Lost in Random
Lost in Random habe ich vor einer Weile im Sale mitgenommen, weil es süß aussah und ich einfach mal etwas anderes ausprobieren wollte.
Jetzt bin ich durch damit und habe mich damit leider etwas schwergetan.
Schon auf den ersten Blick merkt man, dass es ein sehr charmantes Spiel mit einer Vision ist. Die offensichtlich von Tim Buron inspirierte Ästhetik ist im Gaming-Bereich sehr unverbraucht. Das Art Design ist klasse, die zahlreichen skurrilen und schrulligen Figuren sprühen nur so vor Charme.
Das spiegelt sich auch im Writing wieder. Die Dialoge sprühen nur so über vor Witz (vor allem Wortwitz) und Kreativität. Dazu kommt eine erstklassige Vertonung – großes Lob dafür.
Leider, leider ist es aber doch schnell ein wenig
zu viel. Die NPCs quasseln alle ohne Ende und verlieren sich ständig in ewig langen Witzen, Sophisterei oder schlicht und ergreifend Randomness, die den Wahnsinn der Welt ausdrücken soll.
Das hat sich bei mir nach einer relativ kurzen Weile doch abgenutzt und irgendwann sogar eher genervt. Der Humor wirkt weniger wie Beiwerk, sondern vielmehr wie ein Selbstzweck, und gelegentlich wird dabei sogar die vierte Wand durchbrochen (z.B. vom Erzähler), was für mich meist ein No-Go ist.
Die eigentliche Handlung ist recht simpel und kurz. In einer Welt, wo das Schicksal der Menschen durchs Rollen eines Würfels entschieden wird, muss ein Einser-Mädchen namens Even ihre Schwester Odd aus den Klauen der bösen Königin befreien. Dafür muss sie die sechs nach den Würfelaugen benannten Städte (Two-Town, Fivetopolis etc.) durchqueren, um schließlich in den Palast der Königin in Sixtopia zu gelangen.
Es ist ein süßes und märchenhaftes Spiel mit einem düster-morbiden Touch, wie man es halt von Tim Burton kennt. Die Handlung ist nett. Sie reißt nicht mit und bietet keine Überraschungen, aber sie ist charmant und ordentlich umgesetzt.
Spielerisch hat Lost in Random leider nicht viel zu bieten. In erster Linie erkundet man die Welt, spricht mit den Bewohnern und findet gelegentlich Geld, von dem man sich Karten kaufen kann.
Das Kampfsystem ist ein simples Action-Kampfsystem, mit einer Deckbuilder-Komponente. Man schießt mit einer Zwille auf Kristalle an den Körpern der Gegner, um diese einzusammeln. Dadurch kann man Karten ziehen und würfeln. Je nach gewürfeltem Ergebnis kann man dann Karten spielen, die je 1-3 Punkte kosten und vielfältiger Natur sind: offensiv, defensiv, heilend, das Spielfeld manipulierend oder auch passiv. Ohne diese Karten kann man keinen Schaden anrichten.
Das hört sich auf dem Papier cool an, aber leider hat das System wenig Tiefe. Wenn man eine Taktik gefunden hat, die halbwegs funktioniert, bleibt man vermutlich bis zum Ende des Spiels dabei.
Leider gibt es in den Kämpfen auch wenig Variation. Zwar gibt es in Bosskämpfen hier und da ein paar Gimmicks, aber im Kern laufen alle Kämpfe gleich ab. Zu allem Überfluss sind sie auch noch relativ lang und zäh, da sie meist aus mehreren Gegnerwellen bestehen. Daher habe ich nach einer Weile auch auf Einfach umgestellt, einfach damit die Gegner nicht solche Damage Sponges sind.
Der Anfang des Spiels hat mir noch Spaß gemacht, zunehmend fand ich die Städte aber anstrengender, da man
so viel NPC-Gelaber über sich ergehen lassen muss. Und es tut mir auch irgendwie leid, weil alles so voller Witz und Charme ist, aber diese Maßlosigkeit ist einfach zu viel und die Balance zwischen Geplänkel, Story und Gameplay ist für mich überhaupt nicht aufgegangen.
Wäre das Spiel nur 4-5 Stunden lang statt 12-15, hätte ich es vermutlich deutlich mehr genossen. Den Anfang mochte ich, das Ende war befriedigend und zwischendurch gab es immer mal wieder sehr coole Ideen. Als großes Ganzes hat es für mich aber leider nicht sonderlich gut funktioniert.
Spielzeit: 12:30
Wertung: 5,5/10
Backlog: 40
Bis zum Ziel: 15 ...