Spirit Hunter: NG ist ein Spinoff zu Death Mark das zwar eine andere Prämisse besitzt, sich vom Ablauf her aber nicht groß vom Vorgänger unterscheidet. Akira Kijima, der neue Protagonist, hat zwar kein Death Mark das ihn dazu zwingen würde Geister zu jagen, dafür trifft er aber ein mysteriöses Mädchen namens Kaguya (bzw. Kakuya, wie sie sich selbst nennt) die im ersten Kapitel seine kleine Cousine Ami entführt und damit droht dass er sie niemals wiedersehen wird wenn er nicht mit Kaguya spielt. Und spielen heißt in diesem Fall Geister jagen, die man erneut zerstören oder von ihrem Leid erlösen muss. Da Kaguya nur den Namen des nächstes Geistes erwähnt und nicht preisgibt wo dieser Geist überhaupt zu finden ist, ist Akira allerdings auf die Hilfe anderer Charaktere angewiesen damit er überhaupt eine Chance hat Ami zu retten. Von daher ist es ganz praktisch dass er nicht nur den Sohn eines Yakuza Bosses kennt, der einige Connections und keinerlei Skrupel besitzt, sondern rein zufällig ein Mädchen rettet das sich als Okkultismus Fanatikerin herausstellt, und gleichzeitig als enge Freundin von Ami. Im Gegensatz zum Vorgänger sind diese Begleiter außerdem bis zum Ende hin präsent (wenn sie einem nicht vorher wegsterben), wodurch man sie wesentlich besser kennenlernen kann als die ständig wechselnden Begleiter von Death Mark. Dass das Spiel circa 5 Stunden länger ist, trägt ebenfalls zu bei. Es gibt außerdem eine Art Beziehungssystem das davon beeinflusst wird wie man an bestimmten Stellen reagiert. Sehr negativ, negativ, neutral, positiv, oder sehr positiv. Praktisch gesehen ist das allerdings komplett irrelevant das es nur die direkt darauffolgende Reaktion des anderen Charakters beeinflusst und ansonsten nur bestimmt ob man später ein paar zusätzliche Informationen in dem Profil des jeweiligen Charakters freischaltet.

In Sachen Gameplay sind die Begleiter aber nicht mehr ganz so wichtig. Es gibt zwar Stellen an denen man hin- und herwechseln muss weil die andere Fähigkeiten besitzen (so kann zum Beispiel nur ein männlicher Begleiter helfen einen schweren Schrank zu verschieben) oder weil einer von denen bessere Rätselhinweise zu bieten hat als der andere, bei den Kämpfen gegen die Geister sind sie aber komplett irrelevant. Während man im Vorgänger pro Charakter ein Item benutzen musste (und somit häufig 6 Items hintereinander), muss man diesmal nämlich pro Phase nur noch ein Item verwenden. Als einfach würde ich die Kämpfe aber trotzdem nicht bezeichnen. In Death Mark hatte man immerhin nur den Geist als Ziel, aber diesmal gibt es häufig zwei oder drei zusätzliche Hotspots zwischen denen man sich entscheiden muss. An manchen Stellen ist die Wahl zwar offensichtlich, an anderen aber nicht so wirklich. Von daher läuft es also auch diesmal ein bisschen auf Trial & Error hinaus. Das Gameplay ist insgesamt aber trotzdem besser, weil es keine einzige Stelle gibt die auch nur annähernd so furchtbar ist wie die 15 Quizfragen die man in einem Kapitel von Death Mark beantworten musste.

Die Atmosphäre ist dafür bei weitem nicht so gut. Während Death Mark, zumindest in den ersten Fällen, eine sehr dichte Soundkulisse zu bieten hatte, ist NG in dieser Hinsicht leider viel zu minimalistisch. Ab und zu gibt es zwar ein paar Hintergrundgeräusche, wie sich öffnende Türen oder eine verzerrte Version von Jingle Bells, insgesamt ist mir das Spiel aber viel zu still. Und obwohl es einen Scary Effects Mode mit mehreren Stufen besitzt, hat dieser auf die Soundkulisse keinerlei Einfluss. Stattdessen gibt es nur ein paar zusätzliche Jumpscares. Wenn die Geister endlich auftauchen, dann ist die Präsentation aber mindestens genauso gut wie im Vorgänger. Und die Geister gehören auch diesmal zu den wenigen Charakteren bei denen mehr als nur ein paar Wörter synchronisiert wurden.

Die Stories sind außerdem verstörend und abgefuckt und teilweise sehr blutig, vor allem wenn einem die Begleiter wegsterben. Das Finale hat mir diesmal außerdem besser gefallen als im Vorgänger. Nicht nur weil es sich ein bisschen länger angefühlt hat, sondern weil es sich kein Kapitel mit einem anderen Geist teilen muss. Die Entwickler haben diesmal außerdem fast komplett auf Fanservice verzichtet. Es gibt an sich nur ein einziges CG das wirklich als solches fungiert und welches gezeigt wird bevor der Horror überhaupt beginnt. Darüber hinaus gibt es nur zwei Stellen an denen Frauen mit entblößten BH gezeigt werden. Die würde ich allerdings beide als Fan Disservice einstufen, zumal eine dieser Frauen schon seit längerer Zeit nicht mehr unter den Lebenden weilt und somit mehr mit einem Zombie gemein hat.

Eine Sache die ich lame fand ist allerdings, dass hier zwar kein Death Mark zum Einsatz kommt, am letzten Tag einer jeden Untersuchung aber trotzdem ein Countdown zum Tod des Protagonisten eingeläutet wird, der sich in Form von unzähligen Münder manifestiert die über seinen ganzen Körper sprießen. Visuell ganz nett, aber von der Funktion her nichts weiter als Death Mark 2.0

Trotz der schlechteren Atmosphäre ist Death Mark: NG für mich also ein bisschen besser als der Vorgänger und kann dank der eigenständigen Story auch ohne Vorwissen gespielt werden. Ab einem gewissen Zeitpunkt erhält man allerdings ab und zu mysteriöse D-Mails mit denen man D-Man Cards aufspüren kann auf denen Informationen über diverse paranormale Kreaturen abgedruckt sind. Und wenn man diese bis zum Ende hin sammelt, dann wird indirekt einer der größten Twists von Death Mark gespoilert.