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Ritter
Star Wars Jedi: Fallen Order
Story?
Der junge Cal Kestis wird durch unglückliche Umstände Mitglied einer kleinen (wirklich kleinen) Crew. In ihrem Auftrag soll und will er die Identitäten von einer Reihe an Force-sensitiven Kindern herausfinden, um den zerschlagenen Jedi-Orden wieder aufzubauen. Dafür bereist er verschiedene Planeten und stellt sich allerlei Prüfungen.
Das Spiel
Die Werbetrommel rührt wie so oft in den letzten Jahren das Buzzword „Soulslike“. Darüber hinaus atmet Fallen Order wirklich mit jeder Faser seines Daseins den Star Wars-Spirit. Man schnetzelt und pariert sich auf verschiedensten Planetenoberflächen seinen Weg durch Horden an einheimischen Wesen und Stormtroopern.

Als ebensolches „Soulslike“ erinnert Fallen Order aber eigentlich etwas mehr an Sekiro. Also ein Sekiro-like? Die Level erfordern teils auch viel hüpfen, so Platformer- oder Jump ’n Run-Like. In den Action-Sequenzen, in denen man rennt und kletter oder wegrennt und klettert und alles rund um einen herum einstürzt oder explodiert, spielt man auch irgendwie ein Uncharted-Like. Manche Puzzle sind dann schon wieder Tomb Raider-Like. Wobei das ja auch Uncharted-Like sein kann. Oder Uncharted halt Tomb Raider-Like.
Was man als Gag sicher bei jedem Spiel durchziehen und auch noch fortsetzen könnte, fällt bei Jedi: Fallen Order doch wirklich ziemlich augenscheinlich auf. Alles ist stark inspiriert von x, y und z. Von all dem, was sich im Genre – oder in den Genres - eben so etabliert hat.
Wie war es denn nun?
Abseits vom versatzstückhaften Spieldesign ist Jedi Fallen Order – ich wiederhole mich – wirklich vollkommen Star Wars. In seiner ganzen, beachtlichen Mittelmäßigkeit.
Schon die Musik ist John Williams-like, wie es nur geht. Okay, vielleicht sind das auch einfach Tracks aus den Filmen. Wahrscheinlich ist das der Fall. Ich habe keine Ahnung, aber es klingt zumindest sehr wertig – zu wertig um für dieses Spiel speziell komponiert zu sein. Auch wenn mich diese Musik nicht vom Hocker reißt. Klingt eben wie Star Wars immer klingt. Und, wenn ich eine dieser bösen Zungen sein darf, vielleicht sogar, wie John Williams immer klingt. Ich jedenfalls weiß beim Zuhören oft nur durch Kontext, ob das jetzt gerade Harry Potter oder Star Wars ist.
Auch die eposschwangere Inszenierung der brutalistischen Empire-Architektur ist Star Wars. Der Protagonist (der scheinbar bereits ein Canon-Charakter aus dem Expanded Universe ist/war?) ist in all seiner buchstäblichen wie metaphorischen Blassheit ein Star Wars-Protagonist. Die unheimlich schwache, mit billigem Jedi-Pathos aufgeladene Story ist Star Wars. Die Tatsache, dass ich eigentlich nie so ganz genau weiß, warum man jetzt eigentlich gerade da ist, wo man ist, ist Star Wars. Die problematischen Jedi-Tugenden, die mir immer wieder sauer aufstoßen, sind Star Wars. Hallo, Star Wars! Ich habe Tales of Berseria geliebt. Da wart ihr – zu Recht – die Bösen!
Immerhin: Die Konklusion, die letzte Entscheidung des Protagonisten, ist mal kein Jedi-Bullshit, sondern cool. Dass sie vollkommen aus dem Nichts kommt, im Vergleich zum ganzen Rest absolut unterinszeniert ist und der Geschichte damit auch jede Tragweite raubt, ist was anderes. Es gibt einen coolen Charakter in diesem Spiel. Und mit cool meine ich: Sie hat Potenzial. Aber die Erzählung behandelt sie dann vollkommen stiefmütterlich, kolonialisiert den Scheiß aus ihr heraus und… STAR WARS! Am Ende sind alle eine kleine, verschworene Gemeinde, die aufeinander aufpasst, weil ihnen wahrscheinlich die Midichlorianer in den Unterbauch gekrochen sind und kitzeln.
Eventuell(!) merkt man diesem Review ja an, dass ich kein Star Wars-Fan bin. Wäre ich einer, wäre ich zum einen sicher ein ganz anderer Mensch. Zum anderen würde ich Fallen Order dann aber auch bestimmt ziemlich toll finden. So viel muss man doch sagen. Denn es IST Star Wars. Es ist voll von Fanservice, man schnitzelt und schnetzelt mit einem (oder mehreren, mind you) Lichtschwertern herum und DAS kann auch durchaus Spaß machen.
Das Kampfsystem ist dabei weit von den vermeintlichen Vorbildern entfernt. Das ist nicht schlimm, aber lahmt doch ein bisschen. Ich habe auf dem Schwierigkeitsgrad Jedi Master gespielt – da soll das Spiel „etwas leichter als Sekiro“ sein, wie ich in mehreren Steam-Reviews gelesen habe (und die sind ja bekanntermaßen die vertrauenvollste Quelle überhaupt). Das stimmt so gar nicht. Es war – für einen Sekiro-Überlebenden – wirklich kein Problem. Ich bin an keinem Boss mehr als ein mal gestorben. Darüber beschwere ich mich nicht. Es muss nicht schwieriger sein. Ich werde mir den Achievement-Progress dafür trotzdem einverleiben.
Mit seinem Schwert rumzufuchteln und dabei Laserschüsse abzuwehren und auf die Gegner zurück zu schleudern, macht eigentlich am meisten Spaß. Zu Beginn noch war die Abwechslung aus hüpfen, schwingen, walljumpen, schnetzeln, parieren und erkunden auch ganz cool. Aber dann wurde es nicht wirklich mehr. Zwar verbessern sich die Fähigkeiten Cals stets weiter, doch so wirklich neu wird die Spielerfahrung nicht. Auch wenn das Spiel zwischendurch mit dem Gameplayloop bricht, einem das Lichtschwert und andere Komfortfunktionen vorübergehend klaut und einen einsperrt, wie jedes andere Spiel dieser Welt.
Kreativitätspunkte kriegt Fallen Order sicher nicht viele. Für Fans des Medienfranchises ist es sicher ein wahrer Segen. Wer Star Wars aber nicht mag, darf nicht viele andere Spiele gespielt haben, um Cals Abenteuer mehr als nur absolut, absolut mittelmäßig und latent langweilig zu finden.
Star Wars. May the Snores be With You.
5 von 10 bedeutungsschwere Definitionen vom Jedi-Sein, die in einem emotional aufgeladenen Moment der Person gesagt werden, von der man sie ursprünglich gehört hat.
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