Remember Me



Bevor ich sehr bald das nächste große Ding beende, das ein ausufernderes Review bekommen könnte, kümmere ich mich mal um das, was jetzt schon seit über einer Woche aussteht.

Remember Me lag seit einiger Zeit bereits in meiner Steam-Library. Es zeigt mal wieder, wie wenig ich vor dem Spielen so allgemein über die Spiele weiß, die ich angehe, dass ich es für einen Shooter gehalten habe. Irgendwie vermengen sich Remember Me und Control in meinem Kopf immer so ein bisschen. Spoiler für dieses Review: Für mich – und das sehen vermutlich nicht viele so – ist Remember Me das bessere Spiel.

Es ist aber kein Shooter, sondern ein Close Combat-Action Adventure. Gut, Medium Range Fernkampf gibt es auch, aber mehr so ein bisschen wie es diesen auch in der Nier-Reihe gibt. Wichtig in Remember Me ist vor allem das Combo-System, das dankenswerterweise auch angezeigt wird und mittrackt. Am Anfang dachte ich noch, dass der Combat etwas langweilig werden könnte, doch mich hat er durchweg unterhalten. Was sicher auch daran liegt, dass sich das Spiel mit neuen Gegnertypen auch neue kleine Kniffe einfallen lässt. Insbesondere einige der Bosskämpfe sind da auch spannend.

Setting des Spiels ist „Neo-Paris“, das wohl tatsächlich auf Paris aufbaut. In der Zukunft wird eben dieses cyberpunkige Neo-Paris aber von einem Megakonzern in Schach gehalten, der menschliche Erinnerungen zu einer manipulierbaren Ware gemacht hat. Das ganze soll den Menschen helfen, beispielsweise dabei, Traumata zu vergessen, stürzt sie aber eigentlich in schreckliche Umstände. Die Protagonistin Nilin leidet selber unter Amnesie, findet sich aber als Mitglied der Rebellion, der sogenannten „Errorists“ wieder. Sie verfügt außerdem über besondere Fähigkeiten. Sie selbst kann nämlich Erinnerungen von Menschen stehlen und auch „remixen“, also drastisch verändern. Das äußert sich in ein paar Puzzlesequenzen, die auch als erzählerische Höhepunkte des Spiels angelegt sind. Etwas undurchsichtig sind die Puzzle schon und sicher nicht zum Schnell-Lösen, sondern eher zum Erkunden ausgelegt. Doch interessant ist das allemal.

Die Story weist dann eine Menge Twists auf. Wie das wohl auch zu erwarten ist, wenn die Protagonistin nach und nach ihre Erinnerungen wiedererlangt und selbst darüber hinaus erst allmählich mehr und mehr über die Umstände der Welt lernt. Die Emotionalität, die manche dieser Twists einlösen sollen, haben bei mir nicht so ganz funktioniert. Was mir im Gegenzug aber gefallen hat ist die darin verbaute Rebellionsstory. Gerade im Vergleich zu Mirrors Edge Catalyst – und das ist einer, der sich mir aufgrund des Settings und der Rebellion irgendwie aufdrängt – wird das hier mit mehr Fingerspitzengefühl gemacht. Es gibt keine per se „zu harte“ Rebellion in Remember Me. Um das Ziel der Befreiung von Unterdrückung zu erreichen muss auch zu unliebsamen Mitteln gegriffen werden, bei denen Nilin zwar zuckt, aber ihre Notwendigkeit versteht. Es gibt keine Rebellion, die es irgendwie zu weit treibt. Das ist selten genug und sticht deswegen positiv heraus.

Insgesamt ist wenig anderes der ganz große Wurf. Hier und da finde ich die Ästhetik des Spiels auch ein bisschen verwirrend. Teils ist der Ton düster, ernst und nüchtern und dann gibt es wiederum so Bosse, die eher wirken als wären sie aus einem RAGE- oder Borderlands-Teil. Das will nicht so ganz passen, ändert aber auch nichts daran, dass ich mit Remember Me eine gute Zeit hatte und immer mindestens lowkey interessiert war, was als nächstes passiert.

Ich sekundiere dies mit 7 von 10 Erinnerungs-Hacks.