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Ritter
Milk outside a bag of milk outside a bag of milk
Story?
Es geht weiter. Wieder begleitet man das namenlose Mädchen im Anschluss an ihre Milchodyssee als Stimme in ihrem Kopf durch ihren einsamen, zurückgezogenen, aber nichtsdestotrotz gedankenreichen Alltag.
Das Spiel
Das "Girl" kommt in der Einleitung von 'Milk outside a bag of milk outside a bag of milk' noch ohne ihre Begleitstimme aus, deren Steuerung in Folge wieder die spielende Person übernimmt. Nach einiger Überforderung, einer horrenden Begegnung mit ihrer Mutter und dem Schlucken und Wegwerfen einiger Pillen ist sie aber wieder da: Die Stimme, über die die spielende Person Kontrolle übernimmt und die ihr dabei helfen soll, ihre Gedanken zu ordnen, die sich als Glühwürmchen in ihrem Zimmer manifestieren. Zur nach wie vor textreichen Visual Novel-Erzählweise des Spiels gesellt sich eine simpelste Point&Click-Mechanik hinzu, die die Interaktion mit diversen Gegenständen im Raum möglich macht.
Wie war es denn nun?
Puh. 'Milk outside a bag of milk outside a bag of milk' ist überraschend anders als sein Vorgänger. Zu Beginn, noch vor dem Starten des eigentlichen Spiels, werde ich erst mal mit einer animierten Cutscene überrascht. Und auch in Folge ist die Grafik des Spiels nicht mehr nur durch wirre, rotschwarze Farbmuster gekennzeichnet, die mal mehr und mal weniger kohärente Bilder ergeben. Schwarz und rot bleiben prädominante Farben, doch das Mädchen bekommt ein richtiges, erkennbares, animeartiges Gesicht.

Und auch sonst ist alles hübscher, weniger vage und mehr... deliberate.
Ob ich das gut finde, habe ich mich schon früh gefragt. Denn der vage, existenzielle Horror des ersten Teils findet sich auf diese Weise nicht ganz wieder. 'Outside' (auf diese Abkürzung lege ich mich jetzt fest) setzt vielleicht eher auf Body-Horror, bleibt im Vergleich zu den meisten anderen Spielen zwar speziell in seiner Ästhetik, fühlt sich in guter wie in schlechter Hinsicht aber auch viel professioneller und ordentlicher an als sein Vorgänger.
Übel nehmen kann man das nur bedingt. Denn im Spiel geht es durchaus auch um Ordnung oder Unordnung. Wir werfen an der Seite der Protagonistin einen tieferen, mal expliziteren, mal symbolischen Blick auf ihre Psyche. Die Soundkulisse ist dabei weiterhin düster, während es in der Interaktion zwischen Girl und Stimme etwas mehr Bantering gibt. Freundschaftliches, aber auch bilateral abhängiges, toxisches Bantering. Das ist interessant, wie es der Einblick in ihre Lebens- und Erfahrungswelt überhaupt ist. Aber den Gedanken, dass die Stimmung mich nicht so abgeholt hat wie sie es in 'Inside' tat, bin ich nie ganz losgeworden. Und während ich mich dann durch die verschiedenen Enden klickte und das meiste dabei überspringen konnte, weil es sich wiederholte, hat sich die eigentlich kurze Spielerfahrung doch auch gezogen. Auch das muss nicht schlecht sein. Denn auch für sie gehören repetitive Prozesse, nach Innen wie nach Außen, zum Alltag, wie einige der Träume des Mädchen verdeutlichen. Aber so ganz den passenden Ton, um mich wirklich in diese Geisteswelt einzuladen und mitzunehmen, hat das Spiel nicht getroffen.
Es ist naheliegend, aber auch unfair, die in gewissen Zügen ähnliche Thematik der Milk-Spiele mit OMORI zu vergleichen. Aber ich schildere ja auch nur meine Erfahrung. Und die ist, dass ich kurz vorher eben ein Spiel genießen durfte, dass in dieser Hinsicht den perfekten Einklang aus Gameplay und Erzählung bietet und mir eine psychologische Disposition, die ich selbst nicht kenne, wesentlich anschaulicher, (positiv) verstörender und nachvollziehbarer vermittelt hat als 'Milk'. Und während Teil eins noch den experimentellen Appeal eines Spiels hatte, das wie direkt aus der kaputten Psyche eines Menschen in Videospielformat gegossen wirkte, ist der zweite Teil zu clean um mich auf einer subtilen Ebene genau so zu rühren.
Ich ziehe deswegen, verglichen mit 'Inside', ein bisschen ab und gebe 'Outside' 5 von 10 unter Tränen aus Albträumen aufwachenden Mädchen.
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Ich habe für 'Milk outside a bag of milk outside a bag of milk' 95 Minuten gebraucht. Damit qualifiziert sich das Spiel ebenfalls für das Tiny Pleasures-Achievement und soll meinen Progress für eben dieses auf 3 von 4 ausweiten.
Außerdem: Was ich angekündigt habe, ist soweit. OMORI lässt mich nicht los, wie dieser Erfahrungsbericht (und noch viel mehr mein Youtube-Verlauf) beweist. Aus Gründen der Transparenz sei hier also erwähnt, dass ich den Score von OMORI nachträglich auf 9 (statt wie zuvor 8,5) anpasse.
Geändert von MeTa (19.01.2024 um 13:40 Uhr)
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