Es ist meinerseits keine Verteidigung, sondern Resignation. Das sind börsennotierte Unternehmen, die im Turbokapitalismus vor allem wachsen müssen. Aus Sicht der Teilhabenden könnte Nintendo nicht gierig genug sein. Und was viel entscheidender ist: Es macht keinen Unterschied, was wir hier diskutieren. Das Gros der Käufer sind nämlich Kinder bzw. deren Eltern, die sich nie in Internetforen herumtreiben und sich wahrscheinlich nicht mal dessen bewusst sind, dass man sich überhaupt kritisch mit Konsumverhalten auseinandersetzen kann.
Wir können hier mit den Fingern auf andere zeigen und uns gegenseitig die Schuld zuschieben, zur Aufrechterhaltung gewisser Missstände beizutragen. Fakt ist aber, dass wir hier von Luxusgütern sprechen, und gerade in der Unterhaltungsindustrie vor allem das Angebot den Markt steuert, und nicht die Nachfrage. Man müsste einen Großteil der Konsumenten in einem riesigen Umfang organisieren, damit Produkte effektiv boykottiert werden können und es somit zu Veränderungen kommt. Dafür ist das Thema Videospiele aber einfach nicht wichtig genug.
Wenn wir hier über etwas diskutieren können, ist das maximal Prinzipiensache, und davon sehe ich bei niemandem hier wirklich etwas: Es wird gekauft, gekauft, gekauft, gemeckert, aber dennoch gekauft. Wir müssten ausschließlich Titel von Indie-Studios kaufen, die Spiele wie Stardew Valley oder Clair Obscur herausbringen, die ihre AAA-Titel-Äquivalente in ihre Schranken weisen und ihnen ernsthaft Konkurrenz machen. Aber insgeheim wissen wir alle, dass wir das nur tun würden, um unser Gewissen zu befriedigen – nicht um irgendeine spürbare Veränderung zu bewirken.
Daher finde ich diese ganze Diskussion um Verteidigung und Schuldzuweisung auch echt ermüdend, weil sie von eigentlichen Problemen ablenkt: Dem Drang von Videospielunternehmen, den größtmöglichen Profit herauszuschlagen. Das gleiche Problem gibt es im Prinzip in jeder Kunstbranche, ob Comics oder Film und Fernsehen. Wir können froh sein, dass wir überhaupt noch so etwas wie eine Wahl haben, und nicht alles absolut alles in Gacha-Games versunken ist, die Statistiken zufolge absurd viel mehr Geld einbringen als herkömmliche Videospiele. Diesem Albtraumszenario kommen wir sowieso schon gefährlich nahe.