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Ritter
LISA: The Painful (inkl. DLC LISA: The Joyful)
Story?
Das Leben ist hart geworden in der (Post-)Apokalypse. Nach einem Krieg ist die althergebrachte Ordnung zerstört. In der kargen Landschaft marodieren neben allerlei Banden auch Mutanten. Joy – eine Droge, die tut, was Drogen so tun – treibt ihr Unwesen. Und privat ging es Brad sowieso nie gut.
Doch Brad findet ein Baby. Und er schwört sich, es dieses mal besser zu machen und dem Baby ein guter Vater zu sein. Nicht einfach in dieser Welt. Denn das Baby ist ein Mädchen, damit womöglich das Einzige, das in der Welt noch existiert und summa summarum heiß begehrt. Er nennt sie „Buddy“, versteckt sie in seinem Keller und gönnt ihr nur gelegentliche Spaziergänge mit Maske nach draußen, aus Angst, Buddy könnte etwas passieren.
Doch eines Tages ist Buddy tatsächlich weg. Und Brad macht sich auf die gewaltvolle Suche nach seiner zweiten Chance.
Das Spiel
Es läuft sich mit Brad (und anderen Charakteren) durch eine zweidimensionale Spielwelt, die vorwiegend in Sandbraun gehalten ist, was dem kargen Setting entgegen kommt. Hier und da erfährt man in Dialogen mehr über die Welt und ihre Bewohner oder wird Zeuge des herausstechenden Humors vom Spiel und seiner Welt. Wenn es brenzlig wird, wechselt das Spiel in die Kampfansicht, die ein recht klassisches rundenbasiertes Kampfsystem präsentiert. Hier wird geprügelt, verbrannt, geschossen und auch sonst allerlei Unfug angestellt.
Im Laufe des Spiels lassen sich eine ganze Menge potenzieller Party-Mitglieder sammeln, manche obligatorisch, andere optional. Die haben auch oft wirklich sehr stark unterscheidbare Fähigkeiten und Spielweisen. Wirklich zu sehr anfreunden sollte man sich aber mit keinem davon. Denn Charaktere sterben zwar (normalerweise) nicht permanent, wenn sie im Kampf zerhauen werden, doch ihr Leben hängt dennoch am seidenen Faden. Es gibt zahlreiche Random Events, die beispielsweise beim Schlafen am Lagerfeuer passieren können und die meist nicht positiv sind. Und auch die Story hält einige Momente bereit, in denen es den Mannen an den Kragen gehen kann, mit denen man eben noch tapfer Seit an Seit gestanden hat.
Das alles wird präsentiert in einer einzigartigen Optik, die so schön ist, dass sie alles in den Schatten stellt. OMORI? Gris? Vergesst den lieblos dahingeschmissenen Firlefanz. DAS hier ist der Designgipfel:

Wie war es denn nun?
LISA ist ein unheimlich frustrierendes Spiel.
Das ist aber gar nicht ganz so schrecklich wie es klingt, denn es ist volle Absicht. Selbst wenn man mit dem Kampfsystem gut klarkommt oder auf den niedrigeren Schwierigkeitsgrad umschaltet, hört es auch nicht auf, frustrierend zu sein. Weil die Story Momente parathält, die wirklich fies sind. Auch wenn mir die Entscheidungen hier nicht unbedingt so nah gegangen sind wie in manch anderen Spielen, sind sie trotzdem hart und welche, die man wirklich nicht treffen will. Auch durch random Events kann einiges passieren, was das Spiel sukzessive schwieriger macht, ABER auch das gehört zur Erfahrung.
Eben weil das Spiel so ist, hat mich der Frust dann auch nicht so frustriert (Häh?) wie in anderen Spielen. Ich bin nie wirklich salty geworden, weil immer eine Rolle gespielt hat, dass ich schon verstehe, warum das gerade passiert. Es verkauft die Welt wirklich gut, die eine schmerzvolle, grausame, schreckliche Welt ist.
Zu dieser Welt gehört auch ihr Humor. Der ist erst mal überhaupt nicht mein Ding, aber er ist doch irgendwie faszinierend. Vor allem, weil ich nicht ganz sagen kann, ob er einfach zynisch, nihilistisch, ein Coping-Mechanismus oder das von Weltschmerz zerfressene Überbleibsel ihrer Zivilisiertheit ist. Wie das meiste In LISA stößt auch dieser Teil des Spiels das ein oder andere mal vor den Kopf (wenn man kein 9Gag/Reddit-Lolbro ist). Und auch das hilft irgendwie, das Spiel besser zu verstehen.
Am Ende ist LISA ein manisch-depressives „Spiel“, das mehr eine Erfahrung als ein Spaßbringer ist. Es funktioniert als das auch wirklich gut. Die himmelschreiend traurige und dunkle Geschichte (für die man gar nicht genug Content-Warnungen raushauen kann) hat mich letztendlich aber nicht so ganz berührt, weil das Gesamtpaket mich zwar ungemein fasziniert und auch zum Denken angeregt hat, ich die einigermaßen neutrale, distanzierte Beobachterperspektive aber nicht habe ablegen können. Vielleicht auch als Verteidigungsmechanismus.
LISA: The Painful (und das gilt auch für seinen Sequel-DLC The Joyful) ist ziemlich krass und ziemlich speziell. Es ist auf eine ganz bestimmte Weise mit mir in Kontakt getreten, die ich erwartet hätte.
Dafür gibt es 7,5 von 10 Runden Russisches Roulette.
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