Vielleicht war es nicht die beste Idee direkt nach Persona 3 mit Persona 5 Royal anzufangen, aber ich hatte Lust endlich beide Spiele zu beenden, die ich vorher auf meinen Konsolen nur angefangen habe. Nun hab ich sie also am PC angepackt und tatsächlich habe ich P5R in der heutigen Nacht beendet. Laut Steam habe ich 87,9 Stunden im Spiel verbracht. Im Vergleich zu Baldur's Gate 3, in das ich 257,8 Stunden gesteckt habe, fühlen sich diese aufgerundet 88 Stunden aber viel länger an. Mehr dazu später.
Als Vorwort sollte ich noch erwähnen, dass ich P5R mit dem Gay Joker Mod gespielt habe (darum auch das Regenbogenlogo *zwinker*). Der Mod hat einige Bugs ausgelöst, da diese aber nicht Gamebreaking waren (und ich andere Bugs gut tolerieren kann), hat mich das nicht weiter gestört. Immerhin hatte ich das Gefühl, dass der Mod mir neben Bugs halt auch eine Bereicherung des Spielerlebnisses gebracht hat. Wenn ich irgendwann mal NG+ anfange würde ich dann den Female Joker Mod ausprobieren.
Bevor wir anfangen möchte ich vorweg schon einmal sagen, dass ich P5R gut fand, aber mit Persona 3 ein gefühlt besseres Erlebnis hatte
Jetzt aber zum Review (Vorsicht, kann Spoiler enthalten).
~ Story ~
Das Thema, was sich durch das Ganze Spiel zieht ist Rebellion gegen die Mächtigen. Auch wenn das Spiel in einigen Punkten leider konservativ erscheint (dazu bei Gamedesign mehr), kann man das Spiel dennoch als gesellschaftkritisch bezeichnen, gerade auch weil viele der Bösewichte des Spiels von realen japanischen Menschen inspiriert sind. Dazu empfehle ich dieses Video anzuschauen:
~ Gamedesign ~
Bei Persona 5 kann man das Japan in JRPG sehr groß und dick schreiben. Man merkt es gerade in den sozialen Werten, die im Spiel angeprangert werden. Menschen die sich nicht nahtlos in die Gesellschaft einfügen, werden hart verurteilt. Ryuji zum Beispiel, der für seine Geschichte hier im westlichen Raum wohl eher Mitleid bekäme, wird dadurch, dass seine Eltern als 'Versager' angesehen werden, mitverurteilt. Mit seiner lauten und individuellen Art eckt er in der japanischen Gesellschaft ziemlich an und wenn ich den youtube Videos glauben schenken kann ist er tatsächlich bei den japanischen Spielern auch weniger beliebt als bei den westlichen Spielern. Dieser japanische Durchschlag im Spiel soll aber nicht als Kritik sondern eher als Hinweis von mir verstanden werden. Immerhin eröffnet Persona 5 eine Einsicht in eine kulturelle Sichtweise, die unserer fremd erscheint. Darum seid nicht überrascht, wenn ihr euch über das Verhalten mancher Charaktere wundert, sondern versucht es eher unter einem japanischen Blickpunkt zu verstehen.
Allerdings gibt es zwei Dinge, die ich kritisieren will, die meiner Meinung nach nicht mit der japanischen Kultur zu tun haben, sondern eher mit veralteten Sichtweisen der Macher. Zum einen ist da der Umgang mit LGBTQ+. Schwule gibt es (ohne Mod) in dem Spiel nur ein Paar. Im Originalspiel ist die Darstellung dieses Paars extrem problematisch und sexuell übegriffig gegenüber Ryuji (einem Teenager), das wurde in Royal abgeändert, aber die beiden sind immernoch nicht mehr als eine Parodie und sie ziehen Ryuji trotzdem gegen seinen Willen mit sich und geben ihm ein Drag-Makeover. Homosexualität fühlt sich also in Persona 5 weiterhin wie die Punchline eines Witzes an. Das ist schade und ich hoffe, dass man bei Persona 6 dazugelernt hat und die Darstellung von Homosexuellen dort respektvoller sein wird.
Zum anderen möchte ich auch die Darstellung von Frauen kritisieren. Im Vergleich zu ihren männlichen Counterparts gibt es mehrere Stellen, wo die Frauen angeschmachtet werden und auf ihr Aussehn reduziert werden. Morgana ist ganz besonders schlimm in dem er die weiblichen Charaktere zumindest anfänglich erstmal sehr oberflächlich bewertet, auch Ryuji und Mishima sprechen leider über Frauen häufiger als wären sie Objekte. Besonders Ann wird mit ihren Kostüm sehr fetischisiert, was ich besonders komisch finde, weil man das ja in der Kamoshida Storyline noch kritisiert. Auch Yusuke (ebenfalls Teammitglied und Künstler) will von Ann erstmal ein Nacktbild malen.
Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, wenn man Charaktere sexualisiert, aber bei Persona (bei 3 und bei 5) ist mir extrem stark aufgefallen, wie unterschiedlich im Spiel Männer und Frauen behandelt werden. Warum sexualisiert man nicht auch mal die männlichen Charaktere? Nur so als Frage.
Von 22 Confidants sind 12 Frauen davon kann man mit 10 eine Romanze anfangen, ich hoffe bei Persona 6 kann man auch von Haus aus mit Männern Romanzen beginnen (never give up hope).
~ Gameplay ~
Nachdem ich jetzt viel über das Design geranted habe wird es in Punkto Gameplay leider nur halbwegs besser. Erstmal vorweg, das Spiel macht Spaß, die Systeme funktionieren. Personas leveln und fusionieren ist sowieso spannend und läd dazu ein verschiedene Kampfstrategien auszuprobieren. Allgemein ist meiner Meinung nach der Dungeonpart (und Mementospart) von Persona 5 besser als der soziale Part. Die Puzzle sind zwar teilweise nervig, aber niemals zu schwer oder unfair. Es macht auch Spaß nach den Will Seeds in den Palästen zu suchen (3 MacGuffins, die es in jedem Palast zu finden gibt). Die animierten Cutscenes sind immer ein besonderes Highlight.
Schwierig ist wie gesagt der Teil des Spiels außerhalb der Dungeons. Das ist selbstverständlich Geschmackssache und wahrscheinlich mögen das, was ich hier kritisiere, andere sehr gerne, aber ich habe das Gefühl in Punkto Dialog setzt Persona 5 auf Quantität über Qualität. Viele Tage verstreichen in denen endlos gesprochen wird und vieles was gesagt wird fühlt sich einfach überflüssig an oder als hätte man es auch in weniger Worten kürzer und knapper sagen können. Dabei beziehe ich mich nicht auf die Dialoge für die verschiedenen Level der Social Links, die ich ja sehr begrüße, sondern auf die ganzen unausweichlichen Dialoge, die automatisch stattfinden. Es verstreichen Tage (teilweise mehrere hintereinander) in denen nur geredet und geredet wird, teilweise ohne viel Inhalt. Ich hab mich dabei ertappt, dass ich Dialogue geskippt habe, nur weil ich sie unhemlich uninteressant fand. Das fand ich bei Persona 3 nicht so extrem, auch fand ich dort die Qualität der Dialoge wesentlich besser.
Ähnlich sieht es auch mit den Locations aus. Persona 5 hat viel mehr Locations als Persona 3, aber über die Hälfte hätte man meiner Meinung nach streichen können (wozu braucht es 3 Kinos und 5 Supermärkte?). Es ist zu viel und es bereichert das Spiel meiner Meinung nach nicht.
Überhaupt hatte ich auch das Gefühl, dass das dritte Semester, was mit P5R hinzugefügt wurde überflüssig war. So sehr ich auch Akechi mag fand ich die Geschichte, die bis Dezember erzählt wurde runder.
Es ist Meckern auf hohen Niveau, denn ich hatte trotzdem meinen Spaß und Persona 5 ist ein großartiges Spiel, allerdings bleibt es leider für mich hinter seinen Vorgänger (Persona 3) zurück. Und ich muss auch zugeben, dass ich gerade mit dem Gay Joker Mod Spaß hatte, weil ich dort eben Romanzen mit den Guys beginnen konnte (Mishima <3).
~ Mein Playthrough ~
Ich hab ja schon geschrieben, dass ich Persona 5 mit einem Guide angefangen habe, den habe ich dann irgendwann aufgegeben. Ich kam auch ohne Guide ganz gut durch, allerdings habe ich Haru erst im Januar auf ihre maximale Stufe gebracht, ihre Persona hat sich also nie auf Stufe 3 entwickelt. Das einzige was ich mich frage, jetzt wo ich NG+ habe, warum soll ich das Spiel denn noch einmal spielen? XD gibts da irgendwas, was ich im ersten Playthrough verpasst habe? Aber das habe ich mich bei Persona 3 auch schon gefragt. Ich würde auf jeden Fall den Female Joker Mod nehmen falls ich es nochmal spiele. Ich brauche einfach die Möglichkeit auch einen männlichen Charakter zu romanzen xD.
Impressionen:
Ryuji und seine ehemaligen Teammitglieder vom Track Team