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Couch Potato

Da ich hier hauptsächlich über die Story rede gibt es hier einige Spoiler für Kingdom Hearts 3, Back Cover, Union χ und Dark Road!
Kingdom Hearts 3 ist ein Spiel auf das ich aufgrund meiner Entscheidung mir keine Konsolen mehr zu kaufen ewig warten musste, und welches als großes Finale der Story fungieren sollte die in Kingdom Hearts 1 begonnen wurde. Persönlich fand ich dieses Finale aber sehr enttäuschend. Die Prämisse an sich ist zwar bereits problematisch, da es unter anderem darum gehen soll all die Charaktere zurückzubringen die eigentlich gar nicht existieren dürften (Naminé, Roxas, Xion), aber wenn das gut umgesetzt worden wäre, dann hätte ich eventuell darüber hinwegsehen können. Stattdessen ist die Umsetzung richtig schlecht, was vor allem an der Struktur der Story liegt. Bevor Sora sich überhaupt auf sein eigentliches Ziel konzentrieren kann, soll er nämlich mehrere Disney Welten besuchen um die Macht des Erwachens zu erlernen. Was als Ziel ganz okay sein könnte … wenn da nicht die Tatsache wäre, dass er diese Fähigkeit in keiner einzigen Welt erlernt und auch nie wirklich daran denkt sie zu erlernen. Und wenn er sich endlich auf die Story fokussiert, dann stellt sich plötzlich heraus, dass diese Fähigkeit die ganze Zeit in ihm geschlummert hat. Wenn er nicht zum wiederholten Male all seine Skills verloren hätte, dann hätte er den ganzen Disney Kram also links liegen lassen können. Für die eigentliche Story sind die Disney Welten eh so gut wie irrelevant.
Auf sich allein gestellt sind die Disney Welten aber ebenfalls problematisch. Ich fands zwar nett dass die Welt von Hercules diesmal richtig groß ist und man nicht nur Turnierkämpfe austrägt, oder dass Pirates of the Caribbean quasi Kingdom Hearts: Black Flag ist, da man hier einige Inseln erforschen und sich unterhaltsame Gefechte mit anderen Schiffen liefern kann, aber viele Stories die hier erzählt werden setzen offensichtlich voraus, dass man die dazugehörigen Filme gesehen hat. So wurden zwar mehrere Musical Einlagen von Frozen adaptiert, von der eigentlichen Story des Films bekommt man allerdings so gut wie nichts zu sehen. Pirates of the Caribbean ist in dieser Hinsicht allerdings am schlimmsten. Kingdom Hearts 2 hat nämlich die Story des ersten Films adaptiert, während Kingdom Hearts 3 direkt zum dritten Film springt, was eine schwachsinnige Entscheidung ist da Dead Men's Chest und At World's End eine zusammenhängende Story erzählen. Man bekommt aber selbst vom dritten Film kaum was zu sehen. Nur den Anfang in Davy Jones' Locker, dann eine Szene zwischendrin, und wenn man endlich damit fertig ist alle Inseln abzugrasen (was mit der Story des Films nichts zu tun hat), dann geht es direkt zum Finale. All das was tatsächlich adaptiert wurde ist zwar richtig gut inszeniert, aber es wäre trotzdem ganz sinnvoll wenn die Stories auf sich allein gestellt funktionieren würden.
Ein weiteres Problem mit der Story ist außerdem, dass die Antagonisten einige Zeit damit verschwenden eine mysteriöse schwarze Box zu suchen deren Existenz in Back Cover etabliert wurde und welche somit aus der Zeit des letzten Keyblade Wars stammt. Mit Ausnahme der Enthüllung, dass die Box eventuell Hoffnung enthält, lernt man allerdings nichts neues darüber und sie wird innerhalb der Story auch nie gefunden. Sie ist außerdem der einzige Grund warum Maleficent überhaupt im Spiel ist. Da sie kein Interesse hat gegen Sora zu kämpfen, ist sie für die eigentliche Story des Spiels nämlich komplett irrelevant. Dieser Subplot ist also nichts weiter als ein Teaser für die Zukunft der problemlos hätte weggelassen werden können. Und er macht auf den ersten Blick auch keinen Sinn, immerhin hat der mysteriöse Master of Masters seinen Lehrling Luxu damit beauftragt die Box zu verstecken. Und in der Post-Credits Szene stellt sich heraus, dass Xigbar, der die Suche nach der Box veranlasst hat, in Wahrheit Luxu ist. Dabei sollte er doch wissen wo die Box versteckt ist. Und in der Post-Credits Szene steht die Box auch wieder neben ihm.
Im Ending von Kingdom Hearts Union χ wird zwar gezeigt dass der Union Leader Brain scheinbar die Box versteckt hat und dabei das No Name Schlüsselschwert mit sich trägt, was zum Secret Report 12 (von KH3) passen würde, in dem Luxu erwähnt dass er No Name einem der Union Leader anvertraut hat, aber das verkompliziert die Situation nur unnötig. Vor allem weil man anschließend sieht dass Brain in Scala Aed Caelum wieder zu sich kommt ohne das erklärt wird wie er dort hingekommen ist. In Kingdom Hearts Dark Road wird außerdem gezeigt dass Luxu scheinbar eine Vorliebe für Personen mit den Buchstaben BRAI im Namen hat (Brain, Bragi, Braig) wodurch es mehr Sinn machen würde wenn er Brains Körper kontrolliert hätte als er die Box versteckt hat, während Brains Herz in die Zukunft gesandt wurde (was die einzige Möglichkeit ist durch die Zeit zu reisen).
Anyway, zurück zu Kingdom Hearts 3, wo all die Ereignisse die sich sinnvollerweise über das komplette Spiel hätten erstrecken sollen stattdessen in die letzten Stunden gepresst wurden. Aqua wird aus dem Reich der Dunkelheit gerettet, Ventus wiedererweckt, und danach geht es direkt zum Keyblade Graveyard da niemand weiß wo Terra ist und die anderen zu rettenden Charaktere noch keine Körper besitzen in die ihre Herzen transferiert werden könnten. Terra taucht dann aber direkt in Form von Terranort auf … und an der Stelle wurde das Spiel richtig dumm, weil plötzlich ein Herzlosen Tornado auf die Gruppe zurast und jeden einzelnen von ihnen tötet ohne dass sie sich wirklich dagegen wehren würden. Wunderbare Heldengruppe, ehrlich! Einzig Sora schafft es so halbwegs am Leben zu bleiben, wodurch er sich in der finalen Welt wieder zusammenbasteln kann und dann den Herzen seiner Freunde nachjagt um diese ebenfalls wieder zum Leben zu erwecken. Wobei das in Wahrheit auf eine Art Zeitreise hinauszuläuft. Sobald man das Finale ein zweites Mal startet, scheint sich nämlich die selbe Situation wie beim ersten Mal zu wiederholen, weswegen ich für einen Moment befürchtet hatte nicht gespeichert zu haben. Diesmal schafft die Gruppe es aber nicht zu sterben (aufgrund von Kingdom Hearts Union χ Fanservice in Form von unzähligen Schlüsselschwertern die Sora zu Hilfe eilen). Was das Finale aber auch nicht besser macht, weil alle Schlüsselschwertträger außer Sora unfähig sind ihre Gegner zu besiegen und immer auf Sora warten müssen bevor sie endlich den Sieg davontragen können. Und obwohl Kairi das ganze Spiel offscreen damit verbracht hat eine Schlüsselschwertträgerin zu werden, ist sie der unfähigste Charakter von allen und wird nicht nur von Xemnas entführt, sondern anschließend von Master Xehanort getötet…
Und dadurch ist der komplette Re Mind DLC nichts weiter als ein weiteres Zeitreise-Szenario das dazu dienen soll Kairi zu retten, wodurch fast das komplette Finale wiederholt wird, mit ein paar zusätzliche Zwischensequenzen und Bosskämpfen, die aber trotzdem nur einen Bruchteil des Finales ausmachen. Kairi wird hier aber trotzdem getötet, wodurch Sora erneut ihr Herz retten muss, welches diesmal in mehrere Stücke zerbrochen wurde. Und all das hat natürlich plötzlich einen Preis, der dafür sorgt dass Sora nach einiger Zeit komplett aus der Welt schwindet. Wäre auch zu schön gewesen wenn KH3 erstmal einen Schlussstrich unter die Story gezogen hätte. Stattdessen wacht Sora im Kingdom Hearts 4 Teaser in Quadratum auf, einer Welt die in der Toy Box (der Toy Story Welt) nur ein Videospiel ist. Mir hat an Re Mind aber zumindest gefallen, dass man wesentlich mehr von Scala Aed Caelum erforschen kann als im ursprünglichen Finale. Und der Endboss hat sich auch ein bisschen fordernder angefühlt. Und hätte vermutlich noch schwerer sein können wenn ich mich entschieden hätte Kairi statt Sora zu spielen.
Ich bin allerdings kein Fan davon, dass im Finale enthüllt wurde, dass Master Xehanort gute Intentionen hatte und gewillt war über Leichen zu gehen um diese in die Tat umzusetzen. Vor allem nachdem ich mir Dark Road angeschaut habe, Xehanorts Origin Story, wo er all seine Freunde (mit Ausnahme von Eraqus) verloren hat nachdem andere Schlüsselschwertträger versucht haben Kingdom Hearts zu rufen.
Bizarrerweise muss ich aber sagen, dass sowohl Union χ als auch Dark Road, beides Mobile Games, bessere Stories erzählen als Kingdom Hearts 3. Dark Road kann sogar sehr tragisch sein, auch wenn es ein bisschen darunter leidet dass die eigentliche Hauptstory nur circa 4 Stunden lang ist und somit nicht genug Zeit bleibt um all die neuen Schlüsselschwertträger ausreichend zu entwickeln. Es verbringt für meinen Geschmack außerdem zu viel Zeit in Disney Welten. Ist für Spieler die Disney mögen vielleicht weniger ein Problem als für mich, es sind allerdings Welten die schon unzählige Male verwendet wurden, wie Hercules oder Alice im Wunderland. Im Gegensatz zu Kingdom Hearts 3 spielen diese Welten aber zumindest eine wirkliche Rolle und sind nicht nur Filler. Ich hätte mir allerdings mehr Szenen in Scala Aed Caelum gewünscht, wo all diese Schlüsselschwertträger ausgebildet werden. Stattdessen sieht man nur ein bisschen mehr als in Kingdom Hearts 3. Die Charaktere sagen an einer Stelle außerdem dass all die Gebäude am Horizon verlassen sind, was nach einer billigen Ausrede klingt um nicht mehr von der Welt zeigen zu müssen. Und deswegen soll mit Missing Link noch ein Mobile Game erscheinen das sich scheinbar auf die Blütezeit von Scala Aed Caelum fokussiert, sowie das zweite Leben des Protagonisten von Union χ, der an dessen Ende sein Leben gegeben hat um 4 der 13 Dunkelheiten in einer digitalen Welt wegzusperren.
Union χ, wo ich mir eine 5-stündige Zusammenfassung von angeschaut habe, hat mir ohne all den Gacha und Disney Kram drumherum aber richtig gut gefallen da es mehrere interessante Twists und ein packendes Finale zu bieten hat (auch wenn die Präsentation aufgrund des 2D Stils zu wünschen übrig lässt). Das einzige was mir nicht gefallen hat ist die erste Stunde, in der die Story von Kingdom Hearts χ erzählt wird, welche im Keyblade War kulminiert. Die fand ich nämlich viel zu oberflächlich und langweilig. Der Back Cover Film macht diese Zeitspanne zwar ein bisschen interessanter, weil er klar macht dass die Foreteller vom Master of Masters (den ich aufgrund seines Verhaltens nicht ernst nehmen kann) manipuliert wurden um den Krieg zu starten, auf sich allein gestellt funktioniert dieser Film aber in keinster Weise. Dafür springt die Story zu sehr hin und her und hat nicht mal ein Finale, dabei hätte ein animierter Keyblade War richtig cool sein können. Ein Film ala Kingsglaive wäre also besser gewesen. Ohne Final Fantasy XV ist dessen Story zwar unvollständig, aber er erzählt wenigstens eine zusammenhängende Story mit einem ordentlichen Spannungsbogen und hat mehrere coole Actionszenen zu bieten.
Nach all diesen Story Ramblings will ich aber noch kurz was zum Gameplay von Kingdom Hearts 3 sagen. Es macht an sich richtig viel Spaß, vermutlich mehr als in allen Vorgängern, ist aber gleichzeitig viel zu einfach, selbst in allen finalen Bosskämpfen, weil die jeweils in Teams auftreten, wodurch keiner von denen wirklich glänzen kann. Erst in Re Mind gibt es richtig schwerer Kämpfe mit digitalen Nachbildungen all dieser Bosse. Ich habe allerdings keine Lust 13 Bosskämpfe hintereinander zu erlernen. Für das bisschen an Extrastory lohnt es sich nämlich absolut nicht.
Was mich darüber hinaus an dem Gameplay stört ist, dass es so wirkt als ob die Entwickler sich mehr auf Style over Substance fokussiert haben. Vor allem dank der ganzen Disney Attraktionen als Superskills, welche einfach so in der ersten Welt aufpoppen ohne dass die Story ihre Existenz irgendwie rechtfertigen würde. Sie machen das Gameplay außerdem ebenfalls zu einfach und dauern einige Zeit, wodurch ich diese Skills später fast komplett ignoriert habe. Bei den Schlüsselschwert-Transformationen ist das leider nicht so einfach, weil die Kämpfe sich unnötig in die Länge ziehen würden wenn man sie nicht benutzen würde. Manche dieser Formen sind außerdem richtig spaßig, aber hätten eindeutig von profitiert wenn dieser Wechsel ohne Unterbrechungen im Gameplay stattfinden würde. Stattdessen gibt es bei jeder Transformation eine kurze Zwischensequenz die den Flow der Kämpfe unterbricht.
Kingdom Hearts 3 macht also viel Spaß, ist von der Grafik her richtig hübsch (ich mag vor allem den wechselnden Stil der Welten und wie Sora und Co sich dran anpassen) und die Inszenierung ist ebenfalls gelungen. Die Story ist aber leider ein kompletter Reinfall, auch wenn es hier und da nette Charaktermomente gibt.
Hoffe Kingdom Hearts 4 schafft es eine bessere Story zu erzählen, nachdem jetzt einiges an Ballast abgeworfen wurde. Ein neuer Protagonist würde zwar ebenfalls nicht schaden, aber da Sora schon wieder von seinen Freunden getrennt wurde, muss dessen Story dummerweise noch weitergehen.









Geändert von ~Jack~ (17.09.2024 um 15:40 Uhr)
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