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Auserwählter
In wie weit unterscheidet sich denn der Einsatz von KI-gestützter-Bildgenerierung, bei der zu großen Teilen rechtlich geschützte Bilder als Trainingsdaten eingeflossen sind, von dem Abkupfern, Modifizieren oder direkter Übernahme fremdbezogener Ressourcen, wie es die Maker-Szene längste Zeit in ihrer Pionierphase, aber stellenweise auch heuzutage noch handhabt?
Es reicht ja sogar schon aus sich den frei zur Verfügung stehenden Standard-Ressourcen des Makers zu bemächtigen, um sich die selbe Frage zu stellen. Hat ein Spiel was sich auf Dagewesenes verlässt, statt z.B. eine eine eigene Art-Direction zu verfolgen, überhaupt einen künstlerischen Anspruch?
Ich denke die Frage ist irrelevant, weil das Endergebnis letztlich nur vom Eindruck des Rezipienten abhängig ist. Der Vorteil einer starken Art-Direction ist, dass man besondere Aufmerksamkeit erlangen und auf sich ziehen kann. "Kann" - aber nicht muss. Wenn jemand es schafft ohne den künstlerisch verbundenen Aufwand den eine eigene Art-Direction mit sich zieht, zu einem ähnlichen Ergebnis zu kommen, dann erübrigt sich meiner Auffassung nach die Frage nach der Methode.
Ich betone das deshalb, weil ich aus Sicht eines Hobby-Entwicklers weder das Talent, noch die Ressourcen habe, eine professionelle Art-Direction abzuliefern, die mit dem üblichen Benchmark, der so herrscht, auch nur im entferntesten konkurieren könnte. Ich kann mir nicht mal vergeblich noch so große Mühe geben, weil der Prozess der Ressourcenerstellung etwas ist, bei der ich persönlich an der Spieleentwicklung am wenigsten Spaß habe.
Demnach habe ich seit jeher zu weiten Teilen auf frei verfügbare Ressourcen zurückgegriffen, die irgendwie ein einigermaßen stimmig zueinander passendes Bild ergeben.
Die offensichtliche Limitation ist natürlich etwas zu finden, was visuell aus dem eigenen Kopf erstmalig entsprungen ist. Da könnte Bildgenerierungs-KI neue Möglichkeiten schaffen, die aktuell vor allem noch daran scheitern dass sich nicht wirklich Kontinuität aufrecht erhalten lässt, zumindest nicht ohne selbst noch weiterhin einen erheblichen Eigenaufwand zu investieren.
Natürlich erschafft die KI maximal nur auf Hochglanz polierten Durchschnitt. Aber möglicherweise ist dieser Durchschnitt immer noch mehr, als ich selbst imstande bin, dem Spiel hinzuzufügen. Dafür kann ich dann mehr Zeit in Aufgaben investieren, auf die ich wirklich Lust habe. Wo ich wirklich drin aufgehen kann. Das liegt dann z.B. eben mehr beim Erstellen von Texten, dem designen von Spielszenarien und der damit verbunden Implementierung von Spielmechaniken.
Was die profesionelle Spieleentwicklung betrifft wo die Ressourcen durchaus für eine starke Art-Direction vorhanden sind, sehe ich Bildgenerierungs-KI besonders dort im Vorteil, wo Durchschnitt gefragt ist.
Wenn man die Illusion von lebendigen Welten erschaffen möchte, braucht es teilweise tausende von Stunden an Aufwand generische Ressourcen zu erzeugen. Jeder Baum ist einzigartig, aber nicht jeder Baum ist auffällig. Middleware wie Speedtree geht für mich bereits in eine Richtung meniale Tätigkeiten, wie das Besiedeln von Oberflächen mit einer floralen Vegetation zu streamlinen, ich sehe da KI nur als eine weitere Möglichkeit, zur Entlastung von Aufgaben die quantitativ schnell eskalieren können.
Ich sehe darin eine Chance dass Spiele wieder fokussierter werden können, ohne einen erforderlichen Maßstab dafür opfern zu müssen.
Möglichkeiten der kapitalistischen Ausbeutung bestehen, aber genau so gut kann es den immensen Crunch und psychologischen Druck, der in der Spieleentwicklung herrscht reduzieren. Wie mit jeder neuen technischen Errungenschaft ist auch diese moralisch abhängig davon, wie diese verwendet wird.
Letztlich denke ich nicht dass KI ob jetzt bei Bildern, Texten, Stimmen, Musik oder sonst was, jemals die Handarbeit vollumfänglich ersetzen wird. Es wird immer den Bedarf an Brillanz geben und auch der eigene kreative Anspruch wird den Leuten im Weg stehen. Ich könnte diesen Text hier auch mit Chat GPT oder Claude2 schreiben lassen, tue es aber nicht, weil es sich nicht befriedigend anfühlt fremde Worte zu nutzen. Mein eigener Anspruch ist hierbei ein anderer, als z.B. irgendeinen generischen Dorfbewohner für mein Spiel zu erstellen.
Ich denke du hast es mit deinem humoristischen Schlussatz bereits gut zusammengefasst, du hast weder die Ressourcen, noch das Know-How, noch wirklich ein starkes Interesse an einer portugiesischen Übersetzung, aber wenn die Möglichkeit besteht, würde eine AI diese zumindest ermöglichen. Durchschnittlich, aber funktional.
Geändert von Klunky (02.02.2024 um 14:23 Uhr)
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