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  1. #1

    Auf der Suche nach dem wahren Sommerspiel: Meine „Summer Video Game Challenge 2025“ | Firewatch [#2]

    Auf der Suche nach dem wahren Sommerspiel:
    Meine „Summer Video Game Challenge 2025“




    Ein kurzes Vorwort:

    Ich habe, glaube ich, nie bei irgendeiner von Euren JRPG-Challenges kommentiert, dabei lese ich die immer wieder sehr gerne! Wirklich wahr! Und jetzt, um nicht nur das Nicht-Kommentieren in Zukunft zu ändern, mache ich gleich mal selbst eine „Challenge“ für mich. Die Idee hatte ich schon länger, aber vielleicht ist dieses Jahr ja das richtige Jahr dafür? Auf jeden Fall ist es sonnig und heiß genug und ich habe nicht nur theoretisch Zeit!

    Die Regeln meiner „Challenge“:

    Wenn ich das richtig verstehe, spielt bei den JRPG-Challenges weder das „J“, noch das „RPG“ oder die „Challenge“ so richtig die entscheidende Rolle. Deswegen traue ich mich mal auch sowas mitzumachen. Aber nach meinen eigenen Regeln:

    Es geht um Spiele mit einem – wie auch immer definierten – Bezug zu Sommer (Sonne, Strand?) und ich muss sie natürlich auch im Sommer (wie auch immer definiert – wann fängt der den an? Ab Mai? Bis September denke ich mal höchstens) beenden.

    Ok, also „Challenge“ schreibe ich hier nicht ohne Grund immer in Anführungszeichen. Es ist in erster Linie eine Ausrede um bestimmte Spiele zu spielen (Ansporn/Zwang) und um danach darüber zu schreiben.

    Ich habe einfach Lust wieder mehr zu schreiben und will in die Routine dafür kommen.

    Warum?

    Ich will dabei auch mehr oder weniger der Frage auf den Grund gehen, was ein Sommerspiel überhaupt ist und was es ausmacht. Und warum mich das so fasziniert.

    Ich hatte vor JAHREN (aka „eine halbe Ewigkeit“) mal von Boku No Natsuyasumi gehört und Videos auf YouTube gesehen und wusste sofort: „Das ist GENAU mein Ding, Baby!“ Aber gleichzeitig war klar, dass es das nur auf Japanisch gibt und es das wohl auch nie auf Englisch oder in sonst einer Übersetzung geben wird.

    2022 ist mir dann Tim Rogers mit seinem Action Button Video zu Boku No Natsuyasumi quasi zuvorgekommen. Das hält mich aber nicht davon ab, trotzdem diese „Challenge“ zu starten und über den Sommer und Videospiele nachzudenken. Ich habe noch Fragen! Und ein paar Spiele in meinem Backlog.

    Geht es um Urlaub und Ferien? Geht es um Reisen? Wenn ja, wohin? Zu uns unbekannten Ländern und Kulturen? Oder reisen wir eigentlich in die Vergangenheit und damit unseren Kindheitserinnerung an die Sommerferien hinterher? Und warum geht es überhaupt beim Sommer IMMMER WIEDER um Erinnerungen und Nostalgie? Das fängt ja schon bei den Beach Boys an! Fernweh, Heimweh oder sonst irgendeine Form der Sehnsucht.

    Und es steht natürlich die Frage im Raum, ob nicht sowieso JEDES Spiel ein Sommerspiel ist, wenn wir es im Sommer spielen? Alleine schon, weil wir uns dadurch Erinnerungen an bestimmte Sommerelebnisse aufbauen? Ist also Street Fighter 2 ein Sommerspiel (für mich), weil ich es hauptsächlich mit einer kleinen Spielhalle in L'Estartit verbinde, wo ich es mit meinen Brüdern in den Sommerferien gespielt habe? Ich werde darüber nachdenken.

    Ein paar relevante Sommerspiele habe ich natürlich in der Vergangenheit schon gespielt und werde vielleicht auch noch die ein oder andere „Review“ dazu verfassen. Und vielleicht spiele ich das jeweilige Spiel dann tatsächlich auch nochmal! Wer weiß.

    Letztes Jahr hatte ich zwei Spiele angefangen, die ich für diese "Challenge" auf jeden Fall noch abschließen will.

    Das erste Spiel diese „Saison“ wird aber DORDOGNE sein. [Anmerkung: Schon gespielt und Text folgt sehr bald!]

    Danach folgen FIREWATCH und SEASON: A LETTER TO THE FUTURE, welche ich schonmal begonnen hatte.

    Der Rest? Mal schauen.

    Hier eine grobe Liste an Spielen, die ich in meine persönliche Auswahl an relevanten, potenziellen Sommerspielen, gepackt habe:

    Sommer 2025:

    • Dordogne (Switch)
    • Firewatch (PC)
    • Season: A letter to the future (PC)
    • Final Fantasy X-2 (PC)
    • Shin chan: Meine Sommerferien mit dem Professor ~Die endlose Sieben-Tage-Reise~ (Switch)
    • Dungeons of Hinterberg (PC)
    • The Touryst (Switch)
    • StarTropics (NES/Switch)
    • A Space for the Unbound (PC)
    • Another Code R: Die Suche nach der verborgenen Erinnerung (Wii)
    • Summer House (PC)
    • Boku No Natsuyasumi 2 (PS2) Fanübersetzung!

    Ich will die Challenge dieses Jahr definitiv mit Boku No Natsuyasumi 2 abschließen, aber ich bin mir nicht sicher, wie viele der Spiele ich vorher noch schaffen werde. Aber wenigstens EIN JRPG mit etwas längerer Spielzeit sollte drin sein – also wohl Final Fantasy X-2.


    Andere Spiele die in Frage kommen (ab 2026 dann):

    • Doshin the Giant (GCN)
    • Just Cause 3 (PC)
    • Final Fantasy XV (PC)
    • Pokémon Sonne / Mond (3DS)
    • RiME (PC)
    • Chrono Cross (PC)
    • Final Fantasy Crystal Chronicles: The Crystal Bearers (Wii)
    • Zack & Wiki: Der Schatz von Barbaros (Wii)
    • Pilotwinds Resort (3DS)
    • Taxi Life: A City Driving Simulator (PC)
    • B.L.U.E. Legend of Water (PSX)
    • Wide Ocean Big Jacket (PC)
    • Sand Land
    • Bakeru
    • Natsu-Mon: 20th Century Summer Kid
    • Shin Chan: Abenteuer in Kohlenburg
    • Caravan SandWitch
    • YAKUZA SERIES (???)
    • Ys VIII: Lacrimosa of DANA (???)
    • R4: Ridge Racer Type 4 (???)
    • Jede Menge „Water based Racer“ und andere Sportspiele

    Ich bin offen für weitere Vorschläge! Wenn Euch noch ein Spiel einfällt, das passen KÖNNTE, gebt mir Bescheid! Ich behalte mit natürlich vor, es trotzdem nicht aufzunehmen, weil es mir vielleicht einfach nicht zusagt, aber vielleicht schaue ich es mir dennoch an. Und kann mir jemand sagen, OB die Yakuza-Reihe als Sommerspiele überhaupt in Frage kommt? Ich hab sie noch nicht gespielt, aber irgendwie war mein Eindruck, dass sie es zumindest teilweise sind. Und wenn Ihr ein Spiel in der Liste sehr, von dem Ihr abraten wollt, tut es ruhig, aber falls das Spiel als Spiel nicht gut ist ODER sich einfach nicht zum Sommerspiel qualifiziert, ist das ja vielleicht trotzdem interessant.
    Was ich schon gespielt und (meiner Meinung nach) unter die Definition eines Sommerspiels fällt:

    Super Mario Sunshine
    The Legend of Zelda: The Wind Waker
    Wave Race 64
    Wave Race: Blue Storm
    Alba: A Wildlife Adventure
    A Short Hike
    Final Fantasy X
    The Legend of Zelda: Link’s Awakening
    Evan’s Remains
    Abzû
    OutRun
    Geändert von Jordi (17.06.2025 um 22:35 Uhr)
    Auf der Suche nach dem wahren Sommerspiel: Meine „Summer Video Game Challenge 2025“

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  2. #2
    Zitat Zitat von Jordi Beitrag anzeigen
    Ok, also „Challenge“ schreibe ich hier nicht ohne Grund immer in Anführungszeichen. Es ist in erster Linie eine Ausrede um bestimmte Spiele zu spielen (Ansporn/Zwang) und um danach darüber zu schreiben.
    That's the spirit.

    Willkommen!

  3. #3
    Nice!

    Firewatch ist tatsächlich ein richtig gutes Sommerspiel! =O Und mit FFX(-2) hast du auch eins dabei, das definitiv auf meiner Sommer-(bzw. Urlaubs-)Spiel-Liste gelandet wäre!


    Ein klassisches Rollenspiel, reduziert auf den Zauber des alten Genres: Wortgewaltige Sprache. Fordernde Kämpfe. Drei, die einen Drachen töten – und was sie dazu führen mag ...
    Jetzt für 2€ auf Steam, werft mal einen Blick drauf! =D

  4. #4
    Find die Idee ziemlich cool. Auch wenn Sommer wegen der Hitze meine unliebste Jahreszeit ist... aber man kann imaginären Sommer ja trotzdem mögen

    Final Fantasy X(-2) kann ich echt total als ein Sommerspiel sehen. Dieser Inselflair, gerade der Anfang auf Besaid, klasse. Dungeons of Hinterberg hab ich mal kurz angespielt und es war schon irgendwie unterhaltsam und auch n bisschen weird. Was man bei dem Namen vielleicht erwarten sollte *g*
    Passt vom Flair aber auch.

    Was mir noch so eingefallen ist (manches sind aber nur meine Assoziationen):
    • Dave the Diver: Selbsterklärend!
    • Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii: Ich meine, Insel + viel zu heißes Wetter + Piraten, was ist mehr Sommer?!
    • Persona 4 Golden: Ich weiß nicht so ganz, wieso, aber irgendwie verbinde ich mit der Zeit in Inaba am meisten mit Sommer
    • Stardew Valley / Harvest Moon: OK, sind eigentlich alle Jahreszeiten, aber irgendwie verbinde ich das spontan mit Sommer
    • Chicory: A Colorful Tale: Nicht direkt ein Sommerspiel, aber hat für mich auch sommerliche Vibes
    • Wandersong: Wie Chicory, irgendwie hat das Sommervibes

  5. #5
    Das ist mal eine coole Challenge und auf genau mein Jam – ich bin höchst gespannt auf alle Eindrücke :>

    Die ersten beiden Teile von Boku no Natsuyasumi gibt es mittlerweile mit einer sehr guten Fanübersetzung von Hilltop, in der u.a. auch die Handschrift schön ins Englische übertragen wurde. Ah, das hast du ja schon selbst entdeckt^^

    Firewatch ist für mich kein Sommerspiel, zumindest von der Stimmung her, aber ich kann es trotzdem empfehlen. Und Season ist definitiv eine Perle!
    Dordogne habe ich auch in meinem Backlog – bin gespannt auf deinen Bericht!
    Shin-chan ist definitiv ein guter spiritueller Nachfolger von Boku no Natsuyasumi – ich hatte viel Spaß dran. Ebenso wie Natsu-Mon!, dass zwar durch die 3D-Grafik weniger hübsch ist, aber keineswegs weniger charmant.

    A Space for the Unbound hat definitiv auch starkes Sommer-Flair und ist sehr empfehlenswert.

    Gerade Yakuza 8 mit den Hawaii-Setting ist auch sehr sommerlich – allerdings sollte man es nicht spielen, ohne 7 und idealerweise auch die Kiryu-Teile vorher gespielt zu haben.

    Eine sehr schöne Auswahl jedenfalls


  6. #6
    Hm... also ich weiß nicht wirklich, ob ich sie als "Sommerspiele" bezeichnen würde, aber vielleicht könnte man noch die beiden hier rein vom Feeling auflisten:

    Suikoden IV -> Inselhopping en masse
    Ever Oasis -> Wüste, Wüste, Wüste
    BITE ME, ALIEN BOY!

    Spiele gerade: Ever Oasis, Wild Arms 3
    Zuletzt gespielt: Lufia [II - Rise of the Sinistrals], Nekojara Monogatari, Tengai Makyou: Ziria
    Best games ever: Paper Mario: The Origami King, Tales of the Abyss / Vesperia / Symphonia / Legendia, Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney, Zelda - Skyward Sword / Ocarina of Time / The Minish Cap, Kingdom Hearts 2, Dragon Quest VIII & XI, Okami, Ace Attorney-Reihe, Ghost Trick, Shadow Hearts - Covenant, Suikoden Tierkreis, Final Fantasy 6, 7, 9 & 12

  7. #7
    Danke für die nette Begrüßung!

    @Sylverthas: vielleicht ist das ja gerade das reizvolle daran: Sommer und Zocken beißen sich eigentlich auf eine Art Und dann wiederum so gar nicht, sondern harmonieren :P
    FFX find ich ja sowieso super (und bis auf das bisschen verschneite Berge ist es auch quasi zu 100 % Südsee-Sommerlich)
    Persona 4 habe ich sogar noch auf der Switch, aber noch ganz unangetastet. Das kommt wohl erst nächstes Jahr. Bei Stardew und HM ist es genau wie du sagst, es ist ja nur ein teil wirklich sommerlich, deswegen DISQUALIFIZIERT! ich hab noch überlegt, ob Animal Crossing nicht besser passt, weil solange ich das im Sommer spiele, ist im Spiel ja auch durchgehend Sommer :S die switch version hab ich noch gar nicht gespielt, aber bin ein bisschen skeptisch ob mir das so richtig zusagt. GCN und DS Version fand ich ganz cool eigtl.
    Wandersong habe ich tatsächlich letztens mal angespielt und finds lustig. mal schauen, vielleicht pack ich es spontan dazu Dave und Chicory muss ich mir mal angucken!

    @Narcissu: Bist du sicher, dass es auch für Boku 1 eine Übersetzung gab? Ich find dazu gar nix. Von Hilltop auf jeden fall zumindest nicht.
    Und ja, bei Yakuza hält mich auch die Story davon ab, es nicht in "richtiger" Reihenfolge zu spielen. Hab mir mal auf GOG 0-6 gekauft und bin gespannt, was da auf mich zukommt
    deinen bericht zu Alba hab ich übrigens natürlich gelesen Fand das auch sehr cool und überlege es aufm PC nochmal zu spielen (damals hatte ich die switch version gespielt) für die Challenge. Es ist bei aller "Einfachheit" mit sehr viel Liebe (fürs Detail) gemacht und das merkt man einfach!

    @littlechoco: Suikoden (hab noch gar nix von der reihe gespielt!) und ever oasis sind mal notiert, ich gucks mir an!
    Auf der Suche nach dem wahren Sommerspiel: Meine „Summer Video Game Challenge 2025“

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  8. #8
    Da hier von Stardew und HM die Rede war:
    Summer in Mara (alleine schon der Name! xD)
    The Survivalists

    haben beide auch sommerliche Vibes!

  9. #9

    Spielbericht:

    Dordogne (2023)

    Als kleine Vorbemerkung:
    Als ich das Spiel zum ersten Mal gestartet habe, nur um zu sehen „wie es läuft“ (keine Ahnung wieso eigentlich, ich hab es auf der Switch gespielt) und die Sprachoptionen gesehen habe, ist mir die Kinnlade auf den Boden gesackt. Oktzitanisch. Text UND Sprachausgabe gibt es natürlich auf Französisch, Deutsch, Englisch, etc. das volle Programm. Aber eben auch auf Oktzitanisch. Ich glaube nicht, dass es schonmal ein Videospiel auf Oktzitanisch gab.


    Für die, die nicht wissen, was Oktzitanisch ist: In verschiedenen Dialekten (Provenzalisch ist einer davon) ist das die Sprache, die in Südfrankreich gesprochen wird, durch den streng Paris-fokussierten Zentralstaat Frankreich aber stark dezimiert wurde. War halt nur so eine unordentliche Bauernsprache. Echte Franzosen sprechen „propre“. Und das heißt propre français.
    Naja, jedenfalls ist die Sprache nur noch mäßig lebendig. Im Gegensatz zum eng verwandten Katalanisch. Aber ich will nicht zu sehr abschweifen.

    Ich entscheide mich aber Dordogne auf Französisch zu spielen. Okzitanisch wäre zwar cool und ich würde es auch größtenteils verstehen können (denke ich mal), aber es wäre auch anstrengender als Französisch und braucht mehr Konzentration meinerseits.

    Kommen wir aber nun zum eigentlichen Spiel zu sprechen:

    Sommer an der Dordogne

    2023 erschienen, von zwei Studios aus Bordeaux entwickelt, nämlich: ‚Un je ne sais quoi‘ und ‚Umanmiation‘. Zwei Studios also aus genau der Region, in der das Spiel auch spielt. Interessanterweise sind beide Studios gar nicht auf Videospiele im eigentlichen Sinne spezialisiert, sondern sie kommen mehr aus der Animation. Und ich denke, das merkt man.

    Worum geht es?


    2002, ein verregneter Oktobertag, tausende Autos im Stau. Mimi, eine Frau über Dreißig (grob geschätzt) hat ihren Job verloren (oh hey, wie im echten Leben!) UND ihre Großmutter, schläft in ihrer Citroën Ente (2CV) und macht sich nun alleine auf zum Haus an der Dordogne ebendieser verstorbenen Großmutter. Sie ist dabei mit zwei Briefen bewaffnet:
    Ein Brief der Bürgermeisterin von Sarlat, dem Dorf, in dem die Großmutter Nora lebte, indem sie der Familie ihr Beileid ausspricht.
    Und ein Brief von Nora selbst, an Mimi. Mimis Vater hatte vor 20 Jahren jeden Kontakt zu Nora abgebrochen, was diese akzeptiert, aber nicht verstanden hat. Sie hat aber noch eine Box als Abschiedsgeschenk für Mimi, sowie einen allerletzten Brief an Mimi bei sich zuhause.

    Mimis Vater rät ihr per SMS davon ab dorthin zu fahren. Ein Unternehmen kümmert sich schon um die Möbel und kommt in ein paar Tagen. Das Verhältnis zwischen den beiden scheint auch nicht das beste zu sein.

    Der erste Satz des Spiels ist aber von Mimis Voice Over: „Was ist deine erste Erinnerung?“ Denn Mimi hat scheinbar keine Erinnerung mehr an ihr Leben bevor sie 12 war und kann sich somit auch nicht wirklich an ihre eigene Großmutter Nora erinnern. Sehr seltsam das Ganze.

    Um es kurz zu machen für alle Interessierten da draußen, die nur wissen wollen, ob Dordogne nun gut ist, und ob es sich für sie lohnen könnte, dem Spiel eine Chance zu geben:

    Schaut Euch einfach einen Trailer an und wenn Ihr Lust auf ein recht kurzes, gänzlich narrativ fokussiertes Spiel ohne „echten“ Gameplayloop habt – nur zu! Erwartet keine Rätsel oder Geschicklichkeitstests, es gibt nur immer wiede nette interaktive Auflockerungen, wie das Zähneputzen:

    Zum Gameplayloop:

    Dordogne ist nicht nur ganz auf seine Geschichte fokussiert, sondern diese ist auch tatsächlich gut. Die Figuren, die Dialoge, der emotionale Kern des Ganzen, die Metaphorik – alles sehr stimming, wenn auch nicht bahnbrechend oder innovativ.

    Im Wesentlichen besteht das Spiel aus 8 Kapiteln, die sich so gestalten, dass man im ersten Teil in der Gegenwart als erwachsene Mimi das Haus erkundet, einen Gegenstand findet, der eine Erinnerung auslöst und dann beginnt der zweite Teil. Man spielt dann die 12-jährige Mimi, die 1981 den Sommer alleine mit Oma Nora verbringt. Ihre Eltern sind mit dem anstehenden Umzug in die USA beschäftigt und lassen ihre Tochter deswegen für 4 Wochen bei der Großmutter an der Dordogne. Logisch, dass sich Mimi darüber nicht freut, so ganz alleine zu sein, ohne Freunde oder ihre Eltern.

    Dordogne fängt dabei sehr gut diese Erfahrungen und Erlebnisse ein, die man als Kind macht und mit was für einer emotionalen Achterbahn das verbunden sein kann. Besonders traurig-schön fand ich die Szene beim ersten gemeinsamen Frühstück. Nur so gesundes Zeug gibt’s bei der Oma! Selbstgemachte Marmelade, „echte“ Milch, „echte“ Butter, kein Industriekram. Aber gut, wenigstens hat die Oma ihr zuliebe noch zähneknirschend eine Packung Cerealien (mit viel zu viel Zucker!) gekauft, weil die Mutter es noch empfohlen hat. Man schüttet sich äußerst unbeholfen davon in die Schüssel und… Mimi weint.

    Ich kann nicht sagen, dass ich genau so eine Erinnerung an meine eigene Kindheit habe, aber es weckt mehr als nur ein oberflächliches Mitgefühl. Wer sich als Kind mal irgendwie ansatzweise ähnlich verloren, alleine gelassen und quasi schon verstoßen gefühlt hat, erkennt das wieder. Und dafür reicht es ja schon, dass man von den Eltern bei der Oma abgestellt wird. Und wenn es nur für ein Wochenende war (und nicht vier Wochen wie in Dordogne): Das ist kein Spaß und ich erkenne es auch bei meinen Nichten und Neffen wieder.

    Es sind Momente wie diese, die die eigentliche Stärke von Dordogne auszeichnen.

    Aber was macht man nun in diesem Spiel?

    Man erkundet das Haus als Erwachsene, findet Briefe, sammelt diverse Erinnerungsstücke auf und erlebt dann einen Flashback und findet sich als 12-jährige Mimi wieder und macht (fast) dasselbe: Man findet Briefe, Kassetten, sammelt Sticker und Wörter. Die erscheinen in großen Buchstaben und lassen sich anklicken. Mit diesen Wörtern baut man kleine Gedichte für ein, ich nenne es mal ‚Erinnerungsbuch‘, zusammen. Direkt am Anfang bekommt man außerdem eine Polaroidkamera geschenkt und kann natürlich auch Fotos machen.


    Das Buch bzw. die Mappe ist dabei auch so ein wichtiger Gegenstand den Mimi zufällig in Omas Haus gefunden hat und direkt reingemalt hat. Die wird daraufhin wütend und erklärt, dass es Mimis Opa gehört hat. Ein Erinnerungsstück also. Aber sie überlässt es Mimi, damit es lebendig bleibt. Gegenstände sollen mehrere Leben haben, sagt sie.
    Und das Buch bekommt ein neues Leben! Denn am Ende jedes Tages bastelt man als junge Mimi eine Seite zusammen, bestehend aus den gefundenen Wörtern, geschossenen Fotos, den Stickern und den – das kommt dann später – Kassettenaufnahmen die man macht.

    Wir stellen fest: Es geht hier also um (verlorene) Erinnerungen und das schaffen von neuen.

    Eine der Kassettenaufnahmen ist von Mimis Opa, der einfach nur das Motorengeräusch seines Traktors aufnimmt. Für die Nachwelt, weil in Zukunft Motoren leise sein werden – seine Prognose. Das merken wir uns bitte für ein anderes Mal.

    Ich greife jetzt mal den einzigen Nachteil, den das Konzept des Spiels für mich hat, auf:

    Es bietet keine „Freiheit“ und keinen „richtigen“ Gameplayloop. Der interaktive Aspekt besteht im wesentlichen aus Handbewegungen, die man simuliert (beim Zähneputzen, Schlüssel in Schlüssellöcher stecken und drehen, etc.) und aus dem Erkunden, Entdecken und Sammeln von den erwähnten Gegenständen. Und man kann, aber auch das nur begrenzt und nicht frei überall, Fotos und Tonaufnahmen machen. Und natürlich gibt es kein Game Over.


    Macht es Spaß die fehlenden Sticker, Fotos, Tonaufnahmen und Briefe zu finden? Es geht so. Tonaufnahmen und Briefe bringen einem mehr über die Figuren und die Hintergrundgeschichte bei, was auf jeden Fall noch das Interessanteste ist! Aber ansonsten hält sich die Begeisterung (und meine Sammelwut) schon in Grenzen. Zumal man ja nicht frei die Welt erkunden kann und dabei nebenbei Sachen findet, sondern die Spielewelt kapitelweise abarbeitet und sich im gemählichen Schritttempo ein bisschen umschauen darf. Und das heißt hauptsächlich im und um das Haus herumlaufen. Und ab und zu – je nach Kapitel – gibt es auch mal einen Abschnitt außerhalb. Wobei ich es nett fand, wie die junge Mimi jedesmal anders auf die Gegenstände, vorallem die Fotos im Haus, reagiert, wenn man sie sich anschaut. Sie freundet sich mit der Situation an und wo sie vorher nur irgendwelche fremden, alten Menschen sieht, erkennt sie später vertraute Gesichter und Familienmitglieder wieder.

    Ich finde aber, bei einem Spiel, das sich mit Erinnerungen auseinandersetzt, speziell Kindheits-Sommer-Erinnerungen, sollten die Alltagshandlungen (die ja auch vorkommen!) eine viel größere Rolle einnehmen. Aber alles kommt nur einmal vor. Man geht nur EINMAL (also als Spieler jetzt) auf den Markt, man kocht EINMAL mit Oma zusammen, man putzt sich EINMAL die Zähne! (Ein Wunder, dass die erwachsene Mimi noch welche hat! Hehe.) Und damit sind wir wieder beim Gameplayloop.

    Ich denke, ein Videospiel ist vor allem darüber definiert, dass man in ihm Dinge MEHRFACH tut. Erst wenn ich dieselbe Tätigkeit – in Variation – mehrfach ausübe, wird ein Spiel daraus. Will ich jetzt also beschreiben, „was man denn eigentlich macht in Dordogne“, dann läuft es auf folgende Verben hinaus: Umherlaufen, erkunden, sammeln (Sticker, etc.) und der Geschichte folgen.

    ABER: Ich will nicht das Spiel besprechen, dass ich gerne hätte, sondern über das Spiel sprechen, das ich mit DORDOGNE vor mir habe.

    Die erwachsene Mimi hat außerdem ein Handy dabei, es ist schließlich 2002, und man bekommt immer wieder mal Nachrichten von ihrem Vater (und der Mutter) oder einem Arbeitskollegen, auf die man unterschiedlich antworten kann. Ich habe nicht den Eindruck das die Anworten irgendeinen Einfluss auf irgendetwas haben, aber ich mag es in Videospielen ein Handy zu haben und auf SMS zu antworten (wie bei Catherine!).
    Und wenn dann Nachrichten vom Arbeitskollegen kommen und über die Agentur als Ex-Arbeitgeber gelästert wird… Oh hey, MOMENT MAL! Genau wie im echten Leben! Es wird mir beinahe zu viel. Warum ist nun ausrechnet DIESER Teil wie im echten Leben und nicht der Teil, wo ich ein schönes Haus an der Dordogne erbe?

    Hachja, Franzose müsst’ man sein.

    Spoilersektion?

    Ich hatte hier ursprünglich eine Spoilersektion, in der ich die restliche Geschichte grob zusammengefasst habe. Aber ehrlich gesagt, wozu?

    Deswegen schreibe ich stattdessen nur: Es gibt noch ein dramatisches Ende bei stürmischem Unwetter (Was wäre ein Sommerabenteuer ohne ein dramatisches Wetterereignis?) und auch so etwas wie eine Erklärung für Mimis Gedächtnisverlust. Und je nachdem, wie viele der Briefe und Kassetten man gefunden hat, kann man sich mehr oder weniger zusammenreimen, was eigentlich in dieser Familie geschehen ist. Dass Nora noch mit der Trauer um ihren Ehemann Eduard zu kämpfen hat, wird deutlich, sowie das schwierige Verhältnis zu ihrem Sohn (Mimis Vater). Nora entspricht damit nicht einfach nur dem Klischee der gütigen, netten Großmutter, sondern hat ihre eigene Geschichte, eigene Traumata und eigene Erinnerungen, an denen sie hängt.

    Aber einen Spoilertag setze ich dann doch und zwar für Noras letzten (also wirklich letzten!) Brief an Mimi. Kaum den Spoilertag wert, meiner Meinung nach, weil nichts über die Geschichte vorweggenommen wird, aber für die, die es ganz genau nehmen wollen:



    Und wenn ich so darüber nachdenke, gibt es vielleicht doch eine Erinnerung in meinem Kopf, an die mich Dordogne dezent denken lässt:

    Ich muss 9 Jahre alt gewesen sein, als meine zwei älteren Brüder und ich bei unserem alljährlichen Sommerurlaub im Dorf meiner Mutter in Katalonien urplötzlich erfahren haben, dass wir zu dritt auf ‚colònies‘ geschickt würden. Ferienlager. Gut möglich, dass ich das nur als plötzlich und überraschend wahrgenommen habe, aber es war auf jeden Fall eine erschreckende Botschaft aus dem Nichts. Eine Woche? Mit lauter Kindern, die man nicht kennt, deren Sprache ich zumindest wenig verstanden und noch weniger sprechen konnte? EINE GANZE WOCHE!? Kein ‚Bola de Drac‘ (Dragonball BEVOR es das in Deutschland gab!) gucken, kein Essengehen mit der Familie, kein Strandurlaub und kein in den Tag hineinleben und spielen, worauf man Bock hatte.

    Spoileralert: Es war natürlich KEINE traumatische Erfahrung. Aber ich hatte meinen geheimem Vorrat an Haferflocken, die ich manchmal zum Trost gegessen habe. Ja, ich habe damals gerne trockene Haferflocken gegessen als Kind. Mit Zucker und Kakaopulver auch, aber definitiv ohne Milch. Fragt mich nicht, ich weiß es doch auch nicht.

    Und die Fluchtpläne, die ich entworfen habe, waren zumindest ein kleines bisschen auch durchaus ernst gemeint. Oder vielmehr authentischer Ausdruck meiner kindlichen Emotion. Es gab da nämlich einen Jeep der täglich Vorräte gebracht hat. „Man könnte sich doch heimlich nachts im Kofferraum verstecken?“

    Was ich dort aber gelernt habe? Es gibt immer eine noch größere Heulsuse. Ich will hier aber niemanden beleidigen oder bloßstellen. Und schon gar kein Kind. Sagen wir also, dass es immer noch ein anderes Kind gibt, das viel weinerlicher kindlicher ist, als man selbst. Es gab diesen einen Jungen der einmal beim Essen geweint hat, als es Pommes und Würstchen gab. Pommes und Würstchen! Ich war, was Essen angeht, wirklich kein besonders reifes Kind (siehe die Haferflocken), aber selbst ich hatte dort keine Probleme mit dem Essen. Und habe sogar angefangen Joghurt zu mögen (Und ich meine keine Fruchtzwerge!).

    Ich habe erst viel später erfahren, dass meine Oma damals wohl schon im Sterben lag und man ihr nicht mehr viel Zeit gegeben hatte. Das war auch der Grund, warum wir drei erstmal weggeschickt wurden. Meine Eltern waren beschäftigt genug – nicht nur mit dieser Situation – und sich dann nicht auch noch um drei Jungs kümmern zu müssen, macht eben einen Unterschied.

    Meine iaia, die Mutter meiner Mutter, mit der ich nie wirklich gesprochen hatte, weil ich kein Katalanisch konnte und sie kein Deutsch, starb ein paar Monate später, noch bevor ich 10 Jahre alt wurde.

    Screenshots zum Einrahmen


    Habt Ihr bemerkt, dass ich bisher kein Wort über die Grafik von Dordogne verloren habe? Das liegt daran, dass ich sie schön finde mit ihrer Aquarell-Optik, aber diese Platitüden à la "Man könnte einen beliebigen Screenshot aus dem Spiel nehmen und in ein Museum hängen!" absolut hasse.

    Wenn Kunst nur so definiert ist, dass man sie "in ein Museum hängen kann" dann will ich mit ihr nichts mehr zu tun haben. Das ist kein Seitenhieb auf Museen! Ich gehe gerne ins Museum. Aber lassen wir uns etwa so einfach blenden davon, dass ein Videospiel wie Kunst „aussieht“?

    Ich definiere Kunst und Kunstwerke lieber so, dass ich das Werk so nehme, wie es ist und mit ihm so interagiere, wie es das Werk vorgibt. Ich denke erstmal nicht darüber nach, was mir daran gefällt oder nicht, sondern akzeptiere die Bedingungen, die das Werk von sich aus stellt und setze mich in Beziehung dazu.
    Dordogne hat so ein paar Punkte, die mir weniger gefallen. Wie schon erwähnt, hätte ich nichts gegen mehr Gameplay, etwas mehr und freiere Erkundung, mehr Variationsmöglichkeiten in der Handlung, vielleicht sogar so etwas wie eine Möglichkeit zu scheitern (was auch immer das genau heißen würde).

    Aber so ist Dordogne einfach nicht. Dordogne bietet wenig Interaktion im klassischen Sinne eines Videospiels, weil die entscheidende Interaktion bei uns selbst als Spieler stattfindet. Dordogne lädt uns dazu ein, unsere eigenen Erinnerungen zu erforschen und darüber nachzudenken, wie wir mit ihnen umgehen. Und das habe ich getan – ohne es zu planen. Dafür hat es alleine diesen Text gebraucht und gegenüber dieser Erfahrung verblasst dann vieles andere, was ich über das Spiel schreiben könnte, egal ob positiv oder negativ.

    FAZIT:

    Die entscheidende Frage dieser "Challenge": Ist DORDOGNE ein Sommerspiel und wenn ja, ein gutes?

    Also, als Erstes: Ja, es ist ein Sommerspiel!

    Ich gebe ihm… 3 von 5 Strohhüten für sommerliche Vibes.

    Sommerferien, gutes Wetter, typische Sommeraktivitäten, Urlaubsstimmung: Eigentlich ist alles da. ABER: Grob die Hälfte des Spiels findet im Herbst statt. Und Abzüge muss ich auch dafür geben, dass man insgesamt nicht viel zu sehen bekommt, von der Landschaft und von Mimis Sommerferien überhaupt.

    Insgesamt gebe ich Dordogne 3 von 5 Wasauchimmer.

    Für 4 würde ich etwas mehr Abwechslung, Gameplay und damit auch Wiederspielwert erwarten. Aber ich bin schon sehr froh, wenn eine Videospielerzählung einfach nur stimmig ist, was ihre Themen, Metaphern und interaktive Einbindung betrifft.

    Vive les vacances!


    Vielen Dank fürs Lesen! Als nächstes folgt dann FIREWATCH!
    Geändert von Jordi (28.05.2025 um 09:18 Uhr)

  10. #10
    Mannomann ... Schöner Text, und spannend was du über das Spiel hinaus erzählst!

    Das Spiel selbst wirkt vom Trailer her allerdings so richtig HARDCORE! Kein kleines bisschen Nostalgie, dass sich irgendwie Party People am Wochenende reinziehen, sondern so richtige "Die alten Tage kommen nie zurück!"-Melancholie für echte Junkies. xD

    Mit dem französischen Hintergrund und auf Französisch werde ich es aber auf jeden Fall spielen! Vll. sogar auf Oktzitanisch mit Untertiteln, mal gucken.


    Ein klassisches Rollenspiel, reduziert auf den Zauber des alten Genres: Wortgewaltige Sprache. Fordernde Kämpfe. Drei, die einen Drachen töten – und was sie dazu führen mag ...
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  11. #11
    Danke! Ich hoffe ich hab' nicht zu dick aufgetragen.

    Was für einen Trailer hast du denn gesehen? HARDCORE kam mir das, was ich gesehen hab, jedenfalls nicht vor.

    Ich würd das Spiel insgesamt sogar schon noch als "feel good" oder so bezeichnen. Es hat, bei allem Drama, insgesamt noch ziemlich starke cozy-feel-good-vibes :P

    Und ich empfehle es auf Französisch zu spielen, wenn man an der Sprache seine Freude hat. Es ist ja nicht so als wäre Oktzitanisch die "richtige" oder die Originalversion. Ich finds nur als Option und aus Prinzip cool.

    @Linkey: Summer of Mara hatte ich auch mal vor ein paar Jahren gesehen. Hat mich aber ehrlich gesagt weniger angesprochen, weil die Laufanimation komisch steif ausgehen hat Vor allem aber als ich die eher durchwachsenen Kritiken gesehen hab. Kommt aber zusammen mit The Survivalists auf die Liste! (Wenn auch eher hinten)
    Auf der Suche nach dem wahren Sommerspiel: Meine „Summer Video Game Challenge 2025“

    1. Platz 1-Map Contest 2021: Das Super Mega Mini RPG: Island Quest v1.1

  12. #12
    Also, Hardcore im Sinne von "auf die Nostalgie-Tränendrüse drücken"! Was nichts Schlechtes ist.



    Zu dick kann man kaum auftragen, denke ich! Letztlich will ich gerade hören, inwiefern ein Spiel jemanden mitgerissen hat. =]


    Ein klassisches Rollenspiel, reduziert auf den Zauber des alten Genres: Wortgewaltige Sprache. Fordernde Kämpfe. Drei, die einen Drachen töten – und was sie dazu führen mag ...
    Jetzt für 2€ auf Steam, werft mal einen Blick drauf! =D

  13. #13
    Zitat Zitat von Jordi Beitrag anzeigen
    Wenn ich das richtig verstehe, spielt bei den JRPG-Challenges weder das „J“, noch das „RPG“ oder die „Challenge“ so richtig die entscheidende Rolle

    [...]

    Ok, also „Challenge“ schreibe ich hier nicht ohne Grund immer in Anführungszeichen. Es ist in erster Linie eine Ausrede um bestimmte Spiele zu spielen (Ansporn/Zwang) und um danach darüber zu schreiben.

    Ich habe einfach Lust wieder mehr zu schreiben und will in die Routine dafür kommen.
    Du kannst die Anführungszeichen gern weglassen. Das ist genau die Challenge, so, wie sie konzipiert war. Ich geb zu, über die Jahre hab selbst ich das ab und an aus den Augen verloren - aber grundsätzlich geht es hier immer darum, gezielt, bewusst oder einfach nur "mehr" Videospiele zu tun (in einem Forum, das sich in erster Linie an Leute, die viele JRPGs spielen, richtet). Willkommen bei uns.
    Gründer der JRPG-Challenge
    JRPG-Challenge 2018 - You'll never see it coming!



  14. #14
    Dordogne habe ich letztes Jahr durchgespielt und fand es wirklich ganz nett, zumal ich Spiele, die einen eher künstlerischen Anspruch haben, sowieso gut finde.
    Ich fand es letztendlich weder spielerisch noch von der Handlung her richtig überragend (beides bleibt leider hinter seinen Möglichkeiten zurück), würde es aber trotzdem empfehlen, wenn man solche Spiele mag. Schön gemacht ist es auf jeden Fall.
    Wer braucht Photobucket? Kein Schwein!
    Libenter homies id, quod volunt, credunt.
    Alle GF-Aktionen auf einen Blick

  15. #15
    Firewatch (2016)


    Vorbemerkung: Ich bin schon ein bisschen erschrocken, als ich realisiert habe, dass Firewatch fast 10 Jahre alt ist!
    Dieserer Text ging anfangs in eine etwas andere Richtung. Ich habe, wie ich das so mache, assoziativ gearbeitet und einfach drauflos geschrieben. Ich bin dann aber irgendwann bei Erfahrungen mit Sommer-Aushilfsjobs, Ghiblifilmen und Country Roads von John Denver gelandet (wegen Stimme des Herzens – Whisper of the Heart) Und das war mir definitiv zu weit weg von Firewatch. Deswegen jetzt ein etwas einfacherer und vielleicht auch etwas "langweiligerer" Text. Aber so ist das nunmal! Ich bin zeitlich eh schon viel zu weit hinterher mit der Challenge! Zeit für meinen Sommerjob.

    Shoshone National Forest, Wyoming, USA 1989


    Firewatch erschien 2016, entwickelt von Campo Santo und ist bisher immernoch das einzige Spiel der Entwickler! Die Switch-Version ist 2018 herausgekommen, ich habe es aber über Steam gespielt.

    In Firewatch spielt man Henry, der sich im Shoshone National Forest in Wyoming als Feuerwache gemeldet hat, um vor seinen Problemen zuhause zu flüchten. Es geht dabei um die traurige Vorgeschichte mit seiner Frau, die mit Anfang 40 Alzheimer gekriegt hat. In Textform wird die Geschichte ihres Kennenlernens und darüber hinaus erzählt. Man hat dabei ein paar Auswahlmöglichkeiten, die - davon ist auszugehen - wenig Auswirkungen auf die weitere Handlung haben.

    Jedenfalls findet sich Henry alleine auf einem Feuerwachposten wieder und hat nur Delilah, seine Chefin, zur Gesellschaft. Diese aber auch nur in Form eines Funkkontakts über Walkie-Talkies.

    Noch bevor Delilha einem den Osborne Fire Finder erklären kann (welcher leider nie zur Anwendung kommt…!), wird man von Raketenfeuerwerk in der Nähe unterbrochen. In einem Naturschutzgebiet offensichtlich verboten. Also macht man sich auf den Weg und darf leere Bierdosen aufschnappen (wenn man will), Feuerwerkskörper konfiszieren oder Alkoholreste einstecken. Und die Unterwäsche der Übeltäter findet man auch. Die lasse ich aber lieber liegen...

    Die Teenagermädchen, die das Feuerwerk gezündet haben, findet man dann im See badend vor (nackt!). Aus der Ferne schreit man ihnen zu, dass sie das mit dem Feuerwerk lassen sollen. Sie halten uns aber wohl nur für einen alten Perversling und verschwinden direkt.

    Naja, ich mache mich anschließend auf den Rückweg, aber meine ersten Gedanken waren, dass es ja alleine schon interessant ist, in einem Videospiel Menschen um die 40 zu spielen. Gibt es ja selten genug! Und Henrys mitgebrachte Schreibmaschine (eine „Plemington“) auf dem Tisch im Turm hat mich irgendwie direkt an Shining denken lassen. Ein netter Twist eigentlich, Shining, aber im Sommer. Ich hab extra noch nachgeguckt auf was für einer Schreibmaschine Jack Nicholson in Shining schreibt. Ich war doch damals auf dieser Kubrick-Ausstellung mit allen möglichen Requisiten aus seinen Filmen? Und ja, ich hab das Foto noch:


    Es ist eine Adler. Und Plemington gibt es so übrigens nicht. Das ist dann wohl eine rechtlich unverbindliche Anlehnung an Remington.

    Auf dem Nachhauseweg (es wird schon dunkel) passieren aber noch zwei wichtige Dinge: Man begegnet einer Person, die einen kurz mit der Taschenlampe blendet und verschwindet. Und kurz darauf findet man den Turm aufgebrochen und verwüstet vor, geklaut wurde aber anscheinend nichts.

    Die ersten Fährten für mysteriöse Vorkommnisse sind also gelegt und der Arbeitsalltag als Feuerwache kann beginnen.

    There is no GPS in Wyoming – Zum Gameplay

    Ansonsten besteht das Spiel überwiegend aus den Dialogen zwischen Henry und Delilah und eben dem Umherlaufen mit Karte und Kompass. Sich seinen Weg mit Karte und Kompass zu suchen, macht tatsächlich Spaß! OHNE Positionsanzeige à la GPS (die gibt es aber, glaube ich, optional in den… Optionen).

    Sonderlich kompliziert ist die Map sowieso nicht, man wird eigentlich die ganze Zeit ziemlich gut geleitet, ohne dass es sich wie auf Schienen anfühlt. Firewatch ist aber sowieso kein Open-World-Spiel. Und wenn man sich die Karte anguckt, nachdem man das Spiel beendet hat, wirkt sie plötzlich so klein und banal. Wie man im Laufe der Handlung Stück für Stück neue Gebiete „freischaltet“, wirkt dann im Nachhinein quasi mechanisch und vorhersehbar. Nicht anders als man es bei Dragon Quest (1!) vorfindet oder Resident Evil (1!).

    Aber entscheidend ist ja, dass es sich währendessen und vorallem beim Herumlaufen im Spiel (und nicht auf der Karte) komplett organisch anfühlt.

    Ich habe bisher wenig Walking Simulatoren gespielt (eigentlich nur Dear Esther, was ich super fand), aber ich kann mich mit dem Gameplay anfreunden. Durch das quasi freie Herumlaufen, aber vorallem dem freiem UmherSCHAUEN, ist der interaktive Fokus eben genau da: Ich laufe in meinem Tempo umher, schaue mich um, fokussiere meine Aufmerksamkeit auf das, was ich will. Sei es die Landschaft, Delilahs Turm in der Ferne oder die Bücher, die ich im Laufe des Sommers so aufsammle. In gewisser Weise ist das genug für ein Spiel.

    Ich liebe es Dinge aufzuheben und in der Hand zu drehen und in Ruhe zu betrachten! Keine Ahnung warum, aber es macht einfach Spaß. Es trägt auf jeden Fall auch zur Immersion und dem, nennen wir es mal „World-Building“ bei, mit seinen fiktiven Büchern (und einer ganzen Polit-Thriller-Reihe!).



    Die Geschichte wird größtenteils durch die Unterhaltungen zwischen Henry und Delilah erzählt, aber zum Teil auch durch environmental story-telling mit Nachrichten, die sich vorherige Fire Watcher hinterlassen haben.

    Nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass etwas nicht stimmt. Zum einen natürlich der Einbruch in Henrys Turm. Und schon am Tag darauf stellt man fest, dass das Telefonkabel offensichtlich mit Absicht gekappt wurde. Die zwei Teenagermädchen?

    Man findet nebenbei noch so ein großes abgesperrtes Gebiet vor, mit dem Hinweis auf 18 U.S. Code § 1863. Ein echter Paragraph übrigens: „Trespass on national forest lands. Whoever, without lawful authority or permission, goes upon any national-forest land while it is closed to the public pursuant to lawful regulation of the Secretary of Agriculture, shall be fined under this title or imprisoned not more than six months, or both.“

    Ich will hier nicht einfach nur die ganze Geschichte des Spiels nacherzählen (auch wenn das logischerweise zur Nacherzählung der Spielerfahrung gehören würde), aber ich packe den Rest mal ins nächste, spoilerwarnisierte Kapitel.

    Das Feuer in mir ist Teil meines Ökosystems!

    SPOILER? Naja, ein wenig.



    All work and no play make Henry a terrible Firewatch.

    Ich bin in der Regel nicht gut darin falsche Fährten in Filmen und Büchern zu erkennen oder überhaupt zu erraten, was am Ende passiert. Höchstens wenn ich mich langweile bin ich gut darin, aber eben deswegen, weil die Geschichte mich nicht gut genug hineinzieht und von solchen Gedanken ablenkt. Hier hab ich – wie meistens – gar nicht erst groß versucht der Geschichte zuvorzukommen.

    Man kann zwar im Grunde von Anfang darauf kommen, dass es hier nicht um eine große Regierungsverschwörung oder so gehen kann (und Gottseidank!), aber so 100 % sicher war ich mir eben doch nicht. Spätestens bei den abgehörten Gesprächen und den seltsamen Geräten im Sperrgebiet, wusste ich auch nicht mehr so ganz, was ich denken soll. Nur an eine große Verschwörung konnte ich nicht glauben.

    Ich habe keine Zeit für eine genaue Analyse des Zaubertricks, den Firewatch abzieht mit seiner interaktiven Erzählung mit falschen Fährten, roten Heringen, MacGuffins und anderen Tropen (und vielleicht auch nicht ganz die Lust darauf), ABER ich wette das wäre interessant und aufschlussreich! Auch wenn das Ganze wohl eher zum Standard Werkzeugkasten eines jeden Thrillerautoren zählen dürfte.

    Was ich aber an Firewatch so mag, ist, dass am Ende nichts vom Thriller, der aufgebaut wird, eingelöst wird. Meine Befürchtung war noch, neben der großen Verschwörung, dass Henry in irgendeine Form von Wahnsinn abdriftet, aber auch das passiert dankenswerterweise nicht. Stattdessen haben wir unbefriedigte, angedeutete romantische Gefühle zwischen ihm und Delilah, einen Waldbrand, der sich immer nur weiter ausbreitet und die Tatsache, dass Henry vor den Problemen zuhause nicht davonlaufen kann.


    Wie man am Ende vor dem äußerst nahen Feuer zu Delilahs Turm flüchtet und alles in Rauch gehüllt ist (ich hab zwischendurch tatsächlich den Weg nicht mehr gefunden!) und man sie dann am Ende nicht wenigstens mal zu Gesicht bekommt, ist auch nur konsequent. Man sieht im ganzen Spiel nicht einen einzigen anderen Menschen! Also nicht so richtig, die zwei Mädchen sieht man nur in der Ferne und Ned nur einmal als schemenhafte Gestalt im Dunklen.

    Nein, Henrys Sommer in Firewatch ist kein „spannendes Sommerabenteuer“, kein Sommerthriller, sowieso kein Nostalgietrip und auch kein Neuanfang. Es war von Anfang an nur ein Fluchtversuch der scheitern musste. So wie die Erwartung des Spielers an Thriller, Spannung, etc. aufgebaut und dann enttäuscht werden mussten, wird auch Henrys Erwartung an Aufbruch, neue Liebe und Neuanfang enttäuscht. Wir können vor uns selbst nicht davonlaufen. Ned, im Gegensatz zu Henry, versucht ja genau das.



    Ich schreibe zwar, dass es um keinen Neuanfang geht, aber dann bin ich auf den Wikipedia-Artikel zur Rolle des Feuers als Teil des Ökosystems Wald gestoßen. Das sollte man zwar auch nicht überbewerten – Waldbrände, wie man sie viel zu oft in den Nachrichten findet, sind definitiv nicht mehr Teil eines gesunden Ökosystems – aber vielleicht passt es ja metaphorisch zu Henry im Sinne einer Tabula Rasa. Einmal die Gefühle ordentlich durchbrennen lassen (hoho) und dann zurückkehren und zumindest ein Stück weit neu anfangen. Klingt vielleicht gar nicht so ungesund.

    Fazit


    Also, die große Frage dieser Challenge: Ist Firewatch ein Sommerspiel? Ja, ist es.

    Aber ich gebe Firewatch nur 2 von 5 Strohhüten.

    Warum? Weil halt. Ich mache die Regeln. Ich will zwar nicht sagen, dass ein Sommerspiel zwingend Strand, Meer, etc. beinhalten muss, aber irgendwie fehlt Firewatch dann doch etwas von einer richtigen Sommerstimmung.
    Es gibt jede Menge Stimmung in Firewatch! Sehr gute sogar! Aber „Sommervibes“ sind das nicht. Und es sind ja immer noch 2 von 5. Nicht Null.

    Insgesamt 4 von 5 Daumen.
    Als Spiel an sich habe ich bei Firewatch nichts zu meckern. Ich mag das Herumlaufen und die Tatsache, dass sich alles irgendwie interaktiv anfühlt, als hätte man Einfluss auf irgendetwas (was aber tatsächlich kaum zutrifft, glaube ich, oder halt nur minimal). Es ist gut geschrieben, gut gespielt, das 'Worldbuilding' ist nett und die Geschichte selbst und der Fokus aufs Wesentliche tut dem Ganzen letztlich auch gut.

    Danke fürs Lesen und als nächstes gibt es dann SEASON: A LETTER TO THE FUTURE
    Auf der Suche nach dem wahren Sommerspiel: Meine „Summer Video Game Challenge 2025“

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  16. #16
    Klasse geschrieben! Auch wenn ich den Spoiler glaub ich gaaanz an den Anfang gesetzt hätte, weil du ja alles irgendwie Relevante vorwegnimmst. ^^

    Für mich war das Sommer-Feeling des Spiels extrem; natürlich nicht als Gute-Laune-Beach-Volleyball-Spiel, stattdessen durch das allgegenwärtige Sonnenuntergangs-Orange und eine drückende Hitze, die man förmlich spürt, und natürlich durch den Versuch eines Entkommens aus dem Alltag, der dem ganzen (anfangs) ein vages Feeling von Abenteuerurlaub gibt.

  17. #17
    Sehr schöner Bericht – deckt sich in großen Teilen auch mit meiner Erfahrung. Habe nie so sehr über die Implikation des „Davonlaufens vor sich selbst“ nachgedacht, aber das trifft es schon ziemlich gut.
    Und ja, für mich war es auch kein Sommerspiel im üblichen Sinne – verstehe aber wiederum auch gut, was Cipo meint!

    Bin sehr gespannt auf Season, das ist ja ein kleiner Favorit von mir


  18. #18
    Danke!

    Spoiler? Ich hab, wenn ich mich nicht täusche, vor der Spoilersektion eigentlich nur den ersten Tag beschrieben, oder? Das halte ich noch für vertretbar. Und wer wirklich ganz blind an das Spiel rangehen will, sollte ja sowieso keine Texte dazu lesen.

    Was das Sommerspiel angeht: Ich behalte mir noch vor im Nachhinein ein paar Spiele anders zu bewerten Es ist ja sowieso eine schwierige Kategorie, bei der ich bisher nur das jeweilige Spiel grob mit bisherigen Sommerspielen abgleiche. Mal gucken was am Ende noch dabei rauskommt. Ich weiß es ehrlich selbst nicht!

    Was Season angeht kann ich dir sagen, dass ich es auf jeden Fall sehr mag (hab letztes Jahr ein paar Stunden davon gespielt). Hast du irgendwo was dazu geschrieben? Würds mir wenn ich es durch hab gerne anschauen!

    @Winyett Grayanus: ich finde auch, dass Dordogne sehr hinter seinen Möglichkeiten bleibt! Ich hab es jetzt noch ziemlich wohlwollend bewertet, weil die Erfahrung damit insgesamt halt so stimmig war.
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