Hatten wir da nicht sogar schon mal drüber geredet, MeTa ...? Mein Gedächtnis, ey.
Also in Mondstadt ist mir das tatsächlich auch aufgefallen ("City of Freedom!"), aber gar nicht mal so, dass es jetzt unbedingt krasser als in westlichen Fantasy-Medien wäre, sondern allem voran etwas anders. Wenn die sich reale Vorbilder nehmen, sind sie ja oft genauso reduziert auf irgendwelche Stereotypen und bewerten diese Stereotypen genauso aus der eigenen kulturellen Perspektive; speziell Japan war da in der Vergangenheit oft ein krasses Beispiel. Vor allem neigen wir aber dazu, die eigene Kultur als "neutral" (sprich: NORMAL!) zu präsentieren, weshalb westliche Kulturen in westlichen Medien oftmals weniger stereotyp daherkommen oder einfach gar keinen "kulturellen Geschmack" haben, der irgendwie bewertet wird ... während der Rest dann als exotisch, fremd und ein bisschen weird dasteht. Deshalb fällt das bei Mondstadt denk ich auch so auf, was übrigens auch einen subversiven Wert haben kann!
Die kritische Frage ist ja: Wie sehr wertet und reduziert das Spiel wirklich, vor allem im Vergleich der Länder? Und dafür habe ich definitiv noch nicht genug gespielt. ^^ Ich würde aber sagen, dass die "westlichen Werte" in Mondstadt durchaus als etwas Vielseitiges dargestellt werden, alleine schon durch den insgesamt positiven Vibe der Stadt und Barbatos als sympathischen Charakter im Zentrum der Ideologie. Wenn man hier im Kern eine Kritik des Westens hätte draus machen wollen, hätte das GANZ anders angehen können!Liyue habe ich aber auch nicht als frei von (internen) Problemen wahrgenommen, bspw. mit seinem Konflikt zwischen den traditionalistischen Tiergeistern und dem extremen Fokus auf Geld in der Hauptstadt. Die Schurken habe ich noch nicht kennengelernt, mal gucken. (Die wirklich schlimmen kommen in Mondstadt übrigens auch von außen!) Und die anderen Länder fehlen mir noch. ^_~
Wo ich bisher tatsächlich den spannendsten Unterschied sehen würde: Zumindest große westliche Medien neigen inzwischen eher dazu, allzu direkte Allegorien auf fremde Länder zu vermeiden. Das ist zum Einen die Erfahrung aus Jahrzehnten voller weirdem Rassismus, den die Kunstschaffenden selbst gerne vermeiden möchte, zum Anderen ist es die Panik westlicher CEOs und Shareholder vor Kritik, Schlagzeilen und Shitstorms. D&D etwa hat da ja schon seit Jahren so einen faszinierend kontroversen Prozess laufen: Man versucht, potenziell rassistische "Reibung" aus den Spielen zu entfernen, indem bspw. Monster vermenschlicht oder von kulturellen Allegorien "bereinigt" werden. Was einige cool, andere blöd und die nächsten zumindest komplex finden.
China funktioniert da, würde ich sagen, – genau wie Japan! – sicherlich anders. Im Internet wird das gerne auf "Die sind halt noch nicht so woke!!!" reduziert (außer natürlich, wenn ein asiatisches Spiel plötzlich etwas "Wokes" tut), aber letztlich haben diese Länder genauso sehr ihre Ideologien, diese Ökonomien genauso sehr ihre finanziellen Zwänge.
Und ehrlich gesagt, ich LIEBE es, das zu sehen!
Dass Genshin aus unserer Perspektive so anders wirkt, dass es mit seiner Fantasy-Version unserer Welt etwas tut, das westliche Spiele inzwischen eher selten tun ... MEGA! Ich bin mir sicher, dass die Darstellung der anderen Länder nicht irgendwie heimtückisch konzipiert ist (genau wie meistens bei potenziell rassistischem westlichen Design!), sondern einfach aus kultureller Faszination und den eigenen Klischees in den Köpfen erwächst. Und hier sind das halt ausnahmsweise nicht nur amerikanisch-europäische Köpfe, was es für mich ernsthaft interessant macht.
Am Rande: Ich hatte solche Überlegungen auch bei Zenless Zone Zero ein paarmal! Es ist ernsthaft interessant, zu sehen, was sich so ein Spiel alles erlauben kann, auch entgegen unserer Vorstellung von chinesischer Zensur, was es doch lieber vermeidet und wo generell seine kulturellen Bezugspunkte liegen. Ich meine, am Ende des Tages mögen diese Spiele was "Chinesisches" haben ... aber über die weitesten Strecken spüre ich dann doch sehr viel mehr amerikanische (Hollywood-) und japanische (Anime-)Einflüsse. ^^
Um mein Argument mal ganz blöd zu reduzieren: Selbst wenn dieses Spiel ungewollten Rassismus von Chinesen enthält, finde ich das a) ulkig und faszinierend und lehrreich, und b) tatsächlich auch weniger problematisch für den Westen, weil unser eigener Rassismus noch so hegemonial und kulturschaffend ist. Reden wir in 30 Jahren noch mal drüber! Bis dahin bin ich vielleicht auch mit der Story durch.UND, wie gesagt, Genshin Impact ist definitiv nicht das krasseste Beispiel, würde ich argumentieren, zumindest anhand der Dinge, die ich bisher gesehen habe.
Ungewollt! xD Ich sehe das tatsächlich gar nicht abschätzig. Es ist für mich einfach historisch bedingt, und dann kommen halt die wirklich spannenden Fragen dazu, a) wie die Leute damals mit den Limitationen umgegangen sind, und b) was über die Zeit einfach veraltet ist. Panzer Dragoon ist da auch ein schönes Beispiel, weil ich wenige Videospielreihen kenne, die SO aggressiv in die dritte Dimension gehen – Ja, selbt das fucking RPG! – ... aber eben, bevor sich der Analogstick als praktisch konkurrenzlos durchgesetzt hat.Zitat
Gewisse Steuerungsaspekte kann man heute daher auch nur noch gutheißen, wenn man sich bewusst in diese Zeit zurückversetzt. Die Optik der Spiele dagegen ist zwar objektiv irgendwo veraltet, hat sich imho aber einen gewissen Level von Reiz erhalten, wenn man sich darauf einlässt. Ein Indie-RPG heute könnte so einen Stil durchaus als Stilmittel benutzen; die Steuerung nur noch, wenn du, kA, ein Spiel darüber machen willst, betrunken nach Hause zu kommen.
Absolut, das Spiel LEBT einfach von diversen Sachen (Optik, Writing, Stimmen)! Und wenn einen irgendwas davon abschreckt, kann sofort Schicht im Schacht sein.Zitat