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  1. #11
    Juniper's Knot ist mir bei einer einfachen Google-Recherche über gute, kurze Kinetic Novels über den Weg gelaufen. Da man in diese nicht viel Spielzeit zu investieren hat, brauchte ich nicht viel mehr, um überzeugt zu sein, dem ganzen eine Chance zu geben.

    Story?



    Ein "Fiend" - ein humanoides Wesen mit dämonischen Hörnern und elfischen Ohren - fristet ein tristes und einsames Dasein in einer verlassenen Ruine. Bis ein Mensch sich in ihre abgeschiedene Domäne verläuft und die beiden ungleichen Wesen sich unter größter Vorsicht kennenlernen. Zwischen Neugier, Vorbehalten, Versprechen und dämonischen Pakten entsteht eine fragile Bindung, die jederzeit an der Verschiedenheit der beiden zu zerbrechen droht.


    Das Spiel

    Was soll ich sagen? Es ist ein Kinetic Novel. Während ich zwar ein strarker Verfechter davon bin, dass auch das ein handfestes Gaming-Genre und nicht nur eine erweiterte Form der Belletristik ist, gibt es zum Spiel nicht viel mehr zu sagen. Einfache Hintergründe und - erstaunlich - stimmungsvolle Hintergrundmusik, auf der sich die zwei Charakterporträts befinden (und gelegentlich bewegen) bilden den Rahmen, in dem sich die aus den zwei verfügbaren Perspektiven gespeiste, kleine Geschichte entfalten kann.


    Wie war es denn nun?

    Bezaubernd, um es mit einem Wort zu sagen. Zu Beginn war ich noch sehr skeptisch. Ich konnte nicht ganz einordnen, ob die für ein Visual Novel untypische Sprache des Spiels auf einen Übersetzungsfehler zurückführen ist oder nicht. Schnell sollte sich das aufklären. My bad - kein Übersetzungsfehler. Ich bin nur fürchterlich konditioniert. Vielmehr sind die Texte toll, zeugen von großem Verständnis des Genres und der englischen Sprache und orientieren sich darin an den Eigenheiten ihrer Charaktere, die durch authentische Ambivalenz bestechen. Auf der einen Seite die Dämonin, die einsam, traurig und verletzlich ist, doch auch brutal und nihilistisch. Auf der anderen Seite der fremde Mensch, der ihr gegenüber mit großer Angst, doch auch einer forschen, couragierten Neugier ausgestattet ist.

    In der Geschichte, deren Erleben mich eine Dreiviertelstunde gekostet hat, habe ich trotz der kurzen Dauer das Gefühl, ein gutes Gespür für die Welt zu bekommen. Weil die Autor:innen die Existenz von Fantasyklischees nicht leugnen, aber vage genug bleiben, um das Gefühl einer eigenen kleinen Lore zu wecken. Kindermärchen, die von gerissenen Fiends berichten, die Erwähnungen von Städten und Mooren als Herkunft der verschiedenen Spezies. Eine lange, pulsierende Geschichte dieser Welt, mit der Hoffnung, dass heute alles besser sein könnte als früher. All das und mehr sind Dinge, von denen ich erfahre und die sich in meinem Kopf irgendwie zu einem Gesamtbild ergeben, wo ich doch eigentlich nur dem seltsamen Gespräch zweier Individuen lausche.

    Besonders beeindruckend habe ich kleine Details in der Präsentation wahrgenommen. Die Musik, die in den richtigen Momenten an Fahrt aufnimmt, habe ich bereits erwähnt. Ebenso wie die sich bewegenden Charaktersilhouetten. Denn Mensch und Fiend zögern an- und miteinander. Zum Teil wird das sehr gefühlvoll angedeutet, in dem sich eben diese Silhouetten ein kleines Stück mehr voneinander entfernen - oder eben näher kommen. Gelegentlich schweift "die Kamera" auch ab, zeigt mir karge Steinwände oder andere, mal mehr, mal weniger nennenswerte Details der Umgebung. Alles ist so stimmungsvoll und am Ende der kurzen, aber lebhaften Erfahrung habe ich das Gefühl, gerade eine wirklich toll mit den Stärken des Mediums arbeitende Geschichte bezeugt zu haben. Ich würde wahrscheinlich jede Person verstehen, für die das Spiel nichts Besonderes ist. Doch für mich sticht es gekonnt und auf Grund vieler Nuancen aus dem Genre heraus.

    Ich gebe diesem Erlebnis 9 von 10 feurige Bannkreise. Mal sehen, wie dieser tolle Eindruck mit der Zeit gedeiht oder verkommt.

    __________________________________________________________

    Juniper's Knot ist kurz genug, um mein Tiny Pleasures-Achievement voll zu machen. Doch kurze Spiele gibt es - zum Glück - wie Sand am Meer. Und auch wenn ich achievementhungrig bin, habe ich doch Lust auf eine andere Kategorie. Es soll also das erste der drei Kinetic Novels sein, die ich dieses Jahr (mindestens) spielen will. Also 1 von 3 für Click 'N Cry (was zwar nicht literally zutrifft, aber sich reimt - also sehr gut ist).
    Geändert von MeTa (18.02.2024 um 21:35 Uhr)

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