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Held
Pathfinder: Wrath of the Righteous
Pathfinder: Kingmaker war für mich mit Abstand das beste Spiel der letzten 10 Jahre. Es hatte trotz kleinerer Schwächen nahezu alles, was ein herausragendes Videospiel ausmacht. Mit 9,5 Punkten habe ich dem Spiel auch eine fast perfekte Wertung gegeben. Dass ich jemals eine 10 vergeben werde, halte ich für unrealistisch. Das gilt auch für den Nachfolger, der nicht in die Nähe einer solchen Wertung kommt. Ich wollte es eigentlich nicht auf der Konsole spielen, aber es hat mich so sehr in den Fingern gejuckt, und ich hatte nicht damit gerechnet, mir dieses oder nächstes Jahr einen neuen, leistungsfähigeren Laptop zuzulegen, auf dem ich es hätte spielen können (der kam jetzt mit Black Friday), sodass ich es im Sommer dann doch begonnen habe. Im Nachhinein ist man immer schlauer; zu warten wäre aber die bessere Entscheidung gewesen.
Insgesamt hat mich Pathfinder: Wrath of the Righteous vier Monate beschäftigt, eine verdammt lange Zeit für ein Videospiel – das hatte ich zuletzt bei Persona 5. Allerdings lagen diesmal auch zwei Urlaube dazwischen, in denen ich im Ausland unterwegs war. Die Spielzeit ist allerdings auch einfach gigantisch. Mit ca. 140 Stunden hat der zweite Teil den ersten sogar nochmal deutlich übertroffen. Leider kann man das jedoch nicht über die Qualität behaupten. Den Vorgänger dahingehend zu übertreffen, wäre allerdings auch eine absolute Herkulesaufgabe gewesen, daher ist das keine Schande. Ich ärgere mich, wie erwähnt, sehr, dass ich es auf der Konsole gespielt habe. Auch wenn die Steuerung mit dem Gamepad, abgesehen von einigen Kleinigkeiten, hervorragend umgesetzt wurde und deutlich besser als beispielsweise bei Wasteland 3 funktioniert, so ist es dennoch einfach nicht das Gleiche wie mit Maus und Tastatur, die für diese Art von Spielen einfach viel besser geeignet sind. Das Spielgefühl ist auch einfach nicht dasselbe. Es wird auch das letzte Mal gewesen sein, dass ich ein solches Spiel auf der Konsole gespielt habe. Baldur’s Gate 3 werde ich – wenn es soweit ist – dann auf meinem neuen Laptop in Angriff nehmen. Aber zurück zum Spiel an sich.
Den Entwicklern ist es, wie schon beim überragenden Vorgänger, erneut gelungen, den Zeitgeist der alten Baldur’s Gate-Spiele einzufangen und mit enormem Detailreichtum, toll geschriebenen Dialogen und unglaublich viel Charakterinteraktion umzusetzen (allein, dass es bei jeder Übernachtung Charakterinteraktionen gab, ist irre bei ungefähr 200 Übernachtungen, die ich im Verlauf des Spiels gemacht habe – und das meistens mit den sechs gleichen Charakteren). Auch der Aufbau des Königreichs bzw. die Kämpfe der Heerführer fand ich gut, obwohl gerade dieser Aspekt des Spiels wohl recht viel Kritik erfahren hat. Einzig das Balancing ist hier unausgewogen. Magie ist komplett OP, aber ohne Magie des Heerführers schafft man die Kämpfe schlichtweg nicht. Das wurde etwas suboptimal umgesetzt. Drei weitere Kritikpunkte habe ich am Spiel, die bei mir auch dafür sorgen, dass das Spiel keine Neuner-Wertung erhält und ich selbst für die finale Wertung sogar ein Auge zudrücken musste.
Punkt eins ist die schier unendliche Anzahl an Loot und einzigartigen Waffen/Rüstungen, die man im Spiel einsammelt. Es ist zwar toll, dass sich die Entwickler so viel Mühe gegeben haben, all diese Sachen hinzuzufügen, aber das ist einfach too much. Gefühlt kann man alle drei Minuten das Equipment wechseln. Man freut sich überhaupt nicht mehr, eine tolle, einzigartige Waffe zu finden. Das ist super schade.
Die anderen beiden Kritikpunkte hängen eng zusammen und sind eher subjektiv. Die Story rund um den Krieg zwischen Mensch und Dämonen finde ich leider extrem unkreativ, und auch wenn die Story sicher ihre Höhen hat und es auch an einigen Stellen schafft, Spannung aufzubauen, hat mir die Haupthandlung nicht sonderlich zugesagt, was bei der immensen Spielzeit leider negativ ins Gewicht fällt. Dafür sind die Storylines der Charaktere und einiger Sidequests extrem gut gelungen. Vor allem die Charaktere sind klasse. Alle – trotz einiger Klischees – unglaublich individuell mit tollen Interaktionen untereinander. Auch die Entscheidungsfreiheit ist wieder immens, das glaubt man gar nicht. Wenn man an einem bestimmten Punkt im Spiel eine gewisse Entscheidung trifft, hat dies zur Konsequenz, dass man teilweise komplett andere Gefährten erhalten kann, die man bei einem „normalen“ Spielverlauf nicht bekommt. Das steigert den Wiederspielwert natürlich extrem, was bei mir aber aufgrund der hohen Spielzeit nicht passieren wird.
Mein dritter und größter Kritikpunkt ist das komplette vierte Kapitel, in welchem man sich in der Dämonenwelt befindet. Das war für mich eine einzige Qual, ich habe fast alles daran gehasst. Die Dämonenstadt an sich, die komplett verwinkelt ist und bei der man die Kameraperspektive dauernd verschieben muss, damit manche Bereiche der Stadt erreichbar sind (und das Ganze gefühlt eine Million Mal), und dann hatte hier jeder Gefährte noch eine eigene Sidequest, sodass man hier dauernd hin- und herrennen musste. Das Kapitel war ein reines Ärgernis.
Obwohl die Kritikpunkte schon etwas größer sind, habe ich auch dieses Spiel wieder sehr genossen, sonst hätte ich nicht so viel Zeit investiert, und ich weiß, dass es wie schon der Vorgänger wieder mein Spiel des Jahres ist.
Erwähnen möchte ich auch die hohe Qualität einiger DLCs, von denen es sogar sechs oder sieben Stück gibt und die ich ebenfalls alle durchgespielt habe. Durch die Asche und Herr des Nichts, die beide zusammen eine Geschichte erzählen, welche nochmal 10–12 Stunden Inhalt vorweisen kann, haben mir sehr gut gefallen. Und auch das ins Spiel integrierte Die letzten Sakorianer mit neuem Charakter und eigener Questline fand ich sehr gut. Auf die anderen hätte ich persönlich verzichten können. 8,75/10
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