Zitat von Kadaj
Solasta: Crown of the Magister
Ich hatte direkt nach Baldurs Gate 3 irgendwie schon wieder Lust auf ein West-RPG alter Schule. Solasta wurde dabei überall gelobt und empfohlen. Und am Anfang war ich auch recht euphorisch. Die Charaktererstellung ist sehr gelungen mit vielen verschiedenen Möglichkeiten. Man erstellt eine komplett eigene Gruppe wie damals bei Icewind Dale. Nur leider mit 4 statt 6 Charakteren. Und die ausgewählten Charaktereigenenschaften definieren die komplette Persönlichkeit. Die einzelnen Spielercharaktere unterhalten sich während des Spiels miteinander und natürlich auch mit NPCs und die gewählten Eigenschaften haben Einfluss darauf, was sie antworten. Mein "hinterlistiger" Waldläufer hat sich exakt wie ein solcher Verhalten und auch meine gutgläubige Klerikerin unterhält sich in Gesprächen so, wie man es erwarten würde. Und da vieles (mit ziemlich schlechter Synchro) vertont ist und man Geschlecht und Stimme selbst auswählt hat man hier je nach erstellter Party wahrscheinlich immer sehr unterschiedliche Gespräche. Das fand ich sehr cool und gab es so in der Form glaub ich auch noch nicht. Das hat natürlich den Nachteil, dass es den Dialogen sehr an Tiefe fehlt und allgemein wenig Interaktionen stattfinden, weil der Aufwand sonst zu groß gewesen wäre, aber die Idee fand ich sehr interessant. Auch das Kampfsystem ist in klassischer Rundenmanier mit dem D&D Regelwerk und macht Spaß. Gute Vorrausetzungen, aber die Umsetzung das Spiels ist meiner Ansicht nach überhaupt nicht gelungen.
Das erste, was sofort auffällt und im Spielverlauf noch deutlicher wird: Junge, ist das Spiel hässlich. Die Stadt, die Umgebungsgebiete, die Dungeons. Das sieht aus wie ein mittelmäßiger Fan-Mod vor 20 Jahren. Das kannst du heutzutage eigentlich nicht bringen. Mir kommt es bei Spielen nicht so sehr auf die Optik an, aber das killt hier den Spielspaß einfach brutal. Ich hatte ab dem dritten Gebiet in der Hauptquest in den Schlossruinen keinen Bock mehr. Das Inventarsystem ist eine mittlere Katastrophe, das Shopsystem furchtbar und ich hab nach 7 Stunden Spielzeit noch fast überall die Standardausrüstung, weil es keinen sinnvollen Loot zu kaufen oder zu finden gibt. Man soll wohl eher Rezepte kaufen und dann die Sachen herstellen (ein Spielprinzip bei dem ich bis heute nicht weiß, warum es jemals in Videospielen eingeführt wurde, weil es fast immer fürchterlich und langweilig umgesetzt wird). Die Story ist belanglos ebenso wie die Dialoge (nachvollziehbar aufgrund des zuvor erwähnten) und Sidequests. Es gab hier abgesehen von dem Kampfsystem eigentlich nichts, was mich wirklich bei Laune gehalten hat. Super schade, weil das Game eigentlich wirklich Potential hat und ich klassische und altmodische West-RPGs noch immer sehr mag. Mit kleinem Bonus für die eigentlich gute Idee: 6,25
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