Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
Ich würde stark von einer solchen Regel abraten, sofern es dir nicht wirklich, WIRKLICH Spaß macht.

Weil, und das führt zu einem allgemeineren Gedanken: Diese Spiele sind einem Komplettieren inhärent entgegengestellt. Bei normalen Spielen nennen wir sowas dann "Spielzeitstreckung", aber das wäre hier völlig unangebracht, weil ein erfolgreiches Gacha-Spiel deine Spielzeit nicht streckt, sondern dich davon überzeugt, das Spiel permanent weiterzuspielen. Und das gilt selbst für das, was wir eigentlich als "Content" verstehen möchten, eben WEIL der Content nicht darauf ausgelegt ist, komplettiert zu werden! Auch, weil man diese Definition hier bewusst verschwimmen lässt, und weil der Content durchweg und untrennbar mit den Live-Service-Aspekten verbunden ist.

Daphne macht das sehr klug, weil man wortwörtliche dutzende (!) Stunden voller Hauptstory bzw. Kampagne genießen kann, ohne diese Mechanismen wirklich aggressiv zu merken. Du als Otto-Normalspieler bist also sozusagen die Hauptzielgruppe. Aber irgendwann merkt man sie eben doch, als stetig ansteigende Kurve, und irgendwann steht man dann halt vor der Frage, wie viele hunderte Stunden an offensichtlichem Grind-Kram man ins Spiel stecken möchte, um das, was irgendwo als "Content" wahrzunehmen ist, komplettieren zu können. Und im Gegensatz zu normalen Spielen funktioniert der Grind-Kram hier halt ab irgendeinem Punkt ganz eindeutig NICHT mehr als Spielspaß-Element, eben weil sich die kommerzielle Ebene des Spiels mit der Gameplay-Ebene reibt.
(Was diesen spezifischen Punkt angeht, finde ich Daphne tatsächlich besonders schlecht, denn es gibt durchaus Gachas, in denen das Grinden und die Dailies selbst Spaß machen!)

Natürlich KANN man den Content in einem Gacha-Spiel in einem gewissen Rahmen komplettieren (Habe ich bei Zenless Zone Zero gemacht!), aber es eher selten ... als ZIEL geeignet? Zum einen hat es überhaupt nicht (!) die inhaltlichen Implikationen eines abgeschlossenen Spiels ODER einer abgeschlossenen Geschichten, zum anderen ist das Spiel einfach nicht dafür konzipiert. Doofer, aber durchaus treffender Vergleich: Natürlich kann man ein Souls-Like als Pacifist Run oder im Godmode spielen, und sicherlich hätten viele Leute ihren Spaß daran; aber es wäre nicht die Art von Spaß, für die das Spiel konzipiert war, und der tatsächliche Spaß wäre eher individuell zufällig.



... was dann zur Folgefrage führt, ob Daphne als das funktioniert, was es sein will. Ich finde nämlich nicht! Ich MAG das Spiel, und ich hatte für 3 oder 4 Runs total Spaß dran. Aber dann, nach einigen Dutzend Stunden, war die Luft raus, und ich habe es abgebrochen. Und in diesem Sinne würde ich das Spiel auch empfehlen! Es steckt ein wirklich guter Dungeon Crawler drin, aber halt auch ein sehr schlechtes Gacha-Spiel. Und irgendwann bleiben vom Dungeon Crawler vielleicht 10% (?), während man zu 90% ein schlechtes Gacha spielt.

Allerdings gebe ich zu, auf so eine Autounfall-Art wäre ich durchaus interessiert zu sehen, wie sich deine Wahrnehmung und Einschätzung des Spiels nach den ersten hundert Stunden weiterentwickelt! xD
Ok da habe ich mich falsch ausgedrückt. Also die Grenze wo "Content" anfängt und wo sie aufhört verschimmt natürlich bei Spielen die darauf ausgelegt dass man sich bestenfalls täglich einlogged. Mit sämtlichen Content meine ich nicht einen 100% Run, falls das überhaupt möglich ist, sondern quasi das, was als "Story" in dem Spiel vorhanden ist. Da dieses Spiel noch relativ neu und frisch ist, gehe ich davon aus (zumindest ist das meine Erwartung) dass dieser Content nicht ausufernd und vor allem darauf ausgelegt ist spielzeitstreckend zu sein.
Also ja es kann sein dass um überhaupt in der Lage zu sein diesen Content anzugehen ein dröger Zeitaufwand von Nöten wäre, dieser ist allerdings nur Mittel zum Zweck und kann variabel ausfallen. Sofern das Spiel hier keine arbiträren Gates vorsetzt ala: "Ab hier muss deine Party eine Kampfkraft-Wertung von xy haben".

Ich hoffe dass das Spiel im jetzigen Zustand seinen Content so ausfüllt dass man ihn als "abgeschlossen" ansehen kann in Form eines Teilstory-Arcs so wie Kael es erwähnt hat. Wenn nicht, ist es ein abrupterer und wohl auch unbefriedigender Abschluss. Es gibt auf jeden Fall wohl "Endings" zu den Kapiteln wenn ich das bei Sölf richtig gelesen habe.