Rise of the Third Power (NSW)
+ tolle Charaktere mit Persönlichkeit
+ gute Nebenmissionen
+ schöne, lebendige Welt
- etwas zähes Kampfsystem
- wenn man einmal sein Team gefunden hat, hat man keinen Grund zu wechseln
- teils enttäuschende Charaktermissionen
Rise of the Third Power war ein ziemlicher Überraschungshit für mich. Im letzten Jahr habe ich Ara Fell gespielt, das zusammen mit dem hier auf einem Modul ist, und fand es ganz gut – und da es nicht wahnsinnig lang war, habe ich 3rd Power kurz darauf mal angespielt.
Spontaner Ersteindruck: Es ist anders, das Kampfsystem ist nicht so doll und die Charaktere sehen merkwürdig aus.
Glücklicherweise geht es von da an nur bergauf.
Was mir besonders gut an diesem Spiel gefallen hat, sind die Charaktere: Sie sind sehr geschwätzig, erzählen mal Müll, haben merkwürdige Eigenarten und insgesamt ziemlich viel Persönlichkeit. Ich fand die Truppe wirklich gut, sympathisch und echt unterhaltsam, fühlte mich teilweise an ältere Spiele erinnert, in denen auf so etwas richtig viel Wert gelegt wurde. Ich kann kaum sagen, wen ich am meisten mag – möglicherweise Corrina, die einige der besten Sprüche auf Lager, aber auch eine brauchbare Hintergrundgeschichte hat. Ich mochte aber auch die Dynamik zwischen Rowan und Reyna total gern. Von letzterer dachte ich erst, sie wäre ein klischeehafter – und entsprechend lahmer – Priester-Charakter, aber dem war absolut nicht so. Natasha bringt ein wenig Biss in die Truppe und Aiden ist einfach nur schräg. Ich hätte gerne noch etwas mehr zu Rashim und dem Charakter, der zuletzt zur Gruppe hinzustößt gesehen, denn sie bleiben etwas im Schatten der anderen, was möglicherweise damit zu tun hat, dass man sie erst spät bekommt. Blöd waren sie deshalb aber auf keinen Fall.
Die Handlung wusste mich auch zu unterhalten und hat einen soliden Spannungsbogen. Die Orte, die man im Laufe dieser besucht, wirken interessant und lebendig; es lohnt sich, mit NPCs zu sprechen. Im späteren Spielverlauf kann man die Welt etwas erkunden, was auch Laune macht. Und auch die insgesamt 22 Nebenmissionen wurden gut umgesetzt, bestehen nicht nur darauf, Dinge zu sammeln, etwas zu bekämpfen o.ä. Lediglich die Charaktermissionen von Aiden und Natasha fand ich echt enttäuschend, weil sie zu schnell abgehandelt wurden. Rowans Mission gefiel mir hier deutlich am besten.
Im Vergleich zu Ara Fell fällt auf, dass es in 3rd Power keine großen Möglichkeiten gibt, mit der Umgebung zu interagieren, was ich erst ungewöhnlich, hinterher aber ok fand. Die Ausrüstungs-Updates im Menü funktionieren trotzdem sehr gut und so ähnlich wie in Ara Fell, in dem ich die Umsetzung auch schon gut gemacht fand.
Leider fand ich das Kampfsystem vor allem in der ersten Hälfte des Spiels nicht sehr gut, denn es fühlt sich nicht dynamisch an, Kämpfe dauern sehr lange und irgendwie macht man ständig dasselbe bei Gegnern, die zu wenig Erfahrung abwerfen. Selbst Endgegner-Kämpfe, die in Ara Fell immerhin unterhaltsam waren, sind hier sehr zähl, v.a. dann, wenn man zig Gegnern gegenübersteht, die alle Zustandveränderungen auf einen zaubern. Mein Team bestand hinterher aus Reyna (Heilung/Angriff), Aiden (Angriff - Drain ist echt übertrieben stark – und Zustandveränderungen) und Natasha (Angriff/Zustandveränderungen), was ich nicht mehr gewechselt habe, weil andere Kombinationen nicht so viel taugten. Immerhin machte es mir Laune, die Gegner mit Giftzaubern usw. zu belegen, wodurch man Kämpfe gut beeinflussen kann. Es gibt aber echt keinen Grund, die anderen Charaktere zu nutzen, weil sie teilweise nicht so nützlich sind, nicht gebraucht werden und eh mitleveln.
Die Dungeons könnten auch noch etwas besser werden, weil sie vom Schema her etwas gleich ablaufen und teils unübersichtlich sind, aber an sich waren sie immerhin ok.
Musikalisch hat mir das Spiel gefallen, aber ich fand die Musik etwas leise. Ich muss wohl demnächst mal im Netz nach Stücken gucken, die mir etwas in Erinnerung geblieben sind. Die Charakterportraits fand ich ja anfangs merkwürdig, merkte aber im Verlauf des Spiels, das sie alles sehr gut rüberbringen. Sie wirken manchmal einfach etwas auf die Zwölf, aber das ist schon ok.
3rd Power ist eines der wenigen Spiele, die es wirklich etwas schaffen, solch ein Gefühl von älteren, runden und atmosphärischen RPGs zu vermitteln. Von diesen Entwicklern würde ich definitiv noch etwas spielen.
Spielzeit: 18 Std.
Insgesamt: 8/10