Tales of Zestiria

Story?

Sorey, ein Mensch, der sein Leben lang nur mit Seraphim aufgewachsen ist, verlässt mit seinem Freund Mikleo das erste mal seine himmlische Heimat, um die Welt da draußen aufzusuchen. In ihr tobt das „Age of Chaos“, eine kriegs- und malevolence-geplagte Zeit, in der es dringend einen neuen, herzensguten Shepherd braucht. Natürlich ist Sorey für die Rolle geboren und übernimmt sie mit Inbrunst.

An der Seite seiner Begleiter:innen, Seraphim wie Menschen, wird er mit Idealismus gegen die Hellions in den Kampf ziehen und versuchen, das Gute siegen zu lassen.

Das Spiel

Ein Semi-Action-Kampfsystem trifft auf eine Weltrettungsgeschichte.

In Kämpfen behauptet man sich zumeist gegen Monster – Hellions, die „befriedet“ werden müssen, dicke XP geben und verschiedene Resistenzen sowie Schwächen haben. Es gibt unzählige Kampfmechanismen. Mit seinen Seraphimbegleiter:innen kann man beispielsweise in die Armatus-Form morphen, um ein anderes Moveset zu bekommen, basierend auf dem Element, mit dem der/die jeweilige Seraphim ausgestattet ist.

Darüber hinaus reist die überschaubare Held:innentruppe durch Ländereien und Städte, um den Umtriebigkeiten der besonders malevolenten Mächte auf die Schliche zu kommen und ihr etwas entgegen zu setzen. Viele Dialoge und Szenen; manche davon in Ingame-Grafik, andere in 2D-Skits und wieder andere – vermeintlich besondere – in hübsch, aber klassisch animierten Cutscenes.

Das muss reichen.

Wie war es denn nun?

Ich bin von Anfang an nicht mit Tales of Zestiria warm geworden.

Das hat sicher verschiedene Gründe. Im buchstäblichen Mittelpunkt steht aber einer:



Sorey ist die mit Abstand langweiligste Kacknase eines Protagonisten aller Zeiten. Heilige Schafscheiße. Dieser Shepherd ist damit wenigstens angemessen für die Rolle des Shepherds, wie sie in Berseria etabliert wurde. Ich mag ihn nicht. Er sagt nie etwas mit Substanz, auch wenn er ganz fest daran glaubt. Pathos und Platitüden, die wie Tiefgang klingen sollen, sind sein Metier. Sorey ist der Prototyp eines naiven Idealisten. Auch, wenn ich gar nicht so genau weiß, was das Ideal ist, an das er glaubt.

Denn ich weiß im ganzen nicht so recht, was Zestiria (mir) eigentlich erzählen will. Es hat keine klare Botschaft wie Berseria. Muss es auch nicht haben, aber es will doch spürbar irgendwas erzählen, ohne dass es das wirklich vermitteln kann. Alles, was im Ansatz spannend sein könnte, wird nur sporadisch mal erwähnt. Oder von eindeutigen Bösewichten gesagt, die so viel Dreck am Stecken haben, dass auch ihr emotionaler Outburst mit einem Kern Wahrheit zwar tragisch wirken, aber keinesfalls geglaubt werden soll.

Ein weiteres, großes Problem des Spiel ist, dass in der Gruppe zu viel Harmonie herrscht. Es gibt Bantering, aber der ist beinahe ausschließlich harmlos. Weder zeugt er von einer tiefen Chemie zwischen den Charakteren, noch reiben sie sich wirklich aneinander. Zu Beginn dachte ich noch, dass würde AUCH daran liegen, dass die Charaktere lahm und blöd sind. Aber abgesehen von Sorey(!!!), Mikleo und Alisha finde ich das gar nicht.

Im Laufe des Spiels haben die anderen Charaktere nämlich durchaus Potenzial gezeigt. Lailahs Puns, Ednas Tsunderehaftigkeit, Dezels Schutzschild-Grumpiness, Zaveids Proto-Macho-Trotteligkeit und Roses Derpyness hätten mich alle wahrscheinlich mehr kriegen können, wenn da nicht das Problem wäre, dass sie ihre Eigenschaften mangels Reibung nur selten interessant aus sich herauskitzeln. Es GIBT radikal unterschiedliche Weltsichten in dieser Reisegruppe, aber über die wird nur in Ausnahmefällen gesprochen. Edna übernimmt ein bisschen die Rolle der Triezerin, schafft es aber (natürlich) nicht so wie Magilou, andere zum Explodieren oder Sharen zu bringen. Und das Niveau der Dialoge ist all over the place und manchmal auch wirklich unterirdisch – leider oft in den Momenten, die gerade stark von Bedeutung sein sollen.

Das ist eben ärgerlich, gerade weil ich im Laufe des Spiels doch das Potenzial erkannt habe. Lange Zeit habe ich mich dem ganzen auch mehr verweigert und alles mit großem Desinteresse verfolgt. Ich weiß nicht, ob es womöglich auch daran lag, dass ich nicht immer folgen konnte. Mir kam der Spielverlauf aber auch sehr wirr vor. Dazu kommt, dass man oft im Dunkeln tappt, wo genau es als nächstes hingehen soll oder von wo man einen Ort jetzt erreichen kann, zu dem man sich gerade aus irgendeinem Grund nicht teleportieren kann. Zum Ende hin wurde es besser, aber auch bei weitem nicht ganz toll. Nur einige Szenen haben das erwähnte verschenkte Potenzial angedeutet.

Es war zumindest keine Qual mehr. Ich habe mich hier und da an manchen Dingen erfreut und das Ende-Ende war auch nicht ganz so schlimm gestreckt wie in anderen Tales of-Spielen. Alles in allem ist Zestiria für mich aus den vier Tales of-Spielen, die ich jetzt kenne, das schlechteste. Auch wenn ich das wirklich schade finde, weil der Cast mir hier und da besser gefällt als in Symphonia und Vesperia.

Zu dem Verhältnis von Berseria und Zestiria: Da bin ich ebenfalls enttäuscht. Zaveid war cool, alles andere hat mich nicht gejuckt. Ich bin aber wirklich erstaunt, wie man nach diesem Spiel auf die Idee zu Berseria kam. Es fühlt sich wirklich eher an, als wäre an ein grandioses Berseria das uninspirierte Zestiria angeschlossen worden.

5 von 10 leuchtenden Earthen Historia-Kristallen, die die dramatische Backgroundgeschichte offenbaren, die mich 0 interessiert.

*****

ACHIEVEMENT UNLOCKED!



Gut, dass ich das Achievement mit diesem Namen auch tatsächlich mit einem maximal mittelmäßigen Spiel abgeschlossen habe. Das passt doch.

Und damit habe ich meine Challenge auch erfolgreich abgeschlossen. Yay! Natürlich werde ich diesen Thread weiter mit berichten zu meinen gespielten Spielen im Rest dieses Jahres füllen und am Ende mit einer GOTY-Liste aufwarten, auf die ich mich bei diversen sehr guten Spielen auch freue. Der Pflichtteil ist aber vorrüber.