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Couch Potato

SYNESTHESIA ist die zweite Visual Novel von Spire Games, die auch The VII Enigma entwickelt haben, zu dem ich in einer letzten Challenge schon was geschrieben hatte. Verglichen damit hat es aber einen klassischeren Anime Look, der dementsprechend wesentlich generischer wirkt als bei ihrem vorherigen Projekt. Ist nicht wirklich ein Problem, wirkt aber so als ob sie diesmal auf Nummer Sicher gehen wollten um eventuell mehr Reviews zu erhalten. Was auch funktioniert zu haben scheint, da The VII Enigma immer noch bei 9 Reviews rumdümpelt während SYNESTHESIA zumindest 21 hat.
Die Prämisse fand ich diesmal aber bei weitem nicht so interessant wie die Zeitreise Thematik von The VII Enigma. Es spielt nämlich in einer Welt in der Menschen plötzlich anfangen Superkräfte zu entwickeln, welche im sogennanten Institute, welches auch als Schule fungiert, erforscht werden. Da die Fähigkeiten einigermaßen erklärbar sein sollen, wirft hier aber niemand mit Feuerbällen um sich oder fliegt durch die Gegend. Stattdessen hat der Protagonist z.B. die wahnsinnige Fähigkeit … Objekte die irgendwie wichtig sind farblich hervorgehoben zu sehen (die namensgebende Synästhesie)! Ich hatte das spaßeshalber als Hotspot-Fähigkeit bezeichnet, was nicht ganz den Fakten entspricht, aber nah genug ran kommt. Seine beste Freundin kann dafür Ereignisse vorhersehen … die in ein paar Sekunden eintreten. Ist also echt nicht spannend, auch wenn die Mechaniken dahinter gut erklärt werden.
Und das selbe gilt für die Story selber. Dümpelt einige Zeit vor sich hin, gibt ein paar Hinweise auf eine Verschwörung, dann arbeitet man die Charakter-Routen ab, die so ein bisschen Zero Escape artig mittels Flowchart angesteuert werden und andere Routen freischalten, aber wirklich interessant wird das Spiel erst wenn es aufs Finale zusteuert. Das ist aber trotzdem weniger spannend und mehr philosophisch angehaucht und vermischt existerende Konzepte mit welchen die komplett frei erfunden wurden. Hat mich ein bisschen an Steins;Gate erinnert und wirkt aufgrund gewisser Aspekte auch von inspiriert. Da fand ich die Story aber wesentlich zufriedenstellender weil alle Aspekte der Handlung gut verständlich waren. Bei SYNESTHESIA weiß ich dafür nur was erreicht werden soll, aber die Mechaniken dahinter sind so vage das ich am Ende nur vermuten konnte was eigentlich passiert ist.
Ein anderes Problem sind die tragischen Hintergrundstories der weiblichen Charaktere, die einem allesamt mittels Infodump Monologen erzählt werden, wodurch einiges an emotionalem Potenzial verschenkt wurde. The VII Enigma hatte zwar auch ein Expositionsproblem, aber da konnte man den tragischsten Aspekt der Hintergrundgeschichte zumindest direkt miterleben.
Die Charaktere wurde außerdem zum Teil von echten Menschen gesprochen und zum Teil mittels AI vertont. Welcher Charakter von wem oder was gesprochen wurde steht aber selbst in den Credits nicht drin. Jase, der Freund des Protagonisten, klingt aber sehr nach AI, extrem monoton selbst in ernsten Situationen. Die Frauen klingen da schon besser, leiden aber unter unterschiedlicher Lautstärke und Mikrofonqualität, was vor allem bei Isla auffällt. Jedes Mal wenn sie Ziek sagt (so der Name des Protagonisten) klingt es von der Aussprache her außerdem absolut identisch (und unnatürlich). Also vielleicht auch von AI vertont? Falls ja klingt sie aber immer noch besser als Jase.
Die Sprachausgabe wirkt verglichen mit der Musik außerdem viel zu leise, selbst mit Sprachausgabe auf 100% und Musik auf 50%. Die Musik selber ist dafür richtig gut. Hat allerdings auch nur ruhige und emotionale und ein paar "gruselige" Songs zu bieten, mit Ausnahme des Lieds das während des Openings gespielt wird.
Es gibt außerdem ein bisschen Gameplay, wobei da nur die Rätsel relevant sind von denen es im kompletten Spiel nur 3 gibt. Da kann man sich außerdem jedes Mal Hinweise geben lassen wodurch niemand allzu lange dran festhängen sollte. Und wenn man diese wiederholen muss, was beim ersten aufgrund des Flowcharts und des Beziehungssystems mehrfach der Fall ist, dann kann man die zum Glück direkt überspringen.
SYNESTHESIA ist also eine Visual Novel die an sich eine gute Story erzählt, aber man muss leider erst mal die finale Route erreicht damit sich diese wirklich entfalten kann. Aufgrund der kurzen Spielzeit von 9 Stunden kann man aber durchaus mal reinschauen. Wobei ich eher The VII Enigma empfehlen würde, wenn man über die hässlichen Grafiken hinwegsehen kann. Oder eben Steins;Gate, was ein ähnliches Konzept wesentlich besser umsetzt. Das hat neben Slice of Life Momenten außerdem wesentlich mehr Spannung und Drama zu bieten.



Geändert von ~Jack~ (25.02.2024 um 23:57 Uhr)
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