Terra Memoria



Terra Memoria ist ein charmantes kleines RPG aus dem Jahr 2024, dass von der Optik (2D-Sprites in 3D-Umgebung) ein wenig an die PS1-Tage erinnert.

In der Story geht’s darum, dass eine bunt zusammengewürfelte Gruppe die Ursache einer Veränderung in der Welt untersucht: Warum die Energiequelle der Bewohner (Kristalle) versiegt und wieso aggressive Maschinen vermehrt auftauchen.

Dabei zieht man von Stadt zu Stadt, erfährt ein wenig von den lokalen Gegebenheiten und mit der Zeit auch immer mehr von der Lore der Welt. Es ist ein ziemlich klassisches RPG-Schema, fühlt sich aber insgesamt deutlich bodenständiger an, da die Handlung nie epische Ausmaße annimmt.



Die Gruppe besteht aus einigen Tierwesen – eine Fuchsdame, ein musizierendes Faultier, ein Magier-Nashorn –, aber auch zwei Menschen. Vom Stil erinnert es mich etwas an Breath of Fire und ich mag diese Vielfalt an unterschiedlichen Völkern sehr.

Insgesamt ist das Spiel sehr charmant. Wirklich dramatisch ist es selten und oft wird das Geschehen durch ulkige NPCs, absurde Situationen und Humor aufgelockert. Das Writing ist auch sympathisch – einige Figuren haben nette Eigenheiten bei der Sprechweise.

Die Spielwelt hat auf jeden Fall etwas eigenes. Die Bewohner sprechen permanent von der „constancy“ wie von einem religiösen Konzept. Dann gibt es die „selfless mages“ und allerlei andere Eigenbegriffe, die nie groß erklärt werden, sondern einfach Teil der Welt sind. Es ist in der Hinsicht nicht super tiefgehend, aber mir haben diese Details sehr gefallen.

In puncto Persönlichkeit sind die Figuren eher eindimensional. Einige bekommen im Verlauf der Handlung durchaus etwas Agenda und Entwicklung, aber wie bei allem, was das Spiel macht, bleibt es sehr simpel. Man fiebert also emotional nie mit, aber das Spiel legt es auch nicht darauf an.



Das rundenbasierte Kampfsystem ist recht einzigartig. Es gibt sechs Charaktere im Spiel, von denen man drei steuert. Die anderen drei sind Support.

Es gibt keine normalen Angriffe und keine MP, stattdessen hat jeder Skill ein Element, einen Stärkewert und eine Dauer, bis man das nächste Mal am Zug ist. Dabei gibt es einen Zeitstrahl, auf dem man die Zugreihenfolge sieht.

Alle Gegner haben eine Schwäche, oft mehrere. Zudem kann man sie „brechen“, wodurch sie schwach gegen alles sind und auf dem Zeitstrahl zurückgesetzt werden. Dafür muss man sie 3x normal treffen oder 1,5x mit ihrer Schwäche (bei Bossen öfter).

Die Support-Charaktere hingegen erlauben es den aktiven Charakteren, ihre Skills zu modifizieren, z.B. deren Elemente zu ändern oder einen normalen Zauber zu einem (schwächeren) zu machen, der dafür alle Gegner trifft.

Es gibt Heilzauber, aber keine Items und Buffs. Entsprechend ist das ganze System ziemlich simpel und es gibt wenig taktische Variation. Es ist ein einsteigerfreundliches und zweckdienliches Kampfsystem und unterm Strich ist alles ziemlich einfach.



Sehr motivierend hingegen ist das Progression-System. Neben normalen Level Ups, die häufig sind (alle 1-3 Kämpfe), kocht man Mahlzeiten, die permanent die HP erhöhen. Neue Skills sind optional und zahlreich und für alle drei Kämpfer oft an kleine Rätsel gekoppelt.

Zutaten bekommt man von Gegnern, Händlern oder man sammelt sie in der Umgebung. Neue Rezepte bekommt man von Reiseführern, die man in neuen Gebieten findet.

Als Ausrüstung dienen einzig und allein sogenannte, Pins – Accessoires, die die Statuswerte und elementaren Affinitäten erhöhen (und teils auch senken) und von denen jeder Kämpfer drei ausrüsten kann. Diese wiederum schmiedet man selbst – zum Teil findet man sie auch in Truhen oder kann sie kaufen.

Es ist wirklich alles sehr simpel, die typischen RPG-Systeme sind alle vorhanden, aber ziemlich gestreamlined – und das passt ganz gut zum Spiel.

Gebiete und Dungeons sind relativ überschaubar, bieten aber genug Dinge zu entdecken und Gegner zu bekämpfen, sodass das Pacing für mich gut funktioniert hat.



tl;dr: Terra Memoria ist Comfort Food. Es ist ein simples, charmantes 10h-Indie-RPG, das nicht besonders ambitioniert ist, aber einfach gut funktioniert und eine eigene Identität besitzt. Hat mir gut gefallen – von solchen Spielen hätte ich gern mehr!


Spielzeit: 09:00
Wertung: 7/10

Challenge-Achievements:
Beende 12 RPGs (4/12)
Beende 6 Indie-RPGs (4/6)