Den Punkt finde ich auch ganz gut, um anhand davon zu illustrieren, was du schon formuliert hast: Dass Zestiria einige Dinge bereit hält, die es aber nicht gut zu präsentieren weiß. Das war bei der Lore für mich auch ganz besonders der Fall. Zum einen war der Käse da eben schon irgendwie gegessen, weil es mich nicht von Beginn an catchen konnte. Zum anderen fand ich die Lore-Pieces über diese zu suchenden Shards (eigentlichen Namen schon vergessen) aber auch reichlich langweilig in Szene gesetzt. Ich hatte zu all den historischen Figuren keinen Bezug, ihr Schicksal war mir egal. Gleichzeitig hat das Spiel aber irgendwie behauptet, dass das gerade rührend ist und das hat dann insbesondere nicht gefruchtet. Das fasst du ja auch treffend unter dem Wort „unnahbar“ zusammen. Stimmt aber, dass das eigentlich gut zum Archäologie-Thema passt. Wären die beiden Archäologen nur interessanter gewesen, hätten sie mich vielleicht anstecken können.
Wenn man dafür offen ist, kann ich aber auf jeden Fall sehen, wie man das cool findet. Zestiria öffnet sich der eigenen Welt gegenüber grundsätzlich mehr als das andere Spiele aus der Reihe (von den wenigen, die ich kenne) tun.
Auch zu der Party habe ich ja doch noch einige positive Worte gefunden. Nur, dass mir das Relevante eben viel zu spät und zu langsam passiert und es an Reibung fehlt. Alishas optionale Questline könnte ich sogar gespielt haben, die hat aber keinen Eindruck hinterlassen, weil ich Alisha dafür auch zu blass fand. Inwiefern sie schlau oder nicht schlau handelt, ist mir egal (so war das „blöd“ in meinem Beitrag jedenfalls nicht gemeint). Ich kann auch dumm, naiv und scheuklappenmäßig handelnden Charakteren etwas abgewinnen, und oft sogar besonders viel. Aber bei ihr hat sich das für mich nicht so angefühlt, als wäre da mehr als naives, blasses Versagen. Und die Charakterentwicklung wurde in der Endsequenz zwar angedeutet, in der sie gemeinsam mit dem einen Rittertypen die beiden Nationen bequatscht. Aber da hört man sie nicht mal reden. Genau in dem Moment also, in dem sie endlich mal Profil kriegen könnte, wird sie stumm geschaltet. Vielleicht habe ich also doch einen Teil ihrer Quest verpasst, wo sie noch mehr bekommt. Aber ob ich ihr wirklich noch eine Chance gegeben hätte, weiß ich auch nicht.
Was Edna und Eizen angeht, habe ich den Teil auch nicht gespielt. Aber ich habe mich dazu noch eingelesen, weil das eben doch ein Schicksal war, das mich noch mehr interessiert hat. Eizen mochte ich in Berseria ja sowieso und auch Edna zählte für mich zu den stärkeren Charakteren und vor allem denen, bei denen ich am Ende traurig war, dass ich nicht mehr teilgenommen habe.
Auch was die Themen angeht, stimme ich dir zu. Nur finde ich, dass da eben auch eine Schwäche liegt. Sorey ist ein klassischer Held, der entsprechende Tugenden vertritt und dafür einsteht. Er ist der Protagonist und das Zentrum der Geschichte, auf seiner Seite positioniert sich das Spiel schließlich auch. Dennoch gibt es den Nihilismus in Form von Heldalf und auch dieser Illusionsmagierin, die bis zum Schluss für ihn kämpft. Und die kriegen erstaunlich viel Platz, um darüber zu reden, werden am Ende aber doch irgendwo von Soreys schwachbrüstiger Überzeugung erdrückt. Auch das ist wieder symptomatisch und anhand von diesen Themen verstehe ich bspw. auch gut, warum sich jemand gedacht hat: „Oh, da braucht es Berseria“, wo dieser Konflikt beinahe umgekehrt wird, die nihilistische Leerstelle aber durch eine individualistische Sinnstiftung gefüllt wird und der Konflikt auch viel besser, viel fokussierter und viel charismatischer ausgeführt wird.
Gerade weil ich – wegen meiner von Beginn an existenten Unlust, Soreys Schnarchnasigkeit und sicher auch dem ungerechten, dem Spiel nicht gut tuenden Vergleich zu Berseria – aber keine wirkliche Freude an Zestiria finden konnte, bin ich umso dankbarer über deine Meinung und fast ein bisschen neidisch, dass ich einige der Dinge nicht so erleben konnte wie du.Ich schaue mir gleich auf jeden Fall noch deinen Post zum Spiel an.