verzweigungen, die teilweise total unberechenbare Konsequenzen haben.
Und das ist cool! Ich kann mir bspw. vorstellen, dass ein großartiges Spiel für mehrere Runs ist, vor allem wenn nicht jedes Mal den ganzen optionalen Shit mitnimmt.
Aber sowas ... mache ich halt nicht? ^_~ Ich werde es höchstwahrscheinlich nur einmal spielen, VIELLEICHT irgendwann ein zweites Mal, und da ist es schon massiv wichtig, eine gute Erfahrung zu haben, gerade mit 200h.
Und DAS ist der Punkt, den ich meine, wenn ich sage, dass das Spiel auf Save Scumming ausgelegt ist: Man MÖCHTE absolut sehen, was noch alles gut, welche Optionen noch da sind, und eine coole wählen, denn das ist ein großer Reiz des Ganzen. Also schon ganz anders als in vielen anderen Spielen, in denen man mit "seinem Run" komplett zufrieden sein kann, weil es um die großen Entscheidungen geht.
In den Kämpfen kann das Spiel ohne Save Scumming aber auch schon mal heftig sein, weil es keinesfalls immer komplett fair ist (ganz im Sinne einer P&P Sandbox!) -- und vor allem so fucking komplex, dass wahrscheinlich niemand in seinem ersten Run alle Mechanismen durchschaut, selbst WENN er das Pen & Paper gut kennt. Deshalb die Empfehlung, das nicht beim ersten Mal zu machen, dafür ist es wirklich nicht gedacht.

Edit: Blues Post hatte schlechtes Timing. ^^

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Ich glaube was mich am meisten an der Entwicklung des Spiels stört, ist dass Larian (meiner Meinung nach) das Spiel nachträglich ziemlich kaputt gemacht hat, was Konsequenzen angeht.
Ach, spannend. Diesen Hintergrund hätte ich vom Spielen her gar nicht so vermutet, zumal Larian ja durchaus Erfahrung mit Fandom hatte.
Das ist natürlich immer ein Drahtseilakt, weil Kritik schon irgendwo herkommt; die Frage ist nur, woher. In diesem Fall ist vielleicht der Punkt wichtig, den ich oben genannt habe: Wenn ein Spiel 150+h Spielzeit hat, halte ich "Man wird niemals alles sehen!" tatsächlich für konzeptuell ... fragwürdig? Sowas ist reizvoller bei kurzen Spielen, die man mehrmals spielen kann, ohne ein halbes Jahr hineinzustopfen. ^_~
Also ja, kann gut sein, dass sie einfach vor der Kritik eingeknickt sind, aber die grundlegende Spannung hier saß wahrscheinlich sowieso schon deutlich tiefer und würde sich kaum auflösen lassen, ohne "über Leichen zu gehen" etc.

Was halt auch wild ist, wenn man sich vor Augen hält, was für ein Scheiß-Aufwand all das war. Nichts hiervon ist aus Faulheit entstanden, ey. xD