Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
Immerhin kann man der extrem fähigen (nsfw) Charakterdesignerin auch woanders folgen; ich hoffe einfach mal, sie noch in vielen Projekten wiederzutreffen.
Einige der Leute haben wohl ein neues Studio gegründet

Genau diese Künstlerin hat wohl auch irgendwas publiziert, wovon die Erlöse dann an die Leute gehen, die gefeuert wurden. Schade drum, aber vielleicht kommt da ja noch mal was Spannendes.

Apropos spannend...

Mandemon

Story?

Satomi wacht im verlassenen Abteil eines gestrandeten Zuges auf. Bei ihm sind nur ein bedrohlicher Kerl und ein Mädchen. An etwas erinnern kann sich unser Protagonist nicht wirklich. Um ihn herum findet er eine Geisterstadt vor. Scheinbar herrscht Krieg und die Gegend ist verlassen. Er und seine Mitschüler:innen sollen auf einem Feld in der Nähe Nahrungsmittel anbauen, um Vorräte zu sammeln. Doch eine Warnmeldung ertönt über einen Lautsprecher und sie werden gebeten, wieder zum Schulgebäude zurückzukehren. Einer der Lehrer offenbart dort, dass jemand ermordet wurde…

Doch nicht nur das. Irgendwas ist faul im Staate Japan. Was geht an der Schule vor sich? Wer ist Freund und wer Feind? Und was ist eigentlich ein Mandemon?

Das Spiel

Ein Mystery Visual Novel. Überraschung! Viel Text, eine kurze Spieldauer, Entscheidungen und ein Flowchart für verschiedene Routen. Die zur Verfügung stehenden Entscheidungsmöglichkeiten sind dabei alle einseh-, aber nicht von Anfang an auswählbar.

Angesprochen hat mich bei Mandemon, nachdem ich von einem Freund darauf hingewiesen wurde, vor allem die Ästhetik. Die Hintergründe sind farbentsättigt und reichlich neblig, was im Zusammenspiel mit der meist klassischen Klaviermusik für eine verwaiste, trostlose Atmosphäre sorgt, die dem Spiel gerade zu Beginn gut steht. Auch Satomis Gedächtnisverlust verstärkt das Mysteriöse an seiner Situation weiter. Die Charaktere im Vordergrund sind ein ganzes Stück plastischer, doch nicht weniger mysteriös.



Wie war es denn nun?

Mandemon fängt einnehmend und spannend an. Die Atmosphäre, das Mysterium um quasi alles. Der entlegene Schauplatz, weit entfernt von der Frontline, vermeintlich sicher, doch auch im Unklaren gelassen. Die Stimmung kommt in der ersten knapp halben Stunde wirklich gut an, doch dann beginnt Mandemon sich etwas in seinem Mysterium zu verlieren.

Die Charaktere, die einem für den Hauch eines Moments wie interessante, komplexe Figuren vorkommen könnten, entpuppen sich im Zuge der verschiedenen Routen als Schachfiguren in einem ganz eigenen Krieg. Der existiert nicht, weil er besonders viel Sinn macht, sondern weil die sich entblätternden Wahrheitsschichten das so brauchen. Und wenn sich in all der Sache vielleicht irgendwie ein Kommentar dazu versteckt, wie Identität und Diskurse die Weltsicht prägen, auf der am Ende alle Entscheidungen beruhen, ist das eher Zufall und wird auch nicht feinfühlig genug erzählt um wirklich anzukommen.

Fast alle weiblichen Charaktere werden in den verschiedenen Routen irgendwie zu Love Interests. Das Spiel ist eigentlich nicht lang genug, um dem Umstand Rechnung zu tragen. Irgendwann ist das Interesse an den Enthüllungen weg, die zwar nie fürchterlich, aber auch nie besonders stark sind. Und so ganz weiß ich auch immer noch nicht, was ein Mandemon jetzt ist.

Viel mehr kann ich auch nicht sagen. Mandemon zaubert sich mysteriöse 4 von 10 zirpende Zikaden, die eigentlich in keinem japanischen VN fehlen dürfen, herbei.


*****

Zwar habe ich auch in Mandemon alle Achievements geholt. Aber ich bin in Hinblick auf meine Challenge noch nicht verzweifelt genug, um das zählen zu lassen, wenn dafür nicht mehr nötig war als alle Routen zu spielen und ein mal ins Menü zu klicken. Also gehe ich heute leer aus.