#190 – Poison Control (NSW)

Gestartet: 29.03.2025
Beendet (Cleared!): 07.04.2025
Beendet (All Done!): 08.04.2025



Warum gerade dieses Spiel?

Wie ich auf Poison Control (ab jetzt: PC) gekommen bin, weiß ich schon gar nicht mehr, aber ich hab’s mal ins Wichteln gepackt, weil’s mich interessiert hat. Ich wusste nicht viel über das Spiel – nur, dass es eher einem Shooter gleicht als einem ARPG. Die Prämisse des Spiels klang auf den ersten Blick auch nicht so schlecht: „Triff Höllenbewohner – Erkunde die Hölle – Reinige diese vor der Verseuchung“. Während das erstmal zutrifft, äußert sich PC ein wenig anders. Im Grunde genommen springt man nur von Höllenbewohner zu Höllenbewohner, um sich deren Geschichten anzuhören, während es eigentlich Besseres zu tun gibt.

Spielweise:

  • Schwierigkeit war Normal, gab nix anderes. Das Spiel war überwiegend einfach, außer an vielleicht zwei Stellen. Die eine war in Hell 10 oder 11, in dem Raum mit den zig Bombern, die auf einen gesprungen sind, wenn sie den Spieler gesehen haben. Die andere war gegen Ende, als diese schwer gepanzerten Klesha angerückt sind, die man normal nicht besiegen konnte. Davon ab: Man musste sich einfach nur genügend bewegen, damit Gegner einen nicht getroffen haben. Gegner haben im Austausch dafür ziemlich zugeschlagen, 40-60% HP-Verlust bei Treffer waren keine Seltenheit.
  • Der Protagonist schimpfte sich Ren und war männlich. Ich glaub nicht, dass er jemals beim Namen genannt wurde. Er hat keinen Kanon-Namen, weswegen ich bei meinem bleibe.
  • Ending war zunächst das True Ending, in dem man seine eigentliche Mission, in die Welt der Lebenden zurückzukehren, vergisst und stattdessen mit Mourning Girl und den drei Poisonettes die Hölle unsicher macht, damit keine Klesha in die Welt der Lebenden übersiedeln. Das darauf folgende Normal Ending ist noch ein wenig uninteressanter - eigentlich bleibt man ohne die Poisonettes in der Hölle zurück, trifft sich aber auch wieder in der realen Welt. Keine Ahnung, was da los war.
  • Verwendete Toxicants (basically: Waffen) waren Poisonette (wäre dumm, sie nicht zu verwenden), Sayuri (einziger Nahkampf-Toxikant, aber bei Lichte betrachtet unnötig) und Irina (Bomber, brauchte man, um spätere Schilde zu knacken). Gegen Ende wurden die beiden Höllenbewohner gegen Noire und Blanche (Black Poisonette & White Poisonette) ausgetauscht, aber da war das Spiel schon rum - die bekommt man nur für den Kampf gegen den finalen Boss.
  • Der Rest der Ausrüstung (Antidot, Katalysator) ging an Ayumi (Giftsumpf-Widerstand) und Momo (Mehr gefundene Item Drops/Geld). Ist auch logisch - Die Giftsümpfe haben relativ viel Leben abgenommen, wenn man durchgelaufen ist. Geld war wichtig, um die Waffen zu upgraden.
  • Es gibt noch den Delirant - eine temporäre, ziemlich übertriebene Waffe verschiedener Arten, die man in den einzelnen Stages gefunden hat. Wurde immer mal wieder ausgetauscht.
  • Toxikante, Antidote und Katalysatoren waren alle auf Lv5 - das Maximum. Hat immense Mengen an Geld verschlungen (40- 90k Münzen).
  • Die Ultimate Seelenschock hab ich faktisch nicht verwendet. Zu geringer AoE, zu geringer Schaden.
  • Beim Heart-to Heart-Talk (Affection) wurde in der Regel das genommen, was den nächsten Bonus gebracht hat und angezeigt wurde. Die Level am Ende lagen bei Synergie 5, Empathie 2, Einsicht 3, Toxizität 1 und Vertrauen 4. Relativ wenig davon hatte überhaupt Einfluss auf Gameplay oder das Ending. Im Postgame wurde alles maximiert - ergo Lv5 in allen Kategorien.
  • Die Belle-Höllen (Stages) wurden perfektionistisch angegangen - ergo, jede Kiste zerschossen, jede Seele bequatscht, und nahezu jeder Gegner gekillt. Ist nicht im Ansatz nötig. Dazu gehört auch der Erwerb der Poison Gems, der einzigen Möglichkeit an neue Ausrüstung zu kommen - die befanden sich in drei Kisten, die man erst finden musste. Oftmals erschienen die erst nach Bewältigung einer Aufgabe.
  • Achievement-Fortschritt: (35/35 = 100%). Natürlich nur in der Theorie, die Switch hat keine Trophies. Nennenswerte Achievements: 1,000 Gegner erledigen, Normal/True Ending, Alle Werte Lv5, 10 Ausrüstungsgegenstände auf Lv5, Finden aller Ausrüstungsgegenstände.
  • Das Postgame hab ich erledigt – den Boss des True Endings.
  • Ich hab auf Englisch gespielt.
  • Game Over hatte ich keines, aber ich hab das eine oder andere provoziert, um zu gucken, was passiert: Nicht viel, es gibt kein Game Over. Man kann lediglich die Mission neu starten. Es gab paar Gegner, die lästig waren, viele davon waren wegen übertriebener Heilung aber auch kein Thema.
  • Spielzeit (bis der Abspann gesehen wurde): 011:11 h (Cleared!), Rens Level: 76
  • Spielzeit (100%): 012:31 h (All Done!), Rens Level: 77


Story:


Zu sterben ist ja grundsätzlich keine angenehme Angelegenheit. Mal hat man vorher noch was zu sagen, zu erledigen oder wurde allgemein zu früh aus dem Leben gerissen. Das ist etwas, was die Bewohner der Hölle, die Belles als alltäglich wahrnehmen: Sie vergiften den Ort nach und nach mit ihren negativen Gefühlen wie Groll und Hass und machen die Hölle dadurch zu einem noch schlechteren Ort, als sie eh schon ist. Zum Glück intervenieren Kiriki und Midori von Higan Radio in regelmäßigen Abständen - sie sehen genau, wo sich ein neuer von Belles produzierter Giftsumpf auftut und schicken dann die Poisonettes und ihre Seelenkumpanen dort hin, um mit der Belle und ihrem Giftsumpf gar aufzuräumen. Poisonettes sind die einzigen Wesen in der Hölle, die diese Giftsümpfe reinigen können, auch wenn keiner eine Ahnung hat, wie genau das funktioniert.

Währenddessen findet sich Protagonist Ren urplötzlich in der Hölle wieder, ohne eine wirkliche Ahnung zu haben, woran er gestorben ist oder wie er dorthin kam. Nicht nur das: Zu allem Überfluss knabbert ihn eine Klesha an - willenlose Höllenbewohner, die nur nach Instinkt handeln sowie alles und jeden bei Sicht angreifen - und entzieht ihm temporär seinen Körper, sodass die Klesha Poisonette und Ren sich nun einen Körper teilen. Beide sind daran interessiert, diesen schrecklichen Ort wieder zu verlassen, was aber erstmal einen gewaltigen Brocken Arbeit bedeutet. Immerhin müssen sie die Giftsümpfe der Belles aufsuchen und reinigen, was bedeutet, sich mit der Geschichte und Todesursache jener Belle auseinanderzusetzen. Nicht immer eine angenehme Tätigkeit, aber als Belohnung winkt ein Sticker. Erlangt man fünf davon und steht vor dem Himmelstor, kann man stattdessen in den Himmel abwandern, einem Ort, an dem man zumindest nicht halb im Gift ertrinkt. Wer den Himmel erreicht, bekommt außerdem seinen Herzenswunsch gewährt - in Rens Fall wohl, ins Leben zurückzukehren.

Doch Ren und Poisonette sind nicht die einzigen, die nach dem Aufstieg in den Himmel streben. Eine arrogante, herablassende weiße Poisonette namens Blanche und ihre Verbündete im Geiste machen sich auch auf, um Sticker zu sammeln und kommen Ren dabei immer wieder in die Quere. Ein Wetteifern beginnt, wer als Ehester die Sticker zusammenbekommt. Und dann gibt es noch die schwarze Poisonette, die sich für Sticker weniger interessiert, aber ein gänzlich anderes Ziel verfolgt. Dabei plagen Ren auch einige Fragen, unter anderem, wie er überhaupt gestorben ist und in die Hölle kam, wohin sein Zweckbündnis mit Poisonette führen soll und vor allem, was die schwarze Poisonette über kurz oder lange vorhat ...

Story-Eindruck:


Wirklich überzeugt hat mich Poison Control nicht zurückgelassen. Es ist ... ganz nett, aber irgendwie auch nur das. Vielleicht hat's auch bisschen was damit zu tun, dass gerade der Abstieg in die Hölle am Anfang nicht groß aufgebaut wird - man ist halt irgendwie da, hat die Klesha und somit Poisonette an der Backe und schon geht's los. Weiter geht's dann damit, dass eben nicht gut kommuniziert wird, warum genau die Hölle ein schlechter Ort ist. Wohl nur deswegen, weil dort Arbeit in Form von Reinigung auf einen wartet und man im Himmel stattdessen faulenzen kann oder was? Und dann ist da noch das Problem, dass das Spiel sich eben überwiegend, zu rund 70% nur auf die Geschichten der Belles stützt, die man nach und nach abklappert, während die Beziehung der drei Poisonettes, Ren und Blanches Partner überwiegend auf der Strecke bleibt, leider. Es hilft dabei nicht, dass die Storybrocken ziemlich fragmentiert präsentiert werden. Auf meiner persönlichen Liste der Verachtung stehen außerdem noch Midori und Kikiri für ihre unlustigen Einlagen, die sie quer durch die Hölle posaunen. Soll vermutlich nur witzig sein, aber ich fand den Humor etwas albern.

Im Fokus von PC stehen definitiv die Einzelschicksale der Belles - ausschließlich weibliche, irgendwann verstorbene Höllenbewohner, die durch ungute Umstände von der Welt gegangen sind, ohne dass sie eine letzte Gelegenheit bekommen haben, ihre Gedanken zu äußern oder ordnen. Als Resultat vergiften sie die Hölle mit ihrem Bedauern oder einer anderen negativen Eigenschaft und produzieren Giftsümpfe. Diese Giftsümpfe wiederum sind Quelle der Klesha, von denen immer wieder angenommen wird, sie verkörpern die negativen Gefühle der Belles. Die Klesha greifen aber auch Seelen an, die sich in die Hölle verirrt haben, wie Ren und werden zu Poisonettes, die anschließend bei der Aufgabe helfen können, die Giftsümpfe zu reinigen - wodurch ein Zyklus entsteht, bei dem man sich fragen kann, wieso genau dieser schlecht ist. Anscheinend gibt es zu viele Klesha und zu wenig verlorene Seelen wie Ren, die von jemand anderem vorher vor dem Tod gerettet werden mussten - die können in die Hölle gelangen, ohne dass sie dorthin geschickt werden. Es ist nicht bekannt, wie das funktioniert, nur dass es geht. Das ist auch der Grund, warum es überhaupt nur drei bekannte Poisonettes gibt - die sind selten, weil Leute, die den Mut aufbringen, um andere vor Unheil zu bewahren nun mal selten sind. Zurück zu den Belles: Deren Probleme gingen von Geldmangel übers Helfersyndrom bis zur Erfolglosigkeit als frisch gebackene Erotika-Autorin. Es gibt auch noch ein paar ekelhaftere, aber wie gesagt, jede Belle-Hölle dreht sich um eine dieser Geschichten. Als Beispiel gebe ich Momo, die simpel gesagt, so besessen davon war, Geld zu verdienen, dass sie sich selbst komplett vernachlässigt und überarbeitet hat und aus gesundheitlichen Gründen aus dem Leben schied - während das Geld wohl für die Familie gedacht war, die sie heiß und innig liebte. Ähnlich verlaufen auch die anderen Geschichten. Im Gedächtnis geblieben sind mir noch die Belle mit den Manga-Erotika, bei der Poisonette zunächst ins Buch gucken möchte und es anschließend sehr schnell wieder zumacht und die Geschichte mit den Zwillingsschwestern, bei denen eine äußerst erfolgreich war, die andere absolut nicht. Da das ganze Spiel sich um Tod dreht, kann man sich schon denken, was hierbei herauskommt. Mir wär's aber ganz lieb gewesen, wenn sich nicht 70% des Spiels um diese Geschichten drehen würden, da sie nur Mittel zum Sticker sind.

Die verbleibenden 30% des Spiels geht's um die eigentliche Story: Die Beziehung von Poisonette und Ren, was Blanche und ihre Partnerin damit zu tun haben und ihre gesamte Reaktion auf das Verhalten von Noire, der schwarzen Poisonette. Das Einbahnstraßen-Ticket zum Himmel ist nicht ganz das, was es verspricht: Fahren zwei Gestalten in einem Körper zum Himmel, müssen sie sich vorher trennen, was genau das ist, worauf Poisonette abzielt, die nur zu gerne in Rens eigentlichem Körper herumstreunt und ihren neuen Körper nicht unbedingt wieder hergeben möchte: Ren in den Himmel zu kicken, damit sie ihn los ist und seinen Körper noch hat und weiter in der Hölle mit diesem Schabernack treiben kann. Ren würde auf diese Weise zwar tatsächlich wiederauferstehen, aber eben nicht mit seinem eigentlichen Körper - ob als Skelett oder mit dem vom Spieler gewählten Avatar, weiß man nicht. Blanche drückt Ren deswegen immer wieder mal ein, dass das Unheil im Endeffekt auf seiner Schulter sitzt und er Poisonette nicht vertrauen kann. Das Vertrauen spielt auch nochmal im Ending eine massive Rolle und wird dort auch noch einmal aufgegriffen, weil Ren im Laufe des Spiels ein ziemlich mächtiges Werkzeug in seine Finger bekommt. Blanche und Poisonette wetteifern auch grundsätzlich um die Sticker, weil Poisonette ihren Körper behalten will und Blanche und ihre Partnerin Schwestern sind - beide wollen der jeweils anderen das Ticket zum Himmel spendieren. Man hätte aus dem Wettrennen noch bisschen mehr machen können, abgesehen von einem einzelnen Duell um die ganzen Sticker passiert nicht wirklich viel in der Richtung. Besonders gut vermittelt wird auch nicht, wie verzweifelt Blanche und ihre Partnerin sind, dafür dass sie schon 50 Jahre daran arbeiten, die jeweils andere in den Himmel zu senden. Deutlich besser sind die Bittertopfen bei Noire/Black Poisonette umgesetzt: Nicht nur, dass ihre Partnerin Hakugin sie vollständig verlassen hat, sondern auch die Ernährung durch Klesha spielte bei Noire eine üble Rolle und hat einen ziemlichen Treffer bei ihr hinterlassen, der sich später auch ziemlich fatal für sie äußert.

Hakugin spielt in beiden Endings auch noch einmal eine erhebliche Rolle, genau wie die Yomi-Urne, die Ren als einziges Item im Shop kaufen kann. Vor allem wird noch mal wichtig, warum Ren in die Hölle kam, und dass sein dortiges Erscheinen ein ziemlich kalkulierter Zug von ihr war:



Das True Ending empfand ich im Nachhinein als ziemlich befriedigend, auch wenn leider aus der Affection zu Poisonette nicht viel gemacht wurde. Zuallerletzt noch zu Kikiri und Midori, die immer wieder Themen in ihre Radio-Broadcasts einfließen lassen, die grad aber nix mit der Story zu tun haben. Mir ist schon klar, dass solche Passagen immer wieder etwas auflockern sollen, ich empfand die beiden aber eher als lästig. Was juckt Ren Kikiris komischer Gacha-Pull, in dem sie nur 1*-Units gezogen hat, wenn er grad die Hölle unsicher machen will?

Gameplay:


1) Allgemein

Der Ablauf in Poison Control äußert sich ziemlich plump: Es gibt eine vernachlässigbare Weltkarte und die Stages bzw. die Belle-Höllen, die man nach und nach besucht. Während man annehmen könnte, dass man hier ein bisschen Entscheidungsfreiheit hat, ist das Gesamtpaket eher enttäuschend - sobald man einen Giftsumpf dichtgemacht hat, ploppt sofort ein neuer auf - und natürlich niemals zwei gleichzeitig. Außer den Belle's Hells gab es einen weiteren Ort, den man ansteuern konnte: Doramis Laden, der sage und schreibe ein einziges Item verkauft hat. Eigentlich gab's noch mehr, aber eben nur eines, das für Ren und Poisonette sinnvoll war.

In Dungeons/Belle's Hells verbrachte man einen Großteil der Spielzeit in PC. Man hat am Anfang einer jeden Hölle in der Regel einen Auftrag bekommen, der in Abhängigkeit der Belle stand. Oft war das nicht mehr als "Erledige X Klesha!" oder "Reinige Y% des Sumpfes!", aber es gab eben auch andere. Oben geschilderte, geldgierige Momo hat sich z.B. geweigert, mit Ren oder Poisonette zu sprechen, wenn man sie nicht vorher mit 3,000 Münzen bestochen hat, einem doch zuzuhören. In einem anderen Fall musste man 25 Bäume fällen, weil einer Belle in ihrer Illusion akut das Brennholz ausgegangen ist. Ich weiß hier ganz klar zu schätzen, dass man versucht hat, die Belles ins Gameplay miteinzubinden, auch wenn diese Form von Quest zumindest nicht häufig angewandt wurde. Das Reinigen der Sümpfe war nicht im Ansatz optional. Poisonette ist losgelaufen und hat einen Pfad durch den Sumpf freigemacht, es hat sich hier aber angeboten, Kreise mit ihr zu laufen, damit eine ganze Fläche von Gift gereinigt wurde. Meist befanden sich im Sumpf auch einige nette Items - ein Delirant, bisschen Geld, HP-Heilung, sowas. Außerdem tauchten verschiedene Klesha nicht mehr auf, wenn der Giftsumpf bis zu einem gewissen Grad gereinigt wurde. Klesha zu erledigen brauchte nur eine unwesentliche Menge an EXP sowie bisschen Geld - ergo, nix Weltbewegendes und viele Klesha konnte man so oder so umgehen. Einzigartiges in Dungeons boten die Poison Gems - man sammle drei davon im Austausch für eine neue Waffe. Man musste nicht jede Waffe gleich austauschen, aber es hat sich schon rentiert, die Waffen zu sammeln, nicht nur für das Achievement - ansonsten konnte man mit Leerläufen im Gameplay rechnen (mehr dazu weiter unten). Für die Poison Gems musste man manchmal auch eine Kiste erst entdecken - entweder in Ecken der Hölle zu gehen, die man zuvor noch nicht besucht hat, oder aber alle Gegner einer bestimmten Art zu erledigen, damit die Kiste aufgetaucht ist. Förderte ein wenig, aber nur unwesentlich das Erkundungsfeeling innerhalb des Dungeons. Erworbene Ausrüstung konnte man bis auf Lv5 hochstufen, was meistens entweder mehr Schüsse oder einen stärkeren Effekt bei Antidoten und Katalysatoren einbrachte.

Was man bei der Ausrüstung im Auge behalten sollte, war das Aufstufen durch Unsummen an Geld, weswegen sich auch Momo als Katalysator so gelohnt hat. Man konnte auf die Weise ziemlich einfach jegliche Ausrüstung auf Lv5 hochstufen, wenn man das wollte. Defensive Ausrüstung hat zwar meiner Ansicht nach keinen großen Unterschied gemacht, war aber auch nicht unbedingt notwendig, wenn man bedenkt, wie "geringfügig RPGig" sich das Spiel angefühlt hat - ist es auch nicht, aber man hätte dann derartige Aspekte auch besser weglassen können. Selbst die Giftresistenz bzw. reduzierter Schaden durch Sümpfe äußerte sich nicht unbedingt sinnvoll. Wiederkehrende Sümpfe gab es zwar, aber ich hab die Unterteilung in Farben nur bedingt verstanden. Pinke Pfützen verschwanden bei Reinigung, lila Pfützen konnte man immer wieder reinigen und rote waren storybedingt, wobei auch die sich manchmal regeneriert haben. Ähnlich ungut ist der Aspekt der Affection gegenüber Poisonette umgesetzt worden: Zwar ist die halb ausgeflippt, wenn man eine blöde Antwort auf ihre Fragen gegeben hat, dass ihre Werte aber offenbar keinen Einfluss aufs Ending hatten und nur geringfügigen aufs Gameplay, empfand ich als ziemlich schwach, zumal so ziemlich alle Effekte auch stattdessen durch Antidote oder Katalysatoren - beides Ausrüstung ersetzt werden konnten. Sollte nicht sein. Zuletzt noch zum Ending-Trigger, weil ich mich schon mal drüber ausgelassen hab: Der Erwerb der Yoma-Urne für 100,000 Münzen empfand ich im Nachhinein zwar doch als komplett passend, fände es aber auch nicht schlecht, hätte Poisonettes Affection doch einen Einfluss aufs Ending gehabt, gerade da das Thema immer wieder innerhalb der Story vorkommt. Schade.

2) Schwierigkeit, Kampfsystem und zwei Gegner, die immerhin ein Problem darstellten


Poison Control war furzeinfach und keine wirkliche Herausforderung. Vielleicht liegt's auch an den Einstellungen zum Lock-On, aber ich denk eher, dass einige Designentscheidungen dazu geführt haben: Das Boss-Design, die Wiederbelebungen und, dass man Heilung im Überfluss gewährt bekommen hat. Zumindest die beiden letzteren Punkte führen dazu, dass man einfach auf Gegner draufholzen kann, wie es einem beliebt - Versagen hierbei führt zu nahezu keinen Konsequenzen. Trotz allem gab es zwei Gegner, die regelmäßig zu Problemen führten:

  • Bomber. Die Gefahr hierbei bestand vor allem darin, dass man sie nicht rechtzeitig gesehen hat oder nicht rechtzeitig erledigen konnte. Ließ man sich von denen treffen, sind sie für rund 40% HP-Schaden explodiert, wobei man auch auf die Distanz aufpassen sollte. Bomber sind relativ weit gesprungen, das durfte man nicht unterschätzen. Nun gab es innerhalb mancher Dungeons Räume, die aus 8-10 Bombern auf engem Raum bestanden - weswegen es einfach unmöglich war, alle von denen zu registrieren und man zwangsläufig Schaden genommen hat, wenn man einem Bomber zu nahe kam. Half auch nicht, dass sie bei 0 HP ebenso explodiert sind, was zur Kettenreaktion führen konnte.
  • Großschild-Klesha. Deutlich lästiger als die Bomber, dadurch, dass sie enorme Mengen an HP besaßen. Durch das Schild zu kommen war nicht einfach - lediglich Granaten konnten diese Viecher überhaupt dazu bringen, ihr Schild an irgendwelche ungünstigen Orte zu versetzen - und Granaten bewirkten auch nur dann was, wenn man gleich mehrere geworfen hat. Das Limit der Granaten betrug 5, ergo musste man mindestens drei davon auf einen Großschild-Klesha schmeißen, damit die überhaupt was bewirkt haben, die Klesha hingefallen ist und man gemütlich mit Poisonette schießen oder lasern konnte. Das ganze Spiel durfte man dann aber noch einmal wegen der immensen HP wiederholen. Offensiv waren diese Gegner nicht ganz so gefährlich, da sie lahm waren (33% HP-Schaden durch einen Rundumschlag), aber sie haben eben gedauert, weswegen man trotzdem ziemlich viele Angriffe gesehen hat.


Warum sämtliches Gegnerdesign trotzdem nix gebracht hat, lag an den absurden Heilungsmöglichkeiten. Heilung war in jedem Fall faktisch unbegrenzt: Es gab keine Tränke, die man sich auf Knopfdruck einwerfen konnte, dafür konnte Poisonette in den nächstbesten Giftsumpf geschickt werden, um ihn zu reinigen und rund 25% HP wiederherzustellen - und das war das Minimum. Hat man noch zusätzliche, nicht sonderlich selten auftauchende HP-Sphären gefunden, wurde jeglicher erlittene Schaden komplett hochgeheilt, ohne weitere Einschränkungen. Das ist zu krass und beinhaltet noch nicht mal, dass man sich satte dreimal auto-wiederbeleben konnte. Bei einer Niederlage hätte ich's ja noch verstanden, aber drei Wiederbelebungen sind zwei zu viel. Der einzige Vorteil: Die Wiederbelebungen wurden über die verschiedenen Stages übertragen, sodass man bei einer verbrauchten Wiederbelebung erst eine weitere ansammeln musste, bis man wieder bei den vollen drei Belebungen angekommen ist.

Den Kampf und das Shooter-Gameplay selbst würde ich in erster Linie als abgehackt und nicht dynamisch bezeichnen. In der Theorie war das Waffensystem zwar ganz gut durchdacht, äußerte sich aber nur bedingt so. Waffen gingen auf Cooldown, wenn ihnen die Munition ausgegangen ist. Ein Delirant dagegen (temporäre Waffen) musste erneut gefunden werden, diente aber als Ersatz, wenn alle drei möglichen Waffen auf Cooldown waren. Es gab noch die Möglichkeit, einen Nahkampf-Toxikanten (Sayuri) zu verwenden, eine ziemlich ineffiziente Möglichkeit, die einem aber immerhin den Cooldown der Schusswaffen erspart hat. Der Schaden von Sayuri war im besten Fall zweistellig, während sämtliche Schusswaffen mit deutlich größeren Werten anrückten, überwiegend daher ruht Sayuris Ineffizienz. Davon ab wurden sowohl Ren als auch jeglicher Klesha aus Angriffen herausgerissen, wenn sie zuviel Schaden genommen haben. Speziell die Klesha lagen für eine Weile am Boden, was es einfacher gemacht hat, sie mit irgendeiner Waffe abzuschießen. Zuletzt noch zu den Bosskämpfen, die größtenteils einen schlechten Witz darstellten: Im Grunde genommen lief's lediglich auf das Herausbewegen aus Angriffsmustern heraus, die sowieso schon nicht sonderlich kompliziert waren. Zu allem Überfluss spuckten Bosse in regelmäßigen Abständen Gift und Galle, was aber in Anbetracht dessen, dass diese Substanz immer wieder gereinigt werden konnte - und somit HP-Sphären ohne Ende produziert hat, zumindest für den Anspruch eher von Nachteil war.

Fazit (3,5/10):

Wenn ich überlegen müsste, wofür man Poison Control spielt, würde ich tatsächlich eher die Story vorschieben als das Gameplay, aber auch nur deswegen, weil das Kampfsystem sich wirklich nicht gut spielt und ziemlicher Standard ist. Die Story äußert sich durch ähnlich verschenktes Potenzial, aber in geringerem Umfang.

Zunächst mal das Negative: An vielen Stellen in der Story merkt man schlicht nicht, dass die Kacke am Dampfen ist. Höllenbewohner und ihre Hintergründe hätten noch deutlich besser ausgebaut und die Verzweiflung, in der sie sich befinden, besser zu spüren sein können. War nicht der Fall, und ähnlich vernachlässigbar gibt sich die Beziehung der drei Poisonettes sowie der Trip in den Himmel, auf den zumindest zwei davon geiern. Nicht gut umgesetzt. Im Grunde genommen könnte hier auch das halbe Gameplay und insbesondere die Bosskämpfe stehen, die schlicht nicht durchdacht waren. Und natürlich haben auch Midori und Kiriki mit ihrem irrelevanten Gelaber für miese Stimmung gesorgt. Nicht nur beim Self-Insert, sondern ebenso bei Poisonette.

Was ich zumindest positiv anmerken muss, ist das Einbinden der einzelnen Höllenbewohner-Geschichten ins Gameplay. Ich dachte gegen Mitte echt, dass das zu einem simplen Ablaufen von Quests verkommt, aber am Anfang und gegen Ende merkt man auch klar die persönliche Note. Man musste sich auch sonst etwas mit den Dungeons beschäftigen, wenn man eine neue Waffe haben wollte - die im Angesicht einiger Bedrohungen zumindest bitter nötig war. Die Charaktere sind auch nicht komplett furchtbar - die Beziehung von Poisonette zu Ren ist ganz süß, auch wie sie ihn am Ende nochmal in Schutz nimmt. Leider sind die positiven Aspekte eher Kleinkram, der Gesamteindruck ist eher durchwachsen, um's mal freundlich auszudrücken.