Ich war am überlegen, ob ich nen Report schreiben werde, denn auf der einen Seite hab ich schon genug gelitten, was das Spiel angeht. Aber meh. Here goes nothing
Final Fantasy XVI (PS5)
Gestartet: 2023
Beendet: 2024
Warum gerade dieses Spiel? Weil es da war. Weil es Final Fantasy ist. Weil ich naiv genug war zu glauben, dass dass endlich mal wieder jemand eine Vision für diese Reihe hat. Weil ich wissen wollte, ob FF16 nach all den Marketing-Versprechen wirklich das "erwachsene" und düstere Meisterwerk ist, als das es angepriesen wurde. Ich habe es ausprobiert. Ich habe es durchgespielt. Ich habe dabei geschlafen. Ja, buchstäblich geschlafen.
Worum geht's? In Final Fantasy XVI schlüpfen wir in die Rolle von Clive Rosfield, dessen Nachnamen ich nach dem Spielen schon wieder vergessen hatte. Die Welt Valisthea ist ein an Game of Thrones erinnerndes Konglomerat aus graubraunen Landschaften, Königreichen, die sich um magische Kristalle bekriegen, und einer Prise Final-Fantasy-Ikonografie, die aber meistens eher als Deko dient.
Clive muss sich durch ein vorhersehbares Epos kämpfen, in dem Familientragödien, Intrigen und Eidolons/Esper eine Rolle spielen. Dass das Ganze spannend sein könnte, steht außer Frage – und doch fühlte es sich an wie das Abspielen einer Checkliste bekannter Tropes aus Game of Thrones ohne echte Emotion. Inzest? Check! Schwule Männer? Check! Gratituitous Sex Scene? Check! Reine Story-Versatzstücke, so plötzlich sie auftreten, so schnell sind sie auch wieder weg. Können aber noch nicht mal wirklich den Spieler flashen oder schockieren, weil die Japaner dazu in Kauf nehmen müssten, das gefürchtete Cero-Z-Rating zu bekommen.
Gameplay & Story Ich gebe dem Spiel eines: Das Kampfsystem ist funktional. Die Kämpfe sind rhythmisch, es gibt eine angenehme Taktung zwischen Angriff, Ausweichen und Spezialfähigkeiten. Das Cooldownmanagement mit dem Fokus, möglichst viel DPS rauszukriegen und die Timed Dodges haben tatsächlich ein wenig Spaß gemacht, wenn man von Torgal's dämlichem Button-Placement mal absieht (so viele verschwendete Potions!). Aber das allein trägt kein RPG, und reißt auch die Story null raus.
Speaking of which, die Story: Meh. Selten, nein, NOCH NIE hat mich eine Handlung so wenig emotional berührt. Es passiert viel – aber alles fühlt sich belanglos an. Jede Wendung ist meilenweit vorhersehbar, jeder Dialog generisch. Die Charaktere? Ich erinnere mich an Clive, weil ich ihn steuern musste. An Jill, weil sie da war. Und an Cid, weil er als einziger einen Hauch von Charisma hatte. Alle anderen? Austauschbare Gesichter in einer Welt, die mich zu keinem Zeitpunkt wirklich in ihren Bann zog. Hier im Forum wurde mal gesagt, dass Jill kein guter weiblicher Charakter war. Ich würde weiter gehen. Jill war kein Charakter. Niemand war ein Charakter, Clive schon gar nicht. Cid vielleicht höchstens.
Die Nebenquests waren auch viel zu gestreamlinet, dafür vom Content her halt null interessant. Das einzige gute am Gameplay-Loop waren die Hunts, die mich tatsächlich bei Laune halten konnten.
Eidolon-Setpieces waren setpiecig, heißt, es sind größtenteils Minigame-Events, die sich als Kampfsystem verkleiden. Mit Außnahme des allerletzten Bosskampfes war ich nicht einmal in Gefahr, zu sterben. DLC hab ich bis zum Eidolon-Kampf gespielt, hab also die Leviathan-Esper, aber nicht die Ultima-Esper geholt. Der DLC ist übrigens auch nur ne Midquel-Episode, man verpasst nix, wenn man ihn nicht spielt. Wobei der optionale Dungeon mit dem Omega Weapon Bossfight war ganz OK.
Die Amis und die Japaner haben gegen Ende des Entwicklungszyklus' übrigens beide frei am Skript herumgedoktort, die Deutsche Fassung ist ne 1:1 Übersetzung der US-Version. Wirkliche Authentizität ist auch hier nicht vorhanden. Die Japaner hatten zudem die wenig beneidenswerte Aufgabe ihr Skript ganz zum Schluss auch noch an die Lippenbewegungen des US-Dubs anzupassen. Das Endresultat ist ein Produkt, wo man zuerst alle Ecken rundgefeilt und es anschließend auch noch weichgespült hat.
Übrigens ist es seit FFX schon ein vorhersehbarer Tropus, dass Der Held am Ende stirbt, nur FF12 hatte das nicht eingebaut (bei FF13 kann man sich über den genauen Zeitpunkt innerhalb der Trilogie streiten).
BTW, von wegen "wir haben keine DLC geplant" - das mag war sein, aber man hat sich mit dem Leviathan-Esper von Anfang an eine klaffende Story-Lücke gelassen, um einen DLC-Aufhänger zu haben.
Fands auch toll wie jeder Arc Villain brav in seinem eigenen Königreich gewartet hat, bis er an der Reihe war, von Clive zerschnetzelt zu werden. Sonst hätte man nämlich nen komplexen und interessanten Plot schreiben müssen.
Sound OST
Masayoshi Soken hat einen soliden Soundtrack abgeliefert. Die Eikon-Kämpfe sind musikalisch bombastisch, und einige Themes bleiben im Kopf. Aber reicht das, um Atmosphäre zu erzeugen? Leider nein. Die Musik unterstreicht das Geschehen, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es mir herzlich egal war, was auf dem Bildschirm passiert.
Verlinken werde ich nix. Ich hab hab ein paar URLs zu den besten Stücken rausgesucht, das ist eh schon mehr Effort, als das Spiel verdient.
https://www.youtube.com/watch?v=tZ1t1WlYEUQ - No Risk No Reward. Das beste Battle-Theme, das auch den Action-Loop 1A unterstreicht. Spielt wärend der Hunts. Ich hab mich immer gefreut, wenn ich neue Hunts hatte, da ich wusste, dass ich dieses Stück hören konnte. Und nach der letzten Hunt des aktuellen Abschnitts war ich immer traurig, weil ich wusste, dass jetzt nur noch mehr langweilige "Story" auf mich wartet.
Standard-Battle-Theme (Sixteen Bells) gut.
Away ("Oh, Prometheus") ganz ok. Reißt mich aber nicht vom Hocker. Musik hat eben wie Fiktion in erster Linie einen emotionalen Wert, da mag das Stück noch so bombastisch sein, wenn es mit dieser Schnarch-Story verbunden ist geht es unter
Titan Battle Theme gut, chillig, repepetitv. Nicht annähernd so hype wie manch ein Influencer euch glauben machen möchte.
Bahamut-Boss-Theme ok
https://www.youtube.com/watch?v=50ZCfhGEJ1k (Spoiler) All as One. Tatsächlich hype, weil das Spiel bald vorbei ist. "Feel the fire blazing, feel the blizard raging, feel the thunder roaring, follow our fateful calling" - die Lyrics tun mehr für das Spiel, als es die Story geschafft hat. "Hand in hand, we stride to the light, heaven-borne" entlockt mir glatt ein Tränchen. Vielleicht hören wir dieses tolle Stück eines Tages sogar in einem richtigen Videospiel.
Wirklich hängen bleiben tun bei mir nur No Risk No Reward und All as One. Wenn ich gemein wär würd ich sagen, jemand hat eine KI mit den Worten "Spiel einen bombastischen Final-Fantasy-Orchester-Videospiel-Soundtrack" gefüttert.
Sprachausgabe
Japanische Synchro OK. Jede Synchro meh. Deutsche Synchro ist damit Dub eines Dubs. (Don't @ me).
Gedanken & Erlebnisse beim Spielen Mir ist das noch nie passiert. Noch nie. Ich bin wirklich während des Spielens eingeschlafen. Mein Gehirn hat sich irgendwann einfach abgeschaltet, weil es sich weigerte, diese graubraune Ödnis weiter zu verarbeiten. Das Spiel ist nicht schlecht. Es ist nicht gut. Es ist einfach... da. Es war übrigens kein Einzelfall, dass ich mit dem Schlaf kämpfen musste.
Es war mitten in einer Phase des DLC-Bossfights, wo ich erneut mit dem Schlaf kämpfte, dass ich endlich in mehr als einer Hinsicht aufwachte, mir dachte, "Was tust du eigentlich?", aufstand, die PS5 ausschaltete und die Disc ins Regal verbannte und einen langen Spaziergang machte. Ist btw. keine Übertreibung, sondern genau so passiert..
Erwähnenswert ist der Part wo Clive all over Ultima ge-ultet hat und schreit: "This is your Final Fantasy 16!", weil er so unfassbar augenrollend dämlich war
Und das ist vielleicht das Schlimmste, was ein Spiel sein kann: eine völlig gleichgültige Erfahrung. Ich hab mich nicht geärgert, weil das Spiel so schlecht war, auch es hat mich wirklich NICHTS begeistert. Ich habe es gespielt. Ich habe es beendet. Ich habe es vergessen.
Wie durchgespielt? Hauptstory durchgespielt. DLC bis zum Bosskampf gespielt. Alle Nebenquests bis auf die vom DLC. Ultima-Dungeon. Einige coole Builds gebaut, viele Fähigkeiten gemaxt, Keine Platinum-Trophäe angestrebt – das wäre verschwendete Lebenszeit gewesen.
Das Spiel existiert. Ich habe es erlebt. Und nun kann ich es getrost aus meiner Erinnerung löschen.
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten, ich hab meine Schuldigkeit getan.