Lynx und ich hatten eine lustige Idee für eine kleine Challenge: Wir schauen uns irgendein Indie-Listenvideo an und wählen daraus je ein Spiel, das wir spielen.
Bei mir fiel die Wahl auf Keep Driving. Ebenfalls in der Auswahl waren übrigens SANABI und Terra Nil (Letzteres will ich bei Gelegenheit definitiv immer noch spielen).
Keep Driving ist eine Art Roadtrip-Simulator im wunderschönsten Sideview-Pixel-Look. Und der war es auch, der mich zu der Entscheidung getrieben hat – nebst dem Bedürfnis, mal etwas anderes auszuprobieren.
Trotz des Auto-Themas ist Keep Driving kein Rennspiel. Überhaupt steuert man das Auto auch (fast) gar nicht – man wählt primär Ziele auf einer Karte aus, der Rest läuft automatisch
Die Prämisse: Als wahlweise Arbeitslose(r) oder Student(in) bricht man Anfang der 2000er zu einem Roadtrip auf mit dem Ziel, am anderen Ende Amerikas ein Festival zu besuchen, bei dem ein Freund wartet.
Man wählt aus einem von drei Autos und los geht’s.
Spielerisch ist es eine Mischung aus Puzzle und Ressourcenmanagement. Auf jeder Etappe des Weges warten zufällige Events auf, von Traktoren über Pinkelpausen bis hin zu Geisterfahrern. Diese werden jeweils als eine Aneinanderreihung von Symbolen repräsentiert (Benzin, Energie, Schaden am Auto, Geld). Man muss die passenden Skills oder Items wählen, um diese Symbole zu neutralisieren, sonst nimmt man Schaden in den entsprechenden Kategorien oder erhält Zustandsveränderungen.
Man startet mit zwei Skills und einer Handvoll Items. Unterwegs schaltet man aber auf einem Skillbaum neue Skills frei und kann an diversen Orten Items kaufen.
Unterwegs trifft man zudem eine bunte Auswahl an Hitchhikern, die ebenfalls mit Skills und Eigenschaften kommen. Ich hatte in meinen zwei Runs einen schwitzenden Bergwanderer, einen Punk inkl. Hund, ein verirrtes kleines Mädchen und eine Frau im Hochzeitskleid auf der Flucht mit dabei.
Diese Leute leveln mit der Zeit und lernen neue Skills. Sie wollen auch an bestimmten Orten abgesetzt werden oder sind Teil von Quests – ob man dem nachgeht, ist einem aber selbst überlassen. In meinem zweiten Run habe ich sie einfach zum Festival mitgenommen, was sie nicht gestört zu haben scheint^^
Weiterhin muss man sich im Spiel um Befindlichkeiten wie Hunger, Müdigkeit, Hygiene, Kälte und diverse Gemüter kümmern. Man kann wahlweise auch betrunken oder unter Drogeneinfluss fahren – was wohl zu Bad Endings führen kann.
Unterwegs kann man sein Auto auch mit diversen Upgrades oder Verzierungen versehen. Es gibt eine Vielzahl von Terrains und Wetterbedingungen, die alle mit gewissen Mali kommen, die man durch die richtige Ausrüstung aber neutralisieren oder in etwas Gutes umwandeln kann.
Das alles kostet natürlich Geld, ebenso wie die Übernachtung in Hotels/Motels, die Autoreparatur, Essen und natürlich das Tanken, und Geld ist Mangelware. An diversen Orten kann man entweder kleinen Nebenjobs nachgehen (die Energie und Zeit kosten) oder aber Quests erledigen (für die man an bestimmte Orte fahren muss).
Obwohl das Festival anfänglich als Spielziel festgesetzt wird, gibt es etliche Enden. Mein erster Run scheiterte, da mein Auto beschädigt war. Als ich meine Mutter anrufen wollte, damit sie mich abschleppt, ist die Bitch einfach nicht rangegangen und es hieß Game Over – sprich: der Spielstand wurde gelöscht
Im zweiten Run hatte ich die Option, ein Stück Land anzusteuern, das meine im Sterben liegende Großmutter mir vermacht hat. Oder ich hätte einen festen Job annehmen können. Und das sind nur eine Handvoll der insgesamt 16 (?) Endings – ziemlich cool.
Am meisten am Spiel mochte ich definitiv die Roadtrip-Atmosphäre. Die Handlung ist kaum vorhanden und die Interaktion mit den Hitchhikern auch seeehr oberflächlich. Aber zu nostalgischen Songs und verschiedenen Tages- und Nachtzeiten durch die wunderschönen Pixellandschaften zu düsen, war einfach schön.
Die ständigen Puzzle-Einlagen fand ich da langfristig eher nervig. Die Idee ist nett, aber es wird sehr schnell monoton, da sich am Spielprinzip nichts ändert und man auf jedem der ~20+ Wegabschnitte 2-5 solcher Puzzles lösen muss.
Obwohl das Spiel vom Konzept der Endings also hohe Wiederspielwert hat, waren für mich zwei Durchgänge mehr als genug, denn der Part, mit dem man am meisten Zeit verbringt, ist einfach ziemlich langweilig. Das hat leider auch die Cozy-Vibes für mich ein bisschen zunichte gemacht.
Zusätzlich getrübt wurde mein Spielerlebnis ebenfalls durch ein paar Bugs und Probleme mit der Steuerung.
tl;dr: Keep Driving ist ein netter Roadtrip-Simulator mit cozy Americana-Vibes und einem wunderschönen Pixellook, der aber leider unter monotonem Gameplay leidet. Deshalb war es für mich auch nur so semi-cozy. Trotzdem ein interessantes Spiel!