Metaphor Refantazio (PS5)

+ gute Charaktere
+ gutes Kampf- und Jobsystem
+ erwachsenere Welt als in anderen Spielen
+ solide Handlung


- keine besonders guten Dungeons
- Handlung recht durchschaubar
- könnte inhaltlich tiefgehender sein


Da ich Persona 5 super fand, war eigentlich klar, dass ich das hier spielen will, zumal meine ersten eindrücke hiervon auch ganz gut waren.
Ich denke, ich habe in etwa das bekommen, was ich erwartet habe, denn Metaphor sieht an einigen Stellen wie P5 aus, macht andere aber auch so anders, dass das gut passt.

Aber mal von Anfang an: Mein erster Eindruck war ok – die ersten Szenen inkl. Wegrennen vor Monstern haben mich nicht gerade umgehauen und auch danach brauchte die Handlung eine Weile, um Fahrt aufzunehmen. Zumal ich die Prämisse, dass man hinterher an einem merkwürdigen Wettbewerb teilnimmt, gar nicht mal so ansprechend fand. Dann wird es aber schnell besser, denn die Handlung ist wider Erwarten doch ganz gut und die Charaktere sind deutlich besser als in Persona. Während sie auch in P5 klischeehaft sind (gut, sind sie hier auch), schafften viele der Charaktere es wirklich, dass ich mich für sie interessierte, was auch auf die Social-Link-Episoden zutrifft, die für mich in den anderen Spielen eher Mittel zum Zweck sind (wer auch immer sich dafür interessiert, was z.B. Ann für Model-Aktivitäten verfolgt). Selbst Junah, die ein auf den ersten Blick merkwürdiges Charakterdesign aufweist, hat definitiv ihren Platz in der Handlung und einige Szenen, die gar nicht mal doof sind. Auch von den Nebencharakteren mochte ich einige, aber wahrscheinlich am meisten Maria. Am besten präsentiert wird aber definitiv Louis, der viele Szenen hat, die ich sehr gelungen fand.
Nun man man hier sicherlich einwenden, dass die Handlung total durchschaubar ist und das ist auch der Fall – mir war an sich von Anfang an klar, wie sie ausgehen wird. Weltbewegend oder wahnsinnig überraschend ist die Handlung dadurch nicht, aber es hat mich auch nicht gestört; Metaphor erzählt einfach eine klassische Heldengeschichte, aber ohne dabei zu sehr in unangenehme Klischees oder brüllende Anime-Typen auszuarten. Ein weiteres Spiel in dieser Welt könnte ich mir gut vorstellen.
Gut fand ich auch, dass die Welt etwas rauer und düsterer daherkommt, mit allen möglichen, gesellschaftlichen Problemen. Wobei das allzeit präsente Rassismus-Thema wiederum etwas naiv und mit dem Holzhammer präsentiert wird.

Das Kampfsystem ist quasi ein Persona-Klassiker (der letzten Teile), spielt sich flüssig und macht Laune. Ich mochte aber vor allem das Job-System und hatte hinterher noch Spaß daran, alles mögliche freizuschalten. Es gibt Klassen, die sehr nützlich sind und solche, die es wiederum nicht sind (m.E.); hier hat man jedenfalls alle Möglichkeiten, verschiedenen Spielvorlieben zu folgen. Am KS habe ich echt nichts zu meckern.

Weniger gut gefielen mir die Dungeons, die ich im Vergleich zu P5 uninspiriert, leblos und meist gleich aussehend fand (Wälder, Höhlen…). Hier fehlt definitiv eine große Portion Kreativität, denn sie sind höchstens zweckmäßig – schade. Auch die Städte werden nicht wahnsinnig gut präsentiert und sind letztendlich vor allem Schläuche, die nicht viel bieten.

Ansonsten gibt es aber einiges, was mir noch gut gefallen hat: Das Zeitsystem ist nicht zu aufdringlich (ich konnte letztendlich alles machen, was ich wollte), die Fortbewegung über die Weltkarte funktioniert gut, die Menüs sind übersichtlich und auch die Nebenmissionen kann man ruhig mal machen. Über die Spielzeit muss man nicht reden – ich fand sie sehr passend und habe mich eigentlich zu keiner Zeit gelangweilt, selbst nicht beim Herumleveln.

Hätte es 2024 nicht durch Sea of Stars und Eiyuden Chronicle starke Konkurrenten gehabt, hätte Metaphor ganz gute Chancen gehabt, mein Spiel des Jahres zu werden, denn es macht sehr viel richtig und ist eine runde, qualitativ sehr gute Spielerfahrung. Es mag sein, dass die anderen beiden Spiele mich emotional noch etwas mehr berührt haben oder mich die Dungeons in Sea of Stars einfach besser unterhalten. So oder so ist das hier ein starker Titel aus diesem Jahr.

Spielzeit: 61 Std.
Insgesamt: 8,5/10