Von Cipo nahe gelegt bekommen und dann hat Narcissu mir auch noch seine Hard Copy mitgegeben. Da konnte ich ja gar nicht warten.
13 Sentinels: Aegis Rim
Story?
13 junge Menschen müssen sich in gewaltigen Kampfrobotern einer Armee an mechanischen Kaijus stellen, die es auf ihre Heimat abgesehen haben. Sie alle stammen scheinbar aus unterschiedlichen Zeiten und sind kreuz und quer durch eben diese gereist, um zur rechten Zeit an der rechten Zeit zu sein. Aber ist die Zeit überhaupt recht und ist es für den endgültigen Kampf gegen die mysteriösen Feinde nicht sowieso schon viel zu spät? Dieser Frage (und vielen weiteren) gilt es in 13 verschiedenen Storysträngen nachzugehen.
Das Spiel
13 Sentinels: Aegis Rim verfügt über drei Modi: Remembrance, Analysis und Destruction.
In Destruction steuert man jeweils bis zu 6 von 13 Sentinels, die sich in taktischen Kämpfen aus isometrischer Perspektive den Kaiju-Horden erwehren. Die Sentinels stammen aus vier Generationen, sind mal mobiler, mal kräftiger und mal mit anderen Funktionen ausgestattet. Man kann sie mit unterschiedlichsten Waffentypen einrichten, pro Schlacht verschiedenste Einheitenzusammensetzungen auf das Feld schicken und hat taktisch auch sonst verdammt viele Möglichkeiten. Wie sich diese im Spiel äußern, kann ich aber kaum sagen. Ich habe, weil taktische Systeme mir eher weniger Spaß bereiten und es mir hier um die Story ging, auf dem Schwierigkeitsgrad „casual“ gespielt und musste nicht im Geringsten taktisch sein. Ich konnte machen was ich will und habe trotzdem jeden Kampf ohne Weiteres mit Bestnoten abgeschlossen. Hier und da habe ich überlegt, ob ich nicht doch mal umschalten soll, um in den möglichen Genuss des strategischen Handelns zu kommen, aber habe es nicht getan.
Dass diese Option existiert und sie wirklich so leicht ist, finde ich aber toll. Und es hat mir auch trotzdem irgendwie Spaß gemacht, mit den schweren Maschinen über die simulierte Landschaft zu huschen und mit einem Wide Range Laser unzählige Einheiten auf einmal wegzuannihilieren.
Der zweite Kern von 13 Sentinels ist der Remembrance-Modus. Hier erlebt man die halb Adventure-, halb Visual Novel-mäßigen Geschichten. Vor aufwändigen und auffällig schönen 2D-Hintergründen begeht man verschiedene vorwiegend urbane Schauplätze, die sich bald heimisch anfühlen werden und spielt nach und nach die Story der unterschiedlichen Charaktere frei. Im Zentrum stehen dabei die dreizehn Sentinel-kompatiblen Protagonist:innen, deren Geschichten man spielt. Doch es kommen auch etwa eine Hand voll weiterer Charaktere vor, die ihre Finger im Spiel der drastisch mit Twists und Überraschungen zugeleimten Geschichte haben.
Zu guter Letzt finden sich im Analysis-Modus Informationen, die man während des Spiels freischaltet und hier nachlesen kann. Denn es wird komplex und sich an Details zu erinnern, kann hier und da nicht falsch sein.
Immer wieder kommt man in den verschiedenen Modi an Thresholds. Geht es in der Story eines Charakters nicht weiter, muss man eventuell erst die eines anderen fortsetzen oder eine bestimmte Menge an Battles im Destruction-Modus hinter sich gebracht haben, um hier wieder ansetzen zu können.
Wie war es denn nun?
Zum Kampfsystem habe ich ja bereits eine Menge gesagt. Für mich ist es kaum angemessen zu bewerten. Doch es hat mich nie gestört, macht auf die Casual-Art solide Spaß und wird auch von Charakter-Banter begleitet, der das ganze noch etwas spannender gestaltet. Ich fokussiere mich hier also eher auf die Story.
Und die ist, wie bereits erwähnt, wendungsreich. So sehr, dass ich zwischendurch immer mal wieder unsicher war, ob ich sie am Ende überhaupt verstehen werde. Die Antwort ist: Joa. Das Prinzip, das hinter allem steckt, erklärt sich am Ende doch recht leicht und deutlich, doch es gibt viele kleine Details, mit denen das sicher nicht so einfach ist. Wer zu welcher Zeit an welchem Ort ist, warum und in welcher Form – müsste ich jetzt, einen halben Tag nach dem Durchspielen von 13 Sentinels, eine Zusammenfassung abgeben, was die einzelnen Charaktere so gemacht haben, ich würde wahrscheinlich kläglich scheitern.
Das zerstört die Spielerfahrung aber nicht. Denn die Figuren sind auch nicht nur Vehikel, um die Story voran zu treiben (okay, manche vielleicht), sondern haben ihre Eigenheiten und können einem damit gehörig ans Herz wachsen. Das ist bei der ein oder anderen Person wirklich sehr gelungen. Gleichzeitig ist es aber auch kein Zufall, dass zu meinen Lieblingscharakteren gerade die gehören, die in Sachen unvorhersehbarer Ereignisse nicht ganz so umtriebig waren. Ich habe es eindeutig leichter gehabt, mich auf Leute einzulassen, deren Remembrance-Episoden nachvollziehbar und kohärent ablaufen.
Am besten ist das Spiel für mich zu Beginn der letzten 3-4 Stunden (der Story, wohlgemerkt). Dann, wenn die einzelnen Geschichten in ihrem jeweiligen Höhepunkt kulminieren, die Charaktere zu ihren Sentinels finden und durch das durchweg hervorragende Writing auch die Gelegenheit bekommen, noch mal zusammenzufassen, wofür sie stehen, was ihnen wichtig ist und/oder worum es bei ihnen eigentlich ging. In Folge geht es dann noch viel ums Erklären der Zusammenhänge, ums Herausfinden der letzten Twists und Geheimnisse und so verliert 13 Sentinels am Ende doch ein klein wenig Faszination und ernüchtert durch sein Ende geringügig. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau.
Interessiert man sich nämlich für kleinteilig gebastelte Science-Fiction-Plots, findet man das wahrscheinlich ziemlich cool. Und die vielen Stunden, in denen man Zeit mit teils wirklich erstaunlich faszinierenden Charakteren verbracht hat, macht es eh wett. Genau darum geht es mir und genau das habe ich die meiste Zeit über bekommen.
Für das letzte Bisschen, das 13 Sentinels also auf eine Reihe mit den ganzen Spielen hieven würde, die dieses Jahr von mir eine 9 bekommen haben, reicht es aufgrund des Endes und der Anxiety, womöglich nicht genug zu verstehen, nicht ganz, aber eine 8,5 von 10 sich liebenden Teenager:innen ist doch allemal drin.
Und weil es bei so einem Cast natürlich sein muss, hier noch meine Tierlist der Charaktere: