Da ich es ohnehin schon in der Library habe, mich auch interessiert, inwiefern es das Geschehen der Welt dann fortsetzt und du die Werbetrommel rührst, wird es wohl auch das zweite Tales-Spiel sein, das ich mir dieses Jahr so auf den Zahn lege. Wann auch immer das sein wird.
Nach besonders guten Spielen (wie Berseria) fällt es mir dann doch ungleich schwerer, mich wieder auf etwas Neues einzulassen. Ich hänge gedanklich eben immer noch bei Velvet, Magilou und Co. – dazu kommen Uni, Genshin und andere Verpflichtungen. Heute habe ich mir spontan aber doch mal wieder etwas gegönnt.
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Lily of the Valley
Story?
Der 34-jährige Protagonist kehrt zur Beerdigung seiner Mutter in seinen Heimatort nach Wales zurück. Er ist Zyniker, womöglich in der Midlife Crisis. Oder schwer depressiv. Die Kommunikation mit seiner deutlich jüngeren Schwester und seinem Vater fällt ihm schwer und selbst das Trauern gelingt ihm nicht so wirklich. Das Einzige, was ihn rührt, ist die Begegnung mit Lily, einem jugendlichen Mädchen, das laut eigener Aussage von seiner Mutter unterrichtet worden ist und ebenfalls auf der Beerdigung war.
Das Spiel
‚Lily of the Valley‘ ist von ebi-hime, die auch Lynne und Nothing & Nowhere geschrieben hat. Auch The Sad Story of Emmeline Burns aus ihrer Feder habe ich gespielt, fand ich jedoch bei weitem nicht so toll wie die beiden erstgenannten Spiele. Dennoch war das Portfolio an mir bekannten Titeln mehr als genug, um auch diesem Spiel eine Chance zu geben.
Es handelt sich wieder um eine kurze Visual Novel. Es ist FAST kinetisch – jedoch gibt es eine Entscheidung, die den weiteren Verlauf der Story beeinflusst. Ohnehin ist aber vorgesehen, dass man beide Wege erkundet und im Anschluss auch die Intermission sowie den Epilog liest.
Wie war es denn nun?
Hmm. Für mich funktioniert `Lily of the Valley‘ lange nicht so gut wie die beiden fantastischen VNs von ebi, die ich dieses Jahr bereits gespielt habe. Ich hatte lange Zeit eine Abneigung gegenüber dem Protagonisten. Er war, wie immer, gut geschrieben und authentisch in dem, was er hat sein sollen. ebi beherrscht es wirklich, Charaktere zu zeichnen, die man versteht, die eine Herkunft haben und deren Herkunft sich an ihrem Weltbild, ihren Gedanken, ihren Abschweifungen ausdrückt. Ich habe ihn verstanden, aber ich habe mich in diesem Fall nicht sonderlich für ihn interessiert. Sein Zynismus war mir zuwider, seine Unfähigkeit, auf andere einzugehen, ebenso. Vielleicht, oder sogar sicher, ist das so gewollt. Doch es hat mir persönlich auch den Zugang zu den emotionaleren Tönen des Spiels verwehrt.
Zudem mochte ich den Twist nicht – wenn man ihn überhaupt so nennen kann. Spoiler: Lily ist gar keine random Jugendliche und schon gar keine Schülerin der Mutter des Protagonisten. Sie ist ein Shinigami und hat sie in den Tod begleitet, was sie in Folge auch für den Protagonisten selbst tut. Irgendwie kann man wohl dafür argumentieren, dass es Sinn ergibt, die Geschichte eines von seinen Gedanken geplagten Mittdreißigers mit dieser ungewöhnlichen Figur zu verbinden und das ganze so aufzulösen – denn die beiden unterhalten sich viel miteinander und die verschiedenen Weltbilder, die sie aufgrund ihrer speziellen Bezüge und Realitäten mit sich herumtragen, äußern sich darin, wie sie ihre Gedanken miteinander verhandeln. Doch als Offenbarung wirkt das Ende trotzdem irgendwie out of place.
Das Charakterdesign finde ich ästhetisch ganz schrecklich und habe das auch schon bei `The Sad Story of Emmeline Burns` getan. Die Konsequenz, dass das Spiel nach dem Epilog auf Basis des im Spiel Geschehenen unspielbar wird, fand ich wiederum ziemlich cool. Und auch über die versteckte Developer’s Note, die den ein oder anderen Einblick in die Gedanken ebis gibt, habe ich mich gefreut. Und so ganz entsagen kann ich mich einer gewissen Faszination generell eben auch nicht. Auch wenn ich das William Wordworth-Bashing nicht so schnell verzeihe.
Eins ist klar; ich werde weitere Spiele von ebi-hime spielen und darunter mit Sicherheit auch weitere Perlen entdecken. `Lily of the Valley` ist für mich aber keine davon und kriegt lediglich 6 von 10 Wurfringe, mit denen man beim Familienpicknick spielt.
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`Lily of the Valley‘ beschert mir als letztes von vier kurzen Spielen ein neues Achievement. (Wenn wir ehrlich sind, wird es dennoch nicht das letzte Spiel dieser Art sein, das ich dieses Jahr in den Ring werfe)
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